Die Rechenkünste der Wolfsgegner

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Nina
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Die Rechenkünste der Wolfsgegner

Beitrag von Nina »

Die Wolfsgegner der "Wolf-nein Danke"-Fraktion auf Facebook lassen unter einer regelmäßigen Rubrik nach eigenen Angaben "Fakten sprechen".

Unter "Wir lassen Fakten sprechen", Ausgabe 24/2016 vom 09.06.2016* wollen die Wolfsgegner herausgefunden haben, dass sich die derzeitigen 5 Rudel in der Heideregion ein Gesamtterritorium von 250-300 km² teilen müssen. Jedem einzelnen Rudel stünden damit gerade einmal 50-60 km² zur Verfügung, während das Revier eines einzelnen Rudels in Sachsen 340 km² betrage.

Müssen sich die Wölfe in unserer Region tatsächlich auf engstem Raum stapeln? :lol:

Die Wolfsgegner verhaften die 5 Rudel innerhalb einer erdachten gemeinsamen Reviergrenze im "Städtedreieck Munster, Celle, Uelzen" und beziffern die Fläche dieses Dreiecks auf 250-300 km².

Es ist schon seltsam, wenn man völlig frei erdachte Reviergrenzen als "Fakten" bezeichnet und diesen Mumpitz peinlicherwiese auch noch mit dem Hinweis "Verbreitung und Weitergabe ausdrücklich erwünscht" versieht. :lol:

Echte Fakten sehen so aus:

Die 5 Rudel in der Heide befinden sich auf dem Truppenübungsplatz Munster (Landkreis Heidekreis), Truppenübungsplatz Bergen (Landkreis Celle), Unterlüß (Landkreis Celle), Eschede (Landkreis Celle) und Wietzendorf (Landkreis Heidekreis).

Allein die Truppenübungsplätze Munster (176 km²),Bergen (249 km²) und das Fojana-Gelände des Schießplatzes Rheinmetall (55 km²) verfügen zusammen schon über eine Fläche von 480 km².

Die Flächen der beiden Landkreise Celle und Heidekreis betragen zusammen 3.418, 53 km². Würden sich die Rudel innerhalb dieser Landkreisgrenzen aufhalten, stünden pro Rudel bereits 683,7 km² zur Verfügung.

Aber da den Wölfen die Schilder an den Kreisgrenzen ziemlich wumpe sind, sind sie nachgewiesenermaßen auch in den Nachbarlandkreisen unterwegs, z. B. im Landkreis Lüneburg (1.323,35 km²), Landkreis Harburg (1.244, 64 km²) und im Landkreis Uelzen (1.453,88 km²).

Das heißt, dass wir den 5 Rudeln realistischerweise derzeit gern eine Fläche von insgesamt 7.440,4 km² +x zugestehen können - knapp 1.500 km² pro Rudel.

Da ist noch ganz viel Luft nach oben - wie bei den Rechenkünsten der Wolfsgegner auch. :lol:

* https://www.facebook.com/Wolf-nein-Dank ... 097329979/
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Nina
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Re: Die Rechenkünste der Wolfsgegner

Beitrag von Nina »

Die Jägerschaft Rotenburg (Wümme) e.V. hat auf ihrer Facebookseite am 11.06.2016 die abenteuerliche Berechnung der Wolf nein-Danke-Fraktion mit den Worten "Fällt da etwa die nächste Behauptung der Wolfsexperten?" geteilt und verbreitet damit den Unsinn, dass jedes einzelne Rudel in der Heideregion nur ein Revier von 50-60 km² habe, weiter.

https://de-de.facebook.com/permalink.ph ... 5040351816

Zitiert aus Wikipedia:
Eine Milchmädchenrechnung [...] ist die spöttische Bezeichnung für eine naive Betrachtung oder Argumentation, die wesentliche Rahmenbedingungen nicht beachtet oder falsch in Ansatz bringt und deshalb zu einem nur scheinbar plausiblen, tatsächlich jedoch unzutreffenden Ergebnis kommt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Milchmädchenrechnung
Nochmal zu den Fakten: Die Senderdaten der beiden besenderten Munsterwölfe haben nachweislich ergeben, dass das hauptsächlich genutzte Gebiet der Fähe FT10 eine Größe von 272 km² und das des Rüden MT6 ("Kurti") eine Fläche von 351 km² aufwies.

