Wölfe in Brandenburg

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
LarsD

Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von LarsD »

Miscanthus hat geschrieben:[...]Und, es wird mit dem mittlerweile sattsam bekannten Müll argumentiert [...]
Ich glaube, Du bist schlicht zu weit von Schuss, um tatsächlich einschätzen zu können, was die Bauern hier auf die Palme bringt. Vielleicht solltest Du Dich mit den Landwirten unterhalten, deren Tiere tatsächlich betroffen sind. Wenn ein Kalb aus der Mutterkuhherde gerissen wird und dem Besitzer dann was von einem "Durchzügler" erzählt wird, er wochenlang auf die amtliche Bestätigung des Wolfsrisses warten muss und nicht weiß, wie er solche Angriffe auf seine Herde zukünftig verhindern kann, kommt einfach Frust auf. Das kann man wahlweise zynisch und/oder überheblich kommentieren - macht sich aus der Anonymität ganz prima. Geholfen ist damit aber bestenfalls dem eigenen Ego, den Landwirten oder den Wölfen dagegen ganz sicher nicht.

Viele Grüße

Lars
Miscanthus
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Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von Miscanthus »

Lieber LarsD: Solltest vielleicht nochmal darüber nachdenken, was Du da über "Zynismus" und "überheblich" und "Ego" usw. gepostet hast. War vielleicht doch eher ein Schnellschuss, oder?

Wenn man immer nur kommentieren dürfte zu Themen, wo man mitten im betroffenen Gebiet lebt, müssten alle Foren eingestellt werden – logisch oder?. Dieses Argument wird immer wieder gerne gebracht, von Menschen denen eine Meinung nicht passt: „Der ist nicht von hier, der kann da nicht mitreden“! Gerade „Mitbürger aus dem ländlichen Raum“ bringen das oft – da ist oft schon der Nachbar aus dem Dorf nebenan suspekt. Sorry aber, ich lach mich da immer schlapp, wenn das kommt. Außerdem ist es oftmals besser, nicht im lokalen Sumpf verstrickt zu sein sondern Dinge aus einer gewissen Distanz zu betrachten. Du bist doch das beste Beispiel mit deiner Antwort! Irgendwo scheinst Du schon den Blick über den Tellerrand verloren zu haben! Was soll das mit der Gruselgeschichte von dem herausgerissenen Kalb? Sind wir jetzt auf BILD Niveau? Ja, das kann schon sein, dass ein Antrag dauert, aber Bargeldsofortauszahlung erwartet doch keiner ernsthaft, oder etwa doch? Na das würde aber eines meiner liebsten Vorurteile nähren! Ach, "sie wissen nicht, wie sie sich schützen sollen"? Das meinst Du nicht ernsthaft, oder?
LarsD

Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von LarsD »

Miscanthus hat geschrieben:Lieber LarsD: solltest vielleicht nochmal darüber nachdenken, was Du da über Zynismus und überheblich und Ego usw. gepostet hast. War vielleicht doch eher ein Schnellschuss, oder?
Ich bin kein Freund von Schnellschüssen. Ich lese Kommentare, denke mir meinen Teil und ab und an schreibe ich auch mal, wie ich über bestimmte Dinge denke ...

http://www.lr-online.de/nachrichten/bra ... 25,3846701

Viele Grüße

Lars
bürger x
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Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von bürger x »

Hallo Lars,
da kann man schon einen dicken Hals kriegen wenn man so eine Antwort liest .
Ich bewundere Deine Ruhe dabei.
Ich sage mir dann immer : Jeder disqualifiziert sich so gut er kann.
Gruß bürger x
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SammysHP
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Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von SammysHP »

Das Problem ist doch, dass keine Seite für Kompromisse bereit ist. Der Viehhalter braucht keinen Wolf, sondern Geld. Der Wolfsfreund möchte den Wolf, hat aber kein Geld. Das Geld muss also wie immer vom Land kommen und somit folglich von allen steuerzahlenden Bürgern. Wenn ich überlege, für was ich alles Geld zahle, obwohl ich es gar nicht möchte bzw. keinen Vorteil davon habe...

