"Judaswölfe" für Niedersachsen?

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
Redux

Re: "Judaswölfe" für Niedersachsen?

Beitrag von Redux »

"Selbstjustiz" , Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Wilderei stehen unter Strafe. Basteln, Träumen sich Wichtigmachen nicht !
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: "Judaswölfe" für Niedersachsen?

Beitrag von Nina »

Neben "Basteln, Träumen sich Wichtigmachen" :lol: wurde allerdings auch daran "gebastelt", wie man Wölfe am besten anlocken kann. Herr Grüntjens sagte in der NDR-Nordstory "Leben mit dem Wolf" wörtlich:
... Und dann haben wir uns natürlich auch überlegt: Wie können wir den Wolf eventuell darein locken, dass er diesen Weg auch nimmt. Dass er das kontrolliert, auch wenn's für ihn neu ist. Auch da sind wir, glaube ich, einen ganzen Schritt weitergekommen und haben einiges ausprobiert, wo die die Wölfe drauf reagieren. Wir haben also an dem Fallenstandort, wo wir die Fotofallen hängen haben, schon ein paar Sachen ausprobiert. Und es sieht so aus, also ob die Wölfe da Interesse hätten, nachzuschauen. Egal, ob da 'ne Kastenkonstruktion steht oder nicht. Insofern bin ich zumindest sehr optimistisch, dass wir das schaffen werden, die Wölfe damit auch zu kriegen.

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/d ... 25020.html
Später ist im selben Filmbeitrag als Lockmittel konkret von "alter Wolfslosung", "frischer Wolfslosung" und "Lure" die Rede.

Ein ähnliches Thema wurde ja bereits in einer Antwort der Niedersächsischen Landesregierung auf eine Anfrage der FDP aufgegriffen.

Demnach ist
Das Postieren von Wildkameras an bereits tot aufgefundenen, vermutlich gerissenen, Tieren im Rahmen des Wolfsmonitorings ist übliche Praxis. [...]
Ein Anfüttern von Wölfen muss unbedingt verhindert werden. Dies wäre dann der Fall, wenn z. B. an einem Platz immer wieder Kadaver oder Teile davon gezielt abgelegt würden oder ein geschossenes oder verunfalltes Tier ausdrücklich zum Zweck der Wolfsanlockung in der freien Landschaft deponiert würde. Solche Handlungen könnten zu einer (Futter-)Konditionierung des Wolfes führen.

Landtagsantwort 17/5227 vom 17.02.2016 auf Anfrage 17/4998
http://www.landtag-niedersachsen.de/ps/ ... attachment
Die Herren Grüntjens und Bullerjahn wurden dem NDR-Filmbeitrag zufolge mit dem selbstinitiierten Fallenbau nicht von offizieller Seite beauftragt. Beim ersten Aufstellen der Falle in der Natur spricht der Kommentator von "Bis hierhin war das Ganze nur eine große Idee".
Das Problem dürfte ja sein, dass da draußen noch viel mehr Leute mit "großen Ideen" unterwegs sind, die nun zwei große Vorbilder, aber vielleicht viel weniger Gewissen haben.

Der Vollständigkeit halber setze ich hier nochmal den Link der Antwort von Herrn Bullerjahn auf den Leserbrief in der az-online. Es ist der zweite in dem Link. Achtung: Vorher muss man sich noch durch den Brief eines Wriedeler Bürgers lesen, der "nach über 40 Jahren Polizeidienst" nun nur noch "mit gemischten Gefühlen" und "zum Eigenschutz" mit "Pfefferspray und einem zugelassenen Messer" im Wald unterwegs ist...

https://www.az-online.de/leserbriefe/ue ... 12557.html

So, und jetzt gehe ich mit meinem Hund in den Wald mitten im Wolfsgebiet, als zarte Frau und ohne Polizeiausbildung, und dann auch noch völlig unbewaffnet... :lol:
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: "Judaswölfe" für Niedersachsen?

