Niedersachsen: Schafzüchter sorgen sich

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
kangal2
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Re: Niedersachsen: Schafzüchter sorgen sich

Beitrag von kangal2 »

Grauer Wolf hat geschrieben: Ansonsten war natürlich die Strategie der Wölfe genial: Ein paar lenken ab, einer greift zu. Die Grauen sind verdammt intelligent und gut in Problemlösungen...
So läuft das eigentlich immer ab.
Unerfahrene Hunde stellen sich zwischen die vermeintlichen Angreifer und die Herde, der hintere Teil bleibt ungeschützt.
Das geht so weit, daß besonders hitzige Jungspunde den Wölfen hinterherjagen und dann selbst zum Opfer werden.
Ein Grund dafür, daß man an türkischen Herden stets mehrere Generationen, also gewachsene Hunderudel einsetzt. Erfahrene Hunde leiten die Neuen an und koordinieren die Verteidigung. Dazu gehört auch, daß ein Teil der Hunde den Angreifern entgegentritt, während andere bei der Herde bleiben.
Dazu braucht man aber erstens mehr Hunde als 2 oder 4, die Türken haben in der Regel 6 - 8 Hunde, und zweitens Hunde, die bereits Erfahrungen mit Wolfsangriffen sammeln konnten.
Ist beides so bei uns nicht gegeben.
kangal2
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Re: Niedersachsen: Schafzüchter sorgen sich

Beitrag von kangal2 »

Grauer Wolf hat geschrieben: Ich leugne die Probleme keineswegs, aber die Wölfe sind nun mal da, sie werden nicht wieder weggehen und sie stehen unter Artenschutz. Die Wölfe zu eliminieren, ist keine Option, so oder so nicht, weder juristisch noch ethisch.
Der eine oder andere kommerzielle Schafhalter wird also sein Verhalten und die Kosten/Nutzen-Rechnung überdenken müssen wie jeder Unternehmer, zumal da auch noch die vergleichsweise großen Importe aus Australien und Neuseeland vorhanden sind (ist Schafhaltung in Deutschland überhaupt noch konkurrenzfähig?)... Hobbyhalter habe ich jetzt mal nicht auf dem Plan, denn ein Hobby ist dafür bekannt, daß es Geld kostet...

Gruß
Wolf
Der Ton macht auch hier die Musik.
Wenn man an einem Dialog interessiert ist und die Gegenseite ernstnimmt, was man auf alle Fälle tun sollte, stelle ich mich nicht hin und wische deren Bedenken und Ängste mit "Dummes Zeug" vom Tisch.

Ob es erstrebenswert ist, die Schafkeule aus Neuseeland beim real zu kaufen anstatt beim Schäfer nebenan, wäre eine weitere Diskussion wert. Alles auf Kosten/Nutzen zu reduzieren, ist nicht gerade die Ideallösung. Weder für die Tiere, die zum Massenramsch verkommen, durchaus ethisch bedenklich, noch für den Verbraucher, der die industriell erzeugten Fleischbatzen konsumiert. Auch darüber könnte man einmal nachdenken.
kangal2
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Re: Niedersachsen: Schafzüchter sorgen sich

Beitrag von kangal2 »

