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Heute in der MAZ - Die Jagd ist eröffnet

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balin
Gast





BeitragVerfasst am: 06 Jan 2010 19:23    Titel: Antworten mit Zitat

Nüchtern betrachtet, war es ein unkontrollierter Massenauflauf
zum Nachteil der Wölfe. Wenn man ein paar weniger Menschen mit der Aufgabe betraut hätte, wäre es vielleicht sogar möglich gewesen, auch eine gezielte Auslese zu treffen. Der Schnee macht ja manches möglich.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß man das Risiko einer solchen Hatz nocheinmal eingeht. Die Fehleinschätzung war schon eklatant. Das ganze in zwei Tagen anstatt in sechs Wochen..... da hat man wohl einigen Korrekturbedarf. Man muß sowas auch wieder runterbremsen können!
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Waldschrat



Anmeldungsdatum: 12.03.2007
Beiträge: 196
Wohnort: Hannover

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BeitragVerfasst am: 06 Jan 2010 19:48    Titel: Antworten mit Zitat

@kangal:
-ob die beteiligten wissenschaftler idioten sind kann ich nicht beurteilen, es gibt aber welche, die eine population von 500 stück fordern (anstatt der festgelegten 210)
-was die behörden betrifft.....die sind weisungsgebunden und im september sind wahlen!!!
-blutauffrischung ist ne prima sache, soll ja jetzt auch gemacht werden, aber warum den genpool vorher reduzieren? ne selektion der erbkranken tiere ist ja wohl schlecht möglich

ich hoffe, die sache landet noch vor september in brüssel...wär ne richtig peinliche sache für schweden

grüße vom waldschrat

_________________
_________________________
"It's not easy to be green"
(Kermit)
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jurawolf



Anmeldungsdatum: 01.01.2009
Beiträge: 283

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BeitragVerfasst am: 06 Jan 2010 22:34    Titel: Antworten mit Zitat

so, heute habe ich meinen persönlichen super-GAU in diesem thema erlebt:

in gävleborg waren ja noch zwei wölfe zum abschuss frei, die beide gestern erlegt werden konnten. leider wurden beide tiere ausgerechnet aus dem rudel in der gegend des amungensees geschossen, wo ich vergangenen sommer längere zeit war. der (auch für schwedische verhältnisse) sehr abgelegene amungensee liegt auf der grenze von dalarna und gävleborg und so war ich vorerst froh, als ich gesehen habe, dass zumindest in dalarna kein tier aus diesem rudel erlegt wurde. dass jetzt auf gävleborger seite gleich zwei tiere starben, schmerzt dadurch umso mehr.

zumal ich auch noch nicht weiss, ob allenfalls auch ein oder zwei alphas geschossen wurden. das rudel ist bereits seit längerem in dem gebiet und pflanzte sich auch zuverlässig fort. dem vernehmen nach handelt es sich beim alpharüden auch noch um ein aussergewöhnlich starkes tier (wohl nicht zuletzt deshalb wurde das rudel auch gejagt...). ein teil dieses rudels ist auch besendert.

zwar habe ich keines der tiere je gesehen, aber ihr heulen war schlicht unbeschreiblich...

Sad

weshalb in solch abgelegenen gebieten (siehe angefügtes bild des sees) wölfe ein problem sein sollen, ist mir schlicht ein rätsel.
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jurawolf



Anmeldungsdatum: 01.01.2009
Beiträge: 283

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BeitragVerfasst am: 06 Jan 2010 23:04    Titel: Antworten mit Zitat

greywolf hat folgendes geschrieben:
In Schweden "brodelt" es gewaltig. Eine Freundin von mir aus Schweden hat mir das gerade geschrieben:
Zitat:
Many of the hunters in Värmland have been threatend to their lives on phonecalls, that makes me feel that they get to feel what the wolf felt when he/she was hunted ...


Ihr englisch ist nicht besonders gut, aber man sieht das die Mehrheit gegen die Jagd ist.


ich weiss nicht, ob das thema in schweden wirklich so bewegt. der wolf ist auch dort für breite bevölkerungsschichten nur am rande ein thema - den meisten ist dies schlicht gleichgültig. das ist in den meisten urbanisierten ländern so.

und wie ich zuvor auch schon geschrieben habe:
die schweden befürworten mit einer klaren mehrheit die präsenz von wölfen in ihrem land. allerdings zeigen repräsentative Exclamation umfragen aber ebenso, dass eine mehrheit der bevölkerung die regulation der wolfspopulation begrüsst. sollten die ereignisse der letzten tagen etwas daran geändert haben, umso besser - ich bezweifle dies jedoch.

dass naturinteressierte leute an den abschüssen natürlich keine freunde haben, ist logisch. auch dass es zu einer gewissen radikalisierung kommt, ist naheliegend und bis zu einem gewissen grad auch nachvollziehbar. trotzdem bleiben leute, die jäger bedrohen, einfach nur idioten.


greywolf hat folgendes geschrieben:
Ja und in Norwegen geht es auch bald los. Ich frag mich nur welche von den wenigen (40 - 50) Wölfen sie dort abschiessen wollen und warum ...


norwegen kenne ich weniger gut. meines wissens gibt es dort aber keine öffentliche jagd, sondern die abschüsse werden von staatlichen organen ausgeführt. in norwegen ist die situation insofern auch einfacher, als die politik eine klare vorgabe gibt: es werden höchstens drei wolfsrudel innerhalb eines begrenzten perimeters toleriert. die grenzüberschreitenden rudel (derzeit deren zwei) werden dafür nicht gezählt, sondern diejenigen, die gänzlich in norwegen sind. und im moment gibt es genau drei rudel, die sich fortpflanzen.

es können also ausserhalb dieser rudelgebiete im prnzip alle wölfe geschossen werden. viel falsch machen kann man dabei kaum.


