Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
holsteiner in nrw
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Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Beitrag von holsteiner in nrw »

Alpenwolf hat geschrieben: Wie viel Wolf verträgt Deutschland? Und das vor allem in Interesse des Wolfs. Man muss wohl kein Hellseher sein, um anzunehmen, dass DE geringere
Quantitäten leichter verträgt als höhere und das bedeutet eben Regulierung.
Spielen wir diesen Gedanken doch mal durch und ich bin jetzt schon auf die Antwort gespannt. Wie sollten denn nach ihrer Meinung die Regulierung aussehen? Wolfsfreie Zonen ausweisen und dort jeden auftauchenden Wolf strecken, genauso wie es beim Rotwild praktiziert wird? Oder vereinzelnd den Bestand verringern? Wie sollte so eine Regulierung vonstatten gehen, ohne entsprechende Ruderverbände zu zerstören? Entnahme der Welpen aus der Wurfhöhle? Entnahme gesamter Rudelverbände?
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SammysHP
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Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Beitrag von SammysHP »

Alpenwolf hat geschrieben:zumal er ja schon in 4 Hundertschaften da ist und auch immer da war
Man sollte immer zuerst von den gesicherten Zahlen ausgehen und da sind wir noch weit von 400 entfernt. Natürlich sind es mehr, als die nachgewiesenen, adulten Wölfe. Aber das ist halt alles Spekulation und daher sollte man vorsichtig darüber sprechen. Sonst läuft man schnell Gefahr, unseriös zu wirken und den Anschein zu erwecken, diese Zahlen nur wegen der Polarisierung in den Mund genommen zu haben.
Dass der Wolf aus Deutschland komplett verschwunden war, steht fest. Zwar gab es in Grenzregionen gelegentlich einzelne, wandernde Wölfe, eine erste Reproduktion gab es aber erst wieder im Jahr 2000.
Alpenwolf hat geschrieben:Wie viel Wolf verträgt Deutschland? Und das vor allem in Interesse des Wolfs.
Der Wolf hat erstmal nur ein Interesse: Überleben und Vermehrung. Wie übrigens jedes andere Lebewesen auch. Das Land und die Natur dürften niemals Probleme mit den Wölfen bekommen, natürlicher Dichteregulierung sei Dank. Nur der Mensch stört sich an ihm. Wir haben uns in den vergangenen Jahrzehnten (und allgemein in den letzten Jahrtausenden) viele Freiheiten genommen und damit anderes Leben stark beschränkt. Sowohl Wolf als auch Mensch müssen wieder lernen, miteinander umzugehen.
Alpenwolf
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Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Beitrag von Alpenwolf »

holsteiner in nrw hat geschrieben:
Spielen wir diesen Gedanken doch mal durch und ich bin jetzt schon auf die Antwort gespannt. Wie sollten denn nach ihrer Meinung die Regulierung aussehen? Wolfsfreie Zonen ausweisen und dort jeden auftauchenden Wolf strecken, genauso wie es beim Rotwild praktiziert wird? Oder vereinzelnd den Bestand verringern? Wie sollte so eine Regulierung vonstatten gehen, ohne entsprechende Ruderverbände zu zerstören? Entnahme der Welpen aus der Wurfhöhle? Entnahme gesamter Rudelverbände?
Eines vorweg: Wir sind mit der Regulierung in DE im Naturschutzrecht und nicht im Jagdrecht, spezifische jagdethische Grundsätze kann man daher außen vor lassen, da es hier um die reine Keulung also auf neudeutsch culling von Überbeständen geht.

Die ist nun ohnehin nach der aktuelle Rechtslage schwer möglich, wenn dann eher aus den Gründen der öffentlichen Sicherheit, wobei dies ohnehin nur naturschutzbehördlich vorgenommen werden kann, die Jagd damit ohnehin nichts zu tun hat.

