Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern
LarsD

Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von LarsD »

Grauer Wolf hat geschrieben:Mir geht es nur darum, daß hier unbequeme Stimmen und ärgerliche Fakten :!: zum Thema Wolf offensichtlich unterdrückt werden sollen, weil sie nicht in's Anti-Wolf-Schema passen (genau so ist für mich der Hinweis zu verstehen!). Und es geht mir darum, daß sehr viele, wenn nicht die meisten Wolfsgegner offensichtlich keine Ahnung haben, über welches Tier wir hier überhaupt reden.


Definiere mal den Begriff Wolfsgegner. Ist jeder, der dem Thema Wolf kritisch gegenüber steht, automatisch schon ein Wolfsgegner? Ist jeder, der gegen einen dauerhaften Totalschutz für Wölfe hier in D ist, automatisch ein Wolfshasser? Das Spektrum der Meinungen zum Wolf ist groß und reicht vom generellen Totalschutz für alle Zeiten bis hin zur erneuten Ausrottung in unseren Breiten. Am lautesten sind die Vertreter vom jeweils äußeren Rand zu vernehmen. Das Spannende ist für mich, wie die Extremisten auf beiden Seiten versuchen, jene Sichtweisen, die zwischen den Extrempositionen liegen, der jeweils anderen Extremposition zuordnen zu wollen. Da wird munter verklärt und nach Kräften polarisiert. Der Sache, sprich den Wölfen kann das nur schaden.

Ich hätte zu gern verfolgt, wie sich eine Diskussion zwischen Ash und dem "Trockenmaurer" entwickelt. Wahrscheinlich hätte sie der Kritik am Wolf die eine oder andere Spitze nehmen können. Wurde leider nichts draus. :-(

Viele Grüße

Lars
Grauer Wolf

Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von Grauer Wolf »

LarsD hat geschrieben:Definiere mal den Begriff Wolfsgegner.
Das kann ich nicht, genauer gesagt, ich kann das nur von meinem eigenen Standpunkt aus definieren. Für mich ist jeder ein Wolfsgegner, der beim "Wolf-Management" (ich hasse dieses Wort!) mehr will als den Abschuß als ultima ratio, wenn wirklich Gefahr im Verzug ist. Mit Gefahr meine ich hier Gefahr für Leib und Leben, was beinhaltet, daß alle Jubeljahre mal ein Wolf wegen Tollwutgefahr getötet wird oder weil er, z.B. durch Anfüttern, zur echten Gefahr wurde.
Schäden an gewerblich gehaltenem Nutzvieh sind eine Versicherungsfrage, allenfalls noch aus Steuergeldern zu finanzieren, wenn man argumentiert, daß der Wolf im Sinne einer halbwegs intakten Natur alle angeht. Und natürlich sollte dann Schadenersatz bei erbrachten Nachweisen, daß es wirklich ein Wolf war, zeitnah geleistet und nicht durch Sankt Bürokratius verschleppt werden.
Was die Hobby-Viehhaltung angeht, so vertrete ich klar die Meinung, daß ein Hobby Privatsache ist und nun einmal Geld kostet (ein Hobby wirft per definitionem keinen Gewinn ab, sonst wird nämlich ein Gewerbe draus!). Werden diese Kosten zu groß, als daß man sie sich noch leisten kann, dann muß man sich ein anderes Hobby suchen, insbesondere hier, wo auch noch Natur- und Artenschutzrecht greift. Natürlich ist es menschlich, sich zu ärgern, wenn einem ein Hobby verhagelt wird, aber daraus kann man nicht das Recht ableiten, daß deswegen der Wolf "reguliert" wird.