Aus diesen Daten wurde für das Munsteraner Rudel ein geschätztes Revier in einer Größenordnung von 312 km² ermittelt, wie der Website des niedersächsischen Wolfsbüros zu entnehmen ist:
Das hauptsächlich genutzte Gebiet der Jährlingswölfin [...] war mit 272 km2 etwas kleiner als das hauptsächlich genutzte Gebiet des Jährlingsrüden [...], welches 351 km2 umfasste. Somit ist das geschätzte Revier des Munsteraner Elternrudels etwa 312 km2 groß.

http://www.nlwkn.niedersachsen.de/porta ... _psmand=26
Wenn die Jägerschaft lieber hanebüchene Milchmädchenrechnungen von Wolfsgegnern verbreitet anstatt auf die Faktenlage zu verweisen, sollte man sich nicht wundern, wenn das Vertrauen in deren Kompetenz in Bezug auf den Wolf zunehmend leidet.
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Nina
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Re: Die Rechenkünste der Wolfsgegner

Beitrag von Nina »

Aus der "Wolf-nein-Danke"-Fraktion in den sozialen Medien (FB) ereilen uns im Rahmen der Kommunalwahl in Niedersachsen wieder neue, sehr abenteuerliche Rechenkünste.

So wird dort heute freudig posaunt: "In Vechta, einem Teil von Goldies Revier, haben die Grünen 4,2% :-) "

Und ein Bodo W. schlägt eifrig mit ein: "Zum Kommunalwahl-Ergebnis hier im Kreis Vechta ist zu bemerken, dass die Grünen richtig eins auf die Mütze bekommen haben. Ein Schelm, wer Böses dabei und an den Wolf im Kreis denkt."

Ja, ja, der Bodo, der Schelm. :mrgreen:

Blöd nur, dass die CDU im Landkreis Vechta 2011 noch 64,18% der Stimmen einheimsen konnte und 2016 mit 59,1% glleich mal satte 5,08% Stimmen verloren hat. Das nenne ich wohl eher "einen auf die Mütze bekommen" und nicht die lächerlichen 0,11% Stimmenverluste der SPD oder die 0,96% Stimmenverluste der Grünen.

Merke: Wer rechnen kann, ist wie immer klar im Vorteil! :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Hier noch einmal die Ergebnisse im Landkreis Vechta:

Kommunalwahl 2011:

CDU: 64,18%
SPD: 20,21%
FDP: 4,45%
Grüne: 5,16%

Kommunalwahl 2016:

CDU: 59,1% (- 5,08%)
SPD: 20,1% (- 0,11%)
FDP: 4,6% (+ 0,15%)
Grüne: 4,2% (- 0,96%)

Wir erinnern uns an das Zitat aus der Kreiszeitung vom 11.11.15:
FDP- und CDU-Politiker haben am Mittwoch im niedersächsischen Landtag den Abschuss einer Wölfin in Goldenstedt (Landkreis Diepholz/Vechta) gefordert. [...] „Wir kommen an die Grenze des Zumutbaren“, sagte CDU-Politiker Ernst-Ingolf Angermann im Plenum. Das Tier verhalte sich nicht mehr artgerecht und müsse deshalb in letzter Konsequenz erschossen werden.

http://www.kreiszeitung.de/lokales/nied ... 49236.html
So, so und nun haben wir mehr als 5% Stimmenverlust bei der CDU in Vechta... Oder um es mit Bodo W.'s Worten auszudrücken:

"Ein Schelm, wer Böses dabei und an den Wolf im Kreis denkt." :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
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SammysHP
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Re: Die Rechenkünste der Wolfsgegner

Beitrag von SammysHP »

Apropos Angermann: Der ist mal wieder mit reichlich Stimmen direkt in den Kreistag gewählt worden.
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Nina
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Re: Die Rechenkünste der Wolfsgegner

Beitrag von Nina »

"Reichlich Stimmen" ist jetzt ja mal 'ne ganz präzise Aussage. ;-)

Kreistragswahl Celle 2011:

CDU: 41,1%
SPD: 30,6%
FDP: 4,5%
Grüne: 12,1%

Kreistagswahl Celle 2016:

CDU: 37,7% (-3,4%)
SPD: 26,6% (- 4%)
FDP: 5,5% (+1%)
Grüne: 8,4% (-3,7%)

Und: AfD: +10,7%

CDU, SPD und Grüne haben im Celler Kreistag prozentual in etwa gleichermaßen Stimmen einbüßen müssen - offensichtlich zu Gunsten der AfD.

