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Wolfsjagd im Winterwald


 
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Scharfer Streit um Wölfe :: Brief an den Freundeskreis  
Autor Nachricht
Andreas



Anmeldungsdatum: 17.05.2006
Beiträge: 105
Wohnort: Kiel

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BeitragVerfasst am: 29 Jan 2007 19:22    Titel: Wolfsjagd im Winterwald Antworten mit Zitat

Sächsische Zeitung
Montag, 29. Januar 2007


Wolfsjagd im Winterwald
Von Frank Tausch

Forschung. Sechs Wölfe aus der Lausitz sollen mit einem Satellitensender versehen werden – sie lassen sich allerdings bisher nicht fangen.

Stiefel stampfen, Brillen beschlagen, es wird mit Handschuhen hantiert. Über 40Frauen und Männer drängen in den Versammlungsraum vom „Hammer“. Die Gaststätte in Neustadt zwischen Hoyerswerda und Weißwasser ist Treffpunkt. Vorn steht Franz von Plettenberg. Der Leiter des Bundesforstamtes Neustadt ist der Hausherr für die anstehende Jagd. Das Waldstück bei Neustadt, in dem sich die Wölfe versteckt haben, gehört zum Truppenübungsplatz Oberlausitz. Derzeit ist dort Schießpause. Die wird auch nicht unterbrochen. Bei dieser Wolfsjagd sind alle unbewaffnet. Es geht darum, die Tiere unversehrt zu fangen. Von Plettenberg erklärt die Jagd, weist die Treiber ein. Funkgeräte werden verteilt. „Ach ja“, sagt der Bundesförster. „Wenn ein Wolf auf Sie zukommt, bewegen Sie die Arme und rufen Sie. Wie bei der Hasenjagd.“

Dann stapft alles hinaus, steigt in die Autos. Es geht zwei, drei Kilometer in den Wald hinein. Die Jeeps wühlen sich durch unberührten Schnee. Es ist der erste dieses Winters. Es ist auch der erste Fangversuch dieser Saison. Neuschnee ist nötig, um den wilden Wölfen überhaupt auf die Spur zu kommen.

Ein Zaun aus bunten Lappen

Am Vortag haben Gesa Kluth und Ilka Reinhardt die frischen Fährten von fünf Tieren ausgemacht. Die Biologinnen, die die Wölfe in der Lausitz seit Jahren erforschen, sind ihnen gefolgt bis zu eben diesem Waldstück. Fünf Spuren führten hinein, nur zwei wieder hinaus. Irgendwo im weitläufigen Wald stecken die anderen drei. Nun muss es schnell gehen. Der Lappenzaun wird gezogen. Das ist eine Schnur, an der dicht bei dicht bunte Stofffetzen hängen, rot und gelb und rosa. Von einer Trommel abgerollt, wird die Schnur an Baumstämmen und Zweigen befestigt. Kniehoch spannt sie sich, die Wimpel baumeln. Leise und zügig muss gearbeitet werden, ein Rechteck wird so eingezäunt, vier Kilometer Zaun, gezogen in einer Stunde. Schweißnass sind die Biologinnen und Bundesförster, als die bunten Wimpel schließlich wie auf einer Perlenschnur aufgereiht flattern. Dann folgt Ilka Reinhardts Spezial-Mixtur. Die Lappen werden mit einer üblen Mischung aus Fensterputzmittel, Scheibenreiniger und Parfüm besprüht. Alles was stark riecht. Die flatternden, für empfindliche Nasen übel stinkenden Stofffetzen, sollen die Wölfe über Nacht gefangen halten.

Am Morgen sind Gesa Kluth und Ilka Reinhardt den Lappenzaun abgegangen. Keine frischen Wolfsspuren sind außerhalb des Zaunes auszumachen. Die Falle wird vollendet. Eine Seite des Rechteckes wird geöffnet, der Lappenzaun neu gespannt. Jetzt sieht das umzäunte Waldstück aus wie der Umriss einer riesigen Flasche. Ganz oben, am Flaschenhals, wo es eng wird, werden Netze aufgestellt. Erst ein feineres, einen Meter dahinter ein Gröberes. Wie Torwartnetze hängt das Nylon an aufgestellten Stangen. Wenn hier ein Wolf hineingerät, dann fallen die Netze über ihn. Nun sind auch die Treiber vor Ort. Sie sollen die Wölfe in Bewegung bringen. Zunächst ruhig und langsam, die Tiere sollen nicht zu früh beunruhigt werden. Hundert Meter vor dem Netz verbergen sich Späher im Wald, sie haben Tarnkleidung angelegt. Erst wenn die Wölfe sie passiert haben, soll es laut werden. Dann sollen die Tiere in Panik geraten, drauflosstürmen. Ihre feinen Instinkte würden sie sonst warnen vor den Netzen dahinten und den Menschen dahinter, die schon mit einer Betäubungsspritze warten. Mittags ist endlich alles bereit. Die Jagd kann beginnen.

