Timber: Selbstverständlich kann man auf Kritik an bewusst herbeigeführten Haustiertötungen durch Freizeitjäger mit "Sarkasmus" (?) reagieren und Zitaten die entscheidenden Kernelemente entnehmen, um im Folgezug die auf diese Weise reduzierten und damit sinnentstellten Aussagen ins Lächerliche zu ziehen. Ob damit der eigenen Argumentation und letztendlich auch der ursprünglich offensichtlich beabsichtigten Imagepflege gedient ist, beantwortet sich vermutlich von selbst.
Wenn Herr Prof. Dr. Klaus Hackländer "Universitätslehrgänge" zum "akademischen Jagdwirt" anbietet und als eine der Zielsetzungen selbst die Weiterbildung zu "
Multiplikatoren und Meinungsbildnern für eine nachhaltige Jagd der Zukunft" benennt, dürfen wir sicher fragen, ob und inwieweit diese jagdlichen Interessen möglicherwiese auch in seinen Arbeiten eine Rolle spielen könnten.
Einen sehr detaillierten Einblick gewährt z. B. der ausführliche Bericht über die "14. Österreichische Jägertagung Raumberg-Gumpenstein 2008" unter dem Titel: "
Jagd und Jäger im Visier - Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft".
Herr Hackländer ist hier gleich im Eingangsbeitrag unter dem Titel "
Das Bild von Jagd und Jäger in der Gesellschaft" vertreten.¹
Dort beschreibt er folgende Problematik:
Viele ahnen es schon längst: Jagdgesellschaften überaltern, der Nachwuchs bleibt aus.
Überall muss sich der Jäger für sein Tun und seine Leidenschaft rechtfertigen. Argumentativ stehen die Jäger oft mit dem Rücken an der Wand. Von allen Seiten wird gegen die Jagd gewettert: Tierschutz, Naturschutz, Politik, Verwaltung.
(Prof. Dr. Klaus Hackländer: Jagd und Jäger im Visier - Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft, a.a.O.)
Hackländer beklagt, dass es für die Jagd in Österreich eigentlich "schon fünf vor zwölf" sei. Als Ursache nennt er u. a. die veränderte Medienlandschaft, in der Informationen nicht mehr lokal durch "Wirtshaus" oder "Kirchgang", sondern global verbreitet würden und "mittlerweile die schlechten Nachrichten", z. B. über Jagdunfälle, "sogar aus den entlegensten Ecken Österreichs bis in die Zeitungsredaktionen in Wien" gelangten. Er spricht sogar von einer "gesellschaftlichen Zeitbombe", die "ohne Gegensteuern schwer zu beherrschen" sei. Hackländer sieht die Jägerschaft in der Rolle einer "gefährdeten Minderheit":
Sie zeigt das typische Verhalten einer Minderheit, die eng zusammengeschweißt ist, weil die Mehrheit sie ignoriert oder gar ablehnt. Wir leben in Demokratien, bei denen Minderheiten wie die Jägerschaft leicht überrollt werden.
Es waren demokratische Entscheidungen, die vor ca. 30 Jahren im Kanton Genf die Jagd abgeschafft und später in den Niederlanden oder im Raum Berlin die Zahl der jagdbaren Wildarten stark eingeschränkt haben. Einst war es normal, mit der Waffe selbstbewusst durch den Ort auf die Jagd zu gehen.
Prof. Dr. Klaus Hackländer: Jagd und Jäger im Visier - Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft, (a.a.O)
Hackländer beklagt, dass die Jäger es versäumt hätten, eine Nutzung der Medien im Wandel der Zeit mit ihren eigenen Traditionen und Werten zu verknüpfen und schreibt wörtlich: "„
Wenn ich meinen „Feind“ (Medien) nicht besiegen kann, dann muss ich mich mit ihm verbünden.“"
Als Lösung des Problems nennt Hackländer neben des "guten Beispiels" des lokalen Jägers direkt vor Ort, der "wiederholt
mit notwendigen Argumenten pro Jagd geschult" werden sollte: "
Zusätzlich bedarf es einer gezielten und langfristigen Medienkampagne
seitens der Jagdverbände mit professioneller Unterstützung" und resümiert, dass "Lobbyisten, Wahlkampfmanager und Markenproduzenten ein Lied davon singen" könnten, wie "steinig und teuer" der Weg zu einem "guten Image" sei.
Aus Jägersicht mögen diese Argumente allesamt begründet und nachvollziehbar klingen, jedoch vernachlässigen sie aus meiner Sicht die nicht schön zu redenden Mängel des "Produkts" Freizeitjagd, mit dem die Bevölkerung so unzufrieden ist - und das nun ausgerechnet durch professionell gestützte Werbe- und Medienkampagnen eine Imagepolitur erhalten soll.
Es zeichnet unsere demokratische Gesellschaft aus, dass jeder Einzelne von uns die größtmöglichen Freiheiten genießt. Dabei bleibt es aber auch nicht aus, dass die Freiheit des Einzelnen dort endet, wo die Beeinträchtigung anderer beginnt. In diesen Grenzbereichen muss die Gesellschaft abwägen, welches der Güter jeweils höher zu bewerten ist.
Die Aufnahme des Tierschutzes in Grundgesetz und Tierschutzgesetz ist auf demokratischem Weg erfolgt und schafft mit der Kollision mit dem Jagdgesetz ein Paradoxon:
Mit dem Abschuss eines Hundes oder einer Katze würden 99,6% der Bevölkerung eine strafbare Handlung begehen, während sich 0,4% für dieselbe Tat auf eine Ausnahmeregelung berufen dürfen - und das eben nicht auf einer fachlichen Begründung, sondern auf einem vor allem historisch und traditionell gewachsenem Gesetz beruhend, das den Stellenwert der Haustiere und des Tierschutzes allgemein in der modernen, gesellschaftlichen Entwicklung bislang gar nicht berücksichtigt hat. Die zunehmend kritische Diskussion über die Jagd und erste Jagdgesetznovellierungen in mehreren Bundesländern zeigen jedoch, dass die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten ist.
Als Vergleich könnte man auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau blicken, die bereits 1949 grundgesetzlich verankert wurde.
Dennoch bekamen die Frauen erst 1957 mehr Mitbestimmungsrecht in der Ehe. Es dauerte sogar bis 1977, bis Frauen auch ohne Erlaunis ihres Ehemannes einer Arbeit nachgehen durften - solche Missstände lassen auch sich nicht durch Imagekampagnen schön reden, sondern nur durch Gesetzesänderungen, die der Gesamtgesellschaft und nicht nur einer Minderheit Rechnung tragen.
¹
http://www.bundesforste.at/fileadmin/ja ... gsband.pdf
14. Österreichische Jägertagung Raumberg-Gumpenstein 2008: Jagd und Jäger im Visier - Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft
Prof. Dr. Klaus Hackländer: Jagd und Jäger im Visier - Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft, S. 1-2