Die Hundesteuer dient in erster Linie als Regulativ. Grundsätzlich ist es nicht verkehrt, vor die Anschaffung von lebenden Tieren eine Hürde zu setzen, die Spontankäufe erschwert. Bei Katzen lässt sich das kaum umsetzen, geschweige denn zuverlässig überwachen. Belastet werden am Ende jene, die ihre Katzen aus dem Tierschutz beziehen, diese gewissenhaft kastriert haben etc. Dem halbverwilderten Nachwuchs und der Gratisverteilung der Jungtiere z. B. von Bauernhöfen wird man damit kaum Herr werden.
Mit der Hundesteuer als Regulativ kann ich leben.
Niedersachsen hat das mit dem Hundegesetz ganz gut geregelt: Chip- und Registrierungspflicht, Nachweis der Haftpflichtversicherung, Hundeführerschein für Hundeunerfahrene. Wer seit einem bestimmten Zeitraum vor Einführung des Gesetzes Hunde besessen hat, ohne behördlich auffällig geworden zu sein, dem wird vorhandene Sachkunde unterstellt. Die Hundesteuer in unserer Gemeinde würde ich als moderat bezeichnen. Dafür bekommt man von ihr immerhin auch Kotbeutel umsonst.
Warum man über ein Steuerregulativ die Pferdehaltung begrenzen sollte, erschließt sich mir dagagen nicht.
Bei der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft und dem damit verbundenen Artenschwund, insbesondere von z. B. Acker- und Wiesenpflanzen, den davon abhängigen Insekten usw., ist es schon selten undurchdacht und töricht, ein Regulativ zur Begrenzung der Anzahl von Weidetieren zu fordern, die vor allem auf extensiv genutzten Flächen gehalten werden.
So ein Pferdeapfelhaufen ist ein Quell des Lebens - er ernährt nicht zuletzt die gefährdeten Wiesenbrüter, in dem er eine Vielzahl von Insekten und Würmern anlockt, beherbergt, ernährt und ihnen eine Kinderstube beschert. Viele Halter leichtfuttriger Pferderassen lassen ihre Tiere auf überständigen Weiden mit hohem Rohfaseranteil grasen - weshalb Bodenbrüter im Frühjahr Zeit haben, ungestört ihre Brut aufzuziehen. Bis zu dieser Zeit sind landwirtschaftlich genutzte Flächen schon zigmal gedüngt, umgepflügt, gemäht, gespritzt usw. Auf den erst spät im Frühjahr oder Sommer genutzten Weiden können seltene Wiesenpflanzen ungestört aussähen. Diese Flächen sind jedes Mal voller Grashüpfer, Bienen und anderer Insekten. An den plattgedrückten Gräsern lässt sich erkennen, dass so eine erst spät genutzte Wiese auch vielen größeren Wildtieren Rückzugsraum, Schlaf- und Futterplatz und eine Kinderstube bietet.
Diese natur- und umweltfreundliche Form der Tierhaltung wird bereits reguliert, und zwar durch stetig steigende Pachtpreise, weil mittlerweile ein Kampf um die begrenzten Flächen vorhanden ist. Bei uns wurden ehemalige Pferdewiesen, die von Feldlerchen besiedelt wurden, nicht mehr verpachtet und stattdessen Mais im großen Stil für die Biogasanlagen angebaut. Wo die Pferdehaltung aufgegeben wird, verschwinden meist auch die Schwalben, die zuvor die Ställe bevölkert haben.
Es ist also schon sehr merkwürdig, wenn ausgerechnet jemand aus dem Kreis der jagdwaffentragenden "Naturschützer" ein Regulativ für etwas fordert, was dem Wild eindeutig zu Gute kommt. Da es aus rationaler Sicht keinen Grund dafür gibt, müssen individual-egoistische Motive ausschlaggebend sein, indem man andere Naturnutzer am liebsten ausschalten (besteuern) würde, egal wie lebensraumverbessernd sich deren Wirken auf die Natur auswirkt. Stattdessen suchen viele Allianzen mit der lebensraumzerstörenden Agrarwirtschaft - weil man dort wohl eher auf Gleichgesinnte stößt - was natürlich vieles über den Spielraum der individuellen Auslegung des Begriffs "Naturschutzverband" aussagt - und jenseits dieses Euphemismus die wirklichen Absichten offenbart.
Reitsport ist vor allem ein Hobby der weiblichen Bevölkerung - vom Kindes- bis zum Erwachsenenalter. Z. B. sind 77% der Mitglieder der Deutschen Reiterlichen Vereinigung Frauen. Von den "Vielreitern" in Deutschland sind 1,03 Mio. weiblich und nur 140.000 männlich.¹ Frauen verdienen in unserer Gesellschaft aber bekanntermaßen 22% weniger als Männer. Viele Pferdebesitzer sparen sich ihr Hobby vom Munde ab und sind finanziell ständig klamm, weil ein krankes oder verletztes Tier als vierbeiniges Familienmitglied nicht mal so eben wie ein "Nutztier", das sich wirtschaftlich nicht mehr rechnet, beim Schlachthof entsorgt, sondern noch über viele Jahre und unter hohen Tierarztkosten gepflegt wird.
Freilaufende Hunde sind übrigens nicht auf Reitbegleithunde beschränkt. Jagdhunde richten ebenfalls große Schäden und Tierleid an. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz merkt in ihrer Stellungnahme zur Tierschutzrelevanz von Bewegungsjagden an:
Der Einsatz von Hunden kann zu starker Beunruhigung vieler Wildtierarten führen. Besonders tierschutzrelevant ist, wenn Hunde gesundes Wild greifen. [...] Stumm jagende, unkontrolliert überjagende, nur in der Meute jagende Hunde und Hunde, die zum Hetzen oder Anschneiden (Anfressen) neigen, sind auszuschließen.
Der Jäger und Journalist Eckhard Fuhr schrieb am 07.12.2014 in der Welt am Sonntag über sein Jagderlebnis mit seinem Hund Viko:
Mit Viko konnte ich meine Freude allerdings nicht teilen, weil er wieder einmal über alle Berge war. Er hat sich angewöhnt, sich nach der Jagd auflesen und bequem mit dem Auto zum Treffpunkt bringen zu lassen. Er denkt gar nicht mehr daran, den Rückweg zu mir zu suchen, was mich, wenn ich ehrlich bin, schon ein bisschen kränkt. Vor allem aber mache ich mir im Wolfsgebiet natürlich Sorgen, wenn ich stundenlang von meinem Hund nichts höre und sehe.
Wolfsite Wölfe in Deutschland: Fuhrs Hund, 24.12.14 http://woelfeindeutschland.de/fuhrs-hund/
Für denselben Tatbestand, der in Jagdkreisen für schmunzelhafte Anekdoten sorgt, werden andere Naturnutzer - vor allem, wenn sie auch noch Frauen sind und Pferde haben - scharf angegriffen. Nicht wirklich konsequent. Aber hinterher wieder rumjammern, warum die Jagd ein Akzeptanzproblem in der Bevölkerung hat...
¹
https://www.pferd-aktuell.de/fn-service ... en--fakten