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Nun doch: Wolf kommt in Sachsen ins Jagdrecht

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Jagdfreies Gebiet :: PROTEST gegen Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdrecht !  
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Quercus



Anmeldungsdatum: 03.03.2010
Beiträge: 151

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BeitragVerfasst am: 26 Apr 2010 9:33    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo, Antares,

bitte wirf nicht die marodierende Jägerei mit den jagdlichen Organisationen und den Entscheidungsträgern in einen Topf. Letztere ärgern sich mehr über Jäger als mancher Naturschützer.

Nehmen wir einmal an, mir würde in meinem Dienstbezirk ein Wolf übern Weg laufen oder ich würde seine Fährte finden. Dann hätte ich zwei Möglichkeiten, nämlich entweder Schnauze halten und hoffen, dass es niemand anderes merkt oder melden und ein paar Stunden später hätte ich eine ganze Armada von mehr oder weniger qualifizierten, mehr oder weniger bornierten Wolfslobbyisten im Dienstbezirk. Dann wird das Ganze auch noch im Internet veröffentlicht und schwuppdiwupp, wachsen Begehrlichkeiten. Na, schönen Dank auch, da halte ich aber lieber die Klappe.

Wäre die anwachsende Wolfspopulation Normalität, hätte die Jägerei keine Probleme. Die fürchten sich vor den Wölfen viel weniger als vor denen, die die Wölfe im Schlepptau haben. Steht der Wolf im Jagdgesetz, ist es damit vorbei, dann untersteht er primär den Unteren Jagdbehörden und nicht den Untern Naturschutzbehörden - sprich, die Jägerei ist viel mehr und vor allem ohne diese dämliche Feindbildpflege, der zahllose Naturschützer verfallen sind, in Entscheidungsprozesse eingebunden.

Die derzeitige Praxis bestätigt das übrigens: Der Anteil der Revierpächter, die mittelbar oder unmittelbar unter dem Wolf "leiden" ist minimal. Weil eben weit mehr als 90 % der Reviere für Wölfe völlig uninteressant sind. Da ab, wo er sich aufhält, haben Revierpächter nichts zu sagen, da es sich fast immer um Flächen der Forstverwaltungen oder aber der "großen" Waldbesitzer handelt. Und die freuen sich über jeden Wolf ein Loch ins Knie, weil der Verbissdruck sinkt, sie weniger Aufwendungen für die Jagd haben und weil ein heimischer Wolf das Prestige ungemein hebt.
(Ich empfinde es jedenfalls als etwas sehr Besonderes, wenn ich bei unseren Dückjagden darauf hinweise, dass Wolf vorkommen und selbstverständlich nicht beschossen werden kann.)

Was spricht dagegen, irgendwann einmal in ein paar Jahrzehnten vereinzelt Wölfe freizugeben und erlegen zu lassen. Hirsche und Hasen werden schließlich auch geschossen? Warum also nicht Wölfe, wenn es der Gesamtbestand zulässt? Mal davon abgesehen - sooo einfach ist es ja wohl nicht.

Zu Wölfen und Hunden:
Hier regiert Emotionalität, Uninformiertheit und Unsachlichkeit.
Es gab in meinem nunmehr 53-jährigen Leben nicht einen Tag, an dem nicht mindestens 2 Hunde unseren Haushalt teilten und wenn einer stirbt, ist der Verlust unermeßlich hoch. Ich weiß also, wie sich Menschen fühlen, die ein haustier verloren haben und die zahllosen, wie ich Hunde führenden Jäger wissen dies genau so.
Diesem Empfinden steht aber eine große Verantwortung gegenüber, nämlich die Verpflichtung, wildlebende Tiere vor so extremen Gefahren, wie sie wildernde Hunde darstellen, zu schützen. Dabei rede ich jetzt nicht von Nachbars Maxe, der mal am Dorfrand sträßchenauf sträßchenab seinen Verdauungsspaziergang macht, sondern von den Profis, die alleine oder zu mehreren in wenigen Wochen ein Revier komplett leer räumen und dabei dem Wild entsetzliche Qualen zufügen. Vermeidbare Qualen, denn im Gegensatz zum Wolf haben die satt zu fressen und jagen auf Grund der übergrossen Blödheit ihrer unfähigen Besitzer.
In solchen Fällen gilt es abzuwägen und ich unterstelle, daß es hierbei zu Fehlentscheidungen kommt. Das Verhältnisse dürfte allerdings bei einigen zigtausend zu eins liegen und kann insofern vernachlässigt werden.

