Sachsen: Schafsrisse bei Wachau

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern
Grauer Wolf

Re: Sachsen: Schafsrisse bei Wachau

Beitrag von Grauer Wolf »

Nachtrag zum Rotkäppchen-Syndrom:
http://www.wolf-amarok.de/willkommen-wo ... n-syndrom/
Ja, man erkennt schon, von welchem „Gespenst“ hier die Rede ist: Es sind die Wölfe, die allmählich wieder in ihre angestammten Lande zurückkehren, aus denen sie seit 100 Jahren schon auf unmenschlichste Art und Weise ausgerottet worden waren, u.a. mit Hilfe eines besonders infamen „Jagdgeräts, der sog. „Wolfsangel“... {Folgt die Bescheibung, bei der einem übel wird.}
Das ist keine Notwehr gegen eine mögliche Existenzbedrohung, das ist pure, sadistische Lust am Quälen, Foltern und Morden, typisch menschlich.

Und noch was zum Nachdenken:
http://www.wolf-amarok.de/willkommen-wo ... belehrbar/
http://www.wolf-amarok.de/willkommen-wo ... nd-jaeger/

Gruß
Wolf
Lutra
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Re: Sachsen: Schafsrisse bei Wachau

Beitrag von Lutra »

Lämmchen hat geschrieben: Beides ist nicht immer und überall praktikabel.
Die Zäune müssen sehr hoch und kräftig sein, sind folglich entsprechend schwer. Sie müssen Strom führen und eingegraben sein.
Ein solcher Zaun ist nicht transportabel.
Weidetiere bleiben auch nicht immer auf der gleichen Weide. Sie ist in der Regel nach einer gewissen Zeit leer gefressen. Die Tiere müssen dann zu einer anderen Weide getrieben werden. Dort wäre wieder ein solcher Zaun erforderlich. Das Gelände ist auch nicht überall schön eben, dass die Zäune leicht aufgestellt werden können, Unebenheiten sind auszugleichen.
Nebenerwerbslandwirten wird es wohl kaum möglich sein, ihre Tiere auf diese Weise optimal zu sichern. Der Arbeitsaufwand ist sehr hoch, die Kosten ebenfalls. Sie werden deshalb womöglich über kurz oder lang aufgeben müssen.
Herdenschutzhunde können nicht überall zum Einsatz kommen. In Gebieten, die stark vom Tourismus frequentiert sind, könnten sie eine Gefahr darstellen. Sie beschützen die Herde nämlich nicht nur vor Wölfen, sondern vor allem, was sich der Herde nähert, auch vor Menschen.
Diese Hunde bedürfen auch einer sehr gründlichen Ausbildung und Haltung. Das kann nicht jeder, der eine Herde hat, leisten.

Grüßli
Lämmchen
Theorien...
Praktisch funktioniert es recht gut mit einem herkömmlichem Euro-Netz. Das wird hier bei uns vielfach praktiziert, gerade von Hobby-Schafshaltern.
Ich fotografier das gerne mal. Wichtig ist, das der Zaun gut steht und ordentlich Saft drauf ist. Wenn das die Mehrheit der Schafshalter so macht, gehen auch einige nachlässige Zäunungen durch. Den Wölfen ist einfach das Schaf als Beute durch einige E-Schläge auf die Nase verleidet, ist mal meine Beobachtung und Vermutung. Die Jungwölfe müssen natürlich dann wieder ihre eigenen Erfahrungen machen. Und dabei passiert eben dann so was wie in Wachau, wenn es nicht so genau genommen wird mit dem Zaun. Mist für die anderen Schafshalter.
IMG_3162 (Small).JPG
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Grauer Wolf

Re: Sachsen: Schafsrisse bei Wachau

Beitrag von Grauer Wolf »

Sieht recht hoch aus. 1,2 Meter?

