Mufflon
Mufflon
Hallo!
In der Presse und auch in Foren, hier und in den jagdlichen, spielt das Mufflon in Zusammenhang mit dem Wolf eine besondere Rolle. Heute erschien in der "Sächsischen Zeitung" wieder ein längerer Artikel:
http://www.sz-online.de/_sitetools/news ... rtikel.asp
In meiner engeren Heimat erfolgte die Ansiedlung des Mufflons in den neunzehnhundert siebziger Jahren durch den staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb. Ich kann mich noch erinnern, dass das damit begründet wurde, die Mufflons ernährten sich hauptsächlich von Gräsern und würden daher besser zu einem geplanten Umbau der Nadelwaldforsten in Richtung Laubwald passen als das Reh, was man in dem Zusammenhang reduzieren wollte, quasi Muffel als Rehersatz. Das mit der Grasfresserei erwieß sich bald als Irrtum (oder als falsche Begründung der Aktion). Heute zieht hier noch eine größere Gruppe der Schafe ihre Bahnen. Wie lange noch, weiß man nicht. Der Wolf bedient sich schon und wurde vor einiger Zeit von einem Jogger dabei fotografiert, was auch durch die Presse ging.
Jedenfalls sind zur Zeit die Jäger in den Königshainer Bergen östlich von Bautzen einigermaßen besorgt um "ihre" Mufflons.
In der Presse und auch in Foren, hier und in den jagdlichen, spielt das Mufflon in Zusammenhang mit dem Wolf eine besondere Rolle. Heute erschien in der "Sächsischen Zeitung" wieder ein längerer Artikel:
http://www.sz-online.de/_sitetools/news ... rtikel.asp
In meiner engeren Heimat erfolgte die Ansiedlung des Mufflons in den neunzehnhundert siebziger Jahren durch den staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb. Ich kann mich noch erinnern, dass das damit begründet wurde, die Mufflons ernährten sich hauptsächlich von Gräsern und würden daher besser zu einem geplanten Umbau der Nadelwaldforsten in Richtung Laubwald passen als das Reh, was man in dem Zusammenhang reduzieren wollte, quasi Muffel als Rehersatz. Das mit der Grasfresserei erwieß sich bald als Irrtum (oder als falsche Begründung der Aktion). Heute zieht hier noch eine größere Gruppe der Schafe ihre Bahnen. Wie lange noch, weiß man nicht. Der Wolf bedient sich schon und wurde vor einiger Zeit von einem Jogger dabei fotografiert, was auch durch die Presse ging.
Jedenfalls sind zur Zeit die Jäger in den Königshainer Bergen östlich von Bautzen einigermaßen besorgt um "ihre" Mufflons.
Re: Mufflon
Die "Gänsefüßchen" kannst Du ruhig weglassen...Lutra hat geschrieben:Jedenfalls sind zur Zeit die Jäger in den Königshainer Bergen östlich von Bautzen einigermaßen besorgt um "ihre" Mufflons.