Und ganz zum Schluß: Ich bin mir ganz sicher, daß in D der eine oder andere Wolf geschossen wird. Nicht aus den bekannten Rudeln heraus, aber eben als unbekannter Wanderer.
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C.J.W. Handendoek



Anmeldungsdatum: 01.11.2009
Beiträge: 87

BeitragVerfasst am: 26 Apr 2010 14:04    Titel: Antworten mit Zitat

greywolf hat folgendes geschrieben:
bin wieder da ...
scheint definitiv schon entschieden worden zu sein. zumindest steht es in der SZ. ... und das Kupfer den Vorschlag unterbreitet hat Confused ... dazu sag ich jetzt mal nix. Lips Are Sealed
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2447204

Na bitte. Wieder einmal Recht gehabt.

Könnten wir in diesem Rahmen mal das Gesäusel vom Wolf "ins Jagdgesetz" durch die zutreffende Formulierung "in die Liste der jagdbaren Tiere" ersetzen.

Gruß
Handendoek
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Quercus



Anmeldungsdatum: 03.03.2010
Beiträge: 151

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BeitragVerfasst am: 26 Apr 2010 15:01    Titel: Antworten mit Zitat

Worin besteht der Unterschied?

A la bonheur - man könnte genauso für die Niederlande formulieren: Wildgänse = vergasbare Tiere.

http://www.komitee.de/index.php?niederlande
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jurawolf



Anmeldungsdatum: 01.01.2009
Beiträge: 283

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BeitragVerfasst am: 26 Apr 2010 17:43    Titel: Antworten mit Zitat

Quercus hat folgendes geschrieben:
Nun zu Afrika:
Die Jagd im Süden Afrikas wird keineswegs nur in Gehegen/Gattern ausgeübt, ganz im Gegenteil.

dies und deine weiteren ausführungen ändern nichts daran, dass es in afrika wildgehege weit verbreitet sind und eben auch grosskatzen für abschüsse in gehegen gehalten werden. aber was nerve ich mich überhaupt, in deutschland sind wir ja inzwischen gleich weit...

im übrigen gehöre ich absolut nicht zu denen, die grosswildjagd generell verurteilen. ich weiss, dass es sehr viele beispiele gibt, in denen ohne die grossraubwildjagd gewisse gebiete und wildbestände vollständig zerstört worden wären. allerdings wird auch dabei viel unfug betrieben und schwarze schafe gibts hüben wie drüben.


Quercus hat folgendes geschrieben:
Ich wills mal ganz einfach sagen: Wenn ich das Bedürfnis habe, einen Wolf zu schießen, gibt es dafür nur zwei evtl. Gründe:
a. weil er schadet
b. weil ich seine Trophäe resp. ihn gerne haben will.

Daß a. nicht zieht, hat sich beim konservativsten Jagdpächter rumgesprochen, fällt also m.E aus.

in deiner traumwelt möchte ich auch leben. jeder, aber auch wirklich jeder, der regelmässig unter jägern verkehrt, weiss, dass genau das argument des "schädlings", der wildpopulationen kaputt macht, weit verbreitet ist. wir sind uns einig, dass dieses argument schwachsinnig ist, aber eben, für nicht wenige jäger zieht das noch immer.


Quercus hat folgendes geschrieben:
Würde sich die Jägerei nicht an das Abschußverbot halten, so gäbe es garantiert deutlich weniger bis gar keine Wölfe in Deutschland; das hat die Erfahrung aus Zeiten der DDR längst bewiesen.

in der DDR war der wolf jagdbares wild und genoss keine schonzeiten. er dürfte immer und überall von den jägern erlegt werden. das und nichts anderes war der grund, warum er sich nicht etabliert hat. ein abschussverbot, wie von dir suggeriert, gab es damals nicht.