Kangal hat folgendes geschrieben:
Also wird der schwedische Managementplan hier prinzipiell verurteilt?
Ingezüchtete, kranke Wölfe um jeden Preis erhalten, sie sich weiter reproduzieren lassen statt Blutauffrischung?
Zur Erinnerung - das Ganze wurde unter Beteiligung von Wissenschaftlern und Behörden erarbeitet und eingeschätzt. Sicher alles Idioten, bezahlt von der Jägerlobby ...


wie ich schon zu beginn des threads mal geschrieben habe, wehre ich mich auch dagegen, den schweden zu viele vorwürfe zu machen. gesamthaft ist ihr umgang mit dem wolf recht pragmatisch, zumindest pragmatischer als in so manchem anderen land. welches land hat denn keine probleme mit wölfen (bzw. in welchem land haben die wölfe keine probleme mit menschen)? auch deutschland wird m. E. früher oder später wölfe abschiessen lassen...

allerdings ist deine kritik, wonach es richtig sei, ingezüchtete wölfe abzuschiessen, auch nur bedingt berechtigt. als erstes muss festgehalten werden, dass es sich primär um eine ganze population mit einer schmalen genetischen basis und sehr hohen inzuchtkoeffizienten handelt und nicht um einzelne "erbkranke einzeltiere", die so erkannt werden können. alle diese wölfe sind genetisch hochgradig geschädigt. als folge deiner argumentation müsste eigentlich die ganze population ausgemerzt und dann mit genetisch gesunden wölfen wieder aufgebaut werden.

eine bekämpfung der genetischen probleme wird mit dem abschuss von einem teil der population nicht erreicht. ganz im gegenteil, mit einer weiteren reduktion der anzahl wölfe steigt die gefahr, dass möglicherweise noch mehr genvarianten aus dem genpool fallen und die basis damit noch schmaler wird.

zur genetischen gesundung ist da der import von neuen wölfen geplant. die reduktion bzw. stabilisierung der aktuellen wolfszahl ist aber nicht eine idee der wissenschaftler, sondern war ein wahlversprechen der konservativen, die leider die letzten wahlen gewonnen haben.


Waldschrat hat folgendes geschrieben:
ob die beteiligten wissenschaftler idioten sind kann ich nicht beurteilen, es gibt aber welche, die eine population von 500 stück fordern (anstatt der festgelegten 210)


es gibt eine untersuchung zum lebensraumpotential des wolfs in skandinavien (schweden und norwegen, ohne finnland). die aktuelle situation des lebensraumes und der wildpopulationen als nahrung des wolfs würde die ansiedlungs von rund 790 rudel (~8'000 tiere) zulassen...

auch die 500 tiere wären also nur ein bruchteil dessen was möglich wäre. die zahl 500 stammt daher, dass so viele tiere nötig wären, um eine eigenständige population zu erhalten, was ursprünglich mal das ziel der schwedischen politik war.
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C.J.W. Handendoek



Anmeldungsdatum: 01.11.2009
Beiträge: 87

BeitragVerfasst am: 06 Jan 2010 23:10    Titel: Antworten mit Zitat

Smirre hat folgendes geschrieben:
... eine Terroridee ...

Das nennt man Zivilcourage! Wenn sich einer mit bloßen Händen randalierenden Neonazis (Rechtsverletzern) entgegenstellt und dabei auf die Mütze kriegt, wird von der Bürgergesellschaft gefeiert. Dann möchte man doch bitte in gleicher Weise gefeiert werden, wenn man sich einem Wolfs-Trophäenjäger (Rechtsverletzer) entgegenstellt und diesem auf die Mütze haut.

Das Problem ist nur: Wer einem Nazi, der sich rechtswidrig an einem Ausländer vergeht, eins mit dem Knüppel drüberzieht, ist ein Held. Wer einem Grünrock, der auf einen Wolf zielt, die Büchse auf einem Stein zerschmettert, hat die Staatsanwaltschaft am Hals.

Drum merke: Das Einschreiten gegen Rechtsverletzungen einerseits und das Einschreiten gegen Rechtsverletzungen andererseits sind in unserem Staat zwei grundverschiedene Dinge. Es kommt immer darauf an, wer der Rechtsverletzer und wer der Einschreitende ist. Das nennt man Rechtsstaatlichkeit.

Handendoek
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balin
Gast





BeitragVerfasst am: 07 Jan 2010 5:30    Titel: Antworten mit Zitat

Das Beispiel Schweden zeigt jedenfalls, daß die Wölfe noch lange Geleitschutz brauchen. Man sieht, wie zerbrechlich die rechtlichen Hülsen sind. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die Jäger einen zweiten und den eigentlichen Regulator in der freien Wildbahn neben sich wieder akzeptiert haben. Das gesellschaftliche Umfeld ist da schon wesentlich weiter. Öffentliche Jagd auf große Raubtiere gilt es solange zu vermeiden,
bis die Jäger sich in ihrem Selbstverständnis als einer von vielen Bausteinen
in der Natur wiedergefunden haben. Das ist weniger eine Funktion der Anzahl der Wölfe oder Luchse. So ein Massenmord ist schnell passiert, wie man jetzt erkennen kann.
@Jurawolf
wie hast du denn von da wieder an deinen Schreibtisch zurückgefunden?
Oder du verschweigst uns die Mücken und im Winter die Kälte. Very Happy
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Grauer Wolf
Gast





BeitragVerfasst am: 07 Jan 2010 11:42    Titel: Antworten mit Zitat

Ofensichtlich wurden die Tiere vorausschauend teilweise richtiggehend eingekreist, damit man sie auch ja erwischt... Mad

http://www.moss-avis.no/article/20100107/LESERBREV/701079995/-1/skjerm2

Wenn überhaupt eine Selektion der Wölfe nötig gewesen wäre, dann hätte das nicht in die Hände von Hobbyjägern gehört, die blindwütig auf alles ballern, was einen Wolzpelz trägt, sondern in die von an der Waffe ausgebildeten Wissenschaftlern, die 3-mal überlegen, bevor sie den Finger krumm machen...
Wesentlich mehr Sinn hätte es m.E. gemacht, frisches Blut zuzuführen ohne 10% zu eliminieren...
M.M.n. wurde hier lediglich Klientelpolitik (Wolfseliminierung als Wahlversprechen? Aber hallo...!?) betrieben, aber kein wildbiologisch fundiertes Managment...