Gruß
Wolf
Lutra
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Re: Sachsen: Schafsrisse bei Wachau

Beitrag von Lutra »

1,20m war der nicht. Ich würde mal schätzen 1,05m. Sieht vielleicht so hoch aus, weil ich etwas von unten fotografiert habe, damit der Zaun besser zu sehen ist.
Hier ist mal eine Variante "Hochsicherheit", 90cm mit Flatterband.
IMG_2938 (Small).JPG
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Lämmchen
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Re: Sachsen: Schafsrisse bei Wachau

Beitrag von Lämmchen »

Und dort springt kein Wolf drüber?
HaBe
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Re: Sachsen: Schafsrisse bei Wachau

Beitrag von HaBe »

Lämmchen hat geschrieben:Vielleicht wurde auch nur sein Jagdtrieb stimuliert, als die Tiere in Todesangst flohen.
Zum Thema ueberschuessige Mehrfachtoetungen durch Woelfe weiss man erst sehr wenig, es kommt aber nicht nur unter Woelfen vor, sondern reicht von Tieren im Wasser ueber Landtiere bis hin zum Menschen. Die Gruende dafuer sind bisher nicht (immer) bekannt.

Elli Radinger hat zu dem Thema in ihrem 'Wolfsangriffe' Buch geschrieben und bietet da auch weiterfuehrende Quellen.
Mehr zu dem Thema (und den aktuellen Erkenntnissen und Ueberlegungen dazu) koennen Sie in weiteren Buechern oder auch im Netz finden.

http://www.gruppe-wolf.ch/index.php?page=5&subpage=1
http://chwolf.org/woelfe-in-der-schweiz ... fspraesenz

Dazu sollte man auch Bedenken, dass es dieses Verhalten eben nicht nur bei Woelfen oder Fuechsen gibt, auch Wassertiere und wir Menschen legen dieses Verhalten wie gesagt an den Tag. In einem der beiden Links wird erwaehnt, dass Braunbaeren Nutzniesser von surplus kills durch Woelfe sein koennen.
In anderen Gegenden sind Braunbaeren selbst surplus killer. Ich bin waehrend einer Rekordwanderung von Lachsen in BC an einem Fluss zum Grizzlyfotografieren gewesen, statt der ueblichen 250,000 Lachse sind in dem Jahr 2,5 Millionen den Fluss raufgezogen.

Das fuehrte bei den Baeren zu surplus kill der Lachse, statt den Fisch zu fressen, bissen sie den Fischen das Gehirn aus dem Kopf und schmissen den Rest weg. Nur das Beste vom Fisch wurde verwertet, weil soviel davon da war. Wir haben zigtausende tote Lachse gesehen, die bis auf die Kopfoberseite unversehrt waren. In den uebrigen Jahren, zwischen den grossen Zyklen der Wanderungen, wird mehr verwertet und die Baeren sind auch weitaus intolerant anderen Baeren gegenueber, egal ob Maennchen oder Weibchen mit oder ohne Nachwuchs. Die Tiere sind im Ueberfluss und lassen es sich gutgehen und haben weniger Angst, dass andere Tiere ihnen oder ihrem Nachwuchs ans Leder wollen. Auch Menschen gegenueber waren sie in dem Jahr ueberaus tolerant und haben sich uns an Land oder im Wasser bis auf wenige Meter genaehert, was sie sonst auch nicht alle und nicht immer tun.

Gerade deshalb ist es wichtig, Tiere vor Woelfen zu schuetzen, um diese Ausnahmesituationen die zu surplus kills fuehren zu vermeiden.
Das sowas nicht einfach ist und sein kann, ist die bisherige Erkenntnis daraus und macht Praevention umso wichtiger. Zu welchen Diskussionen diese Erkenntnisse fuehren, zu welchen Missverstaendnissen und Konflikten ist auch bekannt. Praevention bedeutet auf jeden Fall mehr Aufwand als viele es meinen oder machen, das ist mit zwei 12V Draehten und nem Hund auf der Wiese nicht erledigt.
Genausowenig ist aber der Wolf eine blutruenstige Bestie und sein Verhalten mit ein zwei Saetzen zu erklaeren, wie manche es meinen oder sich erhoffen, wenn sie sich eine Meinung bilden moechten zum Thema.
Lämmchen
Beiträge: 272
Registriert: 12. Jul 2015, 17:47

Re: Sachsen: Schafsrisse bei Wachau

Beitrag von Lämmchen »

@HaBe

ich würde gerne unterscheiden zwischen dem Anlegen von Futterreserven und Jagdtrieb.

Beides ist auch bei Hunden zu beobachten.
Haushunde sind gut genährt und haben es nicht mehr nötig, Beute zu machen, dennoch vergraben sie zuweilen ihre Knochen oder Fleischstücke.
Von freilebenden Hunden weiß man, dass sie stille Futterreserven anlegen.
Das tun auch Wölfe.