Was den Begriff "Wolfshasser" angeht, so beschreibt der imho einen Menschen, dessen Abneigung gegen den oder Angst vor dem Wolf nur noch irrationaler, ja fast pathologischer Natur ist resp. von einem übertriebenen Egoismus getrieben wird, und der dann ggf. auch zu illegalen Mitteln greift, um seinen Haß zu befriedigen. Übrigens ist das, wenn man über einige Menschenkenntnis verfügt, spätestens an der Ausdrucksweise und, im persönlichen Gespräch, am Augenausdruck zu sehen (ich habe da amerikanische Interviews gesehen, da ließ mir der Augenausdruck und die Wortwahl von Wolfshassern es eiskalt den Rücken runterlaufen; Und ich bin nicht leicht zu beeindrucken!). Solche Menschen gehen manchmal so weit, daß es ihnen perverse Freude bereitet, einen Wolf zu foltern. Wir hatten ja sogar hier in Deutschland einen solchen Fall, in dem eine Wölfin mit dem Geländewagen der Spurenlage nach buchstäblich zu Tode gehetzt wurde. Leider wurde der Verbrecher nie gefaßt.

Letztlich ist es, wie Du richtig bemerkst, Tatsache, daß der Wolf polarisiert und daß sich dabei auch extreme Positionen herauskristallisieren. Eine Verklärung des Wolfes bringt da auch keinen Nutzen. Die Vertreter des Wolfschutzes, die den Wolf unter allen noch so extremen Bedingungen sakrosankt sehen wollen, liegen sogar nach meiner Meinung daneben. Auffällig ist, daß etliche Vertreter derer, die den Wolf nahezu heiligsprechen, ebenso wenig Kenntnisse über dieses Tier haben wie extreme Wolfsgegner. Tatsache ist aber auch, daß oft genug pekuniäre oder sonstige Interessen über den Wolfs- resp. Naturschutz gestellt werden. Fehler werden also auf beiden Seiten gemacht. M.E. muß es darauf hinauslaufen, daß Nutzvieh (um das geht es in dieser Diskussion ja sehr stark) so geschützt wird, das Interessenskonflikte möglichst ausbleiben. Der Wolf ist nun einmal da, und eine Regulierung mit der Waffe kann daran nichts ändern, vor allem vor dem Hintergrund, daß das schlicht und ergreifend unmoralisch, ja unzivilisiert ist.

Gruß
Wolf
LarsD

Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von LarsD »

Grauer Wolf hat geschrieben: Für mich ist jeder ein Wolfsgegner, der beim "Wolf-Management" (ich hasse dieses Wort!) mehr will als den Abschuß als ultima ratio, wenn wirklich Gefahr im Verzug ist. Mit Gefahr meine ich hier Gefahr für Leib und Leben, was beinhaltet, daß alle Jubeljahre mal ein Wolf wegen Tollwutgefahr getötet wird oder weil er, z.B. durch Anfüttern, zur echten Gefahr wurde.
Dann bin ich in Deinen Augen ein Wolfsgegner ... :mrgreen: Kann ich aber gut mit leben, weil ich weiss, dass bei Dir das Emotionale im Vordergrund steht, wogegen ich es eher mit der rationalen Schiene halte.
Schäden an gewerblich gehaltenem Nutzvieh sind eine Versicherungsfrage, allenfalls noch aus Steuergeldern zu finanzieren, wenn man argumentiert, daß der Wolf im Sinne einer halbwegs intakten Natur alle angeht. Und natürlich sollte dann Schadenersatz bei erbrachten Nachweisen, daß es wirklich ein Wolf war, zeitnah geleistet und nicht durch Sankt Bürokratius verschleppt werden.
Was die Hobby-Viehhaltung angeht, so vertrete ich klar die Meinung, daß ein Hobby Privatsache ist und nun einmal Geld kostet (ein Hobby wirft per definitionem keinen Gewinn ab, sonst wird nämlich ein Gewerbe draus!). Werden diese Kosten zu groß, als daß man sie sich noch leisten kann, dann muß man sich ein anderes Hobby suchen, insbesondere hier, wo auch noch Natur- und Artenschutzrecht greift.


