LarsD hat geschrieben:Mit anderen Worten: Auch Du kennst im Moment keine Gegend, in der unter vergleichbaren Ausgangsbedingungen der rein präventive Ansatz (Vieh "wolfssicher" verstauen, Zäunung finanziell unterstützen, dennoch entstehende Schäden aus Steuergeldern ersetzen) so erfolgreich ist, dass kein Anlass zu legalen oder illegalen Tötungen von Wölfen besteht?
Jein. Ich würde den Osten Deutschlands mit 140 Ew./km² inkl. Berlin nicht als dicht besiedelt bezeichnen. Das gilt imho z.b. für den Rhein-Ruhr-Komplex (17 Mio. Einwohner) oder auch Holland mit seiner enormen Bevölkerungsdichte von 470 Ew./km².
Vor dem Hintergrund ist vielleicht der Bericht der Defenders of Wildlife interessant, den ich vor ein paar Tagen bekommen habe:
Defenders of Wildlife. hat geschrieben:...It's about keeping wolves away from livestock -- using fencing, guard dogs, range riders and other non-lethal methods -- and it's proven to be effective. We know for a fact that where our projects are deployed, wolf lives are saved. Where they are not, tragedy is likely to ensue...
...Each year, more than 10,000 sheep graze in the heart of wolf habitat in the Wood River Valley. During the last four years, only a handful of sheep were lost to wolves where Defenders' programs were implemented...
Mitten im Wolfs-Kernland und nur eine handvoll Verluste binnen 4 Jahren. Es geht also!
LarsD hat geschrieben:Rinder und Pferde sind für Wölfe uninteressant, weil zu groß und zu "gefährlich"? Wissen das die Wölfe in Deutschland schon oder erklärst Du ihnen das demnächst noch?

Wenn ich mir die Statistiken aus anderen Gegenden anschaue, dann sehen das die Kollegen unserer Grauen dort nicht so verbissen und nehmen statt Lamm auch mal ein saftiges Steak.
Andere Gegenden sind nicht Ostdeutschland. Die Statistik weist hier keinen einzigen Fall von Rinder- oder Pferdeverlust durch den Wolf aus. Natürlich gibt es Bereiche, in denen Wölfe auch wehrhafte Tiere wie Rinder angehen. Nur zeigt sich, wenn man die betreffende Unterart näher betrachtet (ggf. Kontinentalklima -> Bergmann'sche Regel!), daß diese deutlich größer und schwerer ist und oft auch in größeren Verbänden lebt.
Ich möchte den 35...45 kg Wolf sehen, der so verrückt wäre, sich mit Hufen oder Hörnern anzulegen, an denen 400...1000 kg verängstigtes Pferd oder wütendes Rindvieh hängen... Schaf und Ziege habe dagegen eine vergleichbare Masse wie ein Reh. Schon der Rothirsch (hierzulande um die 100...170 kg) spielt eine signifikant geringere Rolle als Beute (Reh:Hirsch ~ 2:1), ebenso das wehrhafte Wildschwein (Reh:Wildschwein ~ 3:1, obwohl die Wildschweinbestände in den letzten Jahren buchstäblich explodierten und schon rein statistisch einen höheren Anteil stellen müßten), wobei sich der Wolf hier auf Jungtiere, allenfalls Jährlinge beschränkt, denn mit einer ausgewachsenen Wildsau ist nicht gut Kirschen essen, wie ich selber erfahren mußte...
Wie auch immer, maßgeblich ist nicht das, was in Russland, Kanada oder auch Schweden passiert, maßgeblich ist das, was
hier passiert. Und hier gibt es leider in letzter Zeit gehäufte Fälle von gerissenen Schöpsen, verschuldet durch die Nichtbeachtung der Sorgfaltspflicht, die ein Mensch gegenüber seinen Haustieren in Wolfsland nun einmal hat. Da beißt die Maus kein'n Faden ab...
nuno22 hat geschrieben:Wieviel Hunde von Wölfen getötet werden? Es waren 2010 so 27 in der Lausitz allein, meine ich mich zu erinnern. Diese Zahl wird aber aus verständlichen Gründen nicht publik gemacht, wie mir letztes Jahr von entsprechender Stelle gesagt wurde. Ob sie von Jägern waren oder auch freilaufende Hofhunde kann ich dir nicht sagen.
Ich rate mal:
- Freilaufende, streunende Hofhunde, auf die keiner aufpaßt (hab ich auf dem Land oft genug gesehen!).
Ausgebüxte Hunde von Wanderern/Spaziergängern.
Freilauf da, wo man's nicht zulassen sollte.
Stöbernde, ggf. außer Kontrolle geratene Jagdhunde. (Daß Jäger ihre Hunde grundsätzlich unter strenger Kontrolle haben, ist ein nettes Märchen, wie ich selber beobachten konnte: Hast'de was kannst'de die ganze Meute hinter'm Hasen her und von Gehorsam keine Spur! Kommentar im Hundeverein: "Wenn das einer von unseren gewesen wäre, wäre der Finger krumm gewesen!")...
Wieviele Hunde wurden in direkter Nähe des Menschen getötet? Keiner?
Wie auch immer.
Meine Hunde sind meine Familienmitglieder und auf die passe ich auf!
Daß mit den toten Hunde ist traurig, vor allem, weil mit hoher Wahrscheinlichkeit vermeidbar, aber dennoch sollte man mal die Verhältnisse zurechtrücken! Denn...
nuno22 hat geschrieben:Von Jägern erschossene Hunde? Dazu gibt es im "DER HUND" gerade einen schönen Bericht.
... laut IHJ werden jedes Jahr 50.000 Hunde und 350.000 Katzen abgeknallt oder in Fallen gefangen, deren Felle ein nettes Zubrot darstellen!
Ich halte diese Zahlen für entschieden glaubwürdiger (die decken sich auch mit Zahlen, die ich mal in einem Interview gehört habe), denn selbst im vergleichsweise kleinen Österreich wird schon von 3000...4000 Hunden und 40000 Katzen geschrieben... Auch decken sie sich größenordnungsmäßig mit den Zahlen aus Deinem Link:
Anti-Jagd-Allianz hat geschrieben:...NamhafteTierschutzorganisationen gehen davon aus, dass zwischen 250.000 und 300.000 Katzen und 20.00 bis 30.000 Hunde in Deutschland pro Jahr von Jägern erschossen oder durch Fallen brutal verstümmelt und getötet werden...
Also, man kann es drehen und wenden, wie man will. Wenn Konflikte mit der Natur eintreten (nicht nur beim Wolf) ist nahezu immer der Mensch dran schuld, der entweder keine oder falsche Maßnahmen traf...