Gruß
Wolf
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Kangal



Anmeldungsdatum: 08.02.2007
Beiträge: 345
Wohnort: Thüringen

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BeitragVerfasst am: 07 Jan 2010 13:34    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
wie ich schon zu beginn des threads mal geschrieben habe, wehre ich mich auch dagegen, den schweden zu viele vorwürfe zu machen. gesamthaft ist ihr umgang mit dem wolf recht pragmatisch, zumindest pragmatischer als in so manchem anderen land. welches land hat denn keine probleme mit wölfen (bzw. in welchem land haben die wölfe keine probleme mit menschen)? auch deutschland wird m. E. früher oder später wölfe abschiessen lassen...

allerdings ist deine kritik, wonach es richtig sei, ingezüchtete wölfe abzuschiessen, auch nur bedingt berechtigt. als erstes muss festgehalten werden, dass es sich primär um eine ganze population mit einer schmalen genetischen basis und sehr hohen inzuchtkoeffizienten handelt und nicht um einzelne "erbkranke einzeltiere", die so erkannt werden können. alle diese wölfe sind genetisch hochgradig geschädigt. als folge deiner argumentation müsste eigentlich die ganze population ausgemerzt und dann mit genetisch gesunden wölfen wieder aufgebaut werden.

eine bekämpfung der genetischen probleme wird mit dem abschuss von einem teil der population nicht erreicht. ganz im gegenteil, mit einer weiteren reduktion der anzahl wölfe steigt die gefahr, dass möglicherweise noch mehr genvarianten aus dem genpool fallen und die basis damit noch schmaler wird.

zur genetischen gesundung ist da der import von neuen wölfen geplant. die reduktion bzw. stabilisierung der aktuellen wolfszahl ist aber nicht eine idee der wissenschaftler, sondern war ein wahlversprechen der konservativen, die leider die letzten wahlen gewonnen haben.

Das ist mir schon klar und ich halte eine kranke Population, die unter solchen Voraussetzungen in relativ kurzer Zeit entstand, schon für problematisch.
Die Reduktion verhindert zumindest, daß sich ein geringer Prozentsatz fortpflanzen kann, im Gegenzug kommt frisches Blut.
Das Ganze völlig neu aufzubauen wäre natürlich auf lange Sicht die bessere Lösung, würde aber mit Sicherheit wenig Freunde finden.

Völlig klar, daß man in Schweden auch die Interessen der Jäger berücksichtigt. Für mich nicht unbedingt ein Problem, wenn das Gesamtziel im Auge behalten wird.
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Antares



Anmeldungsdatum: 03.01.2010
Beiträge: 36
Wohnort: Landshut

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BeitragVerfasst am: 07 Jan 2010 22:56    Titel: Antworten mit Zitat

Kangal hat geschrieben:
Zitat:
Die Reduktion verhindert zumindest, daß sich ein geringer Prozentsatz fortpflanzen kann, im Gegenzug kommt frisches Blut.
Das Ganze völlig neu aufzubauen wäre natürlich auf lange Sicht die bessere Lösung, würde aber mit Sicherheit wenig Freunde finden.


Es hinterlässt einfach einen bitteren Beigeschmack wenn die Behörden, die nun den Vorwand vorschieben, man möchte auch den Genpool des schwedischen Wolfbestand durch ca. zwanzig neue Wölfe aus Finnland oder Russland auffrischen, die gleichen Behörden sind, die festlegen in ihrem Land dürfe es nicht mehr als 210 Wölfe geben.
Das klingt einfach wie eine Rechtfertigung für diese unverhältnismäßige Hetzjagd, bei der es eindeutig nur darum ging ein Wahlversprechen einzulösen und laut eigenen Aussagen die Akzeptanz für den Wolf unter der breiten Bevölkerung zu erhöhen, indem sein Bestand "reguliert" wird - auch wenn zumind. die letzte Jagd nichts mit Regulation und "Wildlife-Management" zu tun hatte.

Für mich klingt das alles zu fadenscheinig:
a) Wie schon von anderen erwähnt betrachten einige Wissenschaftler eher einen Bestand von 500 Tieren als notwendig um langfristig einen gesunden Genpool gewährleisten zu können.

b) Es wird doch niemand ernsthaft behaupten können, bei dieser letzten Jagd hätte auch nur in irgendeiner Form eine Selektion zwischen "gesund oder krank", "alt oder jung", "Alphatier oder rangniederes Tier" etc. stattgefunden? Als Wolfsfreund kann ich zwar selbst solche Selektionen nicht wirklich gutheißen, empfinde aber das Vorschieben eines solchen Vorwands von Seiten der Umweltbehörde und Jägerschaft eher als Beleidigung an den gesunden Menschenverstand, denn...

c) Wer garantiert eigentlich nach Auffrischen des Genpools durch neue Wölfe, dass diese auch im notwendigen Maß überleben? Wenn es nur noch 210 Wölfe in Schweden geben darf, müssen für diese 20 Wölfe ja auch erstmal 20 weitere getötet werden. Wann immer Wölfe Nachwuchs bekommen, müssen für diesen ebenfalls wieder weitere Wölfe sterben.
Wie will man zukünftig sicherstellen, dass nicht ein Großteil der zwanzig neuen Wölfe oder deren Nachkommen getötet werden? Und berechnet diese Umweltbehörde mit ein, dass Wölfe auch noch auf andere Weise als durch die Bejagung ums Leben kommen?
Und wieso diese Zahl von 210 Tieren? Will uns irgendjemand weiß machen, 240 Wölfe machen in Schweden Probleme, weil sie Haustiere töten und Eltern sich nicht mehr trauen ihre Kinder auf die Straße zu schicken, aber bei 210 Wölfen gibt es ab sofort keine Probleme mehr? Wieso sollten jetzt die Leute, die den Wolf generell hassen, nicht noch stärker darauf pochen, dass auch 210 Wölfe noch zuviel sind und der Bestand 2011 auf 150 oder gar 100 Tiere reduziert werden muss? Wenn es schon einmal eine Regierung geschafft hat vor solchen Forderungen einzuknicken um sich die nächsten Wählerstimmen zu sichern, weshalb sollte das nicht wieder passieren?