Jagdtrieb bzw. Jagdverhalten setzt sich zusammen aus: Erkunden, Angriff, Töten, Fressen (um es kurz zu beschreiben). Das ist eine Kette, bei der schon jedes einzelne Glied einen Hund (wohl auch den Wolf) in einen rauschartigen Zustand zu versetzen vermag. Jagen ist dann selbstbelohnend. Wird in einer Gruppe gejagt, schaukeln sich die Jagenden gegenseitig hoch.
Deshalb glaube ich, dass das panische Wegrennen der Schafe beim Angriff der Wölfe deren Jagdtrieb stimulierte und nur deshalb so viele Tiere zu Schaden kamen. Ich glaube nicht, dass dieses Geschehen allein der Nahrungsaufnahme und Sicherstellung für Notzeiten diente.

Es war glaube ich bei Bremen, wo auch ein Wolf auf einer Weide mehrere Schafe schwer verletzte - oder täusche ich mich?
Wenn nicht, könnte es doch auch ins Schema Jagd passen.

Grüßli
Lämmchen
HaBe
Beiträge: 256
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Re: Sachsen: Schafsrisse bei Wachau

Beitrag von HaBe »

Lämmchen hat geschrieben:Jagdtrieb bzw. Jagdverhalten setzt sich zusammen aus: Erkunden, Angriff, Töten, Fressen (um es kurz zu beschreiben). Das ist eine Kette, bei der schon jedes einzelne Glied einen Hund (wohl auch den Wolf) in einen rauschartigen Zustand zu versetzen vermag. Jagen ist dann selbstbelohnend. Wird in einer Gruppe gejagt, schaukeln sich die Jagenden gegenseitig hoch.
Das ist ja auch unter dem Punkt Mehrfachtoetungen angesprochen unter dem Link von chwolf.org.
Dass es zu diesen Ueberschusstoetungen im Zuge der Jagd kommt weiss man, aber in der Regel bei vielen Tieren erst danach an Hand der Spuren, egal ob bei Nutztieren oder in der Natur. Beobachtungen oder Dokumente in Form von Video zum Beispiel sind da ein anderes Thema.
Aktuell weiss man eben nicht viel mehr als Moeglichkeiten und stellt Vermutungen an, und versucht wenn es um Nutztiere geht daraus zu lernen. Theorien ueber die Gruende gibt es viele.

In Ihrem ersten Beitrag haben Sie gesagt, dass Sie Wolfsangriffe so interpretieren, dass es immer dazu kommt, dass ein Wolf in einem umzaeunten Gebiet mehrere Tiere reisst und man es in der Natur nicht so genau weiss. Es kommt aber nicht immer so weit, dass ein oder mehrere Woelfe mehrere Tiere schwer verletzten oder toeten. Die Gruende dafuer sind und koennen eben vielfaeltig sein. Surplus kills oder ganz banale Erklaerungen, dass der Wolf zum Beispiel einfach nur ein Tier reisst und das nimmt, was er benoetigt. Oder weil er ungestoert von weiteren Tieren toeten und fressen kann, wenn das umzaeunte Gebiet den Tieren mehr Abstand zum Wolf bietet. Und auch von anderen Einfluessen nicht am Fressen gehindert wird.

Die Frage nach dem 'Warum' kann Ihnen momentan niemand abschliessen beantworten, egal welche Einstellung er zum Wolf hat. Ob es Reize sind oder einfach das Gefuehl mal endlich reinhauen zu koenne, wer weiss das schon? Ich kann Ihnen nur weiterfuehrende Info anbieten, wenn Sie das Thema mehr interessiert, meine eigenen Ueberlegungen oder Einstellungen zum Wolf sind da ziemlich egal. :-)
Interessant ist das Thema schon und beschaeftigt viele, allein um durch Praevention egal welcher Art ueberhaupt Risse von vornherein auf ein Minimum zu reduzieren, damit man es gar nicht erst zu Einzel- oder Massentoetungen kommt. Das reicht den meisten Tierhaltern oft schon aus, zumindest hab ich es von denen gehoert, mit denen ich mich ueber das Thema unterhalten hab.
Grauer Wolf

Re: Sachsen: Schafsrisse bei Wachau

Beitrag von Grauer