Dies ist ein statisches Archiv des alten Forums. Zum neuen Forum

Wolfs Forum

Wolfs Forum

Informationen und Austausch über Wölfe

 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   BenutzergruppenBenutzergruppen   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

Reisebericht Wölfe in Italien


 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   printer-friendly view    Wolfs Forum Foren-Übersicht -> Wölfe Weltweit
Leben bald Wölfe im Wienerwald? .... :: Wolf gibt auch im Kanton Luzern sein Comeback  
Autor Nachricht
Marsupial Wolf



Anmeldungsdatum: 16.05.2007
Beiträge: 251
Wohnort: Pfalz

botswana.gif
BeitragVerfasst am: 04 Jan 2009 23:48    Titel: Reisebericht Wölfe in Italien Antworten mit Zitat

Ja wo heulen sie denn?
Die Wölfe sind zurück: Nachdem der Urahn unseres Haushunds vor 30 Jahren in Italien fast ausgestorben war, hat sich sein Bestand erholt. In der Region Emilia-Romagna kann man ihn heute wieder hören. Und mit ein wenig Glück auch sehen. Von Beate Köhne

Drei Worte, die den Wald verändern: „Er ist hier", flüstert Davide Palumbo. Eine kleine Gruppe Menschen steht im Stockfinstern um ihn herum und versucht, den Atem anzuhalten. Kein Laut ist zu hören, die Nacht ist windstill und ruhig. Und doch wäre es etwas übertrieben, von einer friedlichen Atmosphäre zu sprechen, denn jetzt wissen es alle: Der Wolf ist in der Nähe. Und selbst wenn er Menschen in Europa noch nie angegriffen hat, so ist die Tatsache, dass ein Wolf ausgewachsene Hirsche oder Wildschweine töten kann, nicht unbedingt beruhigend.


„Der Wolf ist eben der Wolf", hatte es Naturführer Pietro Antolini am Vorabend auf den Punkt gebracht und von dem orangefarbenen Augenpaar berichtet, dem er sich unvermutet gegenüber sah, als er einst allein im Wald der Emilia-Romagna unterwegs war. Schwarz sei die Nacht gewesen, genau wie heute. Angst habe er keine gehabt, erinnerte sich Pietro. Aber Respekt, großen Respekt.


Für Davide Palumbo hingegen gehören die Wölfe zum Alltag. Seit fünf Jahren erforscht der Biologe im nördlichen Apennin „sein" siebenköpfiges Rudel im Regionalpark Corno alle Scale, und er kennt sie ganz genau. Piadino etwa, den ehemaligen Alphawolf. Großfuß hat er ihn getauft, weil seine Spuren in Schnee oder Schlamm einen Durchmesser von 13 Zentimetern haben. Doch es hat lange nicht geregnet, heute verrät keine noch so kleine Tatzenspur, wo sich die Wölfe gerade aufhalten. Aber Davide hat etwas gerochen.


Mit der Taschenlampe sucht der Biologe den grasbewachsenen Boden einer kleinen Lichtung ab. In der Mitte prangt eine wölfische Hinterlassenschaft älteren Datums. Er kennt sie schon, zeigt Reste von Fell und Knochen - und schnuppert. „Hier hat ein anderer Wolf seine Duftmarke hinterlassen, und zwar vor nicht allzu langer Zeit", erklärt er. Bis zu 60 Kilometer lange Streifzüge unternimmt ein Wolf pro Nacht, und die Reviere sind groß. Die Chance, während einer Wolfsexkursion einen Wolf zu sehen, ist daher fast gleich null, auch wenn ihre Zahl in Italien inzwischen auf mindestens 800 Exemplare angestiegen sein soll. Aber wenn man Glück hat, kann man wenigstens einen hören.


Davide drückt die Playtaste seines tragbaren CD-Spielers und hält ein Megafon in die Höhe. Auf der Aufnahme heulen zwei erwachsene Wölfe, ihre beiden Welpen fallen eine Oktave höher ein. Ein klares Signal an jeden Artgenossen, der hier im Wald umherstreift: Antworte! Du musst dein Revier verteidigen! Die Menschen drängen sich dichter zusammen und sind darauf bedacht, dem Wald möglichst nicht den Rücken zuzukehren. Ein paar Minuten der Stille halten alle aus, dann wird wieder mit den Füßen gescharrt. Die Wölfe antworten nicht.


