Schafsrisse in der "Königsbrücker Heide"

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern
Lämmchen
Beiträge: 272
Registriert: 12. Jul 2015, 17:47

Re: Schafsrisse in der "Königsbrücker Heide"

Beitrag von Lämmchen »

SammysHP hat geschrieben:Es wäre doch sinnvoller, es zu verhindern, wenn man dabei ist.

Und wie sollte das funktionieren?

Komm jetzt bitte nicht mit Elektrozäunen. Im Praxistest haben sie sich nicht bewährt.
Auch HSH sind keine Lösung, wenn ein Rudel Wölfe eine Schafherde angreift.
Bei einem einzelnen Wolf mag es funktionieren, wenn zwei HSH die Herde bewachen, bei einem Rudel aber nicht mehr.
Was wollen zwei, drei oder vier HSH gegen ein Rudel von acht bis zwölf oder mehr Wölfe ausrichten?
Solche Rudelstärken, wirst du einwenden, gibt es bei uns nicht. Das ist eine Frage der Zeit.
Es gibt im Netz auch Fotos von tot gebissenen HSH, nachdem sie Kontakt mit Wölfen hatten.

Wirklichen Schutz gibt es nur bei Stallhaltung oder Schutz durch Natozäune, ich will es einmal überspitzen.

Sammy, hast du Risse schon einmal live miterlebt?
Glaub' mir, wenn du das zufällig erlebst, bringst du nur noch das eigene Leben in Sicherheit.


@Grauer Wolf
Es ist ein elementarer Unterschied, ob Wölfe im Gehege gefüttert werden oder ob sie auf der Weide - quasi im Blutrausch - gerissen werden.
Es ist auch ein Unterschied, ob ein Tier getötet wird, bevor es gefressen wird oder ob am lebenden Tier gefressen wird.

Wer es nicht glaubt, kann sich ja mal einen gesunden Zahn ohne Betäubung ziehen lassen, am besten einen Backenzahn, die haben schöne auseinandergehende Wurzeln, oder eine kleine ambulante OP ohne Schmerzausschaltung.
Ich glaube nicht, dass hier viele sind, die jetzt hier schreien.

Grauer Wolf, es ist auch ein Unterschied, ob man etwas live erlebt oder sich eine Doku mit guten "live-Bildern" ansieht - wer's liebt. Ich gehöre nicht dazu.
Ich falle übrigens auch nicht in Ohnmacht, wenn ich sehe, wie ein Tier, nachdem es tot ist, beim Schlachter zerlegt wird.
ich falle auch nicht in Ohnmacht, wenn ich sehr schwere Unfallopfer live erlebe.

Früher dachte ich immer, Wölfe würden ein Beutetier erst durch Kehlbiss töten, bevor sie zu fressen beginnen. So naiv war ich einmal.
Benutzeravatar
SammysHP
Administrator
Beiträge: 3708
Registriert: 4. Okt 2010, 18:47
Wohnort: Celle
Kontaktdaten:

Re: Schafsrisse in der "Königsbrücker Heide"

Beitrag von SammysHP »

Lämmchen hat geschrieben:Und wie sollte das funktionieren?
Indem du den Wolf verscheuchst. Du stehst ja daneben.
Lämmchen hat geschrieben:Bei einem einzelnen Wolf mag es funktionieren, wenn zwei HSH die Herde bewachen, bei einem Rudel aber nicht mehr.
Was wollen zwei, drei oder vier HSH gegen ein Rudel von acht bis zwölf oder mehr Wölfe ausrichten?
Solche Rudelstärken, wirst du einwenden, gibt es bei uns nicht. Das ist eine Frage der Zeit.
Jetzt wird es aber wirklich abenteuerlich.
Lämmchen hat geschrieben:Sammy, hast du Risse schon einmal live miterlebt?
Mit einem Wolf? Nö, dann hätte ich sie ja verhindert. ;) Ich habe aber schon Jäger Tiere erschießen gesehen. Schlachter Tiere schlachten. Hunde diverse Tiere töten.
Benutzeravatar
Richard M
Beiträge: 847
Registriert: 31. Jan 2015, 17:13
Wohnort: Landkreis Augsburg

Re: Schafsrisse in der "Königsbrücker Heide"