Das mit der Totenstille ist natürlich mal wieder eine maßlose Übertreibung, um eine billige Rechtfertigung für's Abknallen zu haben (halten diese Herrschaften im Lodengrün die Menschen eigentlich für blöd? Im Zeitalter des Internets gibt es unzählige Quellen, bei denen man sich über die Biologie von Tierarten gründlich informieren kann, inkl. Querverweisen auf wissenschaftliche Beiträge! Jede Fehlinformation oder gar bewußte Verdrehung von Tatsachen fliegt in null komma nichts auf!). Tatsächlich sind Vögel als Beutetiere für den Waschbären uninteressant, da die Energiebillanz sehr schlecht ist, und machen nur einen winzigen Bruchteil der Nahrung aus (ähnlich wie bei Katzen und Füchsen). Der Waschbär futtert zu 40% Wirbellose, zu 33% Vegetarisches (Früchte!) und zu 27% Wirbeltiere (da wieder vorzugsweise Fische und Amphibien). Auch "rund um die Uhr jagen" ist schlicht und ergreifend falsch. Der Waschbär ist dämmerungs- und nachtaktiv.Waschbären können rund um die Uhr jagen und auch auf Bäume klettern. „Wenn wir nicht ab und zu einen abschießen würden, dann würde hier in ein paar Jahren kein Vogel mehr singen“, sagt Andreas Neu. „Dann wäre es im Frühjahr totenstill.“
Übrigens wurde auch der "Schupp" 1934 künstlich in der Edersee-Gegend ausgesetzt. Allerdings fügt er sich inzwischen nahtlos in das ökologische Gleichgewicht ein und gilt als Neozoon und einheimisch...
Gruß
Wolf
Re: Mufflon
Die Energiebilanz ist schlecht?Grauer Wolf hat geschrieben:Im Zeitalter des Internets gibt es unzählige Quellen, bei denen man sich über die Biologie von Tierarten gründlich informieren kann, inkl. Querverweisen auf wissenschaftliche Beiträge! Jede Fehlinformation oder gar bewußte Verdrehung von Tatsachen fliegt in null komma nichts auf!). Tatsächlich sind Vögel als Beutetiere für den Waschbären uninteressant, da die Energiebillanz sehr schlecht ist, und machen nur einen winzigen Bruchteil der Nahrung aus (ähnlich wie bei Katzen und Füchsen). Der Waschbär futtert zu 40% Wirbellose, zu 33% Vegetarisches (Früchte!) und zu 27% Wirbeltiere (da wieder vorzugsweise Fische und Amphibien). Auch "rund um die Uhr jagen" ist schlicht und ergreifend falsch. Der Waschbär ist dämmerungs- und nachtaktiv.
Übrigens wurde auch der "Schupp" 1934 künstlich in der Edersee-Gegend ausgesetzt. Allerdings fügt er sich inzwischen nahtlos in das ökologische Gleichgewicht ein und gilt als Neozoon und einheimisch...

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... nicht.html
Und jetzt komm bitte nicht mit dem Spruch, dass der Waschbär beim Kormoran eine Ausnahme macht!