Kangal hat geschrieben:
Zitat:
Völlig klar, daß man in Schweden auch die Interessen der Jäger berücksichtigt. Für mich nicht unbedingt ein Problem, wenn das Gesamtziel im Auge behalten wird.


Es schaukelt einfach die Emotionen hoch, wenn besagte Jäger nur davon sprechen, dass es ein ganz besonderes Erlebnis ist einen Wolf zu schießen, während sich andere zur Jagd nur insofern äußern, dass sie sich schon auf ihre Mütze aus Wolfsfell freuen [Quelle: Hamburger Abendblatt)

Wenn sich der Jäger schon als "Regulierer" und "Wildlife-Manager" sehen will, dann erwarte ich von ihm/ihr schon das Mindestmaß an Feingefühl was öffentliches Auftreten betrifft und da geht es schon damit los, dass nicht damit geprahlt wird wie toll es ist einen Wolf erlegt zu haben. Jeder der weiß wie es aussieht wenn ein Wolf (oder ein anderes Tier) gehäutet wird und nur einen Funken emotionaller Bindung zu diesem Tier aufbauen kann, muss es einfach kategorisch ablehnen, wenn so eine Jagd mit dem Ziel durchgeführt wird sich wieder irgendwelche Felle oder Trophäen ins Wohn- oder Schlafzimmer, bzw. den Kleiderschrank zu packen. Solange der Jäger derart eigene Interessen verfolgt, kann ich ihn nicht als Umweltschützer oder "Regulierer" akzeptieren.

Und wenn du hier von einem "Gesamtziel" sprichst, muss ich klar sagen: Ich sehe kein ernstgemeintes Gesamtziel, bei dem sich der Wolfsschutz und die Verteilung von Abschusslizenzen an Trophäenjägern vereinbaren ließen. Ansonsten sind wir irgendwann wieder bei diesem perversen Vergleich angelangt, dass man doch Wölfe wie Nerze in Farmen für Pelze züchten sollte um ihr Überleben zu garantieren, weil in den Augen mancher offenbar nur noch solche Tiere Schutz- und Pflegeberechtigung besitzen, die dem Menschen auch nützlich sind.

Wenn eine Umweltbehörde meint einen Bestand an Wildtieren regulieren zu müssen, dann erwarte ich dass dies durch spezielle Mitarbeiter dieser Behörde vollzogen und überwacht wird, die dann auch keine Interessen an Trophäen haben dürfen, lieber drei bis viermal überlegen ob sie ein Tier abschießen dürfen/sollen oder nicht und hierbei auch festgelegten Regeln unterstehen müssen. Was da am Wochenende passiert ist, entsprach eher dem Gegenteil.


Was das angesprochene Thema "militanten Tierschutz" betrifft:
Es stimmt, dass wirklich militante Aktionen dem Wolf mehr schaden als nützen. Die breite Masse, auf die es letztlich ankommt, solidarisiert sich eher mit jemandem, der ohne gegen geltendes Recht verstoßen zu haben (egal wie ethisch unrechtmäßig dies für andere sein mag) Opfer von Angriffen wird, als mit Leuten, von denen diese Angriffe ausgehen. Damit stehen in der öffentlichen Diskussion auch rasch die Leute in einem falschen, radikalen Licht, die sich um ein möglichst problemfreies Miteinander zwischen Wolf und Mensch bemühen. Und ohne die Akzeptanz der breiten Masse, hat der Wolf noch deutlich mehr Probleme.

Dennoch: Ich weiß nicht wem meine Solidarität mehr gelten soll: Jemandem, der einem anderen, leidensfähigen Säugetier derart viel Mitgefühl entgegenbringt, dass er die gleichen ethischen Maßstäbe für dieses Säugetier ansetzt wie für Menschen und sogar bereit ist als Protest gegen das Verletzen dieser ethischen Maßstäbe Sabotage-Akte oder Anschläge gegen unbelebte Dinge wie Autos usw. durchzuführen - oder jemandem, der andere Säugetiere nur auf Kategorien wie "nützlich" oder "schädlich" reduziert und keinerlei Skrupel dabei empfindet es zu töten, obwohl er weder selbst bedroht ist, noch ohne das Fleisch des Tieres verhungen würde - der offenbar kein Mitgefühl dabei empfindet, wenn er der getöteten Kreatur die Haut vom Fleisch reißt, nur weil er eine Trophäe als Beweis für seine Tat mitnehmen möchte und dem dafür die Scheiben des abgestellten Autos eingeschlagen werden.

Natürlich ist körperliche Gewalt in jedem Fall stets abzulehnen - aber solange einem kaputten Auto mehr Mitgefühl entgegengebracht wird als einem empfindungsfähigen Säugetier, stimmt etwas mit dieser Gesellschaft nicht.