Beitrag von Richard M »

Neulich habe ich mir diese Sendung angeschaut: http://www.zdf.de/planet-e/planet-e.-do ... 56870.html
Darin kommt ein Schäfer vor, der früher hohe Verluste durch Wölfe hatte. Seit er jedoch Herdenschutzhunde bei seinen Schafen hat, hat er kein Tier mehr an die Wölfe verloren. Das heimische Wolfrudel hat gelernt, dass dort nichts mehr zu holen ist. Und noch was gutes: Fremde Wölfe werden von den ortsansässigen Wölfen aus dem Revier vertrieben, so dass seine Wölfe die Schafe sogar vor anderen Wölfen schützen ;) .
Lämmchen hat geschrieben:Es ist auch ein Unterschied, ob ein Tier getötet wird, bevor es gefressen wird oder ob am lebenden Tier gefressen wird.
Kommt bei Wölfen höchst selten vor, dass ihre Beute zu Beginn der Verspeisung noch lebt. Bei Riesenschlangen kann ich mir vorstellen, dass das Opfer öfters noch lebt, wenn es runtergeschluckt wird.
Und dass es für Beutetiere, die durch Wölfe oder was auch immer für ein Raubtier gejagt werden, zum Teil schmerzhaft ist, so ist das nun mal. Vielleicht sollten die Beutetiere zuerst eine Narkosespritze bekommen, dass sie nichts mitbekommen.
Petition Der Wolf gehört zu Deutschland: https://www.change.org/p/bundesminister ... eutschland
Lämmchen
Beiträge: 272
Registriert: 12. Jul 2015, 17:47

Re: Schafsrisse in der "Königsbrücker Heide"

Beitrag von Lämmchen »

SammysHP hat geschrieben:
Lämmchen hat geschrieben:Und wie sollte das funktionieren?
Indem du den Wolf verscheuchst. Du stehst ja daneben.
Donnerwetter!

Wie kommt es, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass du - oder ein anderer einzelner Mensch - dazu in der Lage ist, einen Wolf, der im Blutrausch in einer Herde wütet, diesen vertreibt, ganz ohne Waffe, denn diese sind ja verboten.

Kann es sein, dass du dich ein wenig überschätzt?
Lämmchen
Beiträge: 272
Registriert: 12. Jul 2015, 17:47

Re: Schafsrisse in der "Königsbrücker Heide"

Beitrag von Lämmchen »

Richard M hat geschrieben:Vielleicht sollten die Beutetiere zuerst eine Narkosespritze bekommen, dass sie nichts mitbekommen.
ha, ha,
Benutzeravatar
Wolfsblut
Beiträge: 741
Registriert: 29. Sep 2014, 11:17
Wohnort: Dresden

Re: Schafsrisse in der "Königsbrücker Heide"

Beitrag von Wolfsblut »

Grauer Wolf hat geschrieben:
Lämmchen hat geschrieben:Jeder der Wölfe liebt, sollte ein solches Gemetzel einmal von Anfang bis zum bitteren Ende LIVE miterleben müssen!
*achselzuck* Die Tischsitten bei Wolfens sind halt recht robust. Ich hab genug gute Dokus inkl. Detailaufnahmen gesehen, ich hab Wölfe im Gehege beim Futtern gesehen (ist schon länger her). Wo ist das Problem? Ich kippe nicht davon in Ohnmacht, wenn ein Schaf (oder Reh oder sonst was) zerlegt wird, ich krieg höchstens Appetit und will was abhaben... :pleased: :lol: Die Natur ist kein Streichelzoo...

Gruß
Wolf
Stimmt. Erstaunlicherweise denke ich bei solchen Bildern auch eher an meinen Grill.... Apropos, muss noch Barbecuesauce kaufen. Is ja bald schon März.
Lämmchen hat geschrieben: Wie kommt es, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass du - oder ein anderer einzelner Mensch - dazu in der Lage ist, einen Wolf, der im Blutrausch in einer Herde wütet, diesen vertreibt, ganz ohne Waffe, denn diese sind ja verboten.
DEN Blutrausch gibt es nicht! Die Jagd besteht bei Beutegreifern aus Automatismen. Prozesse in mehreren Schritten.