Beitrag von Nina »

Hier nochmal ein interessanter Link zu einer anderen, auf Eigeninitiative selbstgebauten Wolfsfalle in Brandenburg:

http://www.maz-online.de/Brandenburg/Ve ... ingestellt

Das kostete den Jäger 2.000 Euro. Er sagte, er hätte mit den Fallen, die mit lebenden Schafen bestückt gewesen sein sollen, wildernde Hunde einfangen wollen.
Für Steffen Butzeck, der beim Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) für Wölfe zuständig ist, war klar, dass „die Anlage sehr wohl geeignet ist, Wölfe zu fangen“. Ein Lebendköder, hohe Zäune, ein Leitsystem, das das Tier auf eine Falltür zuführt, welche sich schließt, sobald der Wolf unter ihr durchgeschlüpft ist – so hätten Wolfsfanganlagen bekanntermaßen schon im 18. Jahrhundert funktioniert.

http://www.maz-online.de/Brandenburg/Ve ... ingestellt
Grauer Wolf

Re: "Judaswölfe" für Niedersachsen?

Beitrag von Grauer Wolf »

Nina hat geschrieben:Hier nochmal ein interessanter Link zu einer anderen, auf Eigeninitiative selbstgebauten Wolfsfalle in Brandenburg:

http://www.maz-online.de/Brandenburg/Ve ... ingestellt
Wolfsexpertin Yvette Krummheuer erklärte jedoch, dass Rudel nachgewiesen worden seien und diese zur Wanderschaft neigten.
Der nächste "Wolfsexperte"... NIe gehört den Namen...
Das markierte ist einfach nur Nonsense. Rudel im Plural und auch noch zur Wanderschaft neigend? Ich wußte gar nicht, daß Wolfsrudel nomadisch leben... :lol:
Wir haben also an dem Fallenstandort, wo wir die Fotofallen hängen haben, schon ein paar Sachen ausprobiert. Und es sieht so aus, also ob die Wölfe da Interesse hätten, nachzuschauen. Egal, ob da 'ne Kastenkonstruktion steht oder nicht. Insofern bin ich zumindest sehr optimistisch, dass wir das schaffen werden, die Wölfe damit auch zu kriegen.
Hmmmm, fällt das nicht schon unter "nachstellen" und ist damit juristisch grenzwertig?

Gruß
Wolf
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: "Judaswölfe" für Niedersachsen?

Beitrag von Nina »

Yvette Krummheuer ist Projektleiterin des WWF-Projekts "Wolf Sachsen-Anhalt" und verfügt laut WWF über "langjährige Erfahrung in der Wolfsarbeit".

(WWF, 07.02.2014: Interview mit Yvette Krummheuer vom WWF Projekt „Wolf Sachsen-Anhalt“ )
http://www.wwf.de/themen-projekte/bedro ... en-anhalt/

Bezüglich der zitierten "Rudel auf Wanderschaft" kann es sich genauso gut um eine unglückliche Formulierung der Autorin von der Märkischen Allgemeinen handeln. Es ging ja vor allem darum, dass sich der Jäger mit der Aussage, dass es fraglich sei, ob es überhaupt Wölfe in der Region gäbe, vom Verdacht der gezielten Fallenjagd auf Wölfe entlasten wollte. Laut Frau Krummheuer gebe es aber bereist Nachweise von Rudeln in der Region. Die Wanderschaft bezog sich sicherlich darauf, dass selbst in Regionen ohne territoriale Rudel damit gerechnet werden muss, dass Wölfe auf Wanderschaft diese Gebiete durchstreifen und dann in der Wolfsfalle bzw. angeblichen "Hundefalle" landen könnten.

Bezüglich des Anlockens von Wölfen wie im Fall Bullerjahn/Grüntjens habe ich auch Bedenken, dass man den Wölfen (und den Menschen) damit eher schaden könnte. Wenn es einen behördlichen Auftrag zur gezielten Besenderung gibt, wird dies ohne Lockmittel zwar nicht möglich sein. Bauchschmerzen bereitet mir aber, wenn man auf Eigeninitiative und in alleiniger Erwartung oder Hoffnung, dass ein entsprechender staatlicher Auftrag irgendwann einmal nachträglich erteilt werden könnte, im Vorwege "schon ein paar Sachen ausprobiert" (Grüntjens), die die Wölfe - offensichtlich bereits mit Erfolg - anlocken.

