WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
timber-der-wolf

Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von timber-der-wolf »

Widukind hat geschrieben:Ja das habe ich auch schon in einen o.a. Posting gemeint. Man sollte die (verantwortungsvollen) Jäger unbedingt mit einbeziehen und so ein Netzwerk schaffen, in dem sie eine ehrenvolle wichtige Funktion im Naturschutz übernehmen.
So etwas wird freiwillig (mit den Jägern) sicher nicht passieren. Das kann m.E. wirklich nur im Rahmen eines offiziellen Wildtier- / Wolfsmonitoring erfolgen. Dazu ist Vorarbeit, u.a. Aufklärung und Schulung in der Jägerschaft notwendig, sowie die Bereitschaft zur Mitarbeit zu fördern.
Widukind hat geschrieben:So etwas funktioniert ja auch auf anderen Feldern der Soziologie.
Hier vergleichst Du, glaube ich, Äpfel mit Birnen.
Widukind hat geschrieben:Irgendwann werden die Jäger noch zu den größten Fans von freilebenden Wölfen in Deutschland ... ;)
... schön wär es ja.
Viel wäre schon gewonnen und erreicht, wenn alle Jäger "ihre Konkurrenten" Wolf, Fuchs, Luchs, Bär, Adler, ... als notwendigen Bestandteil unserer Flora und Fauna akzeptieren würden ... sicher noch lange ein frommer Wunsch ... aber er ist erfüllbar, da es auch immer mehr aufgeschlossene Jäger gibt.
Benutzeravatar
SammysHP
Administrator
Beiträge: 3708
Registriert: 4. Okt 2010, 18:47
Wohnort: Celle
Kontaktdaten:

Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von SammysHP »

So etwas wird freiwillig (mit den Jägern) sicher nicht passieren.
Wenn ich das nächste Mal einen Jäger treffe, werde ich ihn fragen, wie er dazu steht. Da fällt mir gerade ein, dass ich unseren vor Ort ansässigen Wolfsberater anrufen könnte, der müsste mir ja einiges erzählen können. Mache ich ggf. nächsten Montag mal, vorher bin ich immer erst zu spät zu Hause.
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von Wolfsheuler »

In dem Video (von 2008) ganz am Anfang des Threats wurde über den Wolf im Solling berichtet. Da sagte dieser Experte, man vermute schon länger einen Wolf hier. Sei aber nicht an die Oeffentlichkeit damit gegangen.
Beim Wolf in der Annaburger sagt man jetzt, wo das Foto da ist, dass man das Tier schon länger da vermute. Vielleicht schon 2 Jahre. Dann frage ich mich, wo man noch überall in Deutschland einen Wolf "vermutet", es aber noch nicht sagt.
Ich verstehe allerdings auch, dass man mit unsicheren Angaben nicht in die Oeffentlichkeit gehen will. Aber es kann doch nicht so schwer sein, ein gerissenes Reh zu finden und eine DNA zu machen. Die Jäger sind doch dauernd in ihren Revieren. Da müssten die doch Risse finden.
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von Wolfsheuler »

Nachtrag:
Vom Hessenwolf hat man sogar erst 2010 erstmals einen DNA Beweis gehabt. Und das obschon das Tier mehrere Dutzend Schafe in 2 Jahren gerissen hat. Da hätte man doch längst DNA Material haben müssen. Manches ist schon wirklich merkwürdig. Aber Deutschland steckt eben noch in den Kinderschuhen in Sachen Grossraubtier Monitoring (zumindest ausserhalb der Lausitz). Ist aber jetzt nicht böse gemeint. ;)
Grauer Wolf

Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von Grauer Wolf »

