Über die Reproduktion von Wölfen

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
LarsD

Re: und wieder kopflos....

Beitrag von LarsD »

Alpenwolf hat geschrieben: Der 13.6. WaffG hat ja ursprünglich mit der Vogelschutzrichtlinie zu tun, wo
die Ausnahmen gleich von Beginn an in den Naturschutzgesetzen normiert waren: Krähenvögel, Kormoran, Fischreiher usw.


Die Formulierungen sind doch eindeutig. Wenn die zuständige Behörde in der Ausnahmegenehmigung nach § 45 BNatSchG festlegt, dass ein Jagdscheininhaber entsprechende Tiere mit einer zur Jagd zugelassenen Schusswaffe töten darf, ist waffenrechtlich alles im Lot. Bleibt die Frage der Versicherung, aber auch da sind viele Anbieter längst auf der Höhe der Zeit.
Ob das beim Wolf auch so ist, also Eingriffe überhaupt grundsätzlich gestattet sind, hab ich jetzt nicht nachgesehen.
Es ist grundsätzlich verboten (§ 44 BNatSchG), aber von dem grundsätzlichen Verbot sind Ausnahmen unter den Vorgaben des § 45 BNatSchG zulässig. Vergleiche die bayerischen Regelungen zum Biber. Der hat den gleichen Schutzstatus wie der Wolf. Dennoch werden inzwischen pro Jahr mehr als 1000 Stück aus der Landschaft geräumt und trotzdem werden es unter dem Strich nicht weniger. ;-) http://www.lfvbayern.de/media/files/AAV ... mplett.pdf
Alpenwolf
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Re: und wieder kopflos....

Beitrag von Alpenwolf »

LarsD hat geschrieben: Die Formulierungen sind doch eindeutig. Wenn die zuständige Behörde in der Ausnahmegenehmigung nach § 45 BNatSchG festlegt, dass ein Jagdscheininhaber entsprechende Tiere mit einer zur Jagd zugelassenen Schusswaffe töten darf, ist waffenrechtlich alles im Lot.
Das ist in Ordnung solange die Ausnahmegenehmigung rechtskonform ist. Wird diese behoben geht auch waffenrechtlich das Licht aus.
LarsD

Re: und wieder kopflos....

Beitrag von LarsD »

Alpenwolf hat geschrieben:Das ist in Ordnung solange die Ausnahmegenehmigung rechtskonform ist. Wird diese behoben geht auch waffenrechtlich das Licht aus.
Du schreibst irgendwie in Rätseln. Wenn eine Behörde einen Bescheid, eine Allgemeinverfügung oder eine Verordnung erlässt, mit dem mir eine Ausnahmegenehmigung nach § 45 BNatSchG erteilt wird, dann kann ich entsprechend handeln, ggf. auch schießen. Geht dann ein Naturschutzverband dagegen vor und hebelt die Genehmigung nachträglich per Beschluss eines Verwaltungsgerichtes aus, hatte ich mal eine Ausnahmegenehmigung. Damit erübrigt sich die Frage, ob ich weiter mit der Jagdwaffe auf die betreffende Tierart schießen darf.
Alpenwolf
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Re: und wieder kopflos....

Beitrag von Alpenwolf »

Wenn der Bescheid etc. wegen Rechtswidrigkeit behoben wird, dann ist er wohl ex tunc nichtig, hat also quasi nie existiert. Damit ist aber auch der ausnahmsweise Waffengebrauch rechtswidrig, da die Ausnahme eben nicht zieht.

Ich will damit nur aufzeigen, dass auf die Betroffenen noch jede Menge Fragen dafür um so weniger Lösungsmöglichkeiten zukommen. Das Ganze ist einfach legistischer Pfusch, da keine Rechtssicherheit gegeben ist.
Grauer Wolf

Re: und wieder kopflos....

Beitrag von Grauer Wolf »

