Vom Wert eines Rehes

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balin
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Vom Wert eines Rehes

Beitrag von balin »

http://www.frankenpost.de/lokal/fichtel ... 60,1863452
Als übler Mensch habe ich schon einer Kuh die Kehle durchgeschnitten, ich habe schon Tiere erschiessen lassen, einschläfern auch und noch viel schlimmer, ich habe überhaupt nichts gemacht. Ich hatte bis jetzt noch nicht das zweifelhafte Vergnügen, einen Jäger dabei mit involviert zu haben. Wir reden hier über Akzeptanz der Wölfe. Schon wenn eine Schonung notwendig ist, ist was falsch, wenn die Rehe sich darin befinden noch mehr und wenn die Beschützer der heiligen Rehe soetwas dabei hervorbringen noch viel,viel mehr.
LarsD

Re: Vom Wert eines Rehes

Beitrag von LarsD »

balin hat geschrieben:http://www.frankenpost.de/lokal/fichtel ... 60,1863452
Als übler Mensch habe ich schon einer Kuh die Kehle durchgeschnitten, ich habe schon Tiere erschiessen lassen, einschläfern auch und noch viel schlimmer, ich habe überhaupt nichts gemacht. Ich hatte bis jetzt noch nicht das zweifelhafte Vergnügen, einen Jäger dabei mit involviert zu haben. Wir reden hier über Akzeptanz der Wölfe. Schon wenn eine Schonung notwendig ist, ist was falsch, wenn die Rehe sich darin befinden noch mehr und wenn die Beschützer der heiligen Rehe soetwas dabei hervorbringen noch viel,viel mehr.
Und jetzt stell Dir vor, statt dem Reh in einer gezäunten Pflanzung wäre es ein Wolf nach einem Verkehrsunfall gewesen. Nicht auszudenken, was dann nicht nur hier im Forum los wäre. ;-)

Viele Grüße

Lars
balin
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Re: Vom Wert eines Rehes

Beitrag von balin »

So wie ich die Diskussionen hier mitbekommen habe, war eigentlich immer der Konsens, daß man ein Tier nicht unnötig leiden lassen sollte. In der Natur der Dinge liegt, daß man da auch mal einen Fehler machen kann, da die Situation meistens unvorbereitet kommt. Für den Wolf besteht nur leider der Verdacht, daß eine freizügige Regelung ausgenützt werden könnte.
Unterschied ist ausserdem, daß es nur ein paar Wölfe gibt aber unzählige Rehe. Die gehören noch nicht zu den bedrohten Tierarten.
Bei dem Gerichtsverfahren ging es wohl eher um die Wichtigkeit der Jäger als um das Reh. Der Sache als solcher wurde damit aber nicht gedient.Die Probleme, die zu dem Vorfall geführt haben wurden ja überhaupt nicht behandelt.
LarsD

Re: Vom Wert eines Rehes

Beitrag von LarsD »

balin hat geschrieben:So wie ich die Diskussionen hier mitbekommen habe, war eigentlich immer der Konsens, daß man ein Tier nicht unnötig leiden lassen sollte. In der Natur der Dinge liegt, daß man da auch mal einen Fehler machen kann, da die Situation meistens unvorbereitet kommt. Für den Wolf besteht nur leider der Verdacht, daß eine freizügige Regelung ausgenützt werden könnte.
Unterschied ist ausserdem, daß es nur ein paar Wölfe gibt aber unzählige Rehe. Die gehören noch nicht zu den bedrohten Tierarten.
... ;-) Hätte das Gericht anders entschieden, dürfte in Zukunft praktisch jeder Rehwild in Zäune treiben und anschließend erschlagen.

Viele Grüße

Lars
timber-der-wolf

Re: Vom Wert eines Rehes

Beitrag von timber-der-wolf »

balin hat geschrieben:Bei dem Gerichtsverfahren ging es wohl eher um die Wichtigkeit der Jäger als um das Reh. Der Sache als solcher wurde damit aber nicht gedient.Die Probleme, die zu dem Vorfall geführt haben wurden ja überhaupt nicht behandelt.
Wahrscheinlich waren die Richter selbst Jäger ... Beispiele in der Vergangenheit in Verfahren, wo es um Verfehlungen von Jäger ging, gab es und gibts ja zur genügend ...