Öfter als vier- oder fünfmal pro Jahr werden die sogenannten Wolfhowling-Exkursionen nicht angeboten, um das im Regionalpark lebende Rudel nicht in Stress zu versetzen. „Man weiß vorher nie, ob man einen Wolf hören wird", hatte der Regionalpark-Mitarbeiter Pietro Antolini angekündigt, „wir sind hier nun mal kein Zoo. Dies hier ist die Realität, und Tiere sind unberechenbar." Als dann aber den ganzen Abend kein Wolf zu hören ist, obwohl Davide Palumbo den Wagen fünfmal anhalten lässt zwischen Monte Grande und Monte La Nuda, da ist der Wolfsforscher dann doch noch etwas enttäuschter als seine acht Gäste.


Davide Palumbo hatte erwartet, neue Daten notieren zu können über Aufenthaltsorte und Wanderbewegungen des Rudels. Nur in zweiter Linie ist Wolfhowling eine touristische Attraktion. Die italienischen Wölfe haben sich in den vergangenen 30 Jahren ebenso verändert wie ihr Lebensraum, also müssen neue Daten her. Davide sammelt Haare, um ihre DNA zu analysieren, er bestimmt ihre Nahrung anhand ihrer Exkremente. Noch vor drei Jahrzehnten war der Wolf in Italien vom Aussterben bedroht. Erst seit den 70er Jahren sind Wölfe streng geschützt und haben sich deutlich vermehrt. Sogar in Deutschland sollen rund 40 erwachsene Wölfe leben, die meisten wanderten aus Polen ein. Diesen September wurde der erste im niedersächsischen Solling gesichtet. Doch die meisten Wölfe Westeuropas leben in Italien - genauer gesagt im nördlichen Apennin.


„Wir wissen hier alles über Wölfe", sagt Alessandro Bonarelli. Gemeinsam mit seinem Nachbarn ist der Gastwirt aus La Cà der Letzte, der im Hochland der Region Corno alle Scale Vieh hält. „Wir sind für die Wölfe hier der Supermarkt", sagt er. Seinem amüsierten Grinsen nach scheint ihn das nicht weiter zu stören, auch wenn ihm die Wölfe sechs Ziegen und ein Schaf gerissen haben. Das war vor sieben Jahren. Seitdem sind die Tiere nachts im Stall.


Das Wildschwein, das er zu Ragout verarbeitet serviert, hat Alessandro selbst geschossen, Terrinen mit hausgemachten Nudeln dampfen auf dem Tisch,. Es gibt Bohneneintopf, Risotto mit Steinpilzen und Ravioli mit Fleischklößen, irgendwann hört jeder auf, die Gänge zu zählen. Die Emilia-Romagna wird als „Bauch Italiens" bezeichnet, und anscheinend nimmt nicht nur die Qualität, sondern auch die Menge der Speisen proportional mit den Höhenmetern zu.


Auch in Fiumalbo, zu Füßen des höchsten Bergs der Region, des 2165 Meter hohen Monte Cimone, werden Wildschweinschinken, Wildschweinragout und Wildschweinwurst verkauft, und am nächsten Tag im Regionalpark Frignano hallen immer wieder die Schüsse der Jäger durch den Wald. Wildschweine haben sich im nördlichen Apennin ebenso rasant vermehrt wie Rehe und Hirsche. Die Folge: Wölfe finden so viel zu fressen, dass die Rudel größer geworden sind. Und sie reißen in dieser Region kaum noch Schafe oder Ziegen, zumal es sowieso kaum noch Viehhaltung gibt - anders als etwa in den Abruzzen oder in Umbrien.


„Natürlich sind Wölfe faszinierende Tiere", findet denn auch der Schweizer Kurt Jann, der in Umbrien Ferien auf dem Lande anbietet. Man hört allerdings schon das große Aber, das gleich auf seine Aussage folgen wird: Die Hälfte seiner kleinen Schafherde sei von Wölfen gerissen worden, erzählt Jann, die restlichen 15 Tiere habe er schließlich billig verkaufen müssen. Geblieben sei ihm sein Olivenöl, und neuerdings hielten Esel das Gelände nahe des Lago Trasimeno sauber. „Ich konnte die Schafe nicht mehr ein paar Tage allein lassen wie früher", sagt er, „seit es so viele Wölfe gibt, hätte man sie jeden Abend einsperren müssen." Größere Betriebe könnten sich viele Hunde halten zum Schutz ihrer Herden. „Die Naturschützer mögen begeistert sein, aber alle, die nur wenige Tiere haben, leiden unter den Wölfen", sagt Kurt Jann.