Die Treiber haben Aufstellung auf einer Schneise genommen, sie stehen in einer langgestreckten Kette, auf der den Netzen gegenüberliegenden Seite. „Vorwärts“, kommt das Signal, dann tauchen die Frauen und Männer in eine Kiefernschonung ein. Es sind Einheimische, Leute vom Biospärenreservat, Waldarbeiter – alles Freiwillige. Sie arbeiten sich durch das Dickicht. Hier und da blitzt eine Warnweste grellorange oder neongrün. Drei Wildscheine werden aufgeschreckt. Im Galopp brechen die Sauen durch das trockene Unterholz. Der Boden ist übersät mit Wolfsspuren. Die ganze Nacht lang müssen die Tiere in ihrem plötzlichen Gefängnis unterwegs gewesen sein. Aber näher als auf zehn Meter haben sie sich nicht herangewagt an die bunten Lappen.

Die Treiberkette hat sich durch die erste Schonung hindurchgearbeitet. Kurz wird ausgerichtet, dann taucht sie in die nächste Schonung ein. „Ho, Ho“ und „Hopp, Hopp“ hallt es ab und an, wenn einer der Treiber seinen Nachbarn aus den Augen verloren hat und Anschluss sucht. Dann kommt über Funk das Signal „Halt“. Kein Laut ist mehr zu hören, nicht einmal ein Vogel singt. Nur der Wind zerrt an den größeren Kiefern und lässt jedesmal einen feinen Schneeschauer zu Boden flirren.

Vorn am Netz ist der erste Wolf aufgetaucht. Das ist der Moment für die Späher. Sie springen hervor. Laut schreiend rennt einer auf das Tier zu. Der Wolf beschleunigt, in wilder Hast jagt er davon, springt in gewaltigen Sätzen und springt mitten hinein ins Netz.

Er zappelt, er kämpft

Darauf hat Gesa Kluth nur gewartet. Sie ist mit einem Handnetz bewaffnet, Ilka Reinhardt mit einer Holzgabel. Eine Ausrüstung wie bei Gladiatoren, wären da nicht auch noch die Betäubungsspritzen. Doch zuerst muss das Tier ruhig am Boden liegen. Gesa Kluth ist heran, sie versucht den Wolf zu halten, ein Jungwolf ist das, fahlgelb und ockergrau, schon so groß wie seine Eltern. Er zappelt, er kämpft – und kommt frei. Nur Sekunden sind vergangen, der Wolf wirft sich herum und jetzt prescht er auch noch unter dem Zaun aus bunten Fähnchen hindurch. Das erste Tier ist buchstäblich durch die Lappen gegangen. Aber noch ist Hoffnung. Schließlich soll die Jagd ja einem guten Zweck dienen.

Der Sender um den Hals

Die Sender liegen bereit. Es sind Satellitensender, wie ein Halsband anzulegen, die neueste Generation. Sie schicken automatisch die exakte Position des Tieres als SMS auf ein Handy – sooft es die Forscher wollen. Die Batterie hält Jahre, wenn täglich nur ein- oder zweimal die genaue Position des Tieres benötigt wird. Der Sender arbeitet obendrein wie ein Bewegungsmelder, misst die Dauer von Ruhephasen und Aktivität. Schließlich lässt sich das Halsband per Befehl lösen – so muss es das Tier nicht ein Leben lang tragen. Doch zunächst soll der Sender so viel über das Leben der Jundwölfe, die bald eigene Wege gehen werden, verraten. Wo sie hinlaufen, woran sie sich orientieren – entlang von Flüssen oder gar Autobahnen – wo sie letztlich bleiben. Aber zunächst muss man die Tiere in die Finger bekommen.

