WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
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SammysHP
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Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von SammysHP »

Das nennt man Bürokratie. ;)
Wolfsheuler
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Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von Wolfsheuler »

Stellt sich nur die Frage (und das hatte jurawolf hier auch schon mal angesprochen), warum man sich in Deutschland so schwer tut mit DNA Analysen? In Frankreich, Norditalien, Schweiz, Schweden läuft alles über DNA. Da wird es nicht vorkommen, dass ein Wolf seit 2006 in einem Gebiet immer wieder gesichtet wurde (Lüneburger Heide) und keine einzige brauchbare DNA Analyse dabei ist.
In Frankreich funktionniert das Prinzip folgendermassen. Eine Zone (z.B. Reinhardswald), wo stichfeste Hinweise und Indizien von Jägern, Förstern, Spaziergängern eingehen, wird nach DNA Material untersucht. Wenn man 2 Winter hintereinander Beweise findet, gilt die Zone als ZPP = permanente Präsenz Zone. Meist findet man an Schafrissen oder Rehrissen genug verwertbares Material, ansonsten halt Kothaufen (wie man es auch in der Lausitz macht).
Findet man dann 2 Winter hintereinander keine Spuren mehr, wird die Zonne wieder deklassiert.
Ich betone es immer wieder, aber Deutschland braucht dringend länderübergreifende Masstäbe in Sachen Monitoring und in Sachen Herdenschutz. Es kann doch nicht mehr sein, dass jedes Bundesland sein eigenen Wischi Waschi betreibt. In Oesterreich ist man sich doch auch jetzt einig geworden.
Und ob der Bombodrom Wolf wirklich allein ist oder nicht, kann man nur wissen, wenn man DNA hat von so viel wie möglichen Individuen.
Apropos Reinhardswolf: ich verweise dazu mal auf diesen Artikel:
viewtopic.php?f=12&t=164
Ihr erinnert Euch, in dem Artikel über den Wolf im Rothaargebirge standen so ziemlich viele fragwürdige Fakten. Eine nur mal so zum Spass herausgepickt:
Dr. Horst Marohn, Pressesprecher von Hessenforst in Kassel, hielt es gestern auf Anfrage für durchaus wahrscheinlich, dass der Wolf in Südwestfalen unterwegs sei: "Bei uns im Reinhardswald wird der Wolf nahezu täglich nachgewiesen."
Der Wolf im Reinhardswald wird nahezu täglich nachgewiesen. Täglich sagt der gute Mann. Dazu sage ich: Der Wolf in der Lausitz wird auch nahezu täglich nachgewiesen und gesehen. Ach, das ist nicht nur 1 Wolf, das sind 50 - 60 Wölfe. Ja dann versteht man das ja.
Oder nehmen wir mal die Wölfe in Altengrabow. Die werden mal nördlich in Brandenburg gesehen. Mal viel weiter südlich bei Zerbst. Und dann wieder auf Brandenburger Seite. Sind es denn wirklich immer dieselben? Weiss man doch nicht, wenn man keinen genetischen Fussabdruck hat.
nuno22
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Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von nuno22 »

Da sieht man mal wieder wie weit weg WWF von der Realität ist. Wenn Gesa Kluth im Oktober im Rahmen von dem größten Wolfseminar in 2010 von 55 nachgewiesenen Wölfen allein in der Lausitz spricht, dann ist das schon ein sehr schlechter Treppenwitz, wenn der WWF von 60 - 75 Wölfen in Dland spricht.

Es ist schade, dass die Institutionen nicht mit einander reden.

