Die Zukunft unserer "Deutschen" Wölfe

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
Gruber
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Die Zukunft unserer "Deutschen" Wölfe

Beitrag von Gruber »

Dieses Thema soll dazu da sein, dass jeder mal seine Wünsche,Hoffnungen und Erwartungen an die Ausbreitung der Wölfe in unserem Land erläutert. Aber auch Ängste und Sorgen zum Thema Ausbreitung des Wolfes sind erwünscht.

Was denkt ihr zb. welches Bundesland wird als Nächstes sein eigenes Rudel haben? Wird es Mecklenburg-Vorpommern sein oder doch ein "Überraschungsland" wie zb. Hessen oder Thüringen.

Wo seht ihr in Deutschland und gerade in eurer Umgebung Wolfsgeeignete Lebensräume. Ich als NRW'ler sehe das Rothaargebirge als optimalen Lebensraum für den Wolf in NRW. Sehr wildreich, kaum durchtrennt von Straßen und eine geringe Bevölerungsdichte. Aber auch andere Gebiete in NRW (Eifel/Senne/Teutoburger Wald) scheinen geeignet zu sein.

Ich denke in 10-15 Jahren können wir einen Bestand von 400 bis 500 Wölfen in Deutschland erreichen und die meissten Flächenbundesländer dürften Ihr eigenes Wolfsrudel haben.
LarsD

Re: Die Zukunft unserer "Deutschen" Wölfe

Beitrag von LarsD »

Ich hoffe, dass sich die Wölfe möglichst schnell auch in den Westen und Südwesten ausbreiten, so dass sich die gegenwärtige Konzentration auf den Osten relativiert. Auf die 400 bis 500 Wölfe in D werden wir sehr wahrscheinlich keine 10 bis 15 Jahre warten müssen. Gegenwärtig sind wir bei 180 + und bei dem Nahrungs- und Lebensraumangebot sollte eine Verdopplung wesentlich schneller zu bewerkstelligen sein. Meine Spitzenkandidaten für die nächsten neuen Rudel sind MeckPom und Sachsen-Anhalt.

Viele Grüße

Lars
jurawolf
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Re: Die Zukunft unserer "Deutschen" Wölfe

Beitrag von jurawolf »

in den grossen waldung nord- und ostdeutschlands werden sich fortlaufend neue rudel bilden, das potential ist dort noch goss und wird in absehbarer genutzt werden. ich denke auch, dass die 400 wölfe eher in 5 als in 10 jahren erreicht werden. neue rudel werden sich vornehmlich in brandenburg, mecklenburg-vorpommer, sachsen-anhalt und niedersachsen bilden, letzteres bundeland hat noch ein riesen potential.

die grosse frage, die sich mir stellt, ist die, wie gut sich die wölfe in den mittelgebirgen etablieren werden. bisher geht die entwicklung hier deutlich zögerlicher voran als ich es erwartet hätte. die sächsische schweiz hat ja inzwischen ein rudel und einzeltiere wurden ja in mittelgebirgen wie dem rheinhardswald und dem fichtelgebirge nachgewiesen. ich bin gespannt, ob sich die rasche ausbreitung, wie sie im bewaldeten tiefland stattfinden, auch in den mittelgeirgen fortsetzt.
Wolfsheuler
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Re: Die Zukunft unserer "Deutschen" Wölfe

Beitrag von Wolfsheuler »

Lars D hat geschrieben:
Auf die 400 bis 500 Wölfe in D werden wir sehr wahrscheinlich keine 10 bis 15 Jahre warten müssen. Gegenwärtig sind wir bei 180 + und bei dem Nahrungs- und Lebensraumangebot sollte eine Verdopplung wesentlich schneller zu bewerkstelligen sein.
Die Zahl 180 scheint mir etwas hochgegriffen, zumal nach wie vor jedes Jahr etwa 10 bis 20 Prozent der Wölfe plattgewalzt werden. Die Zahl 180 stand wohl eher im Zusammenhang Westpolen und Deutschland zusammen, bin mir aber nicht mehr sicher.
In der Ueckermünder Heide lebt nach wie vor nur ein Einzeltier.
Noch zieht ein Rüde ja allein durch die Ueckermünder Heide. Aber im Herbst 2011 wurden im Landkreis auch drei andere vermeintliche Wölfe gesichtet, möglicherweise ein Elterntier mit zwei Jungtieren. Leute haben sie im Wald bei Stallberg und nördlich von Torgelow bemerkt, außerdem hatte ein mir bekannter Wildbiologe aus der Schweiz vorher die Fährten an anderer Stelle entdeckt und als Wolfsspuren erkannt. Leider hat es nach diesen drei aufeinanderfolgenden Beobachtungen keine weiteren Hinweise gegeben, die sicher auf Wölfe schließen lassen.
Bleibt also die Frage, was aus ihnen geworden ist.
http://www.nordkurier.de/cmlink/nordkur ... e-1.533550
balin
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Re: Die Zukunft unserer "Deutschen" Wölfe

Beitrag von balin »

