Ja, ja, der NDR, die HAZ usw. ...
Was hat Herr Wenzel denn genau gesagt und was haben die Medien daraus gemacht?
Die HAZ feuert einen Artikel nach dem anderen in immer gleicher Ausrichtung in die Öffentlichkeit. Der jüngste Artikel "Problemtier im Heidekreis - wird jetzt auf den Wolf geschossen?" befasst sich mit der Dame, die mit ihrem Kinderwagen von dem Wolf in Breloh verfolgt wurde - es war, Überraschung, die Gattin des
CDU-Politikers Jörg Pankla, der im Gemeinderat von Munster sitzt. Man habe nun Angst um das 16 Wochen alte Baby und könne auch den sieben Jahre alten Sohn nicht mehr auf die BMX-Bahn im Ort lassen."**
Der NDR titelte zunächst: "
Wenzel: Munsteraner Wolf soll entnommen werden" und hat seine Überschrift bereits nach gewohnter Manier in "
Nun doch - Minister Wenzel prüft Entnahme vom Wolf" herabgestuft.***
Aber was genau hat nun Herr Wenzel wirklich gesagt? Zitat:
"Bei diesem Verhalten des Wolfes sind nach meiner Meinung weitere Maßnahmen erforderlich. Ich lasse daher alles Notwendige für eine Entnahme vorbereiten.
Wir haben jedoch die rechtlichen Rahmenbedingungen zu beachten.
Sie kennen die rechtlichen Rahmenbedingungen, die hier einschlägig sind.
Diese rechtlichen Rahmenbedingungen schreiben vor zu prüfen, ob mildere Mittel erfolgversprechend sind. Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf wurde daher umfassend unterrichtet und um Bewertung und fachliche Einschätzung gebeten.
Ein Experte aus Schweden ist informiert und bereitet kurzfristig Maßnahmen zur Herstellung der Fluchtdistanz vor, wenn sie als möglich und sinnvoll bewertet werden. Wir gehen hier von einer sehr kurzfristigen Entscheidung aus." *
Dieses Procedere ist in den Mangementplänen festgeschrieben und orientiert sich am Leitfaden zum Umgang mit Wölfen, welcher von Gesa Kluth und Ilka Reinhardt erarbeitet, vom Bundesamt für Naturschutz herausgegeben und im Bericht des Bundesumweltministeriums vom 28.10.16 in aktueller Form wiedergegeben wird. ****
Benannt sind verschiedene Arten von auffälligem und vermeintlich aufälligem Verhalten mit Benennung möglicher Ursachen und daraus resultierenden Handlungsempfehlungen, aus denen sich verkürzt folgendes ableiten lässt:
Das Durchwandern von Wölfen in der Nähe von durch Siedlungen vor allem bei Dunkelheit, aber auch bei Helligkeit gelten grundsätzlich als ungefährlich. Das gilt auch für den Fall, dass ein Wolf beim Anblick von Menschen und Autos nicht sofort flüchtet, sondern seinerseits stehenbleibt und beobachtet. Aufmerksamkeit verlangt dagegen,
wenn ein Wolf über längere Zeit häufig in der Nähe eines Dorfes gesehen wird: Hier lautet die Handlungsempfehlung: "
Genaue Analyse. Spezifische Information. Bei Bedarf Futterquelle entfernen. Evtl. besendern und vergrämen"
Was zur Zeit in den Medien beschrieben wird und das Umweltministerium zum Handeln veranlasst, dürfte diese Stufe sein:
"Wolf nähert sich mehrfach Menschen, interessiert sich anscheinend für Menschen.
(Mögliche) Ursache: Wurde durch die Anwesenheit von Menschen belohnt; z.B. durch Futter oder durch für ihn interessante Gegenstände.
Einschätzung: Kritisch. Konditionierung in Verbindung mit Habituierung kann dazu führen, dass Wölfe immer dreister werden. Verletzungen nicht ausgeschlossen.
Handlungsempfehlung: Möglichst frühzeitig besendern und vergrämen.
Bei ausbleibendem Erfolg trotz sachgerechter Vergrämung, entfernen." ****
Hervorhebenswert ist dabei ein Satz:
"
Wichtig ist, dass sowohl die Situationsanalyse als auch das Vergrämen von Personen vorgenommen wird, die auf diesem Gebiet Erfahrung haben."
Und genau darum bin ich der Meinung, dass Herr Wenzel, durch die nach ihm schnappende Opposition und der Sensationsgier der Medien ohnehin schon mit dem Rücken zur Wand stehend, genau das einzig richtige tut:
Er nimmt den Wolf aus der Schusslinie von CDU, FDP, Jägern, Landwirten und Medien und übergibt die Bewertung in die kompetenten Hände der einzigen wirklichen Wolfsexperten in Deutschland, und zwar die des neuen bundesweiten Beratungs- und Dokumentationszentrums:
- LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung (Kluth/Reinhardt)
- Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung
- Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Wenn Ihr jetzt alle voreilig auf den Umweltminister eindrescht, wie es gerade auch bei Facebook & Co. geschieht, haben die Interessensvertreter der Wolfsgegner mit ihren hervorragenden Netzwerken in den Medien genau ihr Ziel erreicht: Nämlich dass sich selbst die Wolfsbefürworter von der derzeit sachlichsten Politik im Umgang mit dem Wolf abwenden. Lest ruhig mal in den entsprechenden Gruppen mit: Die reiben sich darüber gerade die Hände und stellen in ihrer schier endlosen Vorfreude schon mal den Sekt kalt.
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http://www.umwelt.niedersachsen.de/aktu ... 41077.html
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http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norde ... geschossen
(abgerufen am 19.02.16)
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https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f2290.html
(abgerufen am 19.02.16)
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http://www.bundestag.de/blob/393542/5e2 ... b-data.pdf