Dass hier Wölfe eine Rolle gespielt hätten, kann man daraus wohl kaum ableiten - die AfD spielt mit anderen Feindbildern...
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SammysHP
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Re: Die Rechenkünste der Wolfsgegner

Beitrag von SammysHP »

Nina hat geschrieben:"Reichlich Stimmen" ist jetzt ja mal 'ne ganz präzise Aussage. ;-)
Hast recht, sorry. ;)

http://wahl.landkreis-celle.de/html/app ... celle.html

Angermann, Ernst-Ingolf (D) 3.017

Und damit die zweitmeisten Direktstimmen.
Grauer Wolf

Re: Die Rechenkünste der Wolfsgegner

Beitrag von Grauer Wolf »

SammysHP hat geschrieben:Apropos Angermann: Der ist mal wieder mit reichlich Stimmen direkt in den Kreistag gewählt worden.
Diesen Wolfshasser habe ich gefressen... :x
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Nina
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Re: Die Rechenkünste der Wolfsgegner

Beitrag von Nina »

SammysHP hat geschrieben:Angermann, Ernst-Ingolf (D) 3.017

Und damit die zweitmeisten Direktstimmen.
Soll uns das jetzt beeindrucken? Was wird das - "Angermann-Werbewoche" auf wolf-forum.de? :mrgreen:

Kommunalwahl Landkreis Celle:

Von 30.373 Direktstimmen für die CDU hat Angermann 3.017 erhalten = 9,9%. Das heißt, dass 90,1% der CDU-Direktstimmen an einen anderen Kandidaten als Angermann geflossen sind.

Aus sämtlichen Direktstimmen (69.729) hat Angermann 3.017 erhalten = 4,3%. Das heißt, dass 95,7% der Direktstimmen sämtlicher Wähler, nicht an Ernst-Ingolf-Angermann erteilt wurden.

Angermann vertritt in der Öffentlichkeit gern die Jäger und fordert in deren Sinne eine Herabsetzung des Schutzstatus' der Wölfe.

Allein in der Jägerschaft Celle e.V. sind nach deren eigenen Angaben mehr als 1.600 Mitglieder registriert. Da vermutlich auch in Celle jeder Wähler 3 Stimmen zur Verfügung hatte, könnten schon diese 1.600 Mitglieder Herrn Angermann locker 4.800 Stimmen bescheren. Und bei manchen Landwirten ist der Herr Angermann doch auch durchaus beliebt - wo also sind all die Stimmen?

Gemessen an der Gesamtbevölkerung im Landkreis Celle liegt der prozentuale Anteil der Jäger (die Mitglied in der Jägerschaft Celle sind), bei 0,9%.

99,1% der Bevölkerung gehören nicht zu dieser Klientel.
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SammysHP
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Re: Die Rechenkünste der Wolfsgegner

Beitrag von SammysHP »

Tja, warum hat es dann nur ein anderer Kandidat geschafft, mehr Stimmen zu bekommen? So funktioniert Statistik leider nicht.

Vielleicht hast du mich auch nur falsch verstanden. Ich wollte lediglich darauf aufmerksam machen, wie viele Unterstützer dieser Mann hat und das dies dem Wolf sicher nicht zugutekommt.
wolfsam
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Re: Die Rechenkünste der Wolfsgegner

Beitrag von wolfsam »

Man kann es aber auch anders interpretieren: 95,7% haben eben nicht den Herrn unterstützt. Allerdings waren da auch noch andere an der Hetzkampagne beteiligt. Wenn wir die, so sie zur Wahl standen und Direktstimmen erhalten haben, auch noch herausrechnen, dann erhalten wir diejenigen, die potentiell weder diese harte Rhetorik noch diese irren Einstellungen vertreten.
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