Fressverhalten von deutschen Wölfen untersucht

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
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CleanerWolf
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Fressverhalten von deutschen Wölfen untersucht

Beitrag von CleanerWolf »

http://www.pressrelations.de/new/standa ... m&quelle=0

Allerdings beantwortet auch dieser Artikel nicht die kürzlich diskutierte Frage, wieviel Fleisch jeder Wolf pro Tag konsumiert.
"Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen."
Albert Schweitzer
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Waldschrat
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Spon: Wölfe bevorzugen Wild

Beitrag von Waldschrat »

ein bericht auf spiegel online über die ernährung der lausitzer:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 54,00.html

grüße vom waldschrat

oops, seh grad, cleaner wolf war schneller :oops:

sammy, kannste mal löschen, verschieben oder so?
"It's not easy to be green"
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SammysHP
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Re: Fressverhalten von deutschen Wölfen untersucht

Beitrag von SammysHP »

Habe die beiden Themen zusammengeführt, soll ja niemand seiner Stimme beraubt werden. ;)
aka

Re: Fressverhalten von deutschen Wölfen untersucht

Beitrag von aka »

Sorry.....auf die Gefahr, daß ich hier klugschscheissern will.........aber soviel.....hm....
"Die Lausitzer Wölfe kamen einst aus Polen und waren gewohnt; Rotwild zu erbeuten. Da die .......Es hat nach Erkenntnissen der Görlitzer
Forscher nur eine Generation gedauert, bis die Wölfe ihren Speiseplan den neuen Verhältnissen angepasst haben....."
so in etwa in der heutigen Ausgabe der Sächsischen Zeitung.....

Aus Polen gibt es Angaben zu 2 größeren Projekten wo die Nahrungszusammenstzung der Wölfe untersucht wurde - Okarma & a. - Belowesher Urwald
und S. Nowak/R. Myslajek aus Westpolen. Das Reh ist in den Untersuchungen von Okarma mit ca 5 - 10 % beteilgt, in Westpolen - mit ca 45 %......
Ich glaube beides ist hier irgndwo verlinkt.

Dass das polnische Reh dem Wolf nicht schmeckt hat es wohl mit Fressgewohnheiten nix zu tun. In Belowsher Urwald - Waldkomplex mit knapp 60 000 ha
sind im Jagdjahr 2010/2011 38 Stück Rehwild gestreckt worden - In der Dresdner Heide - Waldkomplex mit ca 5500 ha werden jährlich ca 150 - 200 Stück
Rehwild gestreckt.Die aus den jagdlichen Statistiken resultierenden 40 - 50 fachen Unterschiede spiegeln eine mindestens 10 mal geringere Rehwilddichte
in Osten Polens als in der ostdeutschen Landschaft. .....Der Wolf frisst dort - im Osten - keine Rehe weil es keine/wenig gibt. Die wahrscheinlichkeit
ein Reh in Belowesh zu sehen ist nicht viel größer als die Wahrscheinlichkeit den Wolf in der Muskauer Heide zu sichten.
Die westpolnischen Untersuchungen weichen nicht wesentlich von den Untersuchungen in der Lausitz ab. Die Wölfe mussten sich wohl kaum umstellen.....
Höhere Rotwildanteile in den ersten Jahren des Projektes lassen sich ganz einfach erklären in dem man die Ausbreitung der Wolfsareale und
die Karten mit Rotwilddichen/Strecken in diesem Gebiet vergleicht....Der Wolf jagt immer mehr in der Wald/Feldmosaik wo es kaum Rotwild gibt.
Was das mit der "Generation" zu tun hat - ?


Diese 1% Nutztieranteil......Für die Futterrationfetischisten die zwischen 500 gram Hundefutter und 10 kilo Steaks pro Tag und Wolfsmagen geschwankt sind
eine kleine Aufgabe.....1 Wolf reisst 1 Schaf - 30 kilo. An dem Schaf knabbert er 1 Tag (1 Nacht) lang. Frisst davon nach den hiessigen Experten zwischen
500 gramm und 10 kilo.

Was geht in die 1 % ein ? - die 30 kilo Schafsmasse oder die 0,5 - 10 kilo verspeisten Hammelkeule ?