Lutra hat geschrieben:Ich leugne keine Probleme der Schäfer mit dem Wolf, ich meine nur und weiß es auch, dass es da von anderen Seiten viel größere Probleme gibt. Der Rückgang der Schafshaltung setzte bei uns hier lange vor dem ersten Wolf ein, nicht erst durch den "Konkurrenz-Nachteil". Wenn Dein Schäfer Bombengeschäfte durch den Verkauf von Lämmern machen kann, kann man ihn nur beglückwünschen.
Hat auch niemand behauptet, daß der Wolf das größte Problem der Schäfer sei.
Er ist eines und das zuzugeben, scheint hier einigen sehr schwer zu fallen, anders kann ich mir die teilweise Zweckargumentation nicht erklären.
Übrigens verkauft mein Schäfer die meisten Lämmer in muslimische Länder, während im Supermarkt um die Ecke die Keule aus Neuseeland liegt.
Selbst türkische Hirten haben Probleme mit dem Konkurrenzdruck aus dem Iran oder China, auch hier geht die Schafzucht leider zrück.
Die Ursache ist nicht der Wolf, da man dieses Problem schon seit Jahrtausenden im Griff hat.
Lutra hat geschrieben:Und wenn Du schon so viele Schafe gesehen hast, bist Du natürlich unangefochtener Experte auf diesem Gebiet, das muß ich Dir schon ohne Neid zugestehen! :mrgreen:
Nur kein Neid, jeder kann dazulernen, wenn er will.
Es stehen ja mittlerweile alle Wege offen :mrgreen:
aka

Re: Niedersachsen: Schafzüchter sorgen sich

Beitrag von aka »

Ich glaube mitunter wird kein Unterschied gemacht zwischen "100 % Vorbeugen" und "Minimieren". Die Lupus - Propaganda erweckt den Eindruck
daß es reicht die Viecher zu schützen und die Welt ist in Ordnung. Entsprechend hoch ist die Erwartungshaltung.
Habe vor ein Paar Jahren eine Pressenotiz aus dem Raum Przemysl/Karpatenvorland gelesen. Ein Züchter hatte im Winter die Schafe in einer Scheune (Verschlag ? ) stehen, tagsüber auf einer eingezäunten Koppel. Nachts kamen die Wölfe, einem (ner Wölfin) gelang in die Scheune einzundringen - im Artikel stand nicht wie - baufällig ? provisorisch ?.
Die Schafe drückten in Panik das Tor auf. Den Rest verhinderten die herbeieilenden Bauern. Die Verluste waren nicht hoch - ein Dutzend Schafe, einige
verletzt und ein verunglückter Wolf der sich beim Verlassen der ziemlich hohen Einzäunung der Koppel ernsthafte Verletzungen zugezogen hat.
Die Rudelstärke in den Berichten der Bauern wuchs natürlich ins unermessliche. Ein Förster, der dort zittiert wurde sprach von einem Rudel
mit 12 - 17 Wölfen. Glücklicheweise konnten sich die zwei Hunde retten,die die Herde geschützt haben. Wurden zwar erst am nächsten Tag im
Dorf gefunden, dafür aber weitgehend ganz. So, daß ein weiterer Herdenschutz in dieser Hinsicht als gewährleistet betrachtet werden kann.
Es stand nix drin ob der Bauer strafrechtlich zur Verantwortung gezogen wurde, der durch unsachgemässe Einzäung der Koppel und verescheuchen der damals schon streng geschützten Tierart als Schuldiger für den Tod eines Exemplars einer strenggeschützten Art angesehen werden kann - und sicherlich
wurde. Vielleicht mal wieder ein krummer Deal auf Kosten der Naturschutzes ? . Wer weisst.
Zumindest fiel da auch ein Satz, daß für die Züchter u.U schwer ist, den 100% - tigen Herdenschutz zu gewährleisten.
Und das scheint manchmal auch so zu sein. Wozu also die ganze Aufregung ?
Grauer Wolf

Re: Niedersachsen: Schafzüchter sorgen sich

Beitrag von Grauer Wolf »