Solange nur zwei Jäger an Lockstoffen für Wölfe an freilebenden Exemplaren testen, dürfte sich der Schaden zwar in Grenzen halten. Aber wie gesagt, wenn das nun Schule macht - wir haben immerhin 374.084 Jäger in Deutschland - könnte eine zunehmende Zahl eigeninitiierter Experimente dieser Art den Wölfen und den Menschen in Deutschland möglicherweise ernsthafte Probleme bereiten. Insofern ist der Gesetzgeber gefordert, vielleicht gerade an diesem Beispiel selbsterbauter Wolfsfallen ohne staatlichen Auftrag für klare Spielregeln zu sorgen, deren Einhaltung sorgsam zu überwachen und bei Verstoß auch empfindlich zu ahnden ist.

Zur Absicht hinter der selbstgebauten Wolfsfalle heißt es in der NDR-Nordstory "Leben mit dem Wolf":
Das Ziel ist es, Wölfen Senderhalsbänder anzulegen. Durch die Auswertung der Bewegungsmuster ist nachzuvollziehen, wo sich die Tiere aufhalten. Dann kann reagiert werden.

[Grüntjens]: "Nur, wenn die Leute verstehen, was draußen passiert mit den Wölfen, dann werden wir irgendwann die Situation vielleicht kriegen, dass auch das Tolerieren dieser erst wieder zugewanderten Tierart überhaupt eine Chance bekommt. Wenn die Leute immer nur aus der Angst leben, über Nichtwissen, falsch informiert zu sein, oder zum falschen Zeitpunkt informiert zu werden, wenn dieses Thema wegfällt, so und dann können wir Akzeptanz schaffen.
Und dann können wir auch entscheiden, wenn ein Wolf irgendwas tut, was er nicht tun soll, dann haben wir nämlich die Möglichkeit zu sagen: So, und das hier ist ein Thema, was final ist. Und dann muss man irgendwie dann halt das Tier aus der Natur entnehmen können."


http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/d ... 25020.html
Grauer Wolf

Re: "Judaswölfe" für Niedersachsen?

Beitrag von Grauer Wolf »

Nina hat geschrieben:Yvette Krummheuer ist Projektleiterin des WWF-Projekts "Wolf Sachsen-Anhalt" und verfügt laut WWF über "langjährige Erfahrung in der Wolfsarbeit".

(WWF, 07.02.2014: Interview mit Yvette Krummheuer vom WWF Projekt „Wolf Sachsen-Anhalt“ )
http://www.wwf.de/themen-projekte/bedro ... en-anhalt/
Wo? Im Zoo, im Tierpark, am Schreibtisch?
Sind Sie selbst schon mal einem Wolf begegnet?

Ja. Solche Begegnungen sind jedoch selten und meist kurz - aber immer besonders.
Ich hab ein ziemlich brauchbares Wissen über Wolfsverhalten. Jetzt muß ich nur noch im Feldstecher von weitem einen sehen, dann bis ich auch Experte. Scheint ja einfach zu sein...

Merke: Echte Wolfsexperten haben umfangreiche Feldforschungserfahrung!
http://www.wolfmagazin.de/Von_Blendern_ ... perten.pdf

Gruß
Wolf
Redux

Re: "Judaswölfe" für Niedersachsen?

Beitrag von Redux »

Ja das sind coole berufliche Umschulungsmöglichkeiten. Habe zwar Null Ahnung von Wölfen aber Wolfsexperte könnte ich auch sein ist wohl kaum geschützt und die ewig gleichen Phrasen kann man gut auswendig lernen. Wenns damit nichts wird werde ich Terrorismusexperte oder Islamversteher.
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: "Judaswölfe" für Niedersachsen?

Beitrag von Nina »

Grauer Wolf, wie kommst Du darauf, dass ausgerechnet die Frau Krummheuer zu den "Blendern" und "Wolfsexperten" zählt, die Radinger und Bloch gemeint haben? Du hast den Namen Krummheuer zwar noch nie gehört, aber man kann ja mal prophylaktisch lautstark gegen jeden losstänkern, der nicht "Bloch" mit Nachnamen heißt?

Grauer Wolf und Redux: Was hat Yvette Krummheuer in Euren Augen denn so Schlimmes verbrochen? Die Dame ist Wildbiologin und beschäftigt sich als "Ansprechpartner präventiver Herdenschutz" u. a. damit, Schaf- und Nutztierhalter über wolfssichere Zäune aufzuklären und für die Akzeptanz der Wölfe in der Bevölkerung zu werben.¹ ² Wer also soll Eurer Meinung nach Sachsen-Anhalts Schafhalter in Sachen Herdenschutz stattdessen beraten? Etwa Bloch, der in Kanada im Ruhestand sitzt? :lol:

Und um vor Gericht auszusagen, dass in der betreffenden Region bereits Wolfsnachweise erbracht worden sind, reicht es völlig aus, die Daten aus dem Monitoring zu zitieren. Dafür braucht es keine jahrelange Feldforschung à là Bloch.

