Reinhardt, Kluth: Leben mit Wölfen

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
bürger x
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Reinhardt, Kluth: Leben mit Wölfen

Beitrag von bürger x »

Ich bin ein bißchen erstaunt darüber,dass ich im Forum noch keinen Bezug zu diesem Thema gefunden habe.
Vielleicht liegt es daran,dass ich ja bei weitem noch nicht alle Beiträge des Forums gesichtet habe.Es kann aber nicht daran liegen,dass das Konzept schon älter als fünf Jahre ist ,ist es doch ein Dokument für die Zukunft und zumindest vom Anspruch her das universale Dokument.
Nun gehe ich mal davon aus,dass es mit dem Auftraggeber BfN auch alles wahr,richtig und komplett ist. Jedenfalls vom Umfang her und nach ersten Leseproben finde ich es kolossal , ein Werk das einen mächtig fordert ,in seiner Breite und Tiefe. Lohnt sich das auch sich dort rein zu hängen ?

Immerhin ist es das Auftragswerk des BfN ,also politisch so gewollt .Da habe ich dann so meine Zweifel !
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SammysHP
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Re: Fachkonzept für ein Wolfsmanagement in Deutschland BfN

Beitrag von SammysHP »

Du meinst das hier?

http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documen ... ipt201.pdf

Darüber wurde schon gesprochen. Jedenfalls in konkreten Zusammenhängen, ist halt schon etwas älter.
ist es doch ein Dokument für die Zukunft und zumindest vom Anspruch her das universale Dokument.
Was befähigt es dazu? Es war ein Bericht im Jahr 2007, welches die aktuelle Situation und mögliche Konzepte erläutert. Vieles mag wichtig sein, aber es ist bei weitem nicht die einzige Arbeit und sollte deswegen auch nicht zu einem heiligen Werk gemacht werden.
Nun gehe ich mal davon aus,dass es mit dem Auftraggeber BfN auch alles wahr,richtig und komplett ist.
Das wage ich zu bezweifeln. Der Auftraggeber und sogar die Bearbeiter können keinesfalls eine Garantie für diese Punkte liefern. Sie haben versucht, den Bericht nach bestem Gewissen zu erstellen. Das bedeutet aber auf keinen Fall, dass es perfekt ist. Wer alles, was von bekannten Namen stammt, als richtig akzeptiert, macht meiner Meinung nach etwas gewaltig falsch.
ein Werk das einen mächtig fordert ,in seiner Breite und Tiefe.
Mir scheint es, als liest du nicht allzu viele wissenschaftliche Werke. Es ist völlig normal, dass der Umfang gewaltig ist. Schau dir mal Gutachten an. Für die simpelsten Dinge, die man auf einer Seite erklären kann, entstehen Dokumente mit 60 Seiten plus 40 Seiten Anhang.
Lohnt sich das auch sich dort rein zu hängen ?
Was wäre dir lieber - völliges Desinteresse und tatenloses Herumsitzen? Ich habe kein Problem damit, aber dann sollen Viehhalter und überängstliche Mütter mit Rotkäppchensyndrom doch bitte auch tatenlos herumsitzen. Alles, was wir hauptsächlich für den Wolfsschutz machen können, ist Aufklärung. Die Bevölkerung muss über den Wolf informiert werden, sodass sie auch den Umgang mit ihm lernt und einsieht, dass ein Leben mit ihm konfliktfrei möglich ist. Dazu braucht es aber Forschungsarbeit und die Bürokratie möchte auch noch ihren Teil haben.

Dieses Dokument ist weniger für die Öffentlichkeit gedacht, als viel mehr dafür, die Bürokratie zu befriedigen und bestimmte Fakten für Referenzzwecke festzuhalten. Du kannst es dir gerne durchlesen, musst es aber nicht. Für die breite Bevölkerung, also genau für den "Bürger x", gibt es von diversen Stellen kurze, aber informative Flyer (z.B. hier). Gut zusammengefasst ist die Arbeit in Sachen auch auf der Webseite vom Kontakbüro. Zudem finden regelmäßig und verbreitet Infoveranstaltungen statt. Und schließlich gibt es noch dieses Forum, wo es auf konkrete Fragen für gewöhnlich auch qualitative Antworten gibt.

PS: Ich benenne den Thread um von "Fachkonzept für ein Wolfsmanagement in Deutschland BfN".
Grauer Wolf

Re: Reinhardt, Kluth: Leben mit Wölfen

Beitrag von Grauer Wolf »

Ach, das war gemeint... Hab ich seit Jahren auf'm Rechner. Sehr langatmig geschrieben, aber fordernd? Nö!