Aber wie viel Geld ist notwendig? Entschädigungen sollte es gar nicht geben. Wenn ein Sturm mein Haus kaputt macht, so kann ich deswegen kein Geld vom Staat verlangen, weil die doch Maßnahmen hätten treffen müssen. Höhere Gewalt und so. Der Wolf gehört halt in die Natur, so ist das eben. Was man jedoch machen kann, ist die Unterstützung von Schutzmaßnahmen. Subventionen gibt bei so vielen Dingen, warum nicht auch für Viehhalter? Natürlich können die Maßnahmen nicht zu 100% vom Land bezahlt werden, sowas findet sich nirgends. Wer ein Vorhaben hat (in diesem Fall mit der Viehzucht Geld zu verdienen) muss mit einem gewissen Risiko kalkulieren, Hürden überwinden und sich verändernde Umstände akzeptieren. Es läuft halt nicht nach dem Motto: "Wir holen uns ein paar Tiere und züchten damit."
dpa hat geschrieben:Sollten sich die Forderungen von Tierhaltern und Bauernverband nicht im nächsten Wolfsmanagementplan wiederfinden, würden sie ihn nicht unterzeichnen, kündigte der LBV an.
Tja, so ist es doch immer bei Verhandlungen. Was für ein Kindergarten... *)

Das ist übrigens allgemeingültig und daher ist es auch völlig ohne Belang, dass ich in Niedersachsen und nicht in Brandenburg wohne.


*) Hier übrigens auch.
Lutra
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Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von Lutra »

Mir ist es immer etwas suspekt, wenn da von den "Bauern" gesprochen und geschrieben wird. Es geht da erst mal um den LBV, der bei der Erarbeitung des Managementplanes beteiligt ist. Klar heißt der "Bauernverband", aber er vertritt doch hauptsächlich die Interessen der großen industriellen Agrarunternehmen. Der kleine Schäfer hat doch gar keine Zeit, sich mit dem Kram zu befassen. Und der LBV möchte sich eben etwas als Retter der Landwirtschaft profilieren, wo sie sonst, wo es wirklich um die Existenz geht, kaum was gebacken kriegen, z.B. bei den Milchpreisen. Aber die betreffen die großen Unternehmen auch weniger als kleinere. Sie kassieren erst mal schon siebenstellige Beträge auf ihre Fläche und Kohle machen sie dann mit Biogas und Ähnlichem. Unsere ehemalige LPG hat kein Stück Vieh draußen, die interessiert der Wolf überhaupt nicht.
Und als nächstes ist es mir auch unklar, warum der LBV einen Managementplan unterschreiben sollte. Er kann seine Bedenken haben oder sich von den Beratungen zurückziehen, trotzdem wird das das Ministerium nicht daran hindern, einen Plan zu verabschieden. Vielleicht ist es von der Presse auch nur etwas reißerisch geschrieben. Jedoch solche Forderungen wie "Bestandesobergrenzen festlegen" oder "reduzierend eingreifen" sind rechtlich sowieso unsinnig. Ich denk mir, das wissen die Herren vom LBV selbst genau, dass so was ein Bundesland nicht einfach per Managementplan beschließen kann. Da soll wohl nur Stimmung gemacht werden.
LarsD

Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von LarsD »

SammysHP hat geschrieben:Das Problem ist doch, dass keine Seite für Kompromisse bereit ist. Der Viehhalter braucht keinen Wolf, sondern Geld. Der Wolfsfreund möchte den Wolf, hat aber kein Geld.


Wir würden es uns zu leicht machen, wenn wir das alles einfach nur übers Geld abtun wollten. Das Thema Wolf ist für die Leute so lange abstrakt, bis einer der Grauen vor Ort mal zufasst. Erst dann wird einem als tatsächlich Betroffener die eigene Ohnmacht bewusst. Das Gefühl verstärkt sich dann noch, wenn der Rißgutachter vor Ort sagt, dass er einen Wolf für den Verursacher hält, das Landeslabor dann aber Wochen braucht, bis jemand das Protokoll der Untersuchung unterzeichnet. Dagegen kam der Befund zu einem zweiten Kalb, das am gleichen Morgen tot auf der Koppel lag, umgehend mit der Post. War man ursprünglich davon ausgegangen, dass dieses Kalb von der panischen Herde über den Haufen gerannt worden war, lautete der Befund wohl auf schlechten Ernährungszustand und Wasser im Magen. Spätestens damit bringt man so einen Bauer in Fahrt. Wirklich zu nagen schien aber diese Ungewissheit, ob und wann der Wolf das nächste Mal Appetit auf Beef hat. Mit diesem ganzen Frust an der Backe sitzt dieses Bäuerlein dann in diversen Gesprächsrunden auf der größten Landwirtschaftsausstellung des Landes. Jeder kann sich an fünf Fingern abzählen, welche Multiplikationswirkung das hat.