Alpenwolf hat geschrieben:Da machen sie jetzt den Fehler, dass sie die Populationsdichte, also Wolf/Flächeneinheit als fixe Größe annehmen. Es ist natürlich nicht so, dass jedes Wolfsrudel auf der ganzen Welt genau 300 km² beläuft. Das sind nur grobe Schätzungen von Lupus für Sachsen aufgrund minimaler Telemetrierungsdaten aus der Vergangenheit und die müssen längst nicht mehr real sein. Die Populationsdichte kann sich je nach Umweltbedingungen natürlich um einen zweistelligen Faktor unterscheiden. Wenn das Rudel auf 100 km² genug zu fressen findet, dann verschwendet es nicht wertvolle Energie und auf 2.000 km² zu jagen. Auch der Wolf ist da überaus opportunistisch, das dürfen sie ihm schon zutrauen.
Himmel noch mal, ich mache überhaupt keinen Fehler...Habe ich geschrieben, daß alle Wolfsrudel auf der Welt die gleiche Reviergröße haben? Nein! Also, was soll denn das? In Deutschland liegt sie nach bisherigen Erfahrungen zwischen 250...350 km², was nicht besonders groß ist und einem Modellquadrat von gerade mal 17 km Kantenlänge entspricht (da laufe auch ich in gut 4 Stunden gemütlich durch; der Wolf braucht vielleicht ein Drittel der Zeit, wenn er's gemächlich angehen läßt). Kleinere Reviere sind eher unwahrscheinlich (die Beutetierdichte ist hierzulande schon sehr hoch, zudem braucht es Pufferzonen zum Nachbarrudel (sozusagen Niemandsland) und Ruhegebiete (Rendezvousplatz), obgleich der Kleinheitsrekord bei rund 33 km² liegt (beobachtet bei einem kleinen 6er-Rudel in Minnesota). Abgesehen davon jagen Wölfe ungern in den Randbereichen ihres Reviers), auf der anderen Seite können Wolfsreviere im Extremfall 5000...10000 km² groß sein (Ellesmere Island und andere artische Gebiete mit sehr dünnem Beutetierbestand). Der Punkt ist, daß das Beuteangebot groß genug sein muß, ein Rudel dauerhaft und nachhaltig zu ernähren.

Aber das ist doch alles in entsprechenden Fachpublikationen nachzulesen und vieles davon habe ich im Kopf. Ich traue dem Wolf mehr zu, als Du Dir überhaupt träumen kannst... :pleased:

Gruß
Wolf
Grauer Wolf

Re: und wieder kopflos....

Beitrag von Grauer Wolf »

Alpenwolf hat geschrieben:Aber selbst im Reproduktionsverhalten gibt es massive Ähnlichkeiten, da auch beim Wildschwein in vielen Fällen eine Rauscheunterdrückung durch die Leitbache gegeben sein wird und marodierende Keiler abgeschlagen werden. Wo das nicht ´der Fall ist spielen bei Wolf und Wildschwein die gleichen Faktoren eine Rolle nämlich die Umweltbedingungen. Sind die optimal wie beim Wolf in Gefangenschaft bzw beim Schwein in der heutigen Kulturlandschaft mit unendlichem Fraßangebot samt Klimaerwärmung ( höhere Überlebensrate der Frischlinge) dann nehmen die Ausnahmen zu und Wölfe wölfen zur Unzeit wie Sauen frischen.
Das ist absoluter Blödsinn, wie ich ihn noch nie gelesen habe. :shocked:
Die Ranzzeit ist im Februar/März. Eine "Unzeit" gibt es bei Wölfen nicht. Außerhalb dieser Zeit wird kein Wolfspaar paarungsbereit. Wölfe sind keine Hunde und erst recht keine Wildschweine.

So allmählich wird es echt abenteuerlich. Wenn das typisch ist für das Wissensniveau der Jägerschaft über den Wolf, dann wundert mich gar nichts mehr. Einfach mal über Wildbiologie und Ethologie des Wolfs gründlich informieren! Dann und nur dann können wir auf vernünftigem Niveau weiterdiskutieren, weil dann wenigstens die zugrundeliegenden Fakten stimmen. So bringt das nichts und ich habe keine Lust ständig wilde Räuberpistolen über den Wolf korrigieren zu müssen.

Gruß
Wolf
Alpenwolf
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Re: und wieder kopflos....

Beitrag von Alpenwolf »

Grauer Wolf hat geschrieben: In Deutschland liegt sie nach bisherigen Erfahrungen zwischen 250...350 km², was nicht besonders groß ist und einem Modellquadrat von gerade mal 17 km Kantenlänge entspricht (da laufe auch ich in gut 4 Stunden gemütlich durch; der Wolf braucht vielleicht ein Drittel der Zeit, wenn er's gemächlich angehen läßt). Kleinere Reviere sind eher unwahrscheinlich (die Beutetierdichte ist hierzulande schon sehr hoch, zudem braucht es Pufferzonen zum Nachbarrudel (sozusagen Niemandsland) und Ruhegebiete (Rendezvousplatz), obgleich der Kleinheitsrekord bei rund 33 km² liegt (beobachtet bei einem kleinen 6er-Rudel in Minnesota).
Gruß
Wolf
Eben, je höher die Beutetierdichte desto kleiner die Reviere. Verlässliche Angaben über die Rudelterritorien erhält man nur über telemetrierte Wölfe und dieser Beziehung gibt es in DE keinerlei Aktivitäten (mehr), man fischt also sehr im Trüben, kann aber davon ausgehen, dass die Beutetierdichte in den aktuellen Wolfsgebieten sehr hoch ist, was sich natürlich auch wieder ändern wird, wenn Reh und Hirsch dezimiert sind.
Grauer Wolf

Re: und wieder kopflos....

