Problemwolf, Abschussgenehmigung - und dann?

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
LarsD

Re: Problemwolf, Abschussgenehmigung - und dann?

Beitrag von LarsD »

SammysHP hat geschrieben:Lassen wir die Definition eines "Problemwolfs" einmal außen vor. Auch, wie es zur Abschussgenehmigung gekommen ist.

Wie soll das dann funktionieren? Sinn macht es nur, wenn der richtige Wolf "entnommen" wird. Dazu müsste er allerdings zweifelsfrei zu identifizieren sein.
Wenn der Problemwolf einer ist, der sich Menschen gegenüber zutraulich oder gar aggressiv verhält, ist sein Identifizierung denkbar einfach. Ungleich komplizierter wird das bei Wölfen, die sich auf Nutzvieh eingeschossen haben und deshalb den fragwürdigen Titel "Problemwolf" verliehen bekommen. Hier haben die Schweden (Besenderung und gezielte Bejagung) und die Schweizer (Abschuss in der Nähe der Nutzviehherden) zwei praktikable Optionen aufgezeigt. Schaust Du Dir die Rechtsvorschriften ( Artikel 16 FFH-RL http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/sit ... 101-de.pdf, § 45 Abs. 7 BNatSchG http://dejure.org/gesetze/BNatSchG/45.html und deren Fortschreibungen im Landesrecht) an, geht es da nicht um das einzelne Tier. Der günstige Erhaltungszustand der Population und die Abwendung erheblicher Schäden (Vieh) bzw. von Gefahren für den Menschen stehen gemeinsam im Fokus, wenn Schutzvorschriften im Zuge von Ausnahmegenehmigungen gelockert werden. Die "Individualschuld" ist nebensächlich, wenn mit der Tötung eines Tieres oder auch mehrerer Tiere der gewünschte Vergrämungseffekt beim Rest des Rudels erreicht werden kann und sich gleichzeitig der Erhaltungszustand der Population nicht verschlechtert.

Viele Grüße

Lars
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SammysHP
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Re: Problemwolf, Abschussgenehmigung - und dann?

Beitrag von SammysHP »

Die "Individualschuld" ist nebensächlich, wenn mit der Tötung eines Tieres oder auch mehrerer Tiere der gewünschte Vergrämungseffekt beim Rest des Rudels erreicht werden kann
Das glaubst du nicht wirklich, oder? :shocked: Der eine Wolf wird munter weiter machen, der bekommt ja gar nicht mit, dass woanders einer fehlt. Auf jeden Fall bezweifle ich, dass er dazwischen eine Verbindung sieht. Wenn du das denkst, hast du die Evolutionstheorie nicht verstanden.
LarsD

Re: Problemwolf, Abschussgenehmigung - und dann?

Beitrag von LarsD »

SammysHP hat geschrieben:
Die "Individualschuld" ist nebensächlich, wenn mit der Tötung eines Tieres oder auch mehrerer Tiere der gewünschte Vergrämungseffekt beim Rest des Rudels erreicht werden kann
Das glaubst du nicht wirklich, oder? :shocked: Der eine Wolf wird munter weiter machen, der bekommt ja gar nicht mit, dass woanders einer fehlt. Auf jeden Fall bezweifle ich, dass er dazwischen eine Verbindung sieht. Wenn du das denkst, hast du die Evolutionstheorie nicht verstanden.
Lies in Ruhe, was ich schrieb. Dort steht nicht *weil* sondern *wenn*. Dort steht nicht *erreicht wird* sondern *erreicht werden kann*.

Agiert ein "Problemwolf" allein, erübrigt sich die Frage, ob andere Wölfe von dem Abschuss etwas merken. Ist hingegen ein Rudel unterwegs, kommt die Botschaft bestimmt an, wenn einer aus der gemeinsam jagenden Truppe mit einem Knall auf der Strecke bleibt. ( http://www.blick.ch/news/schweiz/westsc ... 56280.html )

Viele Grüße

Lars
jurawolf
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Re: Problemwolf, Abschussgenehmigung - und dann?