Quercus hat folgendes geschrieben:
Und dass Wölfe als wildernde Hunde erlegt werden, geschieht unabhängig davon, ob sie im Jagdgesetz stehen oder nicht.

könnte das vielleicht an der von dir genannten qualitativ schlechten jagdausbildung liegen, ebenso wie die noch immer verbreitete ansicht des schadens am wild, den er angeblich anrichtet?
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Quercus



Anmeldungsdatum: 03.03.2010
Beiträge: 151

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BeitragVerfasst am: 26 Apr 2010 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

HJurawolf, lies meinen Beitrag bitte noch mal in Ruhe durch.
Entweder verstehst du mich vorsätzlich falsch oder aus Zufall.

Es geht doch nicht um Gehege, es geht darum, daß man in Afrika Prädatoren ausserhalb von Gehegen in Zusammenarbeit zwischen Jagd und Naturschutz erfolgreich bewirtschaften kann.

Schaden muß nicht durch pauschales Beutegreifen entstehen, Schaden kann z.B. ständige Unruhe/Jagddruck sein, kann ein spezialisierter Beutegreifer sein. Nur um ein paar Beispiele zu nennen.


Du bestätigst mich - zu Zeiten der DDR war der Wolf Mangelware. Würde der Wolf wie zu Zeiten der DDR verfolgt, gäbe es deutlich weniger.
Ergo hält sich die Jägerei weitestgehend ans Abschußverbot.

Es werden nicht Hunde mit Wölfen verwechselt, sondern Wölfe mit Hunden. Der Unterschied sollte einleuchten.
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grauer-geselle



Anmeldungsdatum: 26.09.2008
Beiträge: 178
Wohnort: Laubusch / Sachsen

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BeitragVerfasst am: 26 Apr 2010 19:33    Titel: Antworten mit Zitat

@ Quercus

Wenn alle Jäger so denken, sich äußern und handeln würden, wie es eigentlich sein sollte, würde niemand auf den Gedanken kommen, irgendetwas zu sagen oder zu schreiben, dass den Eindruck erwecken könnte, man erschaffe ein "Feindbild".

Da man aber, ohne selbst einen Jäger zu kennen, der sich gegen den Wolf ausspricht, leider auch viele andere Beispiele findet, sind manche Aussagen hier, die Du als Feindbilderschaffung siehst, auch nicht von der Hand zu weisen.

Wenn sich jemand, schon vor Jahren in der Lausitz geschehen, öffentlich in einer Fernsehreportage sinngemäß so äußert, dass man sich "als Mensch das Recht nehmen kann, SEIN Wild, das man gehegt hat, vor dem Wolf zu schützen", dann ist dies wohl Ausdruck genug, dass nicht so gedacht wird, wie es ein aufrichtigen Jäger tun sollte.
Wenn man in Jagdforen ähnliche Meinungen liest, ist das der Schlag in die selbe Kerbe.

So ist es auch nicht verwunderlich, wenn sich ein Bild der Jägerschaft darstellt, das sicher nicht der Großteil vertritt, aber das sich dann doch unliebsam in der Öffentlichkeit präsentiert.

Wildernde Hunde:

Von den vielen Hunderassen die es gibt, passen einige in "Mutti's Häkelkörbchen", sehr viele können uns "an's Bein pinkeln" , ohne es bis zur Kniehöhe zu schaffen. Nur wenige Rassen sind überhaupt in der Lage, wie hattest Du gesagt ( ? ), Reviere leerzuräumen, sprich Wild größer als der Hase zu greifen. Von diesen widerum gibt es wohl keine ausser den Wolfshunden, die man ernsthaft mit dem Wolf verwechseln könnte. ( Aus der Sicht des Auges des geschulten Jägers ). Schon beim Deutschen Schäferhund sollte es kaum Zweifel geben.

Wenn der Jäger in solchen, wirklich Ausnahmefällen ein Gespür walten läßt und nicht abdrückt, hat er wohl zu 99 % einen Wolf am Leben gelassen als einen wildernden Hund nicht geschossen ! Er muß es aber wollen !