Etwa hundert Wölfe, so schätzt der Biologe Davide Palumbo, würden in Italien jährlich getötet, mit Gift oder Gewehren. Selbst hier, wo der Legende nach Romulus und Remus von einer Wölfin gesäugt wurden, geht man nicht zimperlich mit den Tieren um. „Lupo" heißt der Wolf, „lupara" das Jagdgewehr. „In bocca al lupo" sagt man, um „Hals und Beinbruch!" zu wünschen. Wörtlich übersetzt heißt das „dem Wolf ins Maul" und entsprechend antwortet man üblicherweise „Crepi il lupo!" - „der Wolf soll krepieren!"


„Die Angst kam später", erinnert sich Stefano Bonaiuti, der in Lizzano ein Hotel betreibt. Sein Haus liegt in dem Weiler Pozzo, zwei Kilometer von dem nächstgrößeren Ort Lizzano entfernt, und der Wolf überraschte ihn eines Nachts auf dem Weg vom Auto zum Haus. Es sei ein altes Tier gewesen, zerrupft und dürr, sicherlich ein ausgestoßener Alphawolf auf seinen letzten Streifzügen.


Davide ist von der Unberechenbarkeit der Wölfe fasziniert. Sie seien zwar mit dem Hund verwandt, den Katzen aber ähnlicher, da sie ihrer eigenen Wege gehen, möglichst weit vom Menschen entfernt. In Tansania und Südafrika hat sich Davide mit Löwen und anderen Großkatzen beschäftigt, demnächst möchte er Südchinas Tigern auf die Spur kommen.


Aber eigentlich verbringt Davide seine Tage und oft genug auch seine Nächte im Gebirge der Emilia-Romagna. Dort leben „seine" Wölfe, die ihn, da ist sich Davide sicher, inzwischen viel besser kennen als er sie. „Sie wissen immer, wo ich gerade bin", davon ist er überzeugt. „Ich sehe sie zwar nur selten, aber ich weiß: Sie beobachten mich genau."

Quelle: Rheinpfalz am Sonntag; 4.Jan.2009
http://www.rheinpfalz.de/
Nach oben
SammysHP



Anmeldungsdatum: 30.06.2006
Beiträge: 2459
Wohnort: Celle / Niedersachsen

germany.gif
BeitragVerfasst am: 05 Jan 2009 0:03    Titel: Antworten mit Zitat

OK, das lese ich mir morgen durch, für den langen Text jetzt schon zu müde Laughing
Danke für's Posten!

_________________
Nach oben
Primus



Anmeldungsdatum: 30.04.2008
Beiträge: 620
Wohnort: Berlin

germany.gif
BeitragVerfasst am: 06 Jan 2009 17:09    Titel: Antworten mit Zitat

Wie rührselig, mir wird gleich schlecht Barf
Nach oben
Joerg Sattler



Anmeldungsdatum: 21.01.2009
Beiträge: 1174
Wohnort: Bad Lausick

blank.gif
BeitragVerfasst am: 01 Feb 2009 12:33    Titel: Re: Reisebericht Wölfe in Italien Antworten mit Zitat

Marsupial Wolf hat folgendes geschrieben:
.....

Etwa hundert Wölfe, so schätzt der Biologe Davide Palumbo, würden in Italien jährlich getötet, mit Gift oder Gewehren. Selbst hier, wo der Legende nach Romulus und Remus von einer Wölfin gesäugt wurden, geht man nicht zimperlich mit den Tieren um. „Lupo" heißt der Wolf, „lupara" das Jagdgewehr. „In bocca al lupo" sagt man, um „Hals und Beinbruch!" zu wünschen. Wörtlich übersetzt heißt das „dem Wolf ins Maul" und entsprechend antwortet man üblicherweise „Crepi il lupo!" - „der Wolf soll krepieren!"

....

Quelle: Rheinpfalz am Sonntag; 4.Jan.2009
http://www.rheinpfalz.de/


Ja, dieses negative Image des Wolfes, welches sich in der letzten Jahrhunderten in Sprüchen und Märchen bei den Menschen aufgebaut hat, ist nur schwer abzubauen.
Man denke nur an die "Sieben Geislein", ein Märchen, welches in Deutschland, fast jedes Kind zu hören bekommt, wo am Ende erleichtert gesungen wird, " Der Wolf ist Tod, der Wolf ist Tod...".
Nach oben
greywolf
Gast