Beitrag von jurawolf »

LarsD hat geschrieben:Agiert ein "Problemwolf" allein, erübrigt sich die Frage, ob andere Wölfe von dem Abschuss etwas merken. Ist hingegen ein Rudel unterwegs, kommt die Botschaft bestimmt an, wenn einer aus der gemeinsam jagenden Truppe mit einem Knall auf der Strecke bleibt. ( http://www.blick.ch/news/schweiz/westsc ... 56280.html )
also bitte lars, wenn du schon das grösste käseblatt unserer kleinen nation verlinkst, dann verlinke doch bitte auch den folgenden artikel aus dem selben blatt:
http://www.blick.ch/news/schweiz/hier-w ... 56974.html

aber damit ginge ja deine theorie nicht ganz auf... :roll:
Lupus
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Re: Problemwolf, Abschussgenehmigung - und dann?

Beitrag von Lupus »

Die Risse ca. zehn Tage nach dem Abschuss des Rüden waren die letzten die F6 nchgewiesen werden konnten, seit dem ist auch sie verschollen! Höchstwarscheindlich an einer Bleivergiftung gestorben! Illegal! Das beweisst ja das ein Abschuss eines Tieres aus einem Rudel oder Paar den Partner oder die Rudelmitglieder von weiteren Rissen nicht abhält. Die einzige Möglichkeit besteht im Herdenschutz, Vergrämungsaktionen sind wohl auch nicht von grossem nutzen. Wölfe sind Predatoren bei denen das töten von Wildtieren oder Schafen einfach im Instinkt liegt und für sie überlebenswichtig ist.
Grauer Wolf

Re: Problemwolf, Abschussgenehmigung - und dann?

Beitrag von Grauer Wolf »

Es ist echt zum Mäusemelken... Jedes Jahr gehen 3...5% der gesömmerten Schafe (also pi mal Daumen 10.000 :!: Stück) verloren durch Wetter, Murenabgänge, Krankheiten, Versteigen und Abstürze, durch schlichte Vernachlässigung... Schulterzucken, keiner regt sich groß auf. Aber wehe, wenn der Wolf sich ein paar holt, dann gibt es ein Riesen-"Mord und Totschlags"-Gezeter nach Abschuß. Das ist ein schlichter Versicherungsfall. Punkt. Ende.
Mann, da könnte ich mich jedes Mal auf's neue aufregen... :x
Die Risse ca. zehn Tage nach dem Abschuss des Rüden waren die letzten die F6 nchgewiesen werden konnten, seit dem ist auch sie verschollen! Höchstwarscheindlich an einer Bleivergiftung gestorben! Illegal!
Angesichts dieser Haßtiraden
Deshalb fordert der Pächter der Alp, Armin Andenmatten, dass auch dieses Tier abgeschossen wird. «Der Wolf gehört nicht hier hin. Er muss weg und gehört ausgerottet.»
aus http://www.blick.ch/news/schweiz/bern/w ... 56357.html

würde mich das überhaupt nicht wundern...

Gruß
Wolf
jurawolf
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Re: Problemwolf, Abschussgenehmigung - und dann?

Beitrag von jurawolf »

Lupus hat geschrieben:Die Risse ca. zehn Tage nach dem Abschuss des Rüden waren die letzten die F6 nchgewiesen werden konnten, seit dem ist auch sie verschollen! Höchstwarscheindlich an einer Bleivergiftung gestorben! Illegal!
alles nur spekulation. es wäre nicht das erste mal, dass bei uns ein wolf mal ein jahr lang nicht auffällt. zudem gab es auch letztes jahr einige nachweise, die nicht individuell zugeordnet werden konnten.

armin von der alpage du scex ist übrigens, obwohl natürlich wolfsgegner, ein ziemlicher pragmatiker, er wurde da wohl - wie halt vom blick nicht anders zu erwarten - überspitzt zitiert.
LarsD

Re: Problemwolf, Abschussgenehmigung - und dann?