Wer da also sagt: " Ich dachte es wäre ein Hund ", der ist genauso VERANTWORTUNGSBEWUSST als wenn er sagen würde, " Ich dachte es wäre eine Bache " !
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Antares



Anmeldungsdatum: 03.01.2010
Beiträge: 36
Wohnort: Landshut

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BeitragVerfasst am: 27 Apr 2010 7:48    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Was spricht dagegen, irgendwann einmal in ein paar Jahrzehnten vereinzelt Wölfe freizugeben und erlegen zu lassen. Hirsche und Hasen werden schließlich auch geschossen? Warum also nicht Wölfe, wenn es der Gesamtbestand zulässt? Mal davon abgesehen - sooo einfach ist es ja wohl nicht.


Und wie groß soll der Gesamtbestand deiner Ansicht nach sein, dass er eine Bejagung "rechtfertigen" würde? Soll auch hier der Bestand landesweit die Zahl von 250 erwachsenen Tieren nicht übersteigen (wobei man sicher erst sehen muss ob er das jemals wird)? Nehmen wir an Wölfe vermehren sich in Deutschland wirklich so stark, dass sie zum Problem werden, weil immer häufiger Haustiere gerissen werden. Schon ohne Aufnahme des Wolfs ins 'Jagdrecht' besteht die Möglichkeit solche Wölfe "zu entfernen", ohne dass sich jemand anschließend das Fell an die Wand hängt. Ich denke es ist immer noch ein gravierender Unterschied, ob vereinzelte Tiere nach Prüfung und Freigabe aller entspr. Behörden zum Abschuss freigegeben werden, oder ob jemand praktisch wahllos Tiere ungeachtet deren Bedeutung für das Rudel abschießt, weil eine bestimmte Stückzahl freigegeben wurde - auch wenn ich nicht sagen möchte, dass ich den Abschuss eines sich fortpflanzenden Leit-/Elterntiers mehr oder weniger verwerflich fände als den Abschuss eines rangniederen oder wandernden Tieres.
Und auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Das Töten eines Tieres aufgrund niederer Beweggründe wie z.B. dem 'Thrill' es gejagd und erlegt zu haben, oder weil man sich gerne eine Trophäe sichern möchte, ist und bleibt verwerflich. Ja, es ist schlimm genug, dass Nutztiere wie Rind und Schwein etc. in heutiger Massentierhaltung ein noch viel unwürdigeres Leben und Ende haben, nur weil immer mehr Menschen meinen täglich billig Fleisch essen müssen. Von dem Fleisch das täglich weggeworfen wird und für das Tiere umsonst gestorben sind könnte man sicher noch hunderte Wolfsrudel theoretisch durchfüttern.
Gerade deshalb finde ich es aber umso dekadenter, wenn zusätzlich Leute argumentieren, sie wollen nichtmal dieses Fleisch essen - nein, für sie muss es auch mal Wildfleisch sein. Man is(s) ja schließlich was besseres als der gewöhnliche Durchschnitt. Sich dabei auch noch auf die Schulter zu klopfen, weil das Tier ja schließlich "glücklich" (weil in Freiheit) gestorben ist, ist dabei nur reiner Hohn. Aber um auf die Wölfe zurückzukommen: Der Wolf ist kein Fleischlieferant - kein Tier aus der Gruppe der Carnivora ist das. Zwar ist mir bewusst, dass sich so mancher Jäger im Ausland seinen "Wolf"-, "Löwen"- oder "Bären"-Burger nach einer Jagd brät, doch das ist dann letztlich nur der Gipfel der Dekadenz. Tiere zu töten nur des Thrills wegen einmal ganz unkonventionelles Fleisch gegessen zu haben ist genauso verabscheuungswürdig wie sie zu töten, nur weil man sich deren Körperteile wie Felle etc. an die Wand hängen, oder sie sich als Präparat ins Haus stellen will.