Da erkennt man wieder die Unwissenheit. In anderen Ländern werden Wölfe mit Mistgabel, Stöcken, Lärm usw. vertrieben. Und funktioniert. ;-)
holsteiner in nrw
Beiträge: 463
Registriert: 12. Jun 2011, 22:18
Wohnort: Bielefeld

Re: Schafsrisse in der "Königsbrücker Heide"

Beitrag von holsteiner in nrw »

Als ich den Thread hier las musste ich automatisch an Theorie und Praxis denken. Und das bei fast allen Kommentaren, nicht nur die von Lämmchen...
Das Phänomen des surplus killing ist halt leider ein Ereignis, dass das Image von Raubtieren nicht gerade befördert. Und ganz ehrlich möchte ich auch nicht der Besitzer einer Schafherde sein, die darunter gelitten hat. Nichtsdestotrotz ist es ein natürliches Verhalten des Wolfes. Verständlich in seiner Lebensweise und wir sollten nicht immer den Fehler begehen ein Tier mit unseren Moralvorstellungen zu beurteilen.

Ich finde aber auch, man sollte das nicht klein reden. Ich jedenfalls denke bei solchen Bildern nicht daran die Barbeque Soße zu kaufen. Und die Tierhalter ganz sicher auch nicht.

Was mich an der Geschichte aber am meisten stört und das ist ein immer wiederkehrendes Ereignis ist, dass der Schutz in einem Wolfskerngebiet so halbherzig erfolgt. So lange nichts passiert, so lange investiere ich auch nicht in einen besseren Schutz. Ich bin mir sehr sehr sicher; wenn die Herde mit HSH gesichert gewesen wäre, dann hätte sich der Schaden immens in Grenzen gehalten. Selbst bei niedergedrücktem Zaun. Wenn überhaupt ein Schaden entstanden wäre...
Zuletzt geändert von holsteiner in nrw am 23. Feb 2016, 13:58, insgesamt 2-mal geändert.
Ulrike
Beiträge: 509
Registriert: 21. Jun 2015, 19:49

Re: Schafsrisse in der "Königsbrücker Heide"

Beitrag von Ulrike »

Das Königsbrücker Rudel besteht aus 8 Tieren - laut Wolfsbüro Lausitz. Das Kerngebiet ist anscheinend nicht bewohnt und mit genügend Wild eigentlich ein gutes Revier für die Wölfe. Es gab bisher in diesem Gebiet nur vereinzelte Risse.

Beweidete werden anscheinend nur einzelne Randgebiete.

Ich denke mal, der Schäfer ist ein Wanderschäfer, aber das wird Lutra wahrscheinlich genauer wissen. Bei Wanderschäfern ist das mit den Herdenschutzhunden ja noch schwieriger, als bei Standweiden, weil sie ja auch die Hütehunde brauchen.

40 tote Schafe und die vielen vermißten Schafe - das ist ein Albtraum. Wer meint, sich darüber lustig machen zu können, hat eine merkwürdige Art von Humor.
Grauer Wolf

Re: Schafsrisse in der "Königsbrücker Heide"

Beitrag von Grauer Wolf »

Lämmchen hat geschrieben:Glaub' mir, wenn du das zufällig erlebst, bringst du nur noch das eigene Leben in Sicherheit.
Warum? Es ist überhaupt nicht in Gefahr...