Aber gesetzt den Fall bieten sich mehrere Möglichkeiten an: Wie im Fall Munster die Entnahme ganzer verhaltensauffälliger Rudel oder sonst dem
erfolgreichen Beispiel der Jagd folgend die Einzelentnahme von Jungtieren damit die Rudelstrukturen nicht zerstört werden. Da Einzelwölfe, also Wanderwölfe meist der Jugendklasse angehören und hier per se keine Rudelstrukturen zerstört werden bieten auch sie sich an, allerdings unter Bedachtnahme der gewünschten Verbreiterung des Genpools. Von Zonierungen würde ich grundsätzlich absehen, da grundsätzlich bei geringeren Dichten wohl die Vorteile überwiegen werden, ausgenommen bei den Nutztierhaltern, die auch bei geringen Dichten ihre Schutzmaßnahmen vorhalten müssen bzw es zu einer Ungleichbehandlung der Halter in Wolfs- bzw wolfsfreien Zonen führen würde, d.h. der Steuerzahler die Schutzmaßnahmen übernehmen müsste.

Bleibt noch die Frage wer so eine Regulierung konkret durchführen sollte, also die Frage nach der Wolfspolizei. Wie man so liest gibt es hier noch überhaupt keine Überlegungen oder gar Pläne, womit die Frage eher akademisch ist.
Alpenwolf
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Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Beitrag von Alpenwolf »

SammysHP hat geschrieben: Man sollte immer zuerst von den gesicherten Zahlen ausgehen und da sind wir noch weit von 400 entfernt. Natürlich sind es mehr, als die nachgewiesenen, adulten Wölfe. Aber das ist halt alles Spekulation und daher sollte man vorsichtig darüber sprechen. Sonst läuft man schnell Gefahr, unseriös zu wirken und den Anschein zu erwecken, diese Zahlen nur wegen der Polarisierung in den Mund genommen zu haben.
Dass der Wolf aus Deutschland komplett verschwunden war, steht fest. Zwar gab es in Grenzregionen gelegentlich einzelne, wandernde Wölfe, eine erste Reproduktion gab es aber erst wieder im Jahr 2000.

"Im letzten Monitoringjahr (2013/2014) waren in Deutschland insgesamt 25 Wolfsrudel, 8 Wolfspaare und 3 sesshafte Einzelwölfe bestätigt."


Das sind die "gesicherten" Zahlen von der Wolfsschutzseite, als offensichtlich das absolute Minimum.

Man muss also für dieses Jahr von + 30 Rudeln ausgehen mit einem Nachwuchs 2015 von + 150 Stk. Ob das nun im Endergebnis 200 oder 400 Wölfe
oder durch die per se nicht bekannte Dunkelziffer etwa noch mehr Wölfe sind ist eigentlich irrelevant, denn wenn es heute keine 400 Wölfe gibt, dann gibt es sie eben nächstes Jahr etc.. Das Weichzeichnen der Bestände über die ausschließliche Zählung z.B. der adulten Wölfe ist zwar verständlich, aber letztendlich nur Vogel Strauß-Politik, da auch der heute gewölfte Jungwolf in spätestens 2 Jahren adult ist.

Faktum ist, dass die Wolfsbestände stark angewachsen sind und es offensichtlich keine Indikatoren gibt, dass sie dies nicht weitermachen würden.
Nachdem die Zunahme bei der gegebenen Reproduktionsrate von Wölfen in absoluten Zahlen exponentiell ist, steigen damit auch Sichtungen und etwaige "Probleme" exponentiell. Der Weg von 10 auf 100 Wölfe war eine langer, der von 500 auf 1.000 wird ein sehr kurzer sein.