Warum nutzt Ihr Eure Energie nicht dazu, den Menschen in die Waden zu beißen, die dem Wolf ans Fell wollen - anstatt hier ohne jegliches HIntergrundwissen gegen andere unbeteiligte Pro-Wolfler zu stänkern, die die von Bloch und Radinger skizzierten Kriterien für einen "Blender" nicht einmal ansatzweise erfüllen?

Bloch und Radinger zitieren in ihrem "Blender"-Artikel übrigens auch Jane Goodall mit den Worten:
»Besser als ein Biologiestudium ist ein Geist ohne Vorurteile und ohne vorgefertigte Meinungen.«
Die Sache mit den Vorurteilen und den vorgefertigten Meinungen ist auch für andere Lebensbereiche und insbesondere für den Umgang mit unbekannten Personen ein Satz, über den es sich durchaus mal nachzudenken lohnt.

¹ http://www.volksstimme.de/nachrichten/l ... affen.html
² http://www.volksstimme.de/nachrichten/l ... ahlen.html
Grauer Wolf

Re: "Judaswölfe" für Niedersachsen?

Beitrag von Grauer Wolf »

Nina hat geschrieben:Grauer Wolf, wie kommst Du darauf, dass ausgerechnet die Frau Krummheuer zu den "Blendern" und "Wolfsexperten" zählt, die Radinger und Bloch gemeint haben? Du hast den Namen Krummheuer zwar noch nie gehört, aber man kann ja mal prophylaktisch lautstark gegen jeden losstänkern, der nicht "Bloch" mit Nachnamen heißt?

Grauer Wolf und Redux: Was hat Yvette Krummheuer in Euren Augen denn so Schlimmes verbrochen? Die Dame ist Wildbiologin und beschäftigt sich als "Ansprechpartner präventiver Herdenschutz" u. a. damit, Schaf- und Nutztierhalter über wolfssichere Zäune aufzuklären und für die Akzeptanz der Wölfe in der Bevölkerung zu werben.¹ ² Wer also soll Eurer Meinung nach Sachsen-Anhalts Schafhalter in Sachen Herdenschutz stattdessen beraten? Etwa Bloch, der in Kanada im Ruhestand sitzt? :lol:

Und um vor Gericht auszusagen, dass in der betreffenden Region bereits Wolfsnachweise erbracht worden sind, reicht es völlig aus, die Daten aus dem Monitoring zu zitieren. Dafür braucht es keine jahrelange Feldforschung à là Bloch.
Ist alles o.k. und akzeptierbar. Aber dann nennt man sich nicht Wolfsexperte! Ich weiß sehr viel über diese Tiere, befasse mich seit vielen Jahren mit ihnen, würde mich im Gespräch mit einem Feldforscher wahrscheinlich nicht blamieren, aber ich käme niemals auf die Unverfrorenheit, mich als Experten zu bezeichnen. Denn dazu gehört in diesem Bereich Erfahrung am wilden Rudel, also Feldforschung, Erfahrungen, die mir fehlen.

Will sagen: Mir laufen mittlerweile ein paar "Experten" zuviel durch die Gegend.

Das Zitat von Diane Fossey ist ein schlechtes Beispiel. Sie war eine echte Expertin, die unzählige Stunden der Feldforschung bei "ihren" Berggorillas verbrachte, über viele Jahre.

Ich hab nichts gegen Frau K., aber was "Experten" angeht, sollte man mit diesem Wort nicht so verschwenderisch umgehen.

Gruß
Wolf
Widukind

Re: "Judaswölfe" für Niedersachsen?

Beitrag von Widukind »

Nina hat geschrieben: Bloch und Radinger zitieren in ihrem "Blender"-Artikel übrigens auch Jane Goodall mit den Worten:
»Besser als ein Biologiestudium ist ein Geist ohne Vorurteile und ohne vorgefertigte Meinungen.«
Akademiker werden generell völlig überbewertet ... :mrgreen:
Antworten