Die Vergrämung des Wolfes ist aber nicht Aufgabe der Bevölkerung und sollte es im Interesse von Mensch
und Wolf auch nicht sein.
Im Bericht des Bundesumweltministeriums zum Wolf vom 28.10.2015 heißt es auf Seite 67: "
Wichtig ist, dass sowohl die Situationsanalyse als auch das Vergrämen von Personen vorgenommen wird, die auf diesem Gebiet Erfahrung haben."*
Das bedeutet schon mal, dass die Mitglieder der Arbeitsgruppe Wolf, einschließlich ihres Vorsitzenden Frank Faß, derzeit sicher nicht geeignet dafür sind, diese Maßnahmen eigenständig durchzuführen.
Dennoch ist es möglich, internationale Experten wie die vom Wildlife Damage Center** in Schweden für diese Aufgabe heranzuziehen:
"
Sowohl in Schweden (...)
als auch im Yellowstone Nationalpark, USA (...)
sind stark habituierte Wölfe erfolgreich
vergrämt worden.(...) Wenn ein Wolf generell versucht, mit Hunden Kontakt aufzunehmen (sich also nicht auf einen bestimmten Hund fixiert) und dabei die anwesenden Menschen ignoriert, sollte er ebenfalls möglichst frühzeitig besendert und vergrämt werden.
In Schweden hat man solche Wölfe erfolgreich umerzogen (...).*
Wie eine Vergrämung ablaufen kann, ist im Bericht des Bundesumweltministeriums beschrieben:
"
Unter Vergrämen versteht man z.B. das Beschießen mit Gummikugeln oder Knallkörpern. Einmaliges Vertreiben stellt noch keine negative Konditionierung dar, da in der Regel nur ein Ortswechsel des Tieres, aber keine grundsätzliche Verhaltensänderung erreicht wird. Auch die mehrmalige Vergrämung an einem Ort führt meist nur zur Vermeidung dieses Ortes, besonders wenn das Tier andernorts beim selben unerwünschten Verhalten nicht bestraft wird. Für eine erfolgreiche negative Konditionierung muss ein Individuum in einer klar erkennbaren Situation wiederholt Strafreizen ausgesetzt werden. Das Individuum muss erkennen, wofür es bestraft wird, damit es diese Situation in Zukunft meidet." (S. 66)*
All diesen Maßnahmen bleibt die Analyse vorgeschoben, inwieweit "Kurtis" Verhalten nun tatsächlich als "auffällig" zu bewerten ist. Auch wenn für den NDR schon wieder klar ist: "Hält er sich anschließend von Menschen fern, darf er weiterleben. Falls sich diese Bilder [eigene Anmerk.:läuft am hellichten Tag durch eine menschenleere Straße in Breloh] aber wiederholen, droht ihm offenbar auch weiterhin die Entnahme." ***
Hierzu auch noch einmal ein Zitat aus dem Bericht des Bundesumweltministeriums: "Dass Wölfe gelegentlich auch in der Nähe von Ortschaften gesehen werden, ist normal. Wird ein Wolf jedoch wiederholt am Rand derselben Ortschaft oder in derselben Siedlung gesehen, gilt es die Situation zu analysieren und wenn möglich, die auslösende Quelle zu entfernen (z.B. Essensreste beseitigen, läufige Hündin nicht draußen im Hof lassen)." (S. 67).* "Eine gewisse Gewöhnung an den Menschen führt nicht per se zu problematischem Verhalten." (S. 66).* Sowie es derzeit aussieht, beschränkt sich "Kurti" seinen Aktionsradius ja nun auf alles andere als nur auf die Siedlung Breloh, die in direkter Nachbarschaft zum Truppenübungsplatz Munster liegt.
"Im Yellowstone National Park in den USA werden Wölfe nicht bejagt und sind zudem die Hauptattraktion für Touristen. Seit ihrer Wiedereinbürgerung 1995 sind Hunderttausende Besucher in den Park gekommen, um Wölfe zu beobachten. In einigen Jahren haben einzelne Rudel ihre Höhle oder den Rendezvous-Platz in Sichtweite von Straßen und werden von zehntausenden Besuchern auf Distanz bei der Welpenaufzucht beobachtet. Obwohl
Wolf-Mensch-Begegnungen an der Tagesordnung sind – einige Rudel müssen im Sommer die Straße täglich in der Nähe von Beobachtern überqueren (Smith und Stahler 2003) meiden auch diese Wölfe den direkten Kontakt zum Menschen." (S. 66).*
Die Frage lautet neben einer fachlichen Einschätzung der Gefährdungslage offensichtlich vor allem: Wieviel Wolf möchte die Gesellschaft in ihrer Nähe und durchaus auch mal in Ortschaften zukünftig tolerieren?
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http://www.bundestag.de/blob/393542/5e2 ... b-data.pdf
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http://www.slu.se/en/departments/ecolog ... h-station/
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https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ ... 31510.html