BeitragVerfasst am: 01 Feb 2009 14:02    Titel: Antworten mit Zitat

... oder "Rotkäppchen und der Wolf". Genauso ein Ammenmärchen ... Frown(

Gruß
grey
Nach oben
Joerg Sattler



Anmeldungsdatum: 21.01.2009
Beiträge: 1174
Wohnort: Bad Lausick

blank.gif
BeitragVerfasst am: 16 Apr 2009 14:13    Titel: Auf ein Lied mit Isegrim Antworten mit Zitat

Quelle: http://www.zeit.de

Zitat:15.4.2009
Italien
Auf ein Lied mit Isegrim
Von Helmut Luther | © ZEIT ONLINE 15.4.2009 - 10:05 Uhr

Im nördlichen Apennin leben wieder Wölfe. Das freut nicht jeden. Doch die Experten sind fasziniert. Und gelegentlich nehmen sie auch Touristen mit auf ihre Exkursionen


Auf der Suche nach Informationen über das Leben der Wölfe streifen die Wissenschaftler bei Wind und Wetter durch den Wald

© Davide Pagliai

Unter dem Passo di Annibale stoppt der Allradjeep. Gleich hinter dem 1800 Meter hoch gelegenen Pass beginnt die Toskana. Doch von Zypressen, Weinreben und wogenden Kornfeldern ist hier keine Spur. Im Grenzgebiet zwischen der Emilia Romagna und der toskanischen Provinz Lucca dominieren schroffe Berggipfel und dichte Buchenwälder.

Es ist kalt an diesem späten Abend im April. Eben rollt die milchige Mondscheibe hinter den winterkahlen Baumriesen hervor, über den Köpfen der Exkursionsteilnehmer spannt sich ein funkelnder Sternenhimmel. „Günstige Bedingungen“, meint Davide Pagliai und wirft einen zufriedenen Blick auf das nächtliche Dunkel. Dann knipst er seine Stirnlampe an und stapft zwischen verstreuten Schneeresten voran. Unsere sechsköpfige Gruppe folgt ihm.

Zuerst wird noch ein wenig getuschelt, dann herrscht gespanntes Schweigen. Nach einer halben Stunde bleibt Davide bei einem markanten Felsblock stehen. Er schaltet sein Licht ab und kramt in seinem Rucksack. Dann reckt sich der Dreißigjährige und beginnt in eine Art Schalltrichter zu heulen. In kurzen, anfangs tiefen, dann helleren Rufen ahmt er das klagende, einsame Geheul eines Wolfes nach.

Davide Pagliai ist Naturwissenschaftler. Im Rahmen eines Projektes, das von der EU mitfinanziert wird, untersucht er die Lebensbedingungen von canis lupus, der hier im Regionalpark Frignano im nördlichen Apennin umherstreift. Manchmal dürfen neugierige Touristen an den nächtlichen Ausflügen teilnehmen – die Touren finden nachts statt, tagsüber lassen sich die nachtaktiven Tiere weder blicken, noch hören. Doch in erster Linie dient das so genannte Wolf-Howling wissenschaftlichen Zwecken.

Durch das Heulen werden eventuell umherschweifende Wölfe zu einer Antwort herausgefordert. Denn wenn ein Einzeltier in ein fremdes Revier eindringt, sondiert es mit seinem Geheul die Lage: Es will wissen, ob Artgenossen in der Nähe sind, und wie diese eventuell auf seine Anwesenheit reagieren. „So erforschen wir das Verhalten des Rudels“, erklärt Valerio Fioravanti, der Direktor der Parkverwaltung. „Wir verfolgen ihre Spuren, um Aufschluss über die Jagdmethoden und das Wanderverhalten der Tiere zu erhalten.“

Im Naturpark Frignano, so konnten Fioravanti und seine Mitarbeiter inzwischen herausfinden, leben seit geraumer Zeit mehrere Einzeltiere sowie zwei etwa achtköpfige Rudel. Mittels Wolf-Howling stießen die Forscher im letzten Sommer sogar auf ein Waldstück, in dem eines der Rudel seine Jungen aufzog.

Unterdessen hat Davide Pagliai noch einige Male angehalten, um das Wolfsritual zu simulieren – bisher vergeblich, eine Antwort bleibt aus. Aber wir Begleiter waren vor Beginn der Tour gewarnt worden: Die Tiere bewegen sich in einem Gebiet von 200 bis 250 Quadratkilometern, da ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass ein Wolf zufällig des Weges kommt und reagiert, wenn ein vermeintlicher Eindringling in seinem Revier auftaucht.