Um es aber noch einmal in aller Klarheit auszudrücken: Ich habe noch nie ein Auto oder sonstigen Besitz eines Jägers willentlich beschädigt und habe ggw. auch nicht vor dies zu tun. Ich will auch niemanden dazu animieren dies zu tun.
Selbst wenn ich mir persönlich eine gewisse Emotionalität in dem Thema nicht abstreiten kann: Für das langfristige Überleben des Wolfs wäre es vermutlich am besten, wenn das Thema "Wölfe" auf breiter Ebene weniger auf emotionellen Ebenen wie "Hass" und "Verehrung" diskutiert würde, sondern auf Basis des Verstands.
Ich würde es fast begrüßen, würde sich ein Jäger zu oben genanntem Vergleich äußern und sich einer fairen Diskussion ohne Beleidigungen etc. zu stellen, auf dass ich auch nachvollziehen kann wie ein solcher Mensch einen derartigen Vergleich aufnimmt, bzw. seinen eigenen Standpunkt rechtfertigen möchte.


Zuletzt bearbeitet von Antares am 08 Jan 2010 1:41, insgesamt einmal bearbeitet
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Grauer Wolf
Gast





BeitragVerfasst am: 07 Jan 2010 23:56    Titel: Antworten mit Zitat

Antares hat folgendes geschrieben:
...da geht es schon damit los, dass nicht damit geprahlt wird wie toll es ist einen Wolf erlegt zu haben. Jeder der weiß wie es aussieht wenn ein Wolf (oder ein anderes Tier) gehäutet wird und nur einen Funken emotionaller Bindung zu diesem Tier aufbauen kann, muss es einfach kategorisch ablehnen, wenn so eine Jagd mit dem Ziel durchgeführt wird sich wieder irgendwelche Felle oder Trophäen ins Wohn- oder Schlafzimmer, bzw. den Kleiderschrank zu packen.

Verstehst Du jetzt, warum ich auf die Wolfsjagd so heftig reagiere und mit Wolfs"jägern" so hart ins Gericht gehe? Ich lebe mit 4 mal Canis lupus (familiaris) zusammen, und wenn ich Bilder sehe, in denen Wölfe abgeschlachtet (was anderes ist es imho nicht) und als "stolze" Trophäe drapiert werden, möglichst noch mit Jägerfuß drauf (klassische Großwildjägerpose) und Büchse als Deko, dann schiebt sich dieses Bild über das Bild meiner Hunde...
Der Mensch lebt seit Jahrzehntausenden mit Canis lupus zusammen (die 12.000 Schulbuch-Jahre sind doch schon längst nicht mehr haltbar!) und hat es trotzdem vergessen/verdrängt, obwohl Canis lupus immer noch zu seinen Füßen liegt und ihn anschaut.
Was ich über Menschen denke, die Tiere nur in Kategorien nützlich/unnütz einteilen, das schreibe ich hier lieber nicht, sonst wird gleich wieder gelöscht...
Und wie man S p a ß daran haben kann, ein schönes Tier zu töten, obwohl einen weder Hunger noch sonstige Not dazu zwingen, das wird mir immer unbegreiflich sein.
Ich sehe in die intelligenten Augen eines Wolfes/Hundes und erkenne darin einen Teil von mir selbst. Wie könnte ich dieses Geschöpf ermorden...?
Aber vielleicht bin ich ja auch nur ein gefühlsduseliger Sonderling, weil ich in den Wölfen (und anderen Tieren) Mitgeschöpfe sehe und nicht laufende €-Noten und Trophäen für's Wohnzimmer... Crying or Very sad

Gruß
Grauer Wolf
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CleanerWolf



Anmeldungsdatum: 09.09.2006
Beiträge: 427
Wohnort: Berlin

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BeitragVerfasst am: 08 Jan 2010 1:33    Titel: Antworten mit Zitat

Kangal hat folgendes geschrieben:
Also wird der schwedische Managementplan hier prinzipiell verurteilt?
Ingezüchtete, kranke Wölfe um jeden Preis erhalten, sie sich weiter reproduzieren lassen statt Blutauffrischung?
Zur Erinnerung - das Ganze wurde unter Beteiligung von Wissenschaftlern und Behörden erarbeitet und eingeschätzt. Sicher alles Idioten, bezahlt von der Jägerlobby ...

Da ist er wieder, der alte Konflkt zwischen Tierschutz auf der einen Seite und dem Artenschutz auf der anderen Seite, dem es vornehmlich um die Bewahrung und Reinhaltung von Genmaterial geht und weniger um das Wohl des Individuums.
Mir will das logiktechnisch nicht so ganz in den Kopf, warum das abknallen von Wölfen der Blutauffrischung dienen soll. Ich denke, solange der Mensch den Kontakt der schwedischen zur finnischen Wolfspopulation nicht verhindert (z.B. durch Abschuss wandernder Einzeltiere), sollte die Natur das selbst regeln.
Merkwürdig, immer wenn Menschen glauben, darüber urteilen zu können und zu müssen, welches Genmaterial "gut" und welches "schlecht" ist, verursacht das immenses Leid, trotzdem lernen sie offenbar nicht draus...

Ansonsten volle Zustimmung zu den Beiträgen von Grauer Wolf und Antares.

_________________
"Es ist nicht Deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist,
es wär nur Deine Schuld, wenn sie so bleibt."
Die Ärzte
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Antares



Anmeldungsdatum: 03.01.2010
Beiträge: 36
Wohnort: Landshut

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BeitragVerfasst am: 08 Jan 2010 2:54    Titel: Antworten mit Zitat

Grauer Wolf hat geschrieben:
Zitat:
Verstehst Du jetzt, warum ich auf die Wolfsjagd so heftig reagiere und mit Wolfs"jägern" so hart ins Gericht gehe?


Ich verstehe das nur all zu gut und kann deine Ausführungen nur voll und ganz unterschreiben.
Dennoch wird, speziell wenn es um das Thema "Wölfe" geht, häufig von der Gegenseite das Argument gebracht, wir würden dem Wolf mehr Lebensrecht zugestehen als z.B. den Hirschen, Rindern und Schweinen. In einer Diskussion mit einem Wolfshasser fiel mir gegenüber sogar der Vergleich, dass wir schließlich auch keine Partei für andere "Schädlinge" wie Kakerlaken oder Mücken ergreifen würden und Wölfe mit den "Wau-Waus" verwechseln würden, die brav im Wohnzimmer sitzen. Man wirft uns also generell Speziesismus und Heuchlerei vor.