Objektiv gesehen reissen die Wölfe in der Lausitz im Jahr einige Tausend Wildtiere und einige Dutzend Haustiere . Und das Verhältniss ist ok. Noch.
Nachvollziehbar. Tut zwar einigen weh ist aber nich tragisch. Sobald man aber zu Tricksereien mit "nur" 1 % oder nur "2 %" ansetzt um bestimmte
Entwicklungen zu verharmlosen wird Sch......se... weil dahinter genauso abstrakte Aussage steckt wie hinter der Beantwortung der Frage "Was frisst der Wolf pro Tag ?". Und der Betrachter immer mehr den Eindruck gewinnt dass er verarscht wird......
Wolfsheuler
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Re: Fressverhalten von deutschen Wölfen untersucht

Beitrag von Wolfsheuler »

Es macht vielleicht auch einen Unterschied, welche Rudel untersucht werden. Die Rudel auf dem Tüp Oberlausitz, wo es weniger Haustiere gibt. Oder die ausserhalb, wo es mehr Haustiere gibt. Werden von allen Rudeln Kotproben gleichmässig verwendet? Von wann ist diese Untersuchung? Von 2010? Dann ist zum Beispiel das Königsbrücker Heide Rudel noch nicht mit drin, von dem man weiss, dass auch Biber auf seinem Speiseplan steht.
balin
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Re: Fressverhalten von deutschen Wölfen untersucht

Beitrag von balin »

Was mir zu der Bevorzugung von Rehen einfällt, ist etwas sehr praktisches. Rehe lassen sich zu zweit oder auch alleine erbeuten. Nach meiner Logik brauchen die Rudel deswegen nicht besonders groß sein. Für Rinderhalter ,wie mich, ist das dann recht beruhigend. Um ein ausgewachsenes Rind umzulegen braucht es von den 35 kilo Kerlen mindesten vier Stück und eine erprobte Taktik dazu. Auch laufen Mutterkühe vor zwei Hundeartigen nicht unbedingt weg.
Wenn es bei dem Stand für die Wölfe bleibt, dann finde ich das positiv. Bei kleinen Rudeln und leichter Beute wie den bei uns überzahlreichen Rehen ist der Herdenschutz doch etwas einfacher.
Je ähnlicher die Beutetiere den Rindern werden, umso problematischer kann es werden.
Nebenher eine Frage. Ich habe im Gedächtnis, daß Rehe und Hirsche ihr Geweih nicht zur Verteidigung gegen Wölfe einsetzen.
Wenn das so ist, dann wäre der Übergang auf Rinder nocheinmal ein Quantensprung.
Vielleicht kann das ja jemand bestätigen oder auch das Gegenteil nachweisen?
LarsD

Re: Fressverhalten von deutschen Wölfen untersucht

Beitrag von LarsD »

balin hat geschrieben: Nebenher eine Frage. Ich habe im Gedächtnis, daß Rehe und Hirsche ihr Geweih nicht zur Verteidigung gegen Wölfe einsetzen.
Wenn das so ist, dann wäre der Übergang auf Rinder nocheinmal ein Quantensprung.
Vielleicht kann das ja jemand bestätigen oder auch das Gegenteil nachweisen?
Wenn der Wolf so nahe am Reh dran ist, dass ein Böckchen sein Gehörn einsetzen könnte, hat sich das dann augenblicklich erübrigt. Beim Rotwild sieht das anders aus. Hier wird ein einzelner Wolf gegenüber einem gesunden und kräftigen Hirsch ernsthafte Probleme haben. Im Rudel relativiert sich das aber ebenfalls sehr schnell (vergl. die erfolgreiche Jagd der Wölfe auf Elche). Der beste Schutz für Deine Tiere ist in der Tat viel Wild im Wald. Auch deshalb ist Deine Vorfreude auf die Dezimierung des Rehwildes durch den Wolf etwas, dass sich aus der Ferne nur mit Mühe nachvollziehen lässt. ;-) Ob und welche Folgen diese Wechselwirkung zwischen Wolfs- und Wildbestand für die Weidehaltung von Rindern hat, werden wir in den nächsten Jahren zuerst in der Lausitz sehen.

Viele Grüße

Lars
balin
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Re: Fressverhalten von deutschen Wölfen untersucht

Beitrag von balin »

Ich denke mal, den Wölfen wird es ähnlich gehen wie uns. Zum Beispiel habe ich Angst vor Pferden. Die machen alles mit den Hufen und die beissen.Bei den Kühen weiss ich, daß sie hauptsächlich mit den Hörnern und der Zunge arbeiten. Die Benutzen
die Hörner als Werkzeug und haben das wie selbstverständlich in ihrem Denkablauf. Das Wild, von dem wir ja sprechen, hat
das Geweih nicht so weitgehend in die Handlungsabläufe integriert. Von Tieren, wie Ziegen und Antilopen, die ja in der Körpergröße vergleichbar sind, kennt man Bilder, wie sie ihre Kleinen mit den Hörnern gegen Raubtiere verteidigen.
Von Rehen und Hirschen gehen mir aber solche Bilder ab. Bei den Elchen ist mir auch nur bekannt, daß sie große Hufausschläger sind. Die Schaufeln bekommt ein Wolf, wenn er angreift nach meiner Kenntnis nicht gezielt zu spüren. Das haben sich die Elche für ihre Geschlechtsgenossen vorbehalten.
Wenn ich also Angst vor Pferden habe, dann einfach, weil ich sie nicht ausrechnen kann. Wenn jetzt ein Wolf an ein Kuhwesen gerät, das sich abartig anders verhält wie die ihm gut bekannten Rehe und Hirschen, dann wird er es sich vermutlich lieber zweimal überlegen.
Ich hätte jedenfalls eine gewisse Hemmschwelle, bevor ich mir ein Pferd zulegen würde. ;-)
LarsD