Gruß
Wolf
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Waldschrat
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Re: Reinhardt, Kluth: Leben mit Wölfen

Beitrag von Waldschrat »

@bürgerx:
um mal am ende an zu fangen: "auftragsarbeit", da schwingt so ein gewisser unterton mit...kann ich aber in dem konzept nicht so recht bestätigt finden.

was den sinn und zweck sowie den adressaten betrifft, in kapitel1, abschnitt 2, letzter absatz ist das genau erklärt:

Zit.:"Ziel dieses Fachkonzeptes ist es, den betroffenen Bundesländern eine gemeinsame
Arbeitsgrundlage zu geben, um Management- und Erhaltungsmaßnahmen länderübergreifend
abzustimmen. Dabei versteht sich das vorliegende Papier ausdrücklich nicht
als Managementplan, sondern als Diskussionsgrundlage für einen solchen"

das du hier im forum nichts über das fachkonzept gefunden hast, könnte einerseits daran liegen, dass das im alten forum statt fand oder aber nur teilaspekte diskutiert wurden.

die einzelnen managementpläne der bundesländer sind für uns hier dann schon eher relevant

ich finde das ding gehört zu den texten die verhältnissmaßig gut zu lesen sind, da gibts weitaus schlimmeres. aber die geschmäcker sind halt unterschiedlich ;-) (bei mir hakt es bei juristischen texten, spätestens auf seite 2 schaltet da mein hirn immer auf "störung")

grüße vom waldschrat
"It's not easy to be green"
____________________Kermit
bürger x
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Registriert: 31. Mär 2012, 11:51

Re: Reinhardt, Kluth: Leben mit Wölfen

Beitrag von bürger x »

Grauer Wolf hat geschrieben:Ach, das war gemeint... Hab ich seit Jahren auf'm Rechner. Sehr langatmig geschrieben, aber fordernd? Nö!

Gruß
Wolf
Auf dieses Werk werden wir dennoch zu sprechen kommen.
Muß dich aber mal auf einen ziemlichen Ausrutscher Deinerseits aufmerksam machen ,betr. "Koevolution" vom 17.4. :
Ich zitiere jetzt mal RICHTIG ; denn die "Jagdgemeinschaft Wolf und Mensch Ist in Wirklichkeit eine von Mensch und Hund.

"Die interaktion von Wolf und Mensch zählt zu den am längsten belegten Mensch-Tier-Beziehungen............
....................Die ältesten Zeichnunge,die Mensch und Hund gemeinsam auf der Jagd zeigen................
....................Mensch und Hund durchliefen gemeinsam eine sogenannte Koevolution.....

aus Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement der Uni Wien.
Artikel " Auf den Hund gekommen "
Was den Grauen Wolf aber entlastet ,ist, dass der Fehler schon beim Prof. Kotrschal (oder seinem Assi.) liegt.
Ich hätte dem Grauen Wolf aber zugetraut den Lapsus sofort zu sehen , aber eben nicht mit der Brille seiner Weltanschauung .

Grüsse Bürger x
Grauer Wolf

Re: Reinhardt, Kluth: Leben mit Wölfen

Beitrag von Grauer Wolf »

bürger x hat geschrieben:...Artikel " Auf den Hund gekommen "
Was den Grauen Wolf aber entlastet ,ist, dass der Fehler schon beim Prof. Kotrschal (oder seinem Assi.) liegt.
Ich hätte dem Grauen Wolf aber zugetraut den Lapsus sofort zu sehen , aber eben nicht mit der Brille seiner Weltanschauung .

Grüsse Bürger x
:idea: Ah, jetzt wird mir überhaupt erst klar, wer resp. was überhaupt gemeint war. Dein Einwurf ergab für mich erst mal keinen Sinn... Auf den Artikel von Prof. Kotrschal habe ich nie Bezug genommen, sondern auf Schleidt & Shalter. Mit dem einen oder anderen, was er geschrieben hat, bin ich ohnehin nicht einverstanden (ich sehe Gehegeforschung und ihre Ergebnisse grundsätzlich skeptisch, weil unter diesen Bedingungen das Verhaltensrepertoire zwangsweise verfälscht und/oder eingeengt wird) und manches, was angeblich brandneue Erkenntnisse sind, erlebe ich seit über 24 Jahren täglich live bei meinen Hunden... Es ist halt ein Unterschied, ob man an Hunden forscht oder jahrein, jahraus 24 Stunden am Tag in einem gemischtartlichen Familienverband lebt und von und mit ihnen lernt...