Solchen Leuten muss ich jedoch entgegnen: Ich bin auch kein Befürworter der Jagd auf Hirsche usw., sondern bin der Ansicht, dass diese Aufgabe natürliche Raubtiere immer noch besser erledigen könnten. Natürlich muss ich dabei realistisch bleiben, dass es so in unserer vom Menschen dominierten Umwelt nicht funktionieren kann. Doch auch hier muss ich mich fragen, weshalb solche Jäger dann unbedingt besagte Tiere auch noch schlachten müssen, obwohl das Fleischangebot durch die Landwirtschaft ohnehin mehr als gedeckt wird. Muss es denn wirklich der "Kick" sein das Fleisch eines Wildtiers - ja selbst eines Beutegreifers wie dem Wolf zu essen (und Leute die darin nur einen Kick sehen gibt es offenbar genug: Quelle), während im Handel täglich Tonnen von Fleisch weggeworfen werden müssen? Wieso zieht man den Wildtieren die Haut vom Leib, obwohl wir Menschen wahrlich nicht mehr erfrieren würden und genug Alternativen zu tierischem Leder existieren? Und da schon genug Tiere in der Landwirtschaft für diesen Luxus sterben müssen, weshalb dann auch noch die Wildtiere? Wir sind wahrlich keine Höhlenbewohner oder Naturvölker mehr, die darauf angewiesen wären, speziell dann nicht, wenn es heutigen Jägern nicht mehr darum geht zu überleben, sondern möglichst den Hirschen mit dem größten Geweih, den größten Wolf mit dem schönsten Fell usw. zu töten.

Ich bin (leider noch) kein Vegetarier, versuche aber meinen Fleischkonsum auf das Nötigste zu reduzieren und vergegenwärtige mir jedesmal aufs Neue, dass dafür ein Tier sterben musste. Ich habe auch nur ein sehr enges Spektrum an Tieren, deren Fleisch ich essen würde - niemals würde ich Fleisch von Tieren wie z.B. Kängurus, Krokodilen, Bären oder Wölfen etc. essen, nur um sagen zu können "Oh ich hab dieses und jenes Tier schon mal gegessen". Ich würde spätestens dann aufhören Fleisch zu essen, wäre ich selbst gezwungen ein Tier zu töten, was ich als empfindungsfähiger Mensch in einer Gesellschaft, in der ich auch grundsätzlich ohne Fleisch überleben könnte, nicht übers Herz brächte. Kritik diesbezüglich nehme ich jedoch auch nur von Vegetariern wirklich ernst, für die ich große Achtung empfinde, wenn sie dies aus der Überzeugung heraus tun, dass kein Tier für sie sterben soll. Leute die darin nur eine Verweichlichung und Gefühlsduslerei sehen sind vermutlich die gleichen Leute die Kriege damit befürworten, dass der Mensch halt seit jeher ein kriegerisches Wesen ist - so als wäre der Mensch nicht in der Lage sich auch auf diesen Gebieten weiterzuentwickeln.

Über Leute, die Wölfe und andere Beutegreifer dann ernsthaft mit Kakerlaken oder Mücken vergleichen kann man eh kein Wort mehr verlieren. Selbst diesen Geschöpfen kann ich nicht den Hass entgegenbringen wie es viele Wolfsgegner gegenüber dem Wolf tun. Doch wer ernsthaft ein Insekt mit einem hochentwickelten, sozialem Säugetier wie dem Wolf gleichstellt, darf gar nicht den Mund aufmachen, wenn Tierschützer dann "Speziesismus" betreiben und zumind. Säugetieren das selbe Recht auf Leben zuschreiben wie Menschen - losgelöst von jeglichen Religionsfragen, die ohnehin immer nur so ausgelegt werden wie es der jeweiligen Gesellschafts-Epoche gerade passt.
Gerne werden ja auch speziell von Wolfsjägern aus den USA Argumente hervorgebracht, der Wolf sei schon in der Bibel böse, der Mensch soll sich die Natur Untertan machen und im Gegensatz zum Menschen hätten Tiere ja ohnehin keine Seele - ganz so als würde dies schon als Rechtfertigung genügen mit ihnen tun und lassen zu können was immer man will. Ich weiß nur eins: Sollte es wirklich einen Gott geben, der Leute wie Wolfsjäger in sein 'Paradies' holt, weil sie immer brav zur Kirche gegangen sind, Wölfen und anderen Tieren aber keine Seele zugesprochen hat und sie daher auch nicht ebenfalls besagtes Paradies erreichen lässt - solch ein Gott könnte mir samt seines "Paradieses" aber sowas von gestohlen bleiben Wink

Wer selbst Haustiere besitzt oder sich näher mit bestimmten Tieren befasst erkennt rasch, dass sie eben doch diese Persönlichkeiten aufweisen, die man ihnen in der Landwirtschaft oder unter Jägern ab und an absprechen will. Hört man solche Leute reden, tun sie häufig so als wären Tiere nur "biologische Roboter" mit stets gleich ablaufendem Programm - bestenfalls fähig Gefühle wie Schmerz usw. nur zu registrieren, was aber in ihren Augen nicht verglichen werden darf mit dem Schmerzgefühl, das wir Menschen empfinden. Doch wer nur einmal bewusst einen Hund beobachtet hat weiß, dass diese Tiere - genauso wie ihre wilden Verwandten - und sicher auch alle anderen Säugetiere, Empfindungen wie Schmerz, Freude, Furcht, Trauer, Zuneigung uvm. empfinden können. In unserer Zivilisation kämen wir heute zum Glück nie mehr auf die Idee dass z.B. geistig behinderte Menschen weniger Lebensrecht hätten als Nicht-Behinderte, egal ob sich diese Menschen mehr Gedanken über ihre Vergangenheit und Zukunft machen als es z.B. Tiere tun. Wie kann dann irgendjemand mit gutem Gewissen für "Luxus" wie Mützen aus Wolfsfell, einem Hirschgeweih im Wohnzimmer oder einem Wolfsschädel im Regal sozialen, empfindungsfähigen Säugetieren jegliches Lebensrecht abstreiten, bzw. dies davon abhängig machen ob ein Tier "nützlich" für den Menschen ist oder nicht? Wer sagt Tiere haben keine Seele, muss erst einmal beweisen, dass der Mensch eine hat.