Immerhin, auf eine eindeutige Spur ist die Gruppe tatsächlich gestoßen – auf zermalmte Knochen im Schnee, auf mehrere Haarbüschel und andere ältere Überbleibsel vom blutigen Raubtiermahl. „Wenn die Wolfslosung frisch wäre“, sagt Pagliai, „würde ich sie einsammeln und zur DNA-Bestimmung in das Universitätslabor von Modena schicken.“

Lange Zeit galt der Wolf in Italien als praktisch ausgestorben. Lediglich in den entlegensten Winkeln der Abruzzen lebten noch einige kleine Bestände. In den 1970er Jahren wurden die Tiere dann unter Schutz gestellt, seitdem vermehren sie sich wieder. Zugute kommt Isegrim dabei die Abwanderung der Menschen aus den wirtschaftlich uninteressanten Berggebieten: Damit zusammen hängt die Vermehrung von Rehen und Wildschweinen, der bevorzugten Wolfsbeute. Aber nach wie vor wird das übel beleumundete Raubtier vom Menschen verfolgt.

„Jedes Jahr“, erzählte am Tag vorher Valerio Fioravanti von der Nationalparkverwaltung, „entdecken wir mehrere verendete Wölfe. Sie werden über den Haufen geknallt, vergiftet, oder auf brutale Weise mit Drahtfallen erwürgt.“ Trotzdem sind, so die Schätzungen, im Apennin inzwischen wieder 800 Wölfe heimisch.

„Die Bestie ist intelligent und anpassungsfähig. Und sie verursacht große Schäden – jeder Schafzüchter hier kann ein Lied davon singen“, sagt Roberto Brugiani. Der Mittvierziger ist Wirt im Rifugio Giovo, gleich neben dem idyllischen Lago Santo. Der See liegt inmitten des Regionalparkes Frignano und markiert sozusagen das Epizentrum der italienischen Wolfspopulation. Als Gastwirt hat Brugiani jedoch längst erkannt, dass Wölfe den Menschen faszinieren, also eine potenzielle Einnahmequelle bilden. Den Wolfsbegeisterten dient Brugianis Hütte als Basislager für ihre zweitägige Exkursion.

Mit am Tisch sitzt eine Männergruppe in strapazierfähiger Arbeitskleidung. Die Männer sind aus der Gegend, jeder hat zum Thema Wolf eine spannende Geschichte zu erzählen. Sandro etwa, ein Waldarbeiter, beobachtete wochenlang einen grauen Hund. Abend für Abend schlich das Tier an seinem Haus vorbei. Als es dann tot im Straßengraben lag, stellte sich heraus, dass der Hund ein Wolf war – alt und zahnlos, er war elend verhungert.

„Einer weniger“, brummt Antonio, dem im benachbarten St. Andrea eine große Schafherde gehört. In den vergangenen zwei Jahren haben die Wölfe seine Herde um etwa 100 Tiere dezimiert. An Tagen wie heute, sagt der graubärtige Schäfer, sei es besonders gefährlich. Wenn die Wolken tief hängen, diffuse Sicht herrscht und die Herden nervös sind, merke man erst am Abend, wenn einer der Schützlinge fehle.

Für die Teilnehmer der Wolfsexkursion wird es eine unruhige Nacht. Das Rifugio liegt auf einer Waldlichtung, ringsum erstrecken sich endlose Buchenbestände. Die Wölfe, sagen die Männer, lieben den Wald. Sie würden sich nur kurz hervor wagen, um blitzschnell zuzuschlagen. Da ist es vielleicht günstig, dass es in der Gegend mehr Schafe als Menschen gibt.

INFORMATION

Anreise: über die Brennerautobahn, Ausfahrt Modena Sud, dann Richtung Pavullo nel Frignano
Zitatende
Nach oben
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   printer-friendly view    Wolfs Forum Foren-Übersicht -> Wölfe Weltweit Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen

Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Finnische Wölfe ins Nachbarland Schweden Jens Wölfe Weltweit 16 02 Dez 2009 21:59 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge USA 2009: Mehr als 500 tote Wölfe Wolfsheuler Wölfe Weltweit 12 24 Dez 2009 14:26 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Schwarze Wölfe in Europa? Primus Wölfe Weltweit 3 19 Jan 2010 13:55 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Wölfe in Minnesota, Wisconsin und Mic... jurawolf Wölfe Weltweit 4 31 Jan 2010 14:29 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Mexikanische Wölfe jurawolf Wölfe Weltweit 9 06 Feb 2010 15:23 Letzten Beitrag anzeigen