Re: Fressverhalten von deutschen Wölfen untersucht

Beitrag von LarsD »

Auch Rotwild agiert zur Verteidigung mit dem "Fahrgestell", so dass ein Alttier auch für den Menschen zu einem echten Problem werden kann, wenn es sein Kalb schützen möchte. Dennoch scheint das Wölfe nicht zu beeindrucken. Ob und wann Wölfe sich an einem Rind oder Pferd vergreifen, wird zum großen Teil eine Frage der Gelegenheit sein. Sie werden beobachten und ausprobieren. Wie die Schadensstatistiken aus anderen Ländern zeigen, sind sie damit dann auch durchaus erfolgreich.

Viele Grüße

Lars
aka

Re: Fressverhalten von deutschen Wölfen untersucht

Beitrag von aka »

Was mir zu der Bevorzugung von Rehen einfällt, ist etwas sehr praktisches. Rehe lassen sich zu zweit oder auch alleine erbeuten. Nach meiner Logik brauchen die Rudel deswegen nicht besonders groß sein. Für Rinderhalter ,wie mich, ist das dann recht beruhigend. Um ein ausgewachsenes Rind umzulegen braucht es von den 35 kilo Kerlen mindesten vier Stück und eine erprobte Taktik dazu. Auch laufen Mutterkühe vor zwei Hundeartigen nicht unbedingt weg.
Wenn es bei dem Stand für die Wölfe bleibt, dann finde ich das positiv. Bei kleinen Rudeln und leichter Beute wie den bei uns überzahlreichen Rehen ist der Herdenschutz doch etwas einfacher.
Je ähnlicher die Beutetiere den Rindern werden, umso problematischer kann es werden.
Das erste ist wahrscheinlich richtig - Rudel bevorzugen größere Beutetiere - es ist effizienter 1 Hirsch zu reissen als 4 Rehe, die das gleiche auf die
Waage bringen - sei den sie stecken unter jedem Strauch. So ist es jedenfalls die vorherrschende Meinung.

Ich glaube in einem anderem Thema - wo es um die Rider ging habe ich einen Fall vom Herbst letztes Jahres erwähnt, wo sich eine Wölfin unter den
Kühen in N- OST - PL breitgemacht hat und auf das Konto dieses Tieres gingen mehrere Rinderrisse in dieser Gegend. Denkabar, daß sie Schwierigkeiten hatte
zur Wild zu kommen - Sommer - Aufzuchtszeit und deswegen das erhöhte Risiko einging . Denkbar auch daß es ich um erlernte "fähigkeiten" gehandelt
hat, wie vor eingen Jahren bei besonders großen Wolf - Exemplar (Fährten) der eine Vorliebe für Pferde entwickelt hat, vermutet wurde.
Ich weiss nicht ob sich hier irgendwelche Regeln aufstellen lassen.

Das Geweih/Gehörn bei Rotwild/Rehwild hat nicht die biologische Funktion einer "Waffe" - obwohl als solche schon gedeutet werden kann. Die Mutter
Natur war hier knausrig - diese "Waffe" steht dem Träger nur durch ein Teil des Jahres zur Verfügung und die Damen besitzen keine. Obwohl es
durchaus angewendet werden kann, scheint die primäre Bedeutung eine andere - bis ins Detail ist das auch den Wissenschaftlern nicht ganz klar .
Da hängen vermutlich ein Paar evolutionäre Altlasten dran.
Fest steht daß es bei Rehwild als Beutetier des Wolfes keine Rolle spielt - gehörnt oder nicht gehörnt. Beim Rotwild - auf den ersten Blick ja -
gerissen werden überwiegend keine Geweihträger - Kälber/Tiere. Bei der Auswertung der Hirschrisse (Zeit, Alter, ) ist aber nur ein höherer Anteil
jüngerer/mittelater Stücke festzustellen (es können einfach nur in dieser Altersklase - inwiefern es hier eine Rolle Spielt was der Hirsch dabei auf dem Kopf hatte - ?
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