Mir ist jedoch bewusst, dass das nur meine eigene Meinung ist und ich die breite Öffentlichkeit nicht überzeugen können werde nicht täglich Fleisch zu essen. Viele sehen leider in Nutztiere nur noch lebendige Fleischberge und lassen sich an besonderen Abenden auch mal Känguru, Krokodil und andere Exoten servieren. Das ist auch keine spezielle Kritik an Jäger, als vielmehr an die Gesellschaft an sich! Doch genauso wie bei besagten Tieren protestiere ich entschieden dagegen, wenn nun bestimmte Personenkreise nun auch noch Wölfe auf ähnliche Weise 'ausbeuten' wollen - denn nichts anderes ist die wahllose Tötung einzelner Individuuen einer Population nur weil man beim Jagen 'Spaß' empfindet oder gerne ein Wolfsfell hätte, bzw. mal wissen will wie Wolfsfleisch schmeckt. Das ist meine persönliche Meinung.


Grauer Geselle und andere haben es sehr trefflich beschrieben: Wären alle Jäger wirkliche Wildpfleger, die sich stellvertretend für fehlende Beutegreifer darum kümmern den Wildtierbestand in einer gesunden Population zu halten und dabei auch noch den dem Menschen eigenen Respekt vor Tieren walten lassen würden, gäbe es diese ganzen Diskussionen nicht. Ungeachtet o.g. Gesellschaftskritik, mit der ich zu einer Mindheit gehöre, da bin ich mir bewusst, würde ich mich bezüglich der Jagd bedeckt halten wenn alle Jäger in Beutegreifern wie Luchs und Wolf eher Partner bei ihrem Auftrag sehen würden, anstatt Konkurrenten. Würden wirklich nur stets die kranken oder sehr alten Tiere geschossen, wo deren Bejagung durch fehlende Beutegreifer nicht übernommen wird käme man einer natürlichen Auslese schon wieder nahe. Und gäbe es keinen "Trophäenkult" unter manchen Personen aus der Jägerschaft würde auch dieser Kritikpunkt verpuffen. Der Respekt vor dem erlegten Tier sollte schon darin bestehen, eben nicht Teile seines Körpers zur anschließenden Unterstreichung des eigenen Egos an der Verwesung zu hindern und es würdelos auszustellen/aufzuhängen.

Solange es aber noch genügend Jäger gibt, die im Wolf einen Konkurrenten sehen, weil sie glauben das Wild in ihren Revieren gehöre ihnen alleine und sei nur da um von ihnen abgeschossen zu werden (warum gibt es eigentlich trotz der Jäger so häufig Verbißschäden?)... solange Jäger Spaß/Lust dabei empfinden Tiere mit einem Fingerabzug zu töten, anstatt dies als notwendiges Übel zur Regulierung der Bestände anzusehen... solange einfach nur Abschussquoten erfüllt werden anstatt gezielt zu prüfen wie alt, gesund/krank oder relevant das entspr. Tier für die Sozialstruktur der Gruppe ist... und solange die Tiere anschließend ihrer Würde beraubt werden, indem ihre Felle aufhängt oder als Präparat in den Häusern der Jäger enden... solange kritisiere ich die Aufnahme des Wolfs ins sog. "Jagdrecht".
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Quercus



Anmeldungsdatum: 03.03.2010
Beiträge: 151

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BeitragVerfasst am: 27 Apr 2010 8:50    Titel: Antworten mit Zitat

Antares, ich denke, ich muß dir mal den Hintergrund des sog. Trophäenkultes erklären. Reden wir also über Sex.
Es ist bis heute ungeklärt, nach welchen Kriterien Frauen die Männer aussuchen, mit denen sie eine Familie gründen. Tatsache ist aber, daß erfolgreiche Männer grössere Chancen haben als weniger erfolgreiche. Oder einfacher gesagt: Wer das dickste Mammut zur Sippe in die Höhle schleppte, durfte mit der schönsten des Stammes. Und als Nachweis dieses Erfolges - hängte man sich Knochen an die Wand.
Nun dürfen wir nicht vergessen, daß dieses Streben nach Erfolg der Motor unserer Gesellschaft ist, zwar größtenteils auf Börse oder Bankkonto verlagert, aber in seinen Ursachen immer noch der gleiche. Damit ist erklärbar, warum eine Gruppe unserer Gesellschaft das Töten um der Trophäe willen als Trieb in sich spürt und interessanterweise sind dies fast nie die Armen unserer Gesellschaft. Fast immer ist Jagdtrieb gekoppelt an Status und wirtschaftlichen Erfolg.