Die angeblich fehlende Kompromissbereitschaft kann ich auf Seiten der Bauern hier im Land so nicht ausmachen. Der Tenor ist da nicht: "Weg mit den Wölfen!" Die sind längst und zahlreich hier, vermehren sich prächtig und jedem halbwegs gebildeten Menschen ist klar, dass die Probleme mit dem Anwachsen der Wolfspopulation nicht kleiner werden. Warum also nicht über einen Rechtsanspruch auf Schadenersatz reden? Warum nicht über eine zukünftige Regulierung der Wolfspopulation reden? Es sind nicht die Bauern, die in der Hinsicht jeden Kompromiss kategorisch ablehnen.

@ Lutra: Vielleicht hast Du ja Zugriff auf die Protokolle dieser Runden zum neuen Management-Plan. Wenn ja, lies Dir mal die Äußerungen vom Vertreter des Schafzuchtverbandes durch. Vertritt der auch nur die "Großen"?! Und warum sollte eine Regulierung der Wolfspopulation rechtlich unsinnig sein? Schau Dir an, was in Bayern beim Biber gemacht wird. Gleicher Schutzstatus wie der Wolf ...

Viele Grüße

Lars
Lutra
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Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von Lutra »

Lars, mir sind keine Protokolle zugänglich, und ich denk mal, Du hast schon verstanden, wie ich es gemeint habe.
Eine Regulierung des Wolfsbestandes ist nicht rechtlich unsinnig, das hab ich nicht geschrieben, sie ist rechtlich über den Managementplan einfach nicht möglich. Das weißt Du auch. Die gestellten Forderungen in diese Richtung sind daher unsinnig.
balin
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Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von balin »

Dem Wolf Grenzen setzen kann man nur mit geeigneten Herdenschutzmaßnahmen. Über die Anzahl reguliert man überhaupt nichts, nur über angelernte Wölfe geht das. Und wenn man die Traditionsträger wegschießt ist das sehr kontraproduktiv.
Wenn ich zuviele Kühe habe, dann kann ich den Zustand der Weiden mit Bestandsregulierug verbessern.Für so selektive Tiere wie die Wölfe geht dieses Konzept nicht auf. Da ist das wesentliche das Verhalten! Die Jagd als Mittel der Wahl anzusehen
läuft auf eine erneute Ausrottung hinaus. Jeder Abschuss produziert mehr Unheil und dann geht das weiter. Ziel müssen stabile wildbezogene Wolfsvorkommen sein. Logisch, daß Jäger da andere Gedanken entwickeln, weil sie fälschlicherweise im Wolf einen Konkurrenten sehen. Wen wir willkürlich jedem zehnten Jäger die Lizenz entziehen würden, weil die Jäger sich wegen ihrer Unfähigkeit zum Kontraprodukt für das ländliche Leben entwickelt haben, dann würden wir auch am Ziel vorbeischiessen.
Die müssen auch ausgebildet werden und wenn einer überhaupt nicht mehr hineinpasst, also ein "Problemjäger", dann muß man ihn halt entnehmen. Insgesamt kann man aber durchaus auf sie setzen, soweit sie eine naturverträgliche Jagd betreiben.
Mit Bestandsobergrenzen für Jäger kommen wir der Stabilisierung unserer Landschaft wahrhaftig nicht näher!
Und für die Wölfe gilt das gleiche. :-D
LarsD

Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von LarsD »

balin hat geschrieben:Dem Wolf Grenzen setzen kann man nur mit geeigneten Herdenschutzmaßnahmen. Über die Anzahl reguliert man überhaupt nichts, nur über angelernte Wölfe geht das. Und wenn man die Traditionsträger wegschießt ist das sehr kontraproduktiv.
Wenn Du möchtest, vermittle ich Dir gerne den Kontakt zum zuständigen Mitarbeiter beim Landesbauernverband und/oder Deinen, durch Wolfsrisse geschädigten Berufskollegen im Land. Ich würde mich ehrlich freuen, wenn Du denen mit Deinen Theorien bei ihren praktischen Problemen helfen kannst.

Viele Grüße

Lars
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