aka hat geschrieben:Ich glaube mitunter wird kein Unterschied gemacht zwischen "100 % Vorbeugen" und "Minimieren". Die Lupus - Propaganda erweckt den Eindruck
daß es reicht die Viecher zu schützen und die Welt ist in Ordnung. Entsprechend hoch ist die Erwartungshaltung.
Nun ja, man sollte meinen, daß es klar ist, daß man Schäden nicht auf null setzen kann, nicht bei Feilandhaltung. Man kann sie, wie Du sagst, nur minimieren. Ein Restrisiko bleibt immer...
aka hat geschrieben:Die Rudelstärke in den Berichten der Bauern wuchs natürlich ins unermessliche. Ein Förster, der dort zittiert wurde sprach von einem Rudel mit 12 - 17 Wölfen....
Sowieso und wahrscheinlich war jeder 1,5 m hoch und hatte 84 Zähne inkl. 10 cm langer Eckzähne... :p
aka hat geschrieben:Zumindest fiel da auch ein Satz, daß für die Züchter u.U schwer ist, den 100% - tigen Herdenschutz zu gewährleisten. Und das scheint manchmal auch so zu sein. Wozu also die ganze Aufregung ?
Weil die Züchter eben 100%ige Sicherheit wollen, wie so viele übrigens im Leben. Auch gerade in Deutschland ist diese Vollkaskomentalität sehr verbreitet... Schlägt dann die Statistik mit 1% zu (siehe Deine Eingangsbemerkung), geht das Gezeter natürlich los und durch die Sensationspresse geistert die Mär vom bösen Wolf samt ein paar blutrünstiger Aufnahmen (aus der Agentur natürlich, aufgenommen im Tierpark bei Wolfens Mittagstisch...)...

Gruß
Wolf
aka

Re: Niedersachsen: Schafzüchter sorgen sich

Beitrag von aka »

Und derweile verschonen die Tiere sogar Knöllchenverteiler
http://www.youtube.com/watch?v=6tTmj9ll_uA
Is zawar ungerecht aber noch ein Beweis dafür daß es keinen Grund für die Aufregung gibt.
gruß
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SammysHP
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Re: Niedersachsen: Schafzüchter sorgen sich

Beitrag von SammysHP »

Öhm… du weißt aber schon, dass das am Computer entstanden ist?

viewtopic.php?p=487#p487
aka

Re: Niedersachsen: Schafzüchter sorgen sich

Beitrag von aka »

SammysHP hat geschrieben:Öhm… du weißt aber schon, dass das am Computer entstanden ist?

viewtopic.php?p=487#p487
Aber ein guter fake...... :mrgreen:
gruß
Lutra
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Re: Niedersachsen: Schafzüchter sorgen sich

Beitrag von Lutra »

LarsD hat geschrieben: Andere Frage: Du bist dichter dran. Was hat es mit dem von Kangal hier in den Thread kopierten Artikel der SZ auf sich. Hat Schäfermeister Klose am 11. August tatsächlich trotz vier Herdenschutzhunden ein Schaf an einen bzw. mehrere Wölfe verloren? Auf den Seiten vom Kontaktbüro finde ich dazu gar nichts.

Viele Grüße

Lars
Ich kenn das auch nur aus der Zeitung, ist noch ein ganzes Stück weg von mir:

http://www.sz-online.de/_sitetools/news ... rtikel.asp

Ich weiß nicht, ob das der Fall hier ist, stimmt allerdings mit dem Datum nicht ganz:
http://www.wolfsregion-lausitz.de/nutzt ... rthelsdorf
Lutra
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Re: Niedersachsen: Schafzüchter sorgen sich

Beitrag von Lutra »

Grauer Wolf hat geschrieben: Ich habe den als Vollzitat entfernten Artikel noch einmal in einem Schafforum gefunden:
http://www.schaf-foren.de/forum/index.p ... opic=15690 (Oberes Drittel. Geht der Link in Ordnung, Sammy?)
Dort lese ich auch ab und zu mal. Ist zwar I-Net, wie hier, was nicht zwangsläufig die tatsächlichen Meinungen wiedergibt, aber doch recht interessant. Die Unterschiede erlebe ich bei uns in der Umgebung auch, die einen spektakeln rum und die anderen machen sich Gedanken, wie sie ihre Schafe schützen können, weil sie erkennen, dass der Wolf nun mal da ist und in absehbarer Zeit auch nicht wieder verschwindet, egal, ob eventuell mal welche geschossen würden oder nicht.
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