Und soooo edel sind die Jäger bzgl. der Waidgerechtigkeit nun auch nicht! Ein mir bekannter Jäger brüstete sich einmal in öffentlicher Runde (in der Versammlung der Jagdgenossenschaft), dass er einen Waschbären mit einem Knüppel erschlagen hätte, als dieser (angeblich) seinen Jagdhund angegangen wäre, als dieser ihn stellte. Auf die Frage, warum er ihn nicht ordnungsgemäß mit der Waffe erledegt hat, kam promte die wörtliche Antwort: "Für son Mistviehzeug opfere ich doch keine teure Munition". ... nur mal so als Beispiel aus der Praxis, wie der Eine und Andere Grünberockte so denkt ...
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SammysHP
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Re: Vom Wert eines Rehes

Beitrag von SammysHP »

Wenn das Reh so ruhig war und offensichtlich nicht fliehen konnte: Warum hat man es nicht einfach befreit?
jurawolf
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Re: Vom Wert eines Rehes

Beitrag von jurawolf »

da ich vergleichbare fälle selbst schon erlebt habe, muss ich mich dazu auch äussern.

wir hatten schon mehrfach die situation, dass sich bei drückjagden rehe in maschendrahtzäunen von schonungen verfingen. früher oder später finden die tiere immer einen weg in die schonungen hinein, besonders wenn der unhalt des zaunes durch den forstbetrieb nicht fachgerecht erfolgt. ist man sofort beim tier, entstehen gewöhnlich keine schweren verletzungen. dass sich der maschendraht innert kurzer zeit bis aufs fleisch eingeschnitten hat, habe ich zumindest noch nie erlebt. entsprechend wird mit den tieren umgegangen: sie werden von hand befreit und freigelassen. so geschehen zuletzt letztes jahr mit einem jungen, gesunden jährlingsbock. nur verletzte tiere oder solche, die aus hegerischen gründen ohnehin entnommen werden sollen, werden getötet (mit der schusswaffe!).

es ist jedoch schon so, dass eine einzelperson ein reh praktisch nicht alleine aus einem maschendraht befreien kann, auch nicht ein kitz. ich habe auch einige erfahrung mit dem fang von rehen mit netzen (zur besenderung) und auch dort braucht man im minimum drei personen, um ein tier zu befreien, und selbst dann muss das netz manchmal noch durchschnitten werden. das tier muss in die richtung rausgenommen werden, aus der es gekommen ist. ein person ist minimal notwendig, um das tier zu immobiliseren, sprich ruhig zu halten, oft noch eine zweite für den kopf, während zwei den draht/das netz lösen sollten. alles zusammen kann nicht einer alleine machen, weil das tier schlicht zu aktiv ist. es wird, sobald es kann, mit kopf und beinen anfangen zu schlagen, was grobe verletzungen verursachen kann. dies kann man nur verhindern, wenn eben eine person das tier fixiert.

fazit: das urteil gegen den waldbesitzer ist sicher absolut berechtigt. denn erstens bestand keine notwendigkeit, das tier zu töten. und zweitens hätte er, selbst wenn man es hätte töten müssen, nicht die berechtigung dazu gehabt. es ist zwingend, dass man umgehend bevor man selbst etwas tut, den jagdpächter kontaktiert. man kann ihm aber keinen vorwurf machen, das tier nicht selbst befreit zu haben. dazu ist eine einzelne person physisch fast nicht fähig und wenn doch, nur unter erhöhter verletzungsgefahr.

p.s.: ich habe schon öfter tiere (nutztiere) selber töten müssen und werde falls nötig auch jederzeit wieder tun. ich habe absolut kein problem mit der tötung von tieren. ich habe sogar - ähnlich wie der waldbesitzer - auch schon tiere mit dem knüppel erschlagen, wobei es natürlich anschliessend sofort ausgeblutet wurde.

p.p.s.: den zaun, in dem sich letztes jahr der jährlingsbock verfangen hat, habe ich danach eigenhändig demontiert. das gab zwar ärger mit dem waldbesitzer, aber ich würde es trotzdem sofort wieder tun :mrgreen:

p.p.p.s.: der vergleich von lars passt ganz gut, es ist wirklich bedauerlich, wie hier teilweise mit unterschiedlichen ellen gemessen wird. der wolf ist schon fast ein halbgott, das reh doch bloss ein schädling. wehe wer einem wolf was antut, selbst wenn er verletzt ist, aber wer tierschutzwidrig ein reh erschlägt, wird noch fast gefeiert :roll:
timber-der-wolf