Beitrag von Grauer Wolf »

Alpenwolf hat geschrieben:... was sich natürlich auch wieder ändern wird, wenn Reh und Hirsch dezimiert sind.
Und wer soll die dezimieren? Die paar Wölfchen hier? Sollen die armen Tiere an Verfettung sterben? So viel Reh und Hirsch können die gar nicht fressen, wie hierzulande nachwächst. Das sind Schlaraffenlandzustände wie im Lamar Valley, nur bei sehr viel milderem Klima... :pleased:

Gruß
Wolf
Alpenwolf
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Re: und wieder kopflos....

Beitrag von Alpenwolf »

Grauer Wolf hat geschrieben: Die Ranzzeit ist im Februar/März. Eine "Unzeit" gibt es bei Wölfen nicht. Außerhalb dieser Zeit wird kein Wolfspaar paarungsbereit. Wölfe sind keine Hunde und erst recht keine Wildschweine.

So allmählich wird es echt abenteuerlich. Wenn das typisch ist für das Wissensniveau der Jägerschaft über den Wolf, dann wundert mich gar nichts mehr. Einfach mal über Wildbiologie und Ethologie des Wolfs gründlich informieren! Dann und nur dann können wir auf vernünftigem Niveau weiterdiskutieren, weil dann wenigstens die zugrundeliegenden Fakten stimmen. So bringt das nichts und ich habe keine Lust ständig wilde Räuberpistolen über den Wolf korrigieren zu müssen.

Gruß
Wolf
Auch die Rauschzeit beim Schwarzwild ist schulmäßig eng abgegrenzt auf November und Dezember und trotzdem kommen Ausnahmen vor.

Zum Wissen über den Wolf muss man schon sagen, dass es vertieft deutschsprachig, im Gegensatz zu anderen Wildarten etwas begrenzt ist, was sicher an der bisherigen Seltenheit dieser Wildart liegt. Die deutsche "Wolfsforschung" sitzt noch immer am Niveau der Kluth/Reinhardt Ergüsse aus 2007 fest und damals gab es eben noch keine deutsche Wölfe zu erforschen und man hat einfach aus der internationalen Literatur und zwar ziemlich einseitig abgeschrieben, nämlich praktisch ausschließlich von der internationalen Wolfsschutzszene und nicht von der akademischen Forschung und schon gar nicht von Wolfsskeptikern wie z.B. R. Geist. Also allzu viel täte ich mir auf dieses Wissen nicht einbilden, da wird es noch einige Überraschungen geben. Dass der Wolf z.B. den Menschen meidet oder keine Rindviecher schlägt ist ja wohl schon durch Fakten konterkariert. Und zu der von ihnen immer postulierten völlig starren und inflexiblen Rudelstruktur sagt z.B. selbst Bloch ganz was anderes.

Das von Jägern geforderte Wissensniveau deckt sie im übrigen ziemlich genau mit dem auch hier vorhandenen.
Grauer Wolf

Re: und wieder kopflos....

Beitrag von Grauer Wolf »

Was für'n Pech, daß ich primär internationale Quellen zu diesem Thema lese.
Und V. Geist ist wohl kaum maßgeblich. Der hat nie in der Wolfsforschung wirklich gearbeitet (sondern ist Prof. für Schalenwild gewesen) und obendrein wohl ein gewaltiges, persönliches Problem mit den Grauen. Ich habe schon Texte von ihm gelesen, da habe ich nur die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Absolut unwissenschaftlich. Sorry, aber der hätte jetzt echt nicht kommen dürfen... :lol:
Dass der Wolf z.B. den Menschen meidet oder keine Rindviecher schlägt ist ja wohl schon durch Fakten konterkariert.
Daß er prinzipiell keine Rindviecher schlägt, hat hier nie jemand behauptet (war aus Polen bekannt und den USA/Kanada sowieso), Aber es ist ausgesprochen selten hierzulande (Rißlisten nachschauen!!!), alldieweil die deutschen Wölfe nicht gerade die größten sind und kleinere Beute vorziehen. Und Wölfe, die recht nahe an Menschen gingen, waren und sind unbedarfte Jungwölfe, die das Fell vor Neugierde juckt. Das Wolfsrudel am Trecker (in Jagdformation :lol: ) zählt nicht, weil Wildtiere Fahrzeugen gegenüber indifferent sind, so indifferent, das man sie als Naturphotograph für den Ansitz nehmen kann. Und ein erwachsener Wolf, der mal auf 20 Meter rankam (oder der Mensch sich ihm genähert hat), sorry, aber das ist nicht "nah". Nah heißt für mich Augenkontakt auf wenige Meter Entfernung, wie ich ihn bei Füchsen hatte.

Aber ich bin jetzt hier raus. Ich habe einfach keine Lust mehr, mir so was anzutun. Wenn ich Landlive will, kann ich mich da anmelden...

Gruß
Wolf
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