HOWL hat geschrieben:Das Rudel braucht einen Alpha bzw. sogar ein Alphapaar. Ohne geht es defintiv nicht! Nicht umsonst ist es so fatal für ein Rudel, wenn der Mensch ihnen den Leitwolf nimmt, wie bspw. 2006 bei der Massenschlachterei in Norwegen passiert.
Ein Familienverband (sic!) braucht ein Elternpaar, kein Alphapaar... Diesem obliegt weniger eine straffe Führung als eine Führung durch Erfahrung und Vorbild. Im Übrigen ist Führung in einer Wolfsfamilie etwas sehr relatives, weil die durchaus nicht immer beim Elternpaar liegt. Selbst der "Rangniedrigste" kann je nach Situation die Führung übernehmen.... (Situative Führung).
HOWL hat geschrieben:Einen Betawolf gibt es auch, er ist eine Art Vorhut und die quasi ausführende Gewalt der Alphas. Er dient vor allem zum Schutz des Alphas und zur in-Schach-Haltung.
Den „Boxbeutel“ gibt es auch, nur wird sein Dasein meist völlig verkannt. Er ist keineswegs Boxbeutel, viel mehr ragt er aus der Position des Schlichters heraus, er ist eine Art Kasper, der mit Ablenkung, Einmischung und Auflockerung dafür sorgt, dass es zwischen verschiedenen Parteien nicht zu ernstahften Kämpfen kommt.
Den mag es in der Gefangenschaft geben, in der Natur gibt es den so nicht, weil es kämpferische Auseinandersetzung in wilden Familien nahezu nicht gibt. Da braucht's keinen Blitzableiter...
Ein Wolf"rudel" ist viel flexibler in seinem Verhalten als man ursprünglich glaubte... Selbst verletzte Tiere werden nicht etwa die Rangleiter herunter oder ganz ausgestoßen, sondern sie werden gesundgepflegt und übernehmen andere Aufgaben. So übernahm im Fish Trap Rudel in B.C. eine 3-beinige Wölfin (Atrophierung eines Beines durch eine schwere Verletzung) die Verantwortung für die Welpen (Ian McAllister). Diese Kindermädchenrolle beschrieb auch schon L. David Mech bei den Polarwölfen. In einem weiteren Fall wurde ein sehr altes, nicht mehr reproduzierendes Paar nicht etwa ausgestoßen, sondern verblieb als "graue Eminenz im Hintergrund" und Ratgeber in der Familie, während ein jüngeres Paar für Nachwuchs sorgte. Ebenso gibt es Berichte, daß mehr als eine Fähe Welpen bekam und diese dann gemeinsam großgezogen wurden*). Man sieht also überdeutlich, das Wölfe sehr komplex sind und sich massiv dagegen wehren, von Wissenschaftlern einfach in Schubladen gesteckt zu werden. Je mehr wir über sie lernen, desto spannender und vielfältiger wird es...

Von den Begriffen Alpha-, Beta- usw. sollten wir uns verabschieden. Die haben mit dem realen Wolfsleben wenig zu tun und sind Relikte aus alten, obrigkeitshörigen Zeiten...
HOWL hat geschrieben:Nachzulesen etwa in Shaun Ellis' Buch „Der mit den Wölfen lebt“ und dem Band von Monty Sloan „Der Wolf, Mythos und Wahrheit“
Ich habe beide gelesen und stimme in einigem mit ihm überein (z.B. in dem Ansatz, sich in ein wildes Rudel integrieren zu lassen), in anderen Bereichen nicht, insbesondere nicht in puncto "quasimilitärischer Organisation" bei Wölfen, die es so in der Wildnis nicht gibt...
Gruß
Wolf
*) Die Quellen habe ich jetzt nicht mehr im Kopf (war in irgendeinem meiner Fachbücher, möglicherweise Bloch)...