Viele Grüße
Lars
Re: Mufflon
In dem Falle halte ich das "ihre" irgendwie schon für gerechtfertigt. Wenn der Vater sich jahrelang gemüht hat, die Mufflons anzusiedeln, Engewöhnungsgatter und so was, dann verstehe ich schon, dass da eine besondere Beziehung zu den Tieren besteht, auch in Form der Jagdbeute.Grauer Wolf hat geschrieben: Die "Gänsefüßchen" kannst Du ruhig weglassen...
Im vorletztem Absatz des Zeitungsartikels wird dem Naturschutz vorgeworfen, allein den Schutz des Wolfes im Blick zu haben und andere Arten (Mufflon) dabei außer acht zu lassen. Solche Vorwürfe sind in jüngster Zeit öfters zu hören. Da wird schon mal medial auf die Tränendrüsen gedrückt mit "zerfetzten" Rehen und Mufflons und ein Verlust der Artenvielfalt heraufbeschworen- der Wolf als als Gefahr für "Vielfalt und Reichtum der Natur" und "Jäger wie er sitzen gleichsam am Mischpult und achten auf einen guten Mix zwischen Fuchs und Hase" (Zitate aus dem verlinkten Artikel). Ist das eine etwas diffizielere Art der Meinungsmache als das mit den stehengebliebenen Schulranzen an der Bushaltestelle?
Re: Mufflon
Lars, ich bin seit 25 Jahren jeden Tag draußen, durchaus auch in Gebieten mit ordentlicher Artenvielfalt, das nur am Rande...LarsD hat geschrieben:Du solltest Deinen Allerwertesten wirklich mal in die Natur bewegen, in der noch Artenvielfalt vorkommt und gegenwärtig vom Waschbären ganz arg gebeutelt wird.
Ansonsten:
http://en.wikipedia.org/wiki/Raccoon#Diet (Ich habe mit Absicht die internationale Version genommen, die deutlich umfangreicher ist)
http://www.2ndchance.info/baylisascaris ... dStudy.pdf (Seite 296, 1. Spalte Mitte) Diese Untersuchung ergab zwar 15% Vogelanteil in Biomasse, was aber keineswegs deutlichen Einfluß auf die Fauna haben kann, wie es auch im Text beschrieben wird...
Diese Arbeit kommt aufgrund umfangreicher Untersuchungen zu dem Schluß, daß der Vogelanteil völlig untergeordnet ist:
"Daraus ergibt sich für die Gesamtbiomasse im Untersuchungszeitraum, unter Berücksichtigung des unterschiedlichen saisonalen Probenumfangs, eine Verteilung der drei Großkategorien wie sie in Abbildung 18 zu sehen ist. Wirbellose dominierten die Biomasse der aufgenommen Nahrung mit 43,7 %, dicht gefolgt von den Pflanzen mit 41,3 %. Wirbeltiere kamen in der Nahrung nur mit einer Biomasse von 15,0 % vor."
aus http://www.projekt-waschbaer.de/fileadm ... elmann.pdf (Analysen aufgeschlüsselt nach Jahreszeiten und "Futtergruppen" über mehrere Jahre. Der Anteil an Wirbeltieren erwies sich also sogar noch 12 %.Punkte niedriger als Wikipedia angibt.)
Argumente, man müßte mal einen Waschbären schießen, weil sonst die Vögel verstummen, ist billige Propaganda, die auf die Tränendrüsen drücken soll (die armen Vöglein!) und m.E. nicht haltbar (Warum hat keiner den Mumm, zuzugeben, daß es ihm Spaß macht, so ein Pelzkerlchen wie einen Waschbären, Fuchs oder auch Marder abzuknallen?). Will sagen: Wenn Leute, die massives Interesse am Schießen haben, irgendwas in einem Provinzblatt in die Welt setzen, glaube ich erst mal nichts, sondern verifiziere anhand seriöser, wissenschaftlicher Quellen. (Btw., bei wissenschaftlichen Themen ist Wikipedia durchaus seriös mit einer Fehlerrate, die geringer als bei den großen Enzyklopädien ist. Ansonsten ist Google scholar eine zuverlässige und unfangreiche Quelle für wissenschaftliche Beiträge.)
Abgesehen davon ist das Ergebnis schlüssig. Nicht einmal bei Katzen, egal ob Wildkatzen oder verwilderte Hauskatzen, die als Jäger erheblich ausgeprägtere Fähigkeiten haben als der Waschbär und zudem als reine Beutegreifer leben, machen Vögel einen signifikanten Anteil aus. Die Jagd auf Vögel ist für einen Landjäger ineffektiv, weil gesunde Vögel gewöhnlich in die dritte Dimension verschwinden. Umso mehr gilt das für Waschbären, die nicht ansatzweise die Fähigkeiten als Pirsch- und Lauerjäger haben wie Feliden.
Zu dem geschilderten Problem bei den Kormoranen kann ich wenig sagen, da ich die Fakten nicht genau kenne. Ich gehe davon aus, daß dem Waschbären als hervorragendem Schwimmer Brutkolonien auch auf Inseln leicht zugänglich und ggf. Eier und nichtflügge Jungvögel ein gefundenes Fressen sind. Was mich allerdings die Augenbrauen hochziehen läßt, ist, daß der Kormoran, der oft genug gehaßt wird wie die Pest, auf einmal als Opfer hochstilisiert wird.
Was mich mittlerweile aber richtig ärgerlich macht, ist die "Stadtmenschen-Keule", die einen zum Schweigen bringen soll, frei nach dem Motto, die Städter haben sowieso keine Ahnung.

Gruß
Wolf
Zuletzt geändert von Grauer Wolf am 3. Nov 2012, 21:15, insgesamt 7-mal geändert.
Re: Mufflon
Da wären liegengebliebene, rote Käppchen medienwirksamer...Lutra hat geschrieben:Da wird schon mal medial auf die Tränendrüsen gedrückt mit "zerfetzten" Rehen und Mufflons und ein Verlust der Artenvielfalt heraufbeschworen- der Wolf als als Gefahr für "Vielfalt und Reichtum der Natur" und "Jäger wie er sitzen gleichsam am Mischpult und achten auf einen guten Mix zwischen Fuchs und Hase" (Zitate aus dem verlinkten Artikel). Ist das eine etwas diffizielere Art der Meinungsmache als das mit den stehengebliebenen Schulranzen an der Bushaltestelle?