Lämmchen hat geschrieben:@Grauer Wolf
Es ist ein elementarer Unterschied, ob Wölfe im Gehege gefüttert werden oder ob sie auf der Weide - quasi im Blutrausch - gerissen werden.
Es ist auch ein Unterschied, ob ein Tier getötet wird, bevor es gefressen wird oder ob am lebenden Tier gefressen wird.
Du redest mal wieder Unsinn. Tiere kennen keinen Blutrausch, den kennen nur Menschen. Ich hab's oft genug erklärt, lies einfach mal über Surplus Kill, das Anlegen von Vorräten und überoptimale Reise nach. Dazu kommt noch das Chaos bei Schafen in Panik, die nichtzielgerichtet fliehen sondern hektisch umeinandspringen. Das ist dann keine saubere Jagd mehr, wie sie in der Natur stattfindet und wo üblicherweise ein Tier selektiert und gerissen wird (mit viel Jagdglück wird mal ein zweites erwischt).
Lämmchen hat geschrieben:Grauer Wolf, es ist auch ein Unterschied, ob man etwas live erlebt oder sich eine Doku mit guten "live-Bildern" ansieht - wer's liebt. Ich gehöre nicht dazu.
Für mich ist da kein Unterschied. Wieso auch? Optischer und akustischer Eindruck bleibt optischer und akustischer Eindruck und Blutgeruch kratzt mich nicht.
Lämmchen hat geschrieben:Früher dachte ich immer, Wölfe würden ein Beutetier erst durch Kehlbiss töten, bevor sie zu fressen beginnen. So naiv war ich einmal.
Hat mit Naivität nichts zu tun, sondern mit Nichtwissen. Das Beute lebend angefressen wird, kommt üblicherweise bei extrem großer Beute vor oder bei massiven Störungen. Auf jeden Fall selten, weil noch lebende Beute auch eine Verletzungsgefahr darstellt. Und wenn der Wolf bei der Jagd resp. beim Zupacken ein Stück Fleisch erwischt und rausreißt, soll er's wieder ausspucken? Jede Kalorie zählt und was wolf hat, das hat wolf eben. Abschlucken und fertig.
Lämmchen hat geschrieben:Was wollen zwei, drei oder vier HSH gegen ein Rudel von acht bis zwölf oder mehr Wölfe ausrichten?
Solche Rudelstärken, wirst du einwenden, gibt es bei uns nicht. Das ist eine Frage der Zeit.
Es gibt im Netz auch Fotos von tot gebissenen HSH, nachdem sie Kontakt mit Wölfen hatten.
[/quote]
Was hast Du eigentlich für Vorstellungen, wie Wölfe jagen? Glaubst Du, die legen sich bei gesundem Wolfsverstand mit Herdenschutzhunden an und zetteln einen Kampf um ein Schaf an? Kein Beutegreifer riskiert Verletzungen, wenn es nicht sein muß, und wenn's bei den Schafen halt net geht, hält man sich eben an die übliche Beute hier. Die Wälder sind rappelvoll davon.
Seit der inzwischen medienbekannte Schäfer Neumann je Herde 2 Herdenschutzhunde einsetzt, hat er m.W. kein Tier mehr verloren. So sieht's aus.
Lämmchen hat geschrieben:...einen Wolf, der im Blutrausch in einer Herde wütet,...
Vom vielen wiederholen wird es nicht wahrer...

Laß Deine Horrorgeschichten einfach mal stecken. Die ziehen bei mir nicht.

Gruß
Wolf
Jan.Olsson@web.de
Beiträge: 394
Registriert: 24. Dez 2015, 11:31

Re: Schafsrisse in der "Königsbrücker Heide"

Beitrag von Jan.Olsson@web.de »

Hallo Lämmchen,

was hat Dich eigentlich dazu veranlaßt, Dich in einem Wolfforum "Lämmchen" zu nennen? Was möchtest Du damit assoziieren?

Und das dieser "Vorfall" kein schöner ist, ist klar...

Es wäre sicherlich sehr interessant zu erfahren, was dort wirklich passiert ist und vor allen Dingen warum... Und soweit mir bekannt ist, hat Herr Neumann bis heute keinen Verlust von Schafen mehr zu beklagen. Dank seiner HSH.

Er hat sogar in einem seiner Fernsehauftritte gesagt (sinngemäß): "Meine Wölfe beschützen mich jetzt vor anderen Wölfen... Das Wolfsrudel das in seinem Gebiet ist, verteidigt sein Revier gegen "einwandernde" neue Wölfe...und die Wölfe wissen jetzt, das bei ihm nichts mehr zu holen ist...."

Und ein Wolf wird es nicht riskieren sich mit einem HSH anzulegen... Im Gegensatz zu dem Wolf, kann der HSH vom einem Tierarzt "behandelt" werden. Für einen Wolf kann eine Verletzung wesentlich dramatischere Folgen haben.

Abgesehen davon ist die direkte Konfrontation zwischen Wolf und HSH bisher nicht nachweislich belegt... Haben wir aber auch schon in einem anderen Bereich diskutiert...

Gruß Jan
Antworten