Zum Link:
Immer mal wieder neu, sowas zu lesen. Von dem diffusen Kehlbiss bei Hunden kann man normalerweise ausgehen, aber Försters Hund und auch andere haben durchaus die Möglichkeit das auch zu beherrschen. Interessant zu lesen, daß Schafböcke andere Tiere der Herde verteidigen würden. Der normale Reflex ist da das Sankt Florians Prinzip. Die einzige Ausnahme sind Muttertiere, die das Kleine verteidigen, wobei ich das bei Schafen für eher rudimentär halte. Bei Rindern gibt es dann noch die übermütigen Jungtiergruppen. Wehe dem Caniden, der bei einer solchen Horde sein psychologisches Übergewicht verliert. ;-)
Ist aber schon richtig, die Zukunft der Wölfe liegt eher bei den Schafen, wenn es denn um Haustiere geht.
jurawolf
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Re: Die Zukunft unserer "Deutschen" Wölfe

Beitrag von jurawolf »

deutschland hat 12 (bestätigt) bis 18 (vermutet) rudel, die sich letztes jahr fortgepflanzt haben. bei diesen zahlen ist ein bestand von gegen 180 tieren durchaus realistisch.
porcellus
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Re: Die Zukunft unserer "Deutschen" Wölfe

Beitrag von porcellus »

Ich hab es mal versucht!! Ein wenig zusammenzutragen, was ich in letzter Zeit gefunden habe:
Da fange ich mal mit der traurigen Seite an: 33 tote Wölfe gelistet vom Kontaktbüro seit 2006, davon 25 plattgewalzt( 20 seit 2010), positiver Aspekt der traurigen Nachricht: hohe Verluste können auch ein Indikator für hohe Bestände sein ?! Belegt erschossen in der Lausitz – Tendenz abnehmend.
Dafür Stand 12/2012 positiv aus gleicher Quelle 19 Rudel bzw. , territoriale Paare und 4 Einzelwölfe (die schwierigste Zahl),
Nachwuchs, was ich da so an Infos gesammelt habe (ohne Gewähr): 2010/35, 2011/65, 2012 bisher bekannt 50, macht +150 + X seit 2010
Das wären zu den 42 „Altwölfen“ mindestens 150 junge aus 2010-12 die alle belegt sind, macht 192 – 20 Verkehrsopfer + xxWelpen 2012, die noch nicht belegt sind, also minimal 172 mit sehr viel Luft nach oben.
Die Amis hatten in Idaho 1995-2007 eine Zuwachsrate von 1,3 pro Jahr, diese Zahl hochgerechnet über die vergangenen Jahre ergäbe mit Basis 2004 einen aktuellen Bestand von 220 Wölfen in Deutschland – ausdrücklich hochgerechnet!!!
Das ist reine Mathematik und kein Ergebnis seriösen Monitorings, aber ein Wert, welcher die Populationsdynamik unserer Wölfe widerspiegeln kann und deshalb als Realitätsbezug bei anderweitig ermittelten Ergebnissen beobachtet werden sollte. Je mehr belegte Beobachtungen wir haben, um so näher kommen wir einem realistischen Ergebnis.
Naturfuehrer
Beiträge: 146
Registriert: 31. Dez 2012, 10:34

Re: Die Zukunft unserer "Deutschen" Wölfe

Beitrag von Naturfuehrer »

Was m. E. realistisch vorhersagbar ist:

Wölfe werden sich in den nächsten Jahren bevorzugt in Ost- und Norddeutschland ausbreiten.
Es wird eine deutlich zunehmende Zahl von verkehrstoten Wölfen geben.
Berichte über an Räude / Staupe (?) erkrankte Wölfe werden sich mehren.

Was m. E. unvorhersagbar ist:

die Entwicklung des "gefühlten" Konfliktpotenzials zwischen Wölfen und anderen Landnutzern.
Möglicherweise einzelne - zugleich medial massiv ausgebeutete - "unschöne Zwischenfälle".
Die Haltung der Medien in einem Spiel, bei dem es einzig um die Auflage geht.
Die Haltungen und Handlungen der politischen Entscheidungsträger als Reaktion auf die (sogenannte) öffentliche Meinung, bei der es einzig um Wahlergebnisse geht.

Ein Spiel mit vielen Unbekannten...
ACHTUNG: Jäger! :shock:
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Lone Wolf
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Re: Die Zukunft unserer "Deutschen" Wölfe

Beitrag von Lone Wolf »

@ themenersteller

was ich mir wünschen würde im Hinblick auf die Wölfe in Deutschland, mit dem Wissen, dass dies derzeit in unserer von finanziellen, ökonomischen Interessen bestimmten "Kulturlandschaft" nicht durchsetzbar ist, wäre ein mit Waldkorridoren, Wildbrücken verbundener weitgehend durchgängiger Lebensraum für Natur mit größeren Flächen die einen Nationalparkstatus bekommen bzw mit Einbindung der vorhanden Nationalparks und zwar von der Ost bis zur Westgrenze und einmal quer durch Deutschland. Das wäre die Grundlage für eine dauerhafte Wiederansiedlung von Wolf,Luchs, vielleicht sogar Bär...
You may say I am a dreamer
But I'm not the only one
;-)

Grüße
LW
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
Grauer Wolf

Re: Die Zukunft unserer "Deutschen" Wölfe

Beitrag von Grauer Wolf »

Lone Wolf hat geschrieben:You may say I am a dreamer
But I'm not the only one...
Ja und amen! :pleased:
Aufhören, von einer intakten Natur zu träumen, hieße, die Hoffnung aufzugeben. Das Konzept von verflochtenen Lebensräumen, Naturschutzgebieten und Nationalparks ist bestechend. Bleibt die Frage, wie überzeugt man Menschen, die nur PROFIT im Kopf haben, sei es in monetärer Form oder in Form von Privilegien...

Gruß
Wolf
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