CleanerWolf hat geschrieben
Zitat:
Merkwürdig, immer wenn Menschen glauben, darüber urteilen zu können und zu müssen, welches Genmaterial "gut" und welches "schlecht" ist, verursacht das immenses Leid, trotzdem lernen sie offenbar nicht draus...


Ebenfalls ein Vergleich, dem ich persönlich, auch wenn er sicher kontrovers betrachtet wird, nur zustimmen kann.
Ganz davon abgesehen, dass die Jagd in Schweden rein gar nichts mit derartigem, selektivem Jagen zu tun hatte, widerstrebt auch mir persönlich der Gedanke, dass der Mensch hier ein weiteres Mal meint entscheiden zu müssen welches Individuum nützlich ist und welches sterben muss, anstatt der Natur einfach ihren freien Lauf zu lassen. Wenn aber eine Behörden schon meint sich ein solches "Recht" herausnehmen zu dürfen, darf dies auf keinen Fall mehr durch irgendwelche Jäger passieren, die im Wolf entweder nur eine Trophäe, bzw. im schlimmsten Fall sogar einen verhassten Räuber sehen, den man mit Freude und Genugtuung tötet.


Zuletzt bearbeitet von Antares am 08 Jan 2010 3:20, insgesamt einmal bearbeitet
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C.J.W. Handendoek



Anmeldungsdatum: 01.11.2009
Beiträge: 87

BeitragVerfasst am: 08 Jan 2010 3:17    Titel: Antworten mit Zitat

Antares hat folgendes geschrieben:
... Selbst wenn ich mir persönlich eine gewisse Emotionalität in dem Thema nicht abstreiten kann: Für das langfristige Überleben des Wolfs wäre es vermutlich am besten, wenn das Thema "Wölfe" auf breiter Ebene weniger auf emotionellen Ebenen wie "Hass" und "Verehrung" diskutiert würde, sondern auf Basis des Verstands.
Ich würde es fast begrüßen, würde sich ein Jäger zu oben genanntem Vergleich äußern und sich einer fairen Diskussion ohne Beleidigungen etc. zu stellen, auf dass ich auch nachvollziehen kann wie ein solcher Mensch einen derartigen Vergleich aufnimmt, bzw. seinen eigenen Standpunkt rechtfertigen möchte.

Es ist das Problem, dass die Diskussion von Seiten der Jägerschaft allein darauf gerichtet ist, eine Wolfstrophäe auf dem Kamin stehen zu haben und einem dabei vorlügen, man würde nur für die Natur und den Schutz der Bevölkerung wirken. Damit ist eine faire Diskussion von vornherein ausgeschlossen.

Es erscheint mir fraglich, ob mit jemandem, der völlig skrupellos egoistische Ziele verfolgt, eine vernünftige Diskussion geführt werden kann. Man kann es natürlich versuchen. Sicher wird es einem gelingen, deren Argumente a absurdum zu führen. Aber man darf sich nicht wundern, wenn am nächsten Tag in der Presse steht, dass führende Vertreter des Wolfsmanagements, die Herren A und B, sich den Fragen von jungen Naturschützern stellten und dabei feststellen mussten, wie naiv Menschen, die mit der Materie nicht befasst sind, an die Wolfsproblematik herangehen. Usw. usf.

Meine Meinung ist, dass man diese Leute nur mit den von ihnen selbst angewandten Mitteln begegnen kann. Und diese Mittel sind leider nicht die feinsten. Aber beharrliche Freundlichkeit gegenüber absoluten Fieslingen, nur um das Klima nicht zu stören, führt auch nicht zum Ziel.

Parabel: Wenn man sich immer schön an die Verkehrsregeln hält, hat man natürlich Recht und ist ein guter Bürger. Der notorische Raser ist aber eher am Ziel!

Dabei will ich nicht sagen, dass es Jäger gibt, die eine vernünftige Einstellung zum Thema Wolf haben. Mit denen braucht man aber nicht zu diskutieren. Die überpräsenten Trophäenjäger sind jedoch die, die den Ton in der Jägerschaft angeben.

Grauer Wolf hat folgendes geschrieben:
... Und wie man S p a ß daran haben kann, ein schönes Tier zu töten, obwohl einen weder Hunger noch sonstige Not dazu zwingen, das wird mir immer unbegreiflich sein. ...
  1. Niedere Existenzen haben Angst vor allem, was größer, besser und wertvoller ist als sie. Sie hassen es darum und versuchen, es zu vernichten.

    Dies hat man in Kriegen gesehen. Gelang es einem Zwerg, einen großen Gegner zu besiegen, war es oft so, dass er diesen nicht ehrenvoll behandelte sondern erniedrigen, foltern und dann töten ließ, nur um sich selbst zu erhöhen. Hitler ließ Admiral Canaris nach dem 20. Juli nackt an einer Klaviersaite erhängen.

    Das hat irgendwie die gleiche Wurzel, wie der rituelle Kanibalismus.