Gruß
Wolf
bürger x
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Re: Reinhardt, Kluth: Leben mit Wölfen

Beitrag von bürger x »

Habe mir das Werk nun doch mal vollständig angesehen ,was ich jedem wirklich Interessierten unbedingt empfehle.Da kannst du jeden anderen Beitrag von irgendwelchen Wolfsschützern als platte Reklame abtun.Aber unterwegs nicht schlappmachen . Die zweite Hälfte ist die interessantere. Über die Meinungen von Grauem Wolf und Sammy (siehe oben)wundere ich mich nun nicht mehr,nachdem ich ihre Meinung von anderen "Dröds" ja ausgiebig kennengelernt habe.
Die differenzierte Meinung zum Wolfsschutz ,die Reinhardt,Kluth aus sehr zahlreichen überzeugenden Untersuchungen gewonnen und gut lesbar und bebildert darstellen ,hat mich sehr angesprochen. Wer etwas Besseres und und trotz des Alters von fünf Jahren noch aktuelleres kennt der sollte es mir mitteilen.
Gruß Bürger x
Zuletzt geändert von bürger x am 17. Mai 2012, 10:59, insgesamt 1-mal geändert.
Lutra
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Re: Reinhardt, Kluth: Leben mit Wölfen

Beitrag von Lutra »

bürger x hat geschrieben: Immerhin ist es das Auftragswerk des BfN ,also politisch so gewollt .Da habe ich dann so meine Zweifel !
Da siehst Du es wieder: Erst lesen, dann urteilen!
Grauer Wolf

Re: Reinhardt, Kluth: Leben mit Wölfen

Beitrag von Grauer Wolf »

bürger x hat geschrieben:Habe mir das Werk nun doch mal vollständig angesehen ,was ich jedem wirklich Interessierten unbedingt empfehle.Da kannst du jeden anderen Beitrag von irgendwelchen Wolfsschützern als platte Reklame abtun. Über die Meinungen von Grauem Wolf und Sammy (siehe oben)wundere ich mich nun nicht mehr,nachdem ich ihre Meinung von anderen "Dröds" ja ausgiebig kennengelernt habe.
Und was willst Du jetzt damit sagen? :roll:

Für mich sind Wölfe weder Verhandlungsmasse, um die geschachert wird, noch sind sie reine Forschungs- und Statistikobjekte, mit denen man nur Diplomarbeiten und Dissertationen füllt. Sie auf Kotproben, Ernährungs-Statistiken, DNA-Analysen und Migrationsdaten oder eben auch gefressene Muflons zu reduzieren, wird ihnen nicht gerecht. Sie sind Mitlebewesen mit eigenem Willen, mit Emotionen, mit einer Seele, und das vergessen scheinbar die meisten, wenn sie über ihn reden oder ihn analysieren wie einen (ggf. lästigen) Gegenstand. Das hat nichts mit Mystik zu tun oder mit Heiligsprechung des Wolfs, viel so manche abschätzige, aber dümmliche Bemerkung suggeriert, das hat etwas mit Respekt vor der Schöpfung, den Mitgeschöpfen und der Natur zu tun! Das ist dann auch der Grund, warum ich die Erkenntnisse von Verhaltensforschern, die eine geistige Verbindung zu den Tieren fühlen (was keinesfalls die Objektivität mindert. Ich erinnere in diesem Zusammenhang z.B. auch an Dian Fossey), höher einschätze, als die von "eiskalten" Wissenschaftlern, die es verlernt haben, zu staunen, und die nur noch harte, computergerechte Fakten akzeptieren. Gerade in der Verhaltensforschung gibt es Erkenntnisse, die sich schwer in Worte und schon gar nicht in Zahlen fassen lassen...

Und im übrigen, solch analytische Texte mögen recht informativ sein, weil sie viele Daten zusammenführen, die man sich sonst mühsam zusammensuchen müßte, aber ich behalte mir vor, meinen eigenen Verstand zu benutzen, selbst zu analysieren und ggf. auch zu anderen Schlußfolgerungen zu kommen, die nicht dem (politisch korrekten) Mainstream entsprechen. Die Jahrzehnte haben gezeigt, daß ich da manches Mal durchaus richtig lag...

Gruß
Wolf
timber-der-wolf

Re: Reinhardt, Kluth: Leben mit Wölfen

Beitrag von timber-der-wolf »

Hallo Grauer,

besser hätte man das nicht formulieren können. Du sprichst mir wie fast immer aus dem Herzen!!!
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