Gruß
Wolf
Re: Mufflon
Wolf, da bist Du allerdings eine große Ausnahme.Grauer Wolf hat geschrieben: Will sagen: Wenn Leute, die massives Interesse am Schießen haben, irgendwas in einem Provinzblatt in die Welt setzen, glaube ich erst mal nichts, sondern verifiziere anhand seriöser, wissenschaftlicher Quellen.
Ich nehm da immer die Werbung für Produkte zum Beispiel, wie billig und doof die daher kommt, was Dir viele bestätigen. Und doch kommt sie an. Die Werbefachleute kennen uns (selbstverständlich nicht Dich und mich

Re: Mufflon
Nahrungsuntersuchungen mit Hilfe der Hinterlassenschaften sind eine spannende Geschichte. An der Interpretation der Ergebnisse scheitern viele, weil ihnen der Überblick fehlt. Lebend erbeutete Vögel wird man in der Nahrung/Losung des Waschbären wohl nur in der Zeit finden, in der es noch nicht flügge gewordene Jungvögel gibt. Das setzt voraus, dass die Untersuchungen seiner Hinterlassenschaften auch in den wenigen Wochen des Jahres stattfinden, in denen es Nestlinge gibt. Sein Einfluss auf Vogelpopulationen rührt ausschließlich von seinen Fähigkeiten als Nesträuber her. Diesbezüglich sind die Schlussfolgerungen in "wissenschaftlichen Untersuchungen" regelmäßig ein Genuß!Grauer Wolf hat geschrieben: Zu dem geschilderten Problem bei den Kormoranen kann ich wenig sagen, da ich die Fakten nicht genau kenne. Ich gehe davon aus, daß dem Waschbären als hervorragendem Schwimmer Brutkolonien auch auf Inseln leicht zugänglich und ggf. Eier und nichtflügge Jungvögel ein gefundenes Fressen sind.


Hier mal ein Bild von so einem "harmlosen", "nachtaktiven" Waschbären bei der Arbeit: http://www.lfv-brandenburg.de/media/ima ... aeuber.jpg
Ihm und seinen Artgenossen ist es zu verdanken, dass die Brutpaarzahlen des Kormorans nicht nur in Brandenburg endlich abnehmen. Inzwischen gibt es im Land Brandenburg keine Brutkolonie mehr, die am Festland angesiedelt ist. Alle diesbezüglichen Versuche der Vögel sind in den letzten Jahren am kletternden Pelzträger gescheitert. Auch Kolonien auf Inseln haben die Waschbären inzwischen auf dem Gewissen. Zu glauben, dass er nicht mit dem gleichen Engagement auch anderen Vogelarten nachstellt, ist naiv. Wenn Rohweihe, Rohrdommel oder auch die Sumpfschildkröte bei uns auch in Zukunft eine Chance haben sollen, kommen wir um eine Bejagung des Waschbären nicht umhin. Vorträge über die angebliche Sinnlosigkeit dieser Bejagung darfst Du bei Interesse den Ornitologen hier halten, die mit Entsetzen Fotofallenbilder aus dem Umfeld von ehemaligen Brutplätzen der Rohrdommel auswerten und sich dann hilfesuchend an die örtlichen Jäger wenden.
Was mich mittlerweile aber richtig ärgerlich macht, ist die "Stadtmenschen-Keule", die einen zum Schweigen bringen soll, frei nach dem Motto, die Städter haben sowieso keine Ahnung.Wo jemand wohnt, hat nichts mit seinem Wissen um die Natur zu tun, schon gar nicht, wenn man sich intensiv mit Wildbiologie befaßt und ein scharfes Auge für natürliche Vorgänge und Zusammenhänge hat...
"Scharfes Auge"? s.o. ...

Viele Grüße
Lars
Re: Mufflon
Es läuft immer wieder auf das gleiche hinaus: Flickschusterei an einem durch anthropogene Einflüsse aus den Fugen geratenen, natürlichen Gleichgewicht...LarsD hat geschrieben:Wenn Rohweihe, Rohrdommel oder auch die Sumpfschildkröte bei uns auch in Zukunft eine Chance haben sollen, kommen wir um eine Bejagung des Waschbären nicht umhin.

Gruß
Wolf