    Das gleiche Prinzip kenne ich vom Baumschutz. An den größten Bäumen vergehen sich die elendsten Wichte. Ein Argument der Baumgegner (neben: Bäume machen Dreck, Bäume sind gefährlich): Bäume sind groß. Ich habe diesen Satz tatsächlich als Argument gegen Bäume gehört.

  2. Niedere Existenzen vergehen sich gern an jenem, was sich nicht verteidigen kann: An Kindern, Frauen, Bäumen und eben an Tieren. Dabei geht es nicht nur um Feigheit. Es geht vielmehr darum, dass das Ausgeliefertsein dessen, an dem man sich vergeht, umso größer und die eigene Macht damit umso stärker ist, je schwächer und verletzlicher das Opfer ist.

    Ich hatte es hier irgendwo schon mal geschrieben: Wenn man eine Ente vom Himmel schießt, ist das ein Treffer. Mehr nicht. Keine besondere Emotion. Eine gewisse Befriedigung kann der Schütze hier nur dadurch erlangen, dass er so viele Tiere wie möglich tötet. Wenn man einen Wolf jagt, dann hofft man zu erleben, wie das Tier, wenn es vom Rudel getrennt wird, immer angstvoller wird bis zum totalen Entsetzen, wenn es in die Enge getrieben ist, sich vor Angst verkrümmt und winselt. Und dann der Schuss. Das Winseln wird durch ein Quieken beendet, der Wolf richtet sich kurz auf und bricht zusammen. Das ist die Vorstellung, wie sie auch gern in Filmen umgesetzt wird. In der Praxis hat man dieses Vergnügen wohl nur noch vom Heli aus. Wenn der Wolf nicht mehr fliehen kann und, wenn er aufgibt, irgendwie zu Boden gedrückt wird. Und dann Schuss.

    Alles klar?

Handendoek


Zuletzt bearbeitet von C.J.W. Handendoek am 09 Jan 2010 18:57, insgesamt einmal bearbeitet
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C.J.W. Handendoek



Anmeldungsdatum: 01.11.2009
Beiträge: 87

BeitragVerfasst am: 08 Jan 2010 3:54    Titel: Antworten mit Zitat

@ Antares - Vollste Zustimmung.

Ich persönlich bevorzuge Wölfe sicher nicht gegenüber anderen Tieren. Wir hatten hier schon die Diskussion zu meinem Satz: Wölfe sind Tiere, wie andere auch. Vielleicht liegt das daran, dass ich in erster Linie Hobby-Ornithologe bin und von Vögeln noch viel schlimmeres kenne, als das, was Wölfen widerfährt.

Gegen Jagd habe ich prinzipiell nichts, wenn sie der Nahrungsversorgung dient. Ich persönlich glaube, dass ein Wildtier, welches irgendwann waidgerecht zur Strecke gebracht wird, ein schöneres Leben und einen weniger furchtbaren Tod hatte, als ein Schlachttier.

Ich bin aber auch auf dem Weg zum Vegetarier. Fisch aus Hochsee- und Langleinen-Fischerei esse ich schon lange nicht mehr. Fleisch hole ich mir nur noch vom Öko-Hof, weil ich keine Tierhaltung unterstütze, wo Schweine ohne Betäubung kastriert werden und den Schwanz abgeschnitten bekommen oder Puten oder Hühner wie Dreck behandelt werden. An Rindfleisch komme ich gar nicht mehr ran. Vor kurzem habe ich eine Reportage gesehen, wo ein Bulle, der wegen seiner starken Konstitution einfach nicht betäubt war, quasi bei Bewusstsein aufgeschnitten wurde. Das war's dann.

Gerade, wo ich diese kulleräugigen Wuschelköp.pe so liebe. Nein, Speziesismus kann man mir nicht vorwerfen.

Handendoek
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Kangal



Anmeldungsdatum: 08.02.2007
Beiträge: 345
Wohnort: Thüringen

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BeitragVerfasst am: 08 Jan 2010 8:42    Titel: Antworten mit Zitat

CleanerWolf hat folgendes geschrieben:
Kangal hat folgendes geschrieben:
Also wird der schwedische Managementplan hier prinzipiell verurteilt?
Ingezüchtete, kranke Wölfe um jeden Preis erhalten, sie sich weiter reproduzieren lassen statt Blutauffrischung?
Zur Erinnerung - das Ganze wurde unter Beteiligung von Wissenschaftlern und Behörden erarbeitet und eingeschätzt. Sicher alles Idioten, bezahlt von der Jägerlobby ...

Da ist er wieder, der alte Konflkt zwischen Tierschutz auf der einen Seite und dem Artenschutz auf der anderen Seite, dem es vornehmlich um die Bewahrung und Reinhaltung von Genmaterial geht und weniger um das Wohl des Individuums.
Mir will das logiktechnisch nicht so ganz in den Kopf, warum das abknallen von Wölfen der Blutauffrischung dienen soll. Ich denke, solange der Mensch den Kontakt der schwedischen zur finnischen Wolfspopulation nicht verhindert (z.B. durch Abschuss wandernder Einzeltiere), sollte die Natur das selbst regeln.
Merkwürdig, immer wenn Menschen glauben, darüber urteilen zu können und zu müssen, welches Genmaterial "gut" und welches "schlecht" ist, verursacht das immenses Leid, trotzdem lernen sie offenbar nicht draus...

Ansonsten volle Zustimmung zu den Beiträgen von Grauer Wolf und Antares.

Offenbar scheint ja der natürliche Blutaustausch nicht zu klappen, sonst müßte man wohl keine Wölfe "importieren" und hätte eine weniger ingezüchtete Population. Jeder weiß, was mit Hunderassen passiert, die auf wenige "Popular Sires" zurückgehen. Bei den Wölfen sind diese Regeln in den Köpfen einiger dann offensichtlich ausser Kraft gesetzt.


Zuletzt bearbeitet von Kangal am 08 Jan 2010 10:28, insgesamt 2-mal bearbeitet
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