LK Cuxhaven, vermuteter Rinderriss

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Lone Wolf
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Re: LK Cuxhaven, vermuteter Rinderriss

Beitrag von Lone Wolf »

SammysHP hat es gut beschrieben, so würde ich es für Deutschland auch zusammenfassen. Fakt ist, Wölfe gehen unter Umständen auch auf (gesunde)Rinder.
Dennoch ist dies extrem selten.
In den 3 größten Cowboystaaten des amerikanischen Westens MT, WY und ID werden zusammen mehr als 6 Millionen Rinder gehalten, oft auf völlig freiem ungesichertem Gelände.100 bis 200 Rinder werden pro Jahr erwiesenermaßen als Wolfsrisse anerkannt, 188 in 2011 oder 136 in 2014 um zwei Beispiele zu nennen. Sicher kommt hierbei noch eine Anzahl obendrauf, in dem durch Nachnutzung der Kadaver die ursprüngliche Ursache nicht mehr zweifelsfrei festgestellt werden kann. Kälber werden oft vollständig "entsorgt" so dass es auch hier zu einer Dunkelziffer kommt, die nicht immer reguliert wird.
Die Rinderhalter schwören aber Stein auf Bein eine erheblich höhere Anzahl, nämlich im einstelligen tausender Bereich pro Jahr zu verlieren. Allerdings, auch das ist ein Fakt, versuchen sie alle nachgenutzten Todesfälle, also die durch Krankheiten, Unfälle u.ä. auf den Weiden, sowie verschwundene Kälber den Wölfen (oder Bär, Puma) anzulasten, um ihre finanziellen Verluste durch Ausgleichszahlungen zu minimieren. Verwerflich, aber menschlich verständlich...
Noch eine Bemerkung, gejagte und getötete Tiere müssen nicht zwingend durch Kehlbiss sterben. Manchmal ist es die Schwere der Verletzung im Bereich der hinteren Extremitäten und im Bauchbereich, beigebracht nach Fall des Tieres. Das Tier stirbt durch hämorraghischen Schock. Prädatorenhasser sprechen dann gern vom Auffressen bei lebendigen Leibe. Dies betrifft mehrere Arten von rudeljagenden Carnivoren, wie Löwen, Hyänen oder eben auch Wölfe. Ein einzelnes Tier auf der Jagd muss das (große) Opfer gezielt töten, bevor er fressen kann, sind mehrere beteiligt unterbleibt dies manchmal. Wird es "vergessen", um sich den Anteil an der Beute zu sichern? Ich weiß es nicht, vom bildlichen Auffressen bei lebendigen Leibe kann aber keine Rede sein.
Wir Menschen sollten uns mit derlei Bewertungen letztlich natürlicher Vorgänge eh zurückhalten, denken wir nur an das in mehreren Religionen übliche Schächten, das Tier stirbt ebenfalls durch Blutverlust, der Todeskampf ist lang, dauert teils 3, 4 Minuten...

Grüße LW
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
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Nina
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Re: LK Cuxhaven, vermuteter Rinderriss

Beitrag von Nina »

Für Deutschland gibt es eine Zusammenfassung in der Bundesdrucksache 18/10110 vom 24.10.2016.

Demnach gab es bereits 2010 die ersten nachgewiesenen Fälle von Übergriffen auf Rinder, davon 2 in Brandenburg und einen in Hessen.

2011: 3 Fälle (in Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt)
2012: 2 Fälle (Brandenburg)
2013: 3 Fälle (Sachsen-Anhalt)
2014: 19 Fälle (Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein)
2015: 16 Fälle (Brandenburg, Niedersachsen, Meck-Pomm, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Rheinland-Pfalz).

Bei 12,6 Mio. Rindern in Deutschland sind diese Zahlen recht überschaubar.

Im Vergleich mit der Anzahl der Fälle auf Schafe bestätigen die Zahlen der Rinderrisse, dass diese eher in Einzelfällen Wolfsopfer werden.

Noch seltener waren Angriffe auf Pferde. Aufgelistet sind für 2015 drei Fälle, in denen Fohlen betroffen waren. Bei den beiden in Brandenburg und Meck-Pomm wird ein Wolf lediglich nicht ausgeschlossen. In Sachsen-Anhalt ist der Wolf als Verursacher nachgewiesen. (Vermutlich ist das der Fall der Konikherde auf der 560-Fußballfelder-großen Naturschutzfläche, die zwecks Durchlässigkeit für Wildtiere jeglicher Art bewusst nicht wolfssicher eingezäunt ist).

http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/101/1810110.pdf
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