Ich weiß es ist gerade hier nicht opportun den Wolf mit dem hier wenig angesehenen Wildschwein zu vergleichen, aber die Populationsdynamik ist nun mal eine sehr ähnliche und was das beim Wildschwein bedeutet wissen wir sehr genau und was es beim Wolf bedeuten wird eben nicht. Aber über Sekundärerfahrungen zu lernen muss ja nicht das Ineffizienteste sein.
holsteiner in nrw
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Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Beitrag von holsteiner in nrw »

Ich denke wir sind uns alle einig, dass es diesbezüglich noch eine lange grundsätzliche Diskussion geben wird. Natürlich werden da auch ideologisch die Fronten aufeinander treffen. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich der Meinung, dass ein Eingriff in die Populationsdichte grundsätzlich nicht nötig ist, da der Wolfsbestand sich auf natürliche Weise reguliert. Ich bin mir bewusst, dass diese Populationsdichte gewissen Interessengruppen (Jagdverbänden, Nutztierhalter) grundsätzlich zu hoch ist.

Im Einzelfall kann die Entnahme sinnvoll sein, auch wenn wir einen solchen Fall seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland noch nicht ansatzweise hatten.
Alpenwolf hat geschrieben: Eines vorweg: Wir sind mit der Regulierung in DE im Naturschutzrecht und nicht im Jagdrecht, spezifische jagdethische Grundsätze kann man daher außen vor lassen, da es hier um die reine Keulung also auf neudeutsch culling von Überbeständen geht.

Bleibt noch die Frage wer so eine Regulierung konkret durchführen sollte, also die Frage nach der Wolfspolizei. Wie man so liest gibt es hier noch überhaupt keine Überlegungen oder gar Pläne, womit die Frage eher akademisch ist.
Sie beschreiben damit den Status Quo und das ist auch gut so, denn ich hoffe der wird auch noch lange Bestand haben.

In der öffentlichen Diskussion weht dem Wolf ein massiver Gegenwind aus der Ecke der Nutztierhalter. Verständlich, da sie diejenigen sind, die im Arbeitsalltag bezüglich der Schutzmaßnahmen der größten Veränderung ausgesetzt sind. Nichtsdestotrotz kumuliert meines Erachtens an der Diskussion um dem Wolf nur das grundsätzliche Problem, dass der Druck der Nutztierhalter ( Schäfer, Weidetierhalter) mangels adäquater Unterstützung der Gesellschaft/ Politiik gegenüber der „industriellen“ Landwirtschaft schon ohne Wolf hoch genug ist. Das ist für mich das eigentliche Problem.
Der Wolf ist doch nur ein willkommener Nebenkriegsschauplatz, um von den wirklichen Problemen abzulenken.
holsteiner in nrw
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Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Beitrag von holsteiner in nrw »

Alpenwolf hat geschrieben:
Faktum ist, dass die Wolfsbestände stark angewachsen sind und es offensichtlich keine Indikatoren gibt, dass sie dies nicht weitermachen würden.
Nachdem die Zunahme bei der gegebenen Reproduktionsrate von Wölfen in absoluten Zahlen exponentiell ist, steigen damit auch Sichtungen und etwaige "Probleme" exponentiell. Der Weg von 10 auf 100 Wölfe war eine langer, der von 500 auf 1.000 wird ein sehr kurzer sein.

Ich weiß es ist gerade hier nicht opportun den Wolf mit dem hier wenig angesehenen Wildschwein zu vergleichen, aber die Populationsdynamik ist nun mal eine sehr ähnliche und was das beim Wildschwein bedeutet wissen wir sehr genau und was es beim Wolf bedeuten wird eben nicht. Aber über Sekundärerfahrungen zu lernen muss ja nicht das Ineffizienteste sein.
Warum sollte die Verbreitung der Wölfe und ihre Reproduktionsdynamik zu diesem Zeitpunkt auch nicht entsprechend dynamisch vonstatten gehen? Das ist doch die logischste Entwicklung, die der Wolf bei der Eroberung neuen und geeigneten Lebensraumes nimmt. Sachsen beweist doch, wie sich der Bestand bei Sättigung der potenziellen Lebensräume entwickelt. Er stagniert und verhält sich danach nicht mehr exponentiell. Das unterscheidet ihn auch wesentlich von den Wildschweinen.
Alpenwolf
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Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Beitrag von Alpenwolf »