SammysHP hat geschrieben:Widukind und Grauer Wolf: Dann könnt ihr mir ja sicher auch mit Gewissheit sagen, ob das ein Wolf ist oder nicht auf dem Fotofallenbild aus Bayern. ;)
Dazu hat "Widukind" schon was geschrieben:
Nein, ein Fotofallenbild als alleinigen Garantiebeweis heranzuziehen ist nicht meine Aufgabe. Als gelernter Kameramann habe ich da auch auch eine gesunde Skepsis, Bilder zu beurteilen, die ich nicht selbst gemacht habe.
Als Berufsphotograph stoße ich da ins gleiche Horn. Einen Wolf muß man, um ihn im Zweifelsfall 100%ig sicher als solchen zu identifizieren, mit den eigenen Augen sehen, weil dazu auch das Bewegungsmuster gehört. Es ist das abgerundete Gesamtbild, das zählt. Bei einem Photo aus Überwachungskameras, die üblicherweise auch noch durch schlechte Bildqualität glänzen (die gezeigten Bilder vom "Bayern-Wolf" sind so was von schlecht, wie ich es noch nie gesehen habe), können Lichtverhältnisse, Perspektive, (u.U. fehlender) Maßstab, abgeschnittene Körperteile und Ansicht nur von hinten (sic!), zu Irrtümern führen.
timber-der-wolf hat geschrieben:Diese Aussagen finde ich mehr als übertrieben und sehr anmaßend sowie arrogant!
Ohne Neugier und Wissensdrang, ... ohne Wissenschaft und Forschung, und das seit Menschengedenken, würden wir wahrscheinlich noch in Höhlen hausen, an diversen "Kinderkrankheiten" sterben, ...
Also bitte nicht so überheblich gegenüber Wissenschaft und Forschung, denn alles hat seine Berechtigung und führt in aller Regel auch zu entsprechenden neuen Erkenntnissen, Verfahren, Methoden, ... . Und die Methoden für Wissenschaft und Forschung sind halt sehr unterschiedlich und verschieden - und das ist auch gut so!
Ich erlaube mir da durchaus mal ein Urteil, denn ich bin von Haus aus Forscher und Wissenschaftler (ich war nicht immer Berufsphotograph). Unvergessen ist mir der Ausspruch eines meiner Professoren während des Studiums, der sinngemäß (es ist sehr viele Jahre her) lautete, daß man in der Wissenschaft/Forschung immer auch vor sich selbst Rechenschaft ablegen muß, ob das, was erforscht und wie man dieses tut, auch moralisch vertretbar ist. Es gibt in der Forschung immer wieder Punkte, an denen man sich sagen muß: "Halt, hier mache ich nicht weiter!. Das kann ich nicht mehr vor mir selbst rechtfertigen!" Überschreitet man diesen Punkt, begibt man sich auf die Pfade eines Edward Teller, über dessen Forschungsergebnisse die Japaner einiges zu berichten wissen.
Man muß nicht zwingend alles erforschen und ein völlig verängstigtes, leidendes Wolfsgesicht (oder das eines Fuchses, einer Wildkatze, was auch immer) ist für mich (ich kann immer nur von mir ausgehen!) der Punkt, den ich niemals überschreiten werde, erst recht nicht als engagierter Naturphotograph und Waldläufer.
Aber ich schweife ab... Tatsache ist für mich persönlich, daß sich der Wolf (und sein Nachfahr, der Hund) in Intelligenz und emotionalem Erleben nur graduell vom Menschen unterscheidet, und daß man sich als Verhaltensforscher 3-mal selbst prüfen sollte, ob der Gewinn an Wissen für die Belastung der Tiere steht. Wir besendern auch nicht zwangsweise(!) Mitglieder von Naturvölkern, um etwa die Wanderungen der Pygmäen im Ituri-Wald zu dokumentieren. Der Vergleich mag vielleicht hinken, aber wie gesagt, der Unterschied ist nur graduell und nicht absolut im Sinne von "hier Tier - da Mensch". Letzteres ist Schnee von vorgestern...

Was ich tun würde, wenn ich einem Wolf begegne, ist schwer zu sagen. Einerseits wäre es für die Verhaltensforschung und Wildbiologie natürlich interessant, ein genaues Bild über die Verbreitung zu bekommen. Andererseits wäre ich stark geneigt, ihn zu fotografieren (ich lebe schließlich von Bildern), mich aber in puncto Ortsangabe äußerst vage zu geben und mich ggf. auch mal etliche zig km zu vertun... :p Ich hätte ein mieses Gefühl dabei, Canis lupus Unmassen von Möchtegern-Tierfotografen, Touristen oder gar Jägern auf den Hals zu hetzen. Soll er im Verborgenen jagen und seine Welpen großziehen und sich nur Menschen zeigen, die ihn um seiner selbst zu schätzen wissen und sich selber noch als Teil der Natur sehen. Es ist besser für ihn...

Meine Meinung...
Lutra
Beiträge: 2701
Registriert: 5. Okt 2010, 21:30
Wohnort: Pulsnitz

Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von Lutra »

Meine Meinung ist, wenn irgendwo ein Wolf ein Territorium besetzt hat, und sei es ein einzelner, wird sich das nicht verheimlichen lassen. Das war auch in Niedersachsen so auf dem Rheinmetallgelände (gibts dort aktuell noch Hinweise?)
Spuren-, Riß- oder Sichtbeobachtungen kommen dann nicht nur von einer Person. Es wird in der Regel auch kein Mitarbeiter einer Umweltbehörde sein, dem das gelingt. Daher halte ich das Vertuschen oder Verschweigen von Wolfsvorkommen kaum für möglich. Genausowenig glaube ich, dass sich irgendwo eine Anzahl Wölfe auf Dauer aufhalten können und nur eine auserwählte Gruppe weiß davon, dafür bestreifen die ein viel zu großes Gebiet.

Was würde ich tun , wenn ich einen Wolf oder Spuren beobachten würde? Ganz einfach, der Unteren Naturschutzbehörde melden. Ich würds nicht verheimlichen, auch nicht den genauen Ort. Natürlich würd ich nicht bei der Zeitung oder Polizei anrufen.
Bei einem wandernden Jungwolf ist es aber egal, wenn es eventuell alle Welt erfährt, wo er beobachtet wurde.
Das die Aufzuchtgebiete der Rudel geheim gehalten werden ist selbstverständlich, genauso wie z.B. Adlerhorste oder Kranichbrutplätze.