Beitrag von LarsD »

jurawolf hat geschrieben: also bitte lars, wenn du schon das grösste käseblatt unserer kleinen nation verlinkst, dann verlinke doch bitte auch den folgenden artikel aus dem selben blatt: http://www.blick.ch/news/schweiz/hier-w ... 56974.html

aber damit ginge ja deine theorie nicht ganz auf... :roll:
Hand aufs Herz - ich bin davon ausgegangen, dass nach dem Abschuss des Rüden dort Ruhe war. Den Artikel kannte ich bislang nicht. Das eine Theorie von mir nicht aufgeht, ist ganz sicher kein Beinbruch. Ich lerne gern dazu. ;-)

Viele Grüße

Lars
jurawolf
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Re: Problemwolf, Abschussgenehmigung - und dann?

Beitrag von jurawolf »

ob dus glaubst oder nicht, eigentlich gebe ich dir inhaltlich sogar recht: wölfe sind nicht dumm, und wenn beim angriff auf eine schafherde ein rudelgenosse vor den eigenen augen abgeknallt wird, wird sich das dem wolf definitiv einprägen.

im genannten fall im wallis wars aber halt auch so, dass der wolf nicht während einem angriff auf die herde getötet wurde, sondern bloss in deren nähe.
Flanellhemdmann

Re: Problemwolf, Abschussgenehmigung - und dann?

Beitrag von Flanellhemdmann »

bürger x hat geschrieben:Wenn der Mensch auf Dauer den Wolf nicht verfolgt, muss der Wolf ihm nicht aus dem Weg gehen.
Auch in Gegenden in denen der Wolf nicht verfolgt wird geht er dem Menschen in der Regel trotzdem aus dem Weg.
bürger x hat geschrieben:Die Habituierung ist eine langfristige Wirkung des Wolfsschutzes und führt zu zunehmender Gefahr des Menschen durch den Wolf.[...]
Wird der Schutz des Wolfes über längere Zeit und ohne Ausnahmen realisiert ,ist die Habituierung nicht aufzuhalten.
Sagt wer, an Hand von welchen Versuchen/Untersuchungen unter welchen Voraussetzungen und welchem Zeitraum? Viele Leute kennen entweder den Unterschied zwischen adaptivem und habituiertem nicht und selbst wenn faellt es ihnen oft immer noch schwer zu sagen, was jetzt adaptives und was habituertes Verhalten ist. Bei dir bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass du den Unterschied ebenfalls nicht kennst, sonst wuerdest du bei einem Wolf mangelnde Scheu vor Menschen nicht mit Habituierung gleichsetzen, ohne diverse andere Faktoren wie Charakteristik des Tieres und seine Indiviualitaet als Tier voellig ausser Acht zu lassen.
Woher nimmst du deine Erkenntnis, dass Schutz habituiertes Verhalten nach sich zieht? Ueber welchen Zeitraum? Woelfe befinden sich seit mindestens 20 Jahren wieder in Deutschland, nicht nur auf der Durchreise, sondern permanent. In Schutzgebieten, die an Gebiete grenzen in denen Menschen leben (oder im Fall von Truppenuebungsplaetzen den Lebensraum teilweise teilen), wie oft ist es da bisher zu Konflikten zwischen Mensch und Wolf gekommen? Auch wenn du es nicht gerne als Beispiel siehst, weil du dem argumentativ nichts gegenzusetzen hast, Woelfe und Menschen teilen sich schon laenger als die paar Tiere in Deutschland gemeinsame Lebensraeume. Ohne Konflikte. Geht uebrigens auch mit groesseren Beutegreifern wie Puma oder Baer.
bürger x hat geschrieben:Menschen,die mit dem Schutz des Wolfes zu tun haben und gegenüber der Habituierung den Kopf in den Sand stecken sind für mich "Zauberlehrlinge".
Das hat ein Dilemma so an sich,dass es nicht lösbar ist.
Und auch hier wieder meine Frage, worauf berufst du dich wenn du sagst, Woelfe die keine Scheu Menschen gegenueber zeigen waeren habituiert? Das hat nichts mit Kopf in den Sand stecken zu tun, ich rate dir erstmal ein wenig ueber die Thematik der Verhaltensforschung zu lesen (dazu gibt es einiges, auch aktuelles, ueberarbeitetes Material) und den Unterschied zwischen Habitation und Adaption zu verstehen, bevor du hier solche Pauschalverurteilungen raushaust.
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