Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?
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Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?
@ Lars: Das bestehende Pachtsystem mit all seinen Regularien hab ich noch nie verstanden und frage mich, warum die Jägerschaft das mit sich machen lässt. Warum müssen eigentlich die Jäger „Wildschäden“ ersetzen, wenn das die Schäden verursachende Wild laut Gesetz herrenlos ist? Das ist doch total widersinnig. Kein Wunder, dass ein Teil der Jägerschaft das Wild als ihren Besitz ansieht. Da ist doch ein Fehler im System, oder nicht? Ich finde die sogenannten Wildschäden sind ein Berufsrisiko für die Landwirtschaft und nicht ersetzbar durch Jagdpächter.
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Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?
Niedersachsen will wohl den Vorreiter machen. In diesem Artikel der LR äußert sich auch ein bekannter Wolfexperte aus Niedersachsen zur Bejagung, der in diesem Forum allerdings persona non-grata ist und daher von mir nicht namentlich genannt wird.
http://www.lr-online.de/nachrichten/Tag ... 65,4940153
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Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?
Hmmm, bei dessen Äußerung mußte ich schlucken. Andererseits, wenn ich mir dessen Vita anschaue, wundert mich das nicht wirklich...Miscanthus hat geschrieben:Niedersachsen will wohl den Vorreiter machen. In diesem Artikel der LR äußert sich auch ein bekannter Wolfexperte aus Niedersachsen zur Bejagung, der in diesem Forum allerdings persona non-grata ist und daher von mir nicht namentlich genannt wird.

Gruß
Wolf
Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?
"persona non-grata" ist sicher etwas übertrieben. Es gab hier halt mal negative Berichte über ihn, die er nicht öffentlich sehen wollte. Und da ich nicht beurteilen kann, was stimmt und was nicht und auch nicht nur einseitige Meinungen zulassen möchte, gibt's halt gar nichts über ihn.
viewtopic.php?f=2&t=419
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Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?
Das Reviersystem macht dort absolut Sinn, wo Landwirtschaft noch in halbwegs bäuerlichen Strukturen stattfindet und sowohl die Landwirte, als auch der/die Jagdpächter vor Ort leben. Dann ergibt sich ein Miteinander zum beiderseitigen Vorteil, denn beide Seiten brauchen einander. Wenn die Bauern mitdenken und die Jäger keine Deppen sind, kommt es gar nicht erst zu Auseinandersetzungen um mögliche Wildschäden. Probleme gibt es, wo die vorgenannten Voraussetzungen nicht gegeben sind oder in Nachbarrevieren jagdlich geschlampert wird. Also beispielsweise die Jagdgenossenschaft nach Höchstgebot verpachtet und der/die Pächter dann 200 km vom Revier entfernt wohnen, also nur mal an einem Wochenende dort aufschlagen und keine systematische Bejagung stattfindet. Aber da reguliert die Marktwirtschaft in der Regel spätestens mit der Neuverpachtung im Sinne einer nachhaltigen Bejagung.holsteiner in nrw hat geschrieben:@ Lars: Das bestehende Pachtsystem mit all seinen Regularien hab ich noch nie verstanden und frage mich, warum die Jägerschaft das mit sich machen lässt. Warum müssen eigentlich die Jäger „Wildschäden“ ersetzen, wenn das die Schäden verursachende Wild laut Gesetz herrenlos ist? Das ist doch total widersinnig. Kein Wunder, dass ein Teil der Jägerschaft das Wild als ihren Besitz ansieht. Da ist doch ein Fehler im System, oder nicht? Ich finde die sogenannten Wildschäden sind ein Berufsrisiko für die Landwirtschaft und nicht ersetzbar durch Jagdpächter.
Gleiches passiert, wenn große Landwirtschaftsunternehmen wildschadensträchtige Kulturen in riesigen Schlägen anbauen und deren Bejagung nicht auf dem Schirm haben. Frei nach dem Motto - was das Wild frisst, lassen wir den Jäger zahlen. Das sind dann die Reviere, die nach der Pleite des/der Pächter(s) oder Auslaufen des pachtvertrages nicht wieder neu verpachtet werden können, weil sich kein Depp findet. Spätestens dann merken die Landwirte, dass sie sich ein Eigentor geschossen haben.