Jäger in das Monitoring einbinden? Passiert doch längst! Der Anteil von Jägern beim ehrenamtlichen Naturschutzdienst ist recht hoch, jedenfalls bei uns hier. Es gibt ja nicht "die Jäger". Als Jäger hat man natürlich die größten Chancen, mal einen Wolf zu beobachten. Wer sitzt sonst schon stundenlang auf einer Leiter oder Kanzel? Dass nicht jeder Jäger seine Beobachtungen der Naturschutzbehörde meldet, ist klar, aber ich erzähl auch nicht jedem Jäger alles, was ich weiß.
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von Wolfsheuler »

@Lutra
frag mal Widukind oder Christian. Es gibt zahlreiche Hinweise auf den Wolf in der Lüneburger Heide. Nur laut NABU existiert er einfach nicht.
Ich habe hier aber mal einen Artikel gefunden, der deiner Aussage widerspricht, dass sich ein Wolf nicht verheimlichen lasse. Ich hatte den Link bereits im Threat "Luchse" erwähnt, denn eigentlich geht es um Luchse in Niedersachsen.
http://www.goettinger-tageblatt.de/Nach ... ier-Pfoten

Interessant ist nicht der Artikel an sich, sondern der dritte Kommentar eines Jägers, der unter dem Artikel steht.
Da behauptet nämlich einer, der sich selbst dipl. Forstwirt nennt, dass er sich mit dem Fachdezernat einig sei, dass man Luchse, Wölfe und auch Wildkatzen Vorkommen nicht an die Oeffentlichkeit geben dürfe, wenn man sie schützen will.
Ausserdem behauptet er, dass er auf nördlichen Tüp's schon öfter einen Wolf gefährtet und gesehen habe.

Zweifeln an der Glaubwürdigkeit dieses Herrn Ing. lässt mich allerdings, dass er anstatt Luchs "Lux" geschrieben hat.
Ansonsten aber eine sehr vielsagende Stellungnahme.
Immerhin lebt der Annanburger Heide Wolf ja auch schon seit 2 Jahren dort und wurde erst jetzt fotografiert. Spätestens ab dem Punkt ist er dann nicht mehr zu verheimlichen. Wenn es denn nun wirklich für die Wölfe das Beste ist, dass man nicht direkt an die Oeffentlichkeit geht, dann stimme ich dieser Politik zu. Aber ich habe meine Zweifel, dass es das Beste sein soll.
timber-der-wolf

Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von timber-der-wolf »

Wolfsheuler hat geschrieben:Zweifeln an der Glaubwürdigkeit dieses Herrn Ing. lässt mich allerdings, dass er anstatt Luchs "Lux" geschrieben hat.
Der Forstmann und Jäger hat zwar in der Überschrift (sicher versehentlich) LUX geschrieben, aber im Beitrag den korrekten lateinischen Namen Lynx lynx benutzt ;) (siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Eurasischer_Luchs ).
Wolfsheuler hat geschrieben:Interessant ist nicht der Artikel an sich, sondern der dritte Kommentar eines Jägers, ... Da behauptet nämlich einer, der sich selbst dipl. Forstwirt nennt, dass er sich mit dem Fachdezernat einig sei, dass man Luchse, Wölfe und auch Wildkatzen Vorkommen nicht an die Oeffentlichkeit geben dürfe, wenn man sie schützen will.
Wenn Du genau gelesen hättest, hättest Du festgestellt, dass es dem Forstmann und Jäger um den konkreten Aufenthaltsort der genannten geschützten und zu schützenden Wildtiere geht, und das noch diverse Aufklärungsarbeit (auch unter Seinesgleichen -den Jägern-) in der Bevölkerung notwendig ist.
Und das ist doch oK so. Gerade solchen verantwortungsvollen Forstleuten und Jägern ist es doch zu verdanken, dass wir wieder ausgehend von der Lausitz Wölfe in D haben. Nicht immer alles so negativ sehen bzw. jedem Kommentar einen negativen Tatsch unterstellen ;)
Benutzeravatar
Ash
Beiträge: 508
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49
Wohnort: Lüneburg

Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von Ash »

@Wolfsheuler: Mir gegenüber hat der NABU den Wolf bzw. die Wölfe in NS keineswegs verleugnet. Er / sie werden nur mangels C1-Nachweisen nicht in die veröffentlichten Karten aufgenommen, das ist alles. Das welche da sind, wird ja nicht bestritten, es kann halt nur noch nicht sicher bewiesen werden, da man die offiziell gültigen Nachweiskategorien berücksichtigen muss.
timber-der-wolf

Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von timber-der-wolf »

Ash hat geschrieben:@Wolfsheuler: ... Er / sie werden nur mangels C1-Nachweisen nicht in die veröffentlichten Karten aufgenommen, das ist alles. Das welche da sind, wird ja nicht bestritten, es kann halt nur noch nicht sicher bewiesen werden, da man die offiziell gültigen Nachweiskategorien berücksichtigen muss.
Genau!
Ich weis auch nicht, warum das sooooo schwer zu verstehen ist.
Antworten