Man könnte Jäger oder von mir aus auch Floristen mit Bauern oder Metzgern vergleichen, gäbe es da nicht einen kleinen Unterschied.
Die beiden letzteren töten mehr oder weniger wahllos, erstere tun dies nicht. Damit bekommt die Tätigkeit des Jagens eine Besonderheit, nämlich die der ultimativen Macht. Es ist das einzige "Hobby", bei dem einem anderen Säugetier das Leben genommen wird. Dies ist der Reiz, den Jagd eigentlich hat und er wird als essentiell betrachtet. Ganz konkret: Als ich an mir selber feststellte, daß ich mir dieser Macht nicht mehr bewußt war, sondern ich das Töten gewissermassen als Routine empfand, habe ich mit dem Jagen aufgehört, denn ich hatte das Gefühl, damit dem Vorgang des Tötens nicht mehr gerecht zu werden. Ich war wie ein Metzger und das will ich nicht sein.


Wird Jagd von der Gesellschaft bewertet, so geschieht dies oft unter falschem Blickwinkel. Steht man dem Töten von Wildtieren negativ gegenüber, so tut man etwas, das ich nicht nachvollziehen kann, man bewertet Leben.
Man kann nicht bestreiten, daß jedes Lebewesen auf Kosten anderer lebt und dabei dessen Tod billigend in Kauf nimmt. Bäume tun dies, Blumen tun dies, Tiere tun dies. Interessanterweise, fast wäre ich geneigt zu schreiben, perverserweise bewerten Jagdgegner Leben umso höher je höher dessen Entwicklungsstufe ist. Menschliches Leben hat einen höheren Wert als das Leben eines Hirsches, dessen Leben hat einen höheren Wert als der eines Baumes.
(Wir Förster sehen das übrigens anders, wir schießen Hirsche, damit die Bäume besser wachsen.)
Damit ist die Grenze der Leben, die man nehmen darf, willkürlich gesetzt und orientiert sich an individuellen Vorstellungen und Notwendigkeiten und genau das halte ich für falsch. (Wohin das führt, haben unsere Eltern und Großeltern vor 70 Jahren erlebt, als eine Gesellschaft meschliches Leben in erhaltenswert und nicht erhaltenswert unterschied.)
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greywolf



Anmeldungsdatum: 26.04.2010
Beiträge: 36

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BeitragVerfasst am: 27 Apr 2010 10:12    Titel: Antworten mit Zitat

nun, ... ich denke aber (und da sind wir uns doch alle einig), das das töten nicht dazu führen darf, das eine ganze Art ausstirbt oder vom aussterben bedroht ist. Da sind wir in der Pflicht für die Art - und Bestanderhaltung zu sorgen. Und ich finde, das 50 Wölfe einfach noch zu wenig sind ...
Aber vielleicht hast du Recht:
Zitat:
Da ab, wo er sich aufhält, haben Revierpächter nichts zu sagen, da es sich fast immer um Flächen der Forstverwaltungen oder aber der "großen" Waldbesitzer handelt. Und die freuen sich über jeden Wolf ein Loch ins Knie, weil der Verbissdruck sinkt, sie weniger Aufwendungen für die Jagd haben und weil ein heimischer Wolf das Prestige ungemein hebt.

... aber das wird die Zeit zeigen.
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Quercus



Anmeldungsdatum: 03.03.2010
Beiträge: 151

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BeitragVerfasst am: 27 Apr 2010 11:54    Titel: Antworten mit Zitat

Dass 50 Wölfe zuwenig sind, ist keine Frage und längst bewiesen.

Im Zuge von Untersuchungen von Inzuchtdepressionen in der Hundezucht wurde festgestellt, daß in der Population einer Rasse jährlich 125 Welpen aus 25 Würfen nicht miteinander verwandter Eltern das Minimum sind, wenn die Rasse langfristig gesund und frei von Erbschäden bleiben soll.

Ich denke, das lässt sich auf Wolfspopulationen näherungsweise übertragen. Und ist m.E. das grösste Problem beim Wolf.