Ebenfall problematisch wird es, wenn in ausgedehnten Waldflächen der Bundesforst die "Ökojagdschiene" mit ausschließlich zwei Bewegungsjagden im Jahr fährt und die sich dann dankbar vermehrenden Sauen vor lauter Kohldampf dann in die angrenzenden Feldreviere ziehen. Aber selbst in dem Fall ziehen hier Bauern und Jäger gemeinsam gegen den Bundesforst auf die Barrikaden.
Unter dem Strich ist das Reviersystem also nicht schlecht und gibt allen Akteuren die nötigen Hebel in die Hand, um eine nachhaltige Bejagung durchzusetzen. Wo hier im Revier im nächsten Jahr Raps, Mais oder Getreide stehen, besprechen unsere beiden Landwirte lange vor der Aussaat mit mir. Ich bekomme Bejagungsschneisen, wo ich sie brauche. Hochsitze werden bei Bedarf mit dem Teleskoplader an die richtigen Punkte gesetzt und beim Legen von Mais auch darauf geachtet, dass in den zehn Tagen danach der Mond für ausreichend Licht sorgt. Bevor hier eine Mutterkuherde samt Bullen auch nur auf die Idee käme, eine Kanzel zu beschädigen, wird sie hier von den Bauern ausgezäunt. Fazit: wenn beide Seiten wollen, klappt das Ganze.
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Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?
Vielen Dank für die ausführliche Schilderung des Systems. Bei dir scheint es ja wirklich ganz gut zu klappen. Ich kenne aus meiner Heimat leider auch andere Beispiele, als Stichwort nenne ich nur Biogasanlagen...
Mir ist auch klar, dass das Pachtwesen ein jahrzehntelanges gewachsenes System darstellt. Hat für mich als außenstehenden halt ein paar Aspekte, die mir nur schwer einleuchten. Aber solange es funktioniert, ist ja nichts dagegen einzuwenden. Was passiert denn dann zum Beispiel, wenn Grundbesitzer aus der Partnerschaft austreten und ein jagdlicht befriedetstes Gebiet auf ihrem Grund manifestieren? Wäre dir Jägerschaft dann trotzdem noch ersatzpflichtig bei entsprechenden Schäden?
----sorry, ich weiß, ist etwas off topic----
Mir ist auch klar, dass das Pachtwesen ein jahrzehntelanges gewachsenes System darstellt. Hat für mich als außenstehenden halt ein paar Aspekte, die mir nur schwer einleuchten. Aber solange es funktioniert, ist ja nichts dagegen einzuwenden. Was passiert denn dann zum Beispiel, wenn Grundbesitzer aus der Partnerschaft austreten und ein jagdlicht befriedetstes Gebiet auf ihrem Grund manifestieren? Wäre dir Jägerschaft dann trotzdem noch ersatzpflichtig bei entsprechenden Schäden?
----sorry, ich weiß, ist etwas off topic----
Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?
Guckst Du in §6a des BJagdG und da speziell die Absätze 5 bis 7 ... http://www.gesetze-im-internet.de/bjagdg/__6a.html
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Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?
Auch die Bild hat die Aussagen des besagten Fachmanns und Wolfberaters übernommen und noch ein Detail veröffentlicht, das im LR Artikel nicht war: Besagter Experte fordert nicht nur Regulierung und Bejagung, sondern auch "Wolffreie Zonen". Kann ich manche seiner Thesen durchaus nachvollziehen, wird´s hier schon etwas schwierig!
http://www.bild.de/regional/hannover/ha ... .bild.html
http://www.bild.de/regional/hannover/ha ... .bild.html
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Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?
Also doch Rotwildbezirk goes Wolfsbezirk... Wenn sich die Zonen auf Berlin Alexanderplatz beschränken meinetwegen.
Spaß beiseite, ich kann mir nur einen Landschaftsbereich vorstellen, wo es wirklich schwer sein dürfte das Nebeneinander von Wolf und Nutztier zu handhaben. Das sind die direkten Küstenstreifen mit ihren Deichlandschaften. Herdenschutzmassnahmen sind dort durchaus schwer zu leisten. Ansonsten kann ich diese wolfsfreien Zonen nicht nachvollziehen.
Spaß beiseite, ich kann mir nur einen Landschaftsbereich vorstellen, wo es wirklich schwer sein dürfte das Nebeneinander von Wolf und Nutztier zu handhaben. Das sind die direkten Küstenstreifen mit ihren Deichlandschaften. Herdenschutzmassnahmen sind dort durchaus schwer zu leisten. Ansonsten kann ich diese wolfsfreien Zonen nicht nachvollziehen.