SammysHP hat geschrieben:Das Problem ist doch, dass keine Seite für Kompromisse bereit ist. Der Viehhalter braucht keinen Wolf, sondern Geld. Der Wolfsfreund möchte den Wolf, hat aber kein Geld.
Wir würden es uns zu leicht machen, wenn wir das alles einfach nur übers Geld abtun wollten. Das Thema Wolf ist für die Leute so lange abstrakt, bis einer der Grauen vor Ort mal zufasst. Erst dann wird einem als tatsächlich Betroffener die eigene Ohnmacht bewusst. Das Gefühl verstärkt sich dann noch, wenn der Rißgutachter vor Ort sagt, dass er einen Wolf für den Verursacher hält, das Landeslabor dann aber Wochen braucht, bis jemand das Protokoll der Untersuchung unterzeichnet. Dagegen kam der Befund zu einem zweiten Kalb, das am gleichen Morgen tot auf der Koppel lag, umgehend mit der Post. War man ursprünglich davon ausgegangen, dass dieses Kalb von der panischen Herde über den Haufen gerannt worden war, lautete der Befund wohl auf schlechten Ernährungszustand und Wasser im Magen. Spätestens damit bringt man so einen Bauer in Fahrt. Wirklich zu nagen schien aber diese Ungewissheit, ob und wann der Wolf das nächste Mal Appetit auf Beef hat. Mit diesem ganzen Frust an der Backe sitzt dieses Bäuerlein dann in diversen Gesprächsrunden auf der größten Landwirtschaftsausstellung des Landes. Jeder kann sich an fünf Fingern abzählen, welche Multiplikationswirkung das hat.
Die angeblich fehlende Kompromissbereitschaft kann ich auf Seiten der Bauern hier im Land so nicht ausmachen. Der Tenor ist da nicht: "Weg mit den Wölfen!" Die sind längst und zahlreich hier, vermehren sich prächtig und jedem halbwegs gebildeten Menschen ist klar, dass die Probleme mit dem Anwachsen der Wolfspopulation nicht kleiner werden. Warum also nicht über einen Rechtsanspruch auf Schadenersatz reden? Warum nicht über eine zukünftige Regulierung der Wolfspopulation reden? Es sind nicht die Bauern, die in der Hinsicht jeden Kompromiss kategorisch ablehnen.
@ Lutra: Vielleicht hast Du ja Zugriff auf die Protokolle dieser Runden zum neuen Management-Plan. Wenn ja, lies Dir mal die Äußerungen vom Vertreter des Schafzuchtverbandes durch. Vertritt der auch nur die "Großen"?! Und warum sollte eine Regulierung der Wolfspopulation rechtlich unsinnig sein? Schau Dir an, was in Bayern beim Biber gemacht wird. Gleicher Schutzstatus wie der Wolf ...
Viele Grüße
Lars