Was das Aussterben angeht:
Jetzt argumentierst du genau wie ein Naturschützer übelster Denkstruktur. Oder wie Goethe im Faust schrieb: "Verweile doch, du bist so schön..."
Es liegt in der Natur der Welt, daß nicht nur einzelne Lebewesen sterben, sondern auch ganze Populationen, ganze Arten. Das darf natürlich kein Argument für wahlloses und sinnloses Ausrotten sein, ist aber insgesamt ein unaufhaltsamer Prozess. Und da Menschen sich innerhalb unseres globalen Ökosystms bewegen, nehmen sie an diesem Prozess zwangsläufig teil.

Reduziert man Populationen auf deren Nutzen, so ist die Entscheidung einfach: Was nutzt, bleibt leben, was schadet, stirbt.
Betrachtet man die Sache aus einem gesamtökologischen Gesichtswinkel, sieht die Sache anders aus: Nutzt die Population dem Ökosystem oder nutzt sie nicht?
Nun, die Frage wäre bei einem Tyrannosaurus einfach zu beantworten, beim Wolf ist sie es nicht. Festzustellen ist aber, daß der Wolf in den Jahren seiner Abwesenheit keine Lücke im regionalen Ökosystem hinterlassen hat.

Und damit wird der Wolf zum Luxusgeschöpf - er kann, aber muß nicht unbedingt vorhanden sein. Der Rest ist Emotion, ist Wunschdenken, ist manchmal sogar Ökoterrorismus.
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greywolf



Anmeldungsdatum: 26.04.2010
Beiträge: 36

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BeitragVerfasst am: 27 Apr 2010 15:08    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Was das Aussterben angeht:
Jetzt argumentierst du genau wie ein Naturschützer übelster Denkstruktur.

Ich glaube, da hast du was falsch verstanden. Was innerhalb der Natur geregelt wird oder "verschwindet" ist die eine Sache. Was wir aber "ausrotten" (indem wir Arten so stark reduzieren, das sie keine Chance mehr haben zu überleben) ist etwas anderes.
Die "übelste Denkstruktur" nehm ich mir nicht an und lass sie mir auch nicht einreden. Wink
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Quercus



Anmeldungsdatum: 03.03.2010
Beiträge: 151

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BeitragVerfasst am: 27 Apr 2010 15:33    Titel: Antworten mit Zitat

Dann rennst du aber mit geschlossenen Augen durch die Welt.
Ich sehe jden Tag mindestens ein paar Dutzend mal, daß eine Art gerade dabei ist, eine andere auszurotten und fast immer mit absolutem Erfolg.
Wobei man noch darüber reden muß, wie man das Ausrotten räumlich definiert. Ausrotten in Niedersachsen? Deutschland? Europa? Wo machst du es fest?
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greywolf



Anmeldungsdatum: 26.04.2010
Beiträge: 36

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BeitragVerfasst am: 27 Apr 2010 15:47    Titel: Antworten mit Zitat

durch Menschen und weltweit. Und jetzt weiter ins Detail zu gehen würde den Rahmen HIER sprengen.
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thomasriepe2000



Anmeldungsdatum: 10.12.2006
Beiträge: 249

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BeitragVerfasst am: 27 Apr 2010 15:53    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich sehe jden Tag mindestens ein paar Dutzend mal, daß eine Art gerade dabei ist, eine andere auszurotten und fast immer mit absolutem Erfolg.


Konkretes Beispiel parat?

_________________
www.riepehunde.de
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Polarwolf



Anmeldungsdatum: 05.01.2007
Beiträge: 108
Wohnort: Billerbeck NRW

germany.gif
BeitragVerfasst am: 27 Apr 2010 15:55    Titel: Antworten mit Zitat

@ Quercus
Wenn der Wolf das Muffelwild ,, ausrottet " schreit der großteil der Jägerschaft mord und brand aber wenn die Jägerschaft eine Tierart ausrottet oder es aber zumindest versucht ist das der lauf der Natur,und normal ?


Dummes Zeug kann man viel reden
Kann es auch schreiben.
Wird weder Leib noch Seele töten.
Es wird alles beim Alten bleiben. (auch von Goethe, Faust 1 )
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