Re: Vom Wert eines Rehes

Beitrag von timber-der-wolf »

jurawolf hat geschrieben:p.p.p.s.: der vergleich von lars passt ganz gut, es ist wirklich bedauerlich, wie hier teilweise mit unterschiedlichen ellen gemessen wird.
Ich glaube, dass das nicht so ist. Es ist einfach nur die (berechtigte :roll: ) Skepsis gegenüber Einigen der grünen Zunft ... leidern aus Erfahrung :cry:
jurawolf hat geschrieben:... der wolf ist schon fast ein halbgott, ...
Das mag vielleicht für Naturromantiker (ja aus Großstädten, die nicht betroffen sind) zutreffen, nicht aber für echte Natur- und Tierschützer!
jurawolf hat geschrieben:... das reh doch bloss ein schädling. wehe wer einem wolf was antut, selbst wenn er verletzt ist, aber wer tierschutzwidrig ein reh erschlägt, wird noch fast gefeiert :roll:
Auch das siehst Du m.E. falsch! Ein Reh, Hirsch, Fuchs, ... , ist nicht weniger und nicht mehr wert als ein Wolf!
Das Problem ist, dass Bundes- und Landesbehörden sich nicht verständigen (können / wollen) und das es einfach grundsätzliche Widersprüche in der Gesetzgebung (Naturschutzrecht - Jagdrecht - Polizeigesetzgebung - etc.) gibt. Und da sind die POLITIKER gefordert ... nur kümmern die sich um alles mögliche, nur nicht das, was an der Basis wirklich wichtig ist ...
Bei einem verletzten Tier, egal ob Wolf, Reh, Hirsch, Rind, Pferd, ..., sollten Leiden des Tieres möglichst schnell beendet werden. Und bei allen Vorbehalten gegenüber der Jagd und einzelnen Jägern bin ich der Überzeugung, dass sie, aber auch Polizisten am Unfallort, einschätzen können, ob ein Tier schwer verletzt ist. Und sie sind auch in der Lage, dem Leiden Tierschutzgerecht ein Ende zu setzen (gut, bei der Polizei sind Zweifel diesbezüglich nicht ganz unberechtigt, aber entsprechende Schulung sollte da durchaus erfolgversprechend sein).
balin
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Re: Vom Wert eines Rehes

Beitrag von balin »

@Lars
Den Fall, daß jemand ein Reh absichtlich in einen Zaun treibt wirst du wohl mit der Lupe suchen müssen. Das scheitert schon alleine an den körperlichen Fähigkeiten der Menschen im Verhältnis zu Rehen. Ausserdem kann man sich auch etwas auf die normalen Reflexe der Menschen in unserem Kulturkreis verlassen. Bei aller Wut kann ich mir nicht vorstellen, daß der Waldbesitzer da ausserhalb der vorgebrachten Motivation gehandelt hat. Und weisst du eigentlich, was du für eine Antwort bekommst, wenn du den werten Jagdpächter in so einem Fall informierst? Mit Notfalldienst wird das dann wenig zu tun haben, weil der Typ im Normalfall was anderes zu tun hat. Die Antwort kenne ich aus eigener Erfahrung. Die geht ganz im Sinne des Wolfes....nämlich, der Fuchs wird es schon holen. Also was macht man dann als grober, nicht waidmännisch einfühlsamer Mensch? Die Kollegen, die früher in Kasachstan gelebt haben, erzählen, daß man da mangels Bolzenschußapprat in den angegebenen Zeiten einen Vorschlaghammer für Kühe benutzt hat. Das Ergebnis war das selbe nur etwas unappetittlicher anzuschauen!
LarsD

Re: Vom Wert eines Rehes

Beitrag von LarsD »

balin hat geschrieben:@Lars
Den Fall, daß jemand ein Reh absichtlich in einen Zaun treibt wirst du wohl mit der Lupe suchen müssen. Das scheitert schon alleine an den körperlichen Fähigkeiten der Menschen im Verhältnis zu Rehen.
Im von Dir verlinkten Artikel ist beschrieben, dass dazu allein Rufen und Klatschen ausreicht. Wild innerhalb einer gezäunten Pflanzung ist eine Baustelle, um die sich der/die Jagdpächter zu kümmern hat/haben. Entsprechend wir ein Anruf im Regelfall dazu führen, dass Jäger mit oder ohne Unterstützung des Waldbesitzers das Wild in geeigneter Weise aus der Zäunung bringen. Klappt nicht nur hier im Revier auf Zuruf und wird gemeinsam erledigt. Zaun auf, Reh(e) raus, Zaun wieder zu. Ich werde sicher nicht behaupten, dass es da nicht auch Ausnahmen geben wird. Aber angesichts der Wildschadensregelung und der vertraglichen Beziehungen über die Jagdgenossenschaft gibt es für solche Fälle recht praktikable Wege, diesen Ausnahmen auf die Sprünge zu helfen. Nicht zuletzt deshalb funktioniert das auch hier im Revier auch ohne böses Blut.

Viele Grüße

Lars
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