Das ist der klassische Konflikt zwischen der tatsächlichen und der gefühlten Betroffenheit. Genau das kritisiert nicht nur der "Trockenmaurer" immer wieder. Die Akzeptanz von Artenschutzmaßnahmen zerstört man am effektivsten durch deren dogmatische Umsetzung ungeachtet der tatsächlichen Bestandssituation der geschützten Art. Das war beim Kormoran so, setzt sich hier gerade beim Biber fort und wird auch beim Wolf inzwischen greifbar. Aber ich bin auch weiterhin zuversichtlich, dass die Wölfe selbst dafür sorgen werden, dass sich rationale Sichtweisen durchsetzen und dort, wo es dann tatsächlich geboten ist, die Schutzbestimmungen Stück für Stück gelockert werden. Allein diese Perspektive von offizieller Seite bereits heute unter entsprechenden Vorbedingungen ganz klar in Aussicht zu stellen, würde die ganze Debatte um den Wolf ein gutes Stück weit versachlichen. Scheint im Moment allerdings nicht gewollt.

Viele Grüße

Lars
Grauer Wolf

Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von Grauer Wolf »

LarsD hat geschrieben:...weil ich weiss, dass bei Dir das Emotionale im Vordergrund steht, wogegen ich es eher mit der rationalen Schiene halte.
Das kann ich akzeptieren, weil der Mensch meiner Meinung nach durch jeden Wolf (natürlich nicht nur, aber um den geht's hier nun mal), den er wegen eigensüchtiger Motive tötet, ein Stück seiner Seele preisgibt. Emotionalität beinhaltet aber keineswegs Nichtwissen. Ich denke, daß ich das oft genug unter Beweis gestellt habe.
Ich vertrete nun einmal die Meinung, daß man, um ein Tier wirklich kennenzulernen und zu verstehen, sein Herzblut hineinlegen muß. Man muß erlauben, daß es einen auf emotionaler Ebene tief berührt, man muß mit einem Bein die Schranke zwischen den Arten überschreiten, und ich werde mich dieser Einstellung nicht schämen. Wenn man nur die Ratio bemüht, dann bleibt einem sehr viel, zu viel verschlossen. Darauf ist inzwischen in Ansätzen sogar schon die Verhaltenforschung gekommen, wie etliche ihrer modernen Vertreter eindrucksvoll zeigen... ;)

Gruß
Wolf

edit: Typo
Lutra
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Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von Lutra »

Vidar hat geschrieben: Tja, da kam ich bei meiner Recherche nach dem Initiator des "Bündnisses gegen den Wolf", das ja jenes ist, welches vom "Trockenmaurer" auf seiner Webseite unterstützt wird, eben auf folgenden Satz:
>> Der 72-Jährige ist kein Laie: Steinberg arbeitete jahrzehntelang in Berlin-Marzahn ehren- und hauptamtlich für den Naturschutz und hat mehrere Auszeichnungen für sein Engagement erhalten. <<
Quelle: hier.
Vidar, es ist nicht der Steinberg-Verein, den Trockenmaurer unterstützt. Steinberg ist in Mecklenburg, die Hohwald-Leute an der tschechischen Grenze im tiefsten Süden Sachsens.
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Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von Lutra »

Vidar hat geschrieben: @ LarsD + Naturfuehrer

Euch zwei empfehle ich mal Eure moralischen Zeigefinger in dem o. a. Forum von Euren "Kollegen" zu erheben. Da wäre er durchaus angebrachter !
Der Lars ist dort, Naturführer weiß ich nicht. Ist mir auch egal.
Trockenmaurers Verhalten ist aber doch recht seltsam, höflich ausgedrückt.
Lutra
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Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von Lutra »

LarsD hat geschrieben: Das ist der klassische Konflikt zwischen der tatsächlichen und der gefühlten Betroffenheit. Genau das kritisiert nicht nur der "Trockenmaurer" immer wieder. Die Akzeptanz von Artenschutzmaßnahmen zerstört man am effektivsten durch deren dogmatische Umsetzung ungeachtet der tatsächlichen Bestandssituation der geschützten Art. Das war beim Kormoran so, setzt sich hier gerade beim Biber fort und wird auch beim Wolf inzwischen greifbar.
Aber genau für die "tatsächlich Betroffenen" ändert sich durch "Regulierungsmaßnahmen" am Wenigsten.
LarsD

Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von LarsD »

Lutra hat geschrieben:Aber genau für die "tatsächlich Betroffenen" ändert sich durch "Regulierungsmaßnahmen" am Wenigsten.
Im Moment sehe ich noch keine Notwendigkeit für Regulierungsmaßnahmen im Sinne von Eingriffen in den Wolfsbestand. Die würden in der Tat nichts ändern. Die Grauen sollen sich erst mal in Richtung Norden, Westen und Süden verteilen, damit alle welche vor der Haustür haben und mitfühlen können. ;-) Spannend wird das Ganze erst, wenn neue Paare Probleme bekommen, in den primär geeigneten Habitaten noch ein freies Plätzchen zu finden oder dort die derzeit üppige Nahrungsbasis Wild erheblich ausgedünnt wurde. Wenn Du Dir die Entwicklung bei den Kriterien für eine "wolfssichere Zäunung" ansiehst, glaubst auch Du sicherlich nicht daran, dass der E-Zaun und drei HSH auf Dauer ein verlässlicher Schutz für eine Schafherde sind und Mutterkuhherden auf der Weide weiterhin unbehelligt bleiben.

Viele Grüße

Lars
Lutra
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Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von Lutra »

LarsD hat geschrieben:Spannend wird das Ganze erst, wenn neue Paare Probleme bekommen, in den primär geeigneten Habitaten noch ein freies Plätzchen zu finden oder dort die derzeit üppige Nahrungsbasis Wild erheblich ausgedünnt wurde.
Das mit dem "freien Plätzchen" wäre aber dann ein echtes Wolfsproblem, nämlich eines der Wölfe. ;-)
Hast Du vor, die Nahrungsbasis Wild auszudünnen? Dann wärst Du wohl eine Ausnahme im Kreise der deutschen Waidmänner. :-)
LarsD hat geschrieben: Wenn Du Dir die Entwicklung bei den Kriterien für eine "wolfssichere Zäunung" ansiehst, glaubst auch Du sicherlich nicht daran, dass der E-Zaun und drei HSH auf Dauer ein verlässlicher Schutz für eine Schafherde sind und Mutterkuhherden auf der Weide weiterhin unbehelligt bleiben.

Viele Grüße

Lars
Glauben muß ich nicht daran. Ich seh es nur, wie es seit über 10 Jahren so läuft.
(Haben sich die Kriterien für die Zäunung geändert?)

Viele Grüße aus der Lausitz
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Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von Caronna »

LarsD hat geschrieben:
Lutra hat geschrieben:Aber genau für die "tatsächlich Betroffenen" ändert sich durch "Regulierungsmaßnahmen" am Wenigsten.
Im Moment sehe ich noch keine Notwendigkeit für Regulierungsmaßnahmen im Sinne von Eingriffen in den Wolfsbestand. Die würden in der Tat nichts ändern. Die Grauen sollen sich erst mal in Richtung Norden, Westen und Süden verteilen, damit alle welche vor der Haustür haben und mitfühlen können. ;-)
warte drauf
Spannend wird das Ganze erst, wenn neue Paare Probleme bekommen, in den primär geeigneten Habitaten noch ein freies Plätzchen zu finden oder dort die derzeit üppige Nahrungsbasis Wild erheblich ausgedünnt wurde. Wenn Du Dir die Entwicklung bei den Kriterien für eine "wolfssichere Zäunung" ansiehst, glaubst auch Du sicherlich nicht daran, dass der E-Zaun und drei HSH auf Dauer ein verlässlicher Schutz für eine Schafherde sind und Mutterkuhherden auf der Weide weiterhin unbehelligt bleiben.
da sprechen alle Erfahrungen dagegen, es wird nich so weit kommen das Wölfe eine überpopulation erreichen - die werden ja nicht angefüttert wie z.B. Wildschweine und Schalenwild. Und das HSH was nutzen beweist schon das es HSH gibt.
Grüße aus der Eifel
Caronna

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