Die Treiber setzen sich wieder in Bewegung. Wieder ruft es im Wald, knackt es im Holz. Nun beginnt ein Hochwald. Es geht schneller voran. Ein Wolf taucht auf einem Hügel vor den Treibern auf, wirft sich herum, läuft in Richtung Netz. Er nähert sich, die Späher springen wieder hervor, der Wolf wird schneller, doch er ahnt die Gefahr im letzten Moment. Dieses Tier wirft die Beine nach vorn, bremst aus vollem Lauf, rutscht unters Netz, aber das fällt nicht. Auch dieser Jungwolf kommt frei und flieht nun seitwärts unter den Lappen hindurch. Die Enttäuschung ist Gesa Kluth und Ilka Reinhardt ins Gesicht geschrieben. Ein zweites Treiben endet völlig ergebnislos, vom dritten Wolf fehlt jede Spur. So haben alle nur Erfahrung gesammelt. Und müssen auf den nächsten Neuschnee warten.
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SammysHP



Anmeldungsdatum: 30.06.2006
Beiträge: 2459
Wohnort: Celle / Niedersachsen

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BeitragVerfasst am: 29 Jan 2007 19:48    Titel: Antworten mit Zitat

Mensch... ist das lang! Da brauch ich erst einmal Zeit, das alles zu lesen. Und dann mal überlegen, ob ich das bei mir auf die News-Seite stelle.

Wenn jemand lust hat, kann er es ja mal selbst neu verfassen und mir als PN oder Email schicken. Dann pack ich es bei mir mit eurem (Nick)Namen auf meine News-Seite http://www.wolf-news.de.ms Hab im Moment leider wenig Zeit.

LG Sven

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Marsupial Wolf



Anmeldungsdatum: 16.05.2007
Beiträge: 251
Wohnort: Pfalz

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BeitragVerfasst am: 20 März 2008 22:53    Titel: Antworten mit Zitat

Weiß jemand, ob es mittlerweile nochmal versucht wurde mit einer Lappenjagd Wölfe zu fangen um sie mit Sendern auszustatten? Oder ob es mittlerweile gelungen ist?
Auch dieser Winter war ja leider nicht sehr schneereich und demnach war´s wohl sehr schwer Spuren zu finden..
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SammysHP



Anmeldungsdatum: 30.06.2006
Beiträge: 2459
Wohnort: Celle / Niedersachsen

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BeitragVerfasst am: 20 März 2008 23:10    Titel: Antworten mit Zitat

Ich komme leider nur an die Informationen, die in Zeitungen veröffentlicht werden und dort konnte ich noch nichts weiter finden.
Vielleicht wird sich ja demnächst was ändern am Informationsfluss...

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Jens
Moderator


Anmeldungsdatum: 22.05.2006
Beiträge: 580
Wohnort: Stolpe

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BeitragVerfasst am: 21 März 2008 0:08    Titel: Antworten mit Zitat

Es wird derzeit dran gearbeitet. Leider ist ja jetzt erst über Ostern etwas Schnee in Sicht. Anderen Fangmöglichkeiten sind die Wölfe bislang immer aus dem Weg gegangen.
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wolfrüde



Anmeldungsdatum: 16.09.2007
Beiträge: 1539
Wohnort: Landkreis DLG

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BeitragVerfasst am: 21 März 2008 10:46    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn da so viel Schnee gefallen ist, wie bei uns, müsste man gut Spuren finden Smile
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Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
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Lutra



Anmeldungsdatum: 30.12.2006
Beiträge: 366
Wohnort: Pulsnitz

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BeitragVerfasst am: 21 März 2008 21:16    Titel: Antworten mit Zitat

Der Schnee ist hier ganz schnell wieder getaut. Da wird wohl nichts mit Spurensuche geworden sein.
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SnowWolf



Anmeldungsdatum: 15.09.2006
Beiträge: 212
Wohnort: Arnstadt

BeitragVerfasst am: 22 März 2008 1:14    Titel: Antworten mit Zitat

Sehr schöne Story... Lässt sich super lesen. Wollen wir mal hoffen dass sie bald Erfolg haben... toi toi toi... Very Happy
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SammysHP



Anmeldungsdatum: 30.06.2006
Beiträge: 2459
Wohnort: Celle / Niedersachsen

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BeitragVerfasst am: 06 Apr 2008 23:46    Titel: Antworten mit Zitat

An diesem Wochenende soll ja anscheinend wieder eine Aktion versucht worden sein. Mehr weiß ich leider auch nicht.
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wolfrüde



Anmeldungsdatum: 16.09.2007
Beiträge: 1539
Wohnort: Landkreis DLG

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BeitragVerfasst am: 07 Apr 2008 7:08    Titel: Antworten mit Zitat

SammysHP hat folgendes geschrieben:
An diesem Wochenende soll ja anscheinend wieder eine Aktion versucht worden sein. Mehr weiß ich leider auch nicht.

Hab da auch was am Rande mitbekommen.
Weiß da jemand genaueres?

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Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
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