holsteiner in nrw hat geschrieben:
Sachsen beweist doch, wie sich der Bestand bei Sättigung der potenziellen Lebensräume entwickelt. Er stagniert und verhält sich danach nicht mehr exponentiell. Das unterscheidet ihn auch wesentlich von den Wildschweinen.
Sachsen hatte 2009 und 2010 6 Rudel und 2011 plötzlich 11 Rudel. Wie die Reise weiter geht, also wie hoch die Biotoptragfähigkeit für Sachsen nun wirklich ist, wird man wohl nicht so locker sagen können, so gesehen unterscheidet ihn genau nichts vom Wildschwein, wo die Stufen in der Populationsdynamik schon lange bekannt sind.
Grauer Wolf

Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Beitrag von Grauer Wolf »

Alpenwolf hat geschrieben:Ich weiß es ist gerade hier nicht opportun den Wolf mit dem hier wenig angesehenen Wildschwein zu vergleichen, aber die Populationsdynamik ist nun mal eine sehr ähnliche und was das beim Wildschwein bedeutet wissen wir sehr genau und was es beim Wolf bedeuten wird eben nicht. Aber über Sekundärerfahrungen zu lernen muss ja nicht das Ineffizienteste sein.
Und genau dieser Ansatz ist ganz einfach einfach Blödsinn, und wenn er noch so oft wiederholt wird! :grumpy:

Gruß
Wolf
holsteiner in nrw
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Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Beitrag von holsteiner in nrw »

Alpenwolf hat geschrieben: Sachsen hatte 2009 und 2010 6 Rudel und 2011 plötzlich 11 Rudel. Wie die Reise weiter geht, also wie hoch die Biotoptragfähigkeit für Sachsen nun wirklich ist, wird man wohl nicht so locker sagen können, so gesehen unterscheidet ihn genau nichts vom Wildschwein, wo die Stufen in der Populationsdynamik schon lange bekannt sind.
Bitte nicht die aktuellen Zahlen vernachlässigen. ;)

http://www.wolfsregion-lausitz.de/index ... erritorien
Momentan hat Sachsen zehn nachgewiesene Rudel. Also scheint doch eine gewisse Sättigung zu bestehen. Mit dem Begriff Biotoptragfähigkeit beschreiben sie doch schon den richtigen Terminus. Ein geeignetes Biotop wird und kann immer nur von einem Rudel besiedelt werden. Ist das bei den Wildschweinen auch so, oder haben geeignete Biotope mehrere Rotten? Wie verhält sich die Fortpflanzung der Rotten? Gibt es eine sich fortpflanzende Bache, oder mehrere? ;)
Alpenwolf
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Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Beitrag von Alpenwolf »

holsteiner in nrw hat geschrieben: Im Gegensatz zu Ihnen bin ich der Meinung, dass ein Eingriff in die Populationsdichte grundsätzlich nicht nötig ist, da der Wolfsbestand sich auf natürliche Weise reguliert.
Natürlich reguliert sich der Wolfsbestand irgendwann einmal von selbst, nämlich dann wenn die Nahrungsgrundlage nicht mehr reicht oder ganze Generationen von Autos überfahren werden. Nur kann heute niemand sagen, wann dies der Fall sein wird und ob diese Wolfsbestände überhaupt von der Gesellschaft akzeptiert werden.

Dass dem Wolfsschutz als Naturschutz* verhungerte Wölfe lieber sind als erschossene, ist mir schon klar. Wie das die Wölfe selber sehen weiß ich nicht, da sie zu mir nicht sprechen, da müsste man schon unseren Grauen Wolf fragen, der hat da den besseren Draht.

* Der Wolfsschutz als Tierschutz würde dann wohl die Fütterung der Wölfe durch den Menschen fordern.
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