Ja, ist ja auch völlig nebensächlich, was die führende Behörde, dass Niedersächsische Umweltminsterium zum Thema Wolf sagt. Da kann ich echt nur den Kopf schütteln, sind die denn verpflichtet der Öffentlichkeit "nachzuweisen" woher sie ihre gesicherten Informationen haben? Ne, natürlich nicht. Denn es ist die politische Entscheidung des Ministers, die Sache nicht hoch zu hängen! Guten Morgen, schon mal was von Politik gehört? Der Minister bestimmt. Genauso hat der Sächsische Minister bestimmt und vom Landtag abgesegnet, dass sie rund 150.000,--Euro für Wolfsmonitoring ausgeben = 92.000,--Wildbiologische Büro Lupus und 57.000,--Eu für das Kontaktbüro. So einfach ist. ich kann mich nur wiederholen. Wenn die oberste Behörde das sagt, dass wir hier 5 Wölfe haben, dann haben wir die auch. Fänd ich ja toll, wenn alle Ministeriumsentscheidungen und Bekundungen in Zweifel gezogen würden. Lol. Bei über 130 Welpen in 10 Jahren und Zuwanderungen, sind sicher auch ein paar Wölfe für uns abgefallen.

Theo Grüntjens ist über jeden Zweifel erhaben! Er jagt auch in der Lausitz, er weiss, wie nen Wolf aussieht. Er wurde aber vom Ministerium eingebremst. Politik!
Smirre
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Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von Smirre »

Nuno22 Ich glaube so langsam verstehe ich dich.
Neben den Zahlen von Wolfshinweisen, Wolfsnachweisen soll es eine Politische Zahl aus dem Ministerium geben. Ist das richtig?
Wolfsheuler
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Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von Wolfsheuler »

Lieber Nuno, eh Christian,
Es gibt vieles, was wir nicht wissen. Und vieles was wir vielleicht gar nicht alles wissen wollen.
Dass Wölfe in Niedersachsen sind, bestreitet kaum jemand . Aber es fehlt eben der Beweis. Oder vielleicht auch der politische Willen, diesen Beweis zu liefern, bzw zu veröffentlichen.
Es gibt aber auch viele Gerüchte und gibt viele grosse Truppenübungsplätze in Deutschland. Und wenn man den Gerüchten im Internet alle Glauben schenken darf, dann gibt es noch so einige Plätze in Ostdeutschland ausserhalb der Lausitz, wo Wölfe oder gar Nachwuchs vermutet werden. Aber eben nur Gerüchte und Hinweise, vielleicht manchmal nichts weiter als Ausssagen von Laien. Vielleicht ist in dem einen oder anderen Fall aber auch ein bisschen Wahrheit dran. Wir werden es eben nicht wissen. Also müssen wir eben warten...
Leider gibt es auch so einige Fälle, wo Wölfe dann einfach mal verschwunden sind.
timber-der-wolf

Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von timber-der-wolf »

Wolfsheuler hat geschrieben:... Und ob der Bombodrom Wolf wirklich allein ist oder nicht, kann man nur wissen, wenn man DNA hat ...
Es gibt vom Bombodrom Wolf Fotos, Spuren der Pfotenabdrücke aus Winter und Sommer und DNA-Nachweise ... und alle Einzelnachweise belegen bisher, dass es sich leider NUR UM EINEN Wolf handelt.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt 8-), vielleicht bekommt er doch noch einen Partner / Partnerin ;-)
Grauer Wolf

Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von Grauer Wolf »

Widukind hat geschrieben:Also Leute, wenn hier z. B. Jäger, Forstleute, oder Förster die - das unterstelle ich jetzt mal - vorsichtig formuliert, mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit, einen Wolf gesichtet haben, hier mitlesen, dann lachen die sich doch zu Recht tot, wenn sie wissen, was sie gesehen haben und diese
möchtegern-wissenschaftlichen Versuche, der Haarspalterei mit einer Motorsäge mitverfolgen.

Wenn Frau Eli Radinger ein Rudel Wölfe im Yellowstone-Gebiet sieht, dann braucht sie auch nicht erst ´ne DNA-Probe zu nehmen, um sich sicher zu sein, daß sie gerade Wölfe gesehen hat und nicht etwa einem LSD-Trip zum Opfer gefallen ist. Man, man, man ...
Da stimme ich in jeder Hinsicht mit Dir überein! Sollte ich hier im Westen Deutschlands jemals über einen Wolf stolpern (was ich doch noch zu erleben hoffe ;) ), dann erkenne ich in auch als solchen (Kopfform, Körperbau, Gangart, die ganze Art "sich zu geben" sind doch absolut eindeutig... ) und brauche keine DNA-Analyse dafür. Letztere ist imho nur interessant, um Verwandschaftsgrade zu Nachbarpopulationen zu erforschen, oder z.B. die Zahl der Individiuen festzustellen, wobei ich allerdings der Meinung bin, daß man bei entsprechender Übung auch dafür keine Analysen braucht, da kein Wolf aussieht wie der andere. Beobachten muß man halt lernen, was ich immer wieder ganz banal bei meinen Hunden sehe. Für andere sind die einfach nur schwarz und nicht auseinanderzuhalten, für mich ist jeder einzelne unverkennbar, selbst im Dämmerlicht.
Widukind hat geschrieben:Wie ihr ja alle wißt, bin ich eh ein Freund der empirischen Beobachtung, wie sie einst die Indianer, Germanen, Kelten, Slawen, Yakuten, oder auch heute
noch z.B. ein Günther Bloch betrieben, bzw. betreiben.

Ich halte auch nix davon, wie in dem Film über die Sachsen-Wölfe gesehen, diese armen Tiere in riesigen Netzen zu fangen, um ihnen dann ein Senderhalsband umzulegen. Sowas ist doch nur technokratische Arroganz der Pseudo-Wissenschaft.

Den Wolf muß man nur in Ruhe lassen. Das reicht schon. Wer es kann, der kann ihn dann auch rücksichtsvoll beobachten und studieren. Fertig.
Amen! Ich habe Bildsequenzen vom Einfangen für die Besenderung gesehen. Der gehetzte und gequälte Gesichtsausdruck der Wölfe sprach Bände. Jedem, dessen Seele sich, weit über dem Forscherdrang hinaus, mit diesen herrlichen Tieren verbunden fühlt, bescheren solche Bilder Alpträume. Sind die so gewonnenen Daten diese Tortur wert? Meiner Meinung nach nicht! Ich bin und bleibe ein Anhänger minimalinvasiver Verhaltensforschung mit starkem Tele und/oder Feldstecher. Aber das erfordert sehr viel mehr Zeit, Geduld, Beweglichkeit und die Bereitschaft, selbst bei unwirtlichsten/härtesten Wetter- und Geländebedingungen draußen zu sein und zu beobachten. Und nicht zuletzt auch die Fähigkeiten, mit der Natur zu verschmelzen und sich in die Stimmungen und Gedanken der Wölfe zu versetzen, eine Kunst, die weitgehend verlorengegangen ist.
Mein Fazit: Forschung? Ja! Aber mit Rücksicht und Einfühlungsvermögen. "Unsere" Wölfe sind lebendige Wesen mit Gefühlen, Wünschen, Sehnsüchten, aber auch Alltagssorgen und keine Objekte für Dissertationen und Co...!
jurawolf
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Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von jurawolf »

dass ihr es euch zutraut, einen wolf sicher zu erkennen, ist ja schön und gut. das problem ist nur, dass wohl sicher ein drittel aller leute denkt, dass sie sehr gut wissen wie ein wolf aussieht bzw. aussehen kann. faktisch können aber wohl weniger als 1% aller menschen einen wolf optisch absolut einwandfrei ansprechen und auch von den verschiedenen hybridformen unterscheiden. und welche 1% das sind, da gehen die meinungen wohl auseinander, da sich so mancher gerne dazu zählen würde... :lol:

selbst mir selbst, der schon oft genug richtigen wölfen und den unterscheidlichsten hybriden aus nächster nähe gegenüber gestanden ist (leider nur im zoo/tierpark/gehege), würde mir nicht mit letzter sicherheit zutrauen, einen wilden caniden mit absoluter sicherheit als wilden wolf anzusprechen. man darf nie vergessen, dass man bei wolfsbeobachtungen bei uns nicht stundenlang das tier aus nächster nähe beobachten wird, sondern man selbst im besten fall bei tageslicht aus dutzenden oder hunderten meter distanz mal eben einen grossen caniden sieht. niemand wird aber aus einer solchen beobachtung heraus mit absoluter sicherheit sagen können, um welches tier es sich handelt. mit grosser wahrscheinlichkeit ja, aber eben nie mit sicherheit...

