Lars, bleiben wir doch mal ernsthaft... Ich habe nie behauptet, eine Patentlösung zu haben... Die Erde muß aber mittlerweile 7 Milliarden Menschen aushalten und kein Ende ist abzusehen, für 2050 werden m.W. 9 MilliardenLarsD hat geschrieben:Lösungsvorschlag? Kollektiver Suizid? Oder doch besser stufenweise? Landnutzer zuerst? Dann die Normalos aus der Stadt? Die wenigen Weltversteher mit Wildniserfahrung zuletzt, weil ja wer das Licht ausschalten muss?

Aber hier muß ja alles für die oberflächliche Massenunterhaltung herhalten*). Nimm mal als Beispiel den Nationalpark Harz. Als der gegründet wurde, hätte ich die Brockenbahn schleifen lassen. So werden immer noch (wenn ich die Zahlen richtig im Kopf habe) Jahr für Jahr 1 Million Touris mit dieser lärmenden und stinkenden Karre auf den Brocken gekarrt, anstatt daß Ruhe einkehrt, was sofort der Fall wäre, wenn die Leute dieses Gebiet zufuß erwandern müßten. Das ist nämlich anstrengend...

Für mich ist eine verwildernde Natur, die ihrer eigenen Entwicklung überlassen wird, wo der umgefallene Baum auf dem Weg liegenbleibt, ein Wert an sich. Sogar der lokale Tourismus könnte davon in Form von zurückhaltender Gastronomie profitieren (also einfache Gasthöfe und Fremdenzimmer, keine Massenhotels), denn ich denke mal, daß es gar nicht so wenige Menschen sind, die RUHE suchen und solche Alternativen liebend gerne annähmen...
Was mich anbelangt, so brauche ich trotz meiner 56 Jahre keine befestigten, rollatortauglichen Wege und im Winter keine geräumten, wie's z.B. im neuen Nationalpark Hocheifel als "barrierefrei" beworben wird, und die lärmenden, schwatzenden ("schratelnd" sagt man hier im Rheinland) Tourigruppen den Weg bereiten. Schmale, weiche Naturwege (können ja gerne beschildert sein, wenn man um Ruhezonen herumführen möchte), sind entschieden gesünder zu laufen (und für's Wild angenehmer zu queren als 3 m breite "Landstraßen") und wenn's mal'n halben Meter Schnee gibt, dann eben, dann nimmt man eben Schneeschuhe oder bleibt draußen...

Wurd' jetzt vielleich ein bißchen o.t., aber es dreht sich ja hier durchaus um Naturnutzung und Tourismus ist eine davon. Die laute, schrille Spaßgesellschaft soll einfach draußen bleiben, egal ob in der Eifel, im Harz oder eben auch in den Alpen. Wir haben hier trotz aller aktuellen Probleme immer noch ein reiches, technisch fortschrittliches Land. Und gerade deshalb bin ich der Auffassung, daß es an der Zeit wäre, wieder ein bißchen mehr Wildnis zu wagen: Für Fuchs und Wolf, für Biber und Kormoran und nicht zuletzt für uns selbst... Ich hoffe jedenfalls, daß ich es noch erlebe, daß mir auf einer Waldlichtung eine Wolfsfamilie gegenüber steht...
Der Mensch mag sich zwar einbilden, er käme ohne wilde Natur aus, aber ich denke, daß ist ein Trugschluß, der sich irgendwann bitter rächen wird...
Wie auch immer, ich bin gespannt, wie sich das alles weiterentwickelt. Sehr optimistisch bin ich nicht, was die Einsicht der Menschen angeht...

*) Hier findet gerade eine solche Entwicklung statt, vielleicht reagiere ich deswegen so gereizt beim Thema Naturnutzung... Um einem bekannten Volksverblödungspark für Lieschen Müller und Otto Mustermann Platz zu verschaffen, soll eine großes Waldgebiet (runde 30 ha) mit etlichen geschützten Pflanzen- (Orchideen z.B.!) und z.T. streng geschützten Tierarten (U.a. Moorfrosch und Teichmolch! Alle Lurche stehen ausnahmslos unter dem besonderem Schutz der BRD!) beseitigt werden. Als Ausgleichsflächen bietet man "großzügig" Aufforstungen an... Als wenn solche Jungwälder den gleichen ökologischen Wert hätten, wie die inzwischen 80 Jahre alten Mischwälder in der Gegend... Ich kenne die Gegend recht gut: Es wäre echt eine Schande...
Tja, fette Gewerbesteuer und Arbeitsplätze gehen eben vor Naturschutz... Regionalplanänderung nennt der Politiker so was, leider mit den Folgen noch mehr Verkehr, noch mehr Lärm, noch mehr Abgase...