es gibt schon einen guten grund dafür, weshalb sichtbeobachtungen nie als C1 beobachtung gelten. das war nicht irgend ne idee eines abgedrehten wissenschaftlers.


zu den monitoringsmethoden: nicht-invasive methoden sind natürlich immer zu bevorzugen. die genetik ist da eine grosse hilfe, die sich kaum ersetzen lässt. klar kann man hunderte menschen auf die wölfe ansetzen, um die genauen familiären beziehungen usw. zu studieren. aber das kosten-nutzen-verhältnis und der geringe grad des eingriffes (der störung) ist bei der genetik schlicht unschlagbar für gewisse fragestellungen.
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SammysHP
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Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von SammysHP »

Widukind und Grauer Wolf: Dann könnt ihr mir ja sicher auch mit Gewissheit sagen, ob das ein Wolf ist oder nicht auf dem Fotofallenbild aus Bayern. ;)
guest001

Re: WWF: Gewinner und Verlierer 2010

Beitrag von guest001 »

Grauer Wolf hat geschrieben:Mein Fazit: Forschung? Ja! Aber mit Rücksicht und Einfühlungsvermögen. "Unsere" Wölfe sind lebendige Wesen mit Gefühlen, Wünschen, Sehnsüchten, aber auch Alltagssorgen und keine Objekte für Dissertationen und Co...!
Absolut richtig ! Denn wem gehören denn eigentlich die Wölfe in Deutschland. Rein rechtlich vllt. der BRD. Den Jägern jedenfalls nicht, da sie kein jagdbares Wild sind. Aber gehören sie deshalb einer kleinen Clique von "Wissenschaftlern".
Nein, ich meine die Wölfe gehören in erster Linie sich selbst, oder meinetwegen der Schöpfung, wie auch wir letzten Endes. Seit tausenden von Jahren.
Da ändert auch eine chauvinistische, technokratische Zeitgeist-Wissenschaft nix dran.

jurawolf hat geschrieben:... selbst im besten fall bei tageslicht aus dutzenden oder hunderten meter distanz mal eben einen grossen caniden sieht. niemand wird aber aus einer solchen beobachtung heraus mit absoluter sicherheit sagen können, um welches tier es sich handelt. mit grosser wahrscheinlichkeit ja, aber eben nie mit sicherheit...

... mit Sicherheit habe ich für mich auch nie behauptet. Obwohl ich natürlich solche Distanzen nicht mit bloßem Auge zu überbrücken gedenke.
Ein 15 X 50 Leica Duovid Glas ist da schon an meiner Seite. Aber ich sprach von der Beobachtung eines absoluten Fachmanns, wie Herrn Theo Grüntjens. Und das hat eine Qualität, die ich - zum Schutz der Wölfe - jedem Telemetrie-Terror vorziehe. Das sind Wildtiere. Den hängt man nicht allen eine fettes Halsband um. Ist ja ekelig !
Übrigens werden Wale meistens nur über die Fotodokumentation ihrer Flunken kartiert. Es geht also. Und um noch eine plausiblere Lösung hinzuzufügen: Wie wäre es denn, die vielen Jäger (zumindest die verantwortungsvollen z. B. hier in Niedersachsen) , die oft von 17:00 h bis 05:00 auf Hochsitzen verbringen, in ein solches Monitoring mit einzubinden zu versuchen. Das halte ich langfristig für eine nachahltigere Lösung. Käme auf einen echten Versuch an, die Damen und Herren bei ihrer waidmännischen Ehre in die Veantwortung mit einzubinden ...


SammysHP hat geschrieben:Widukind und Grauer Wolf: Dann könnt ihr mir ja sicher auch mit Gewissheit sagen, ob das ein Wolf ist oder nicht auf dem Fotofallenbild aus Bayern. ;)
Nein, ein Fotofallenbild als alleinigen Garantiebeweis heranzuziehen ist nicht meine Aufgabe. Als gelernter Kameramann habe ich da auch auch eine gesunde Skepsis, Bilder zu beurteilen, die ich nicht selbst gemacht habe. Wenn aber z. B. ein Herr Sebastian Koerner einen Wolf gefilmt hat, dann wird er schon ganz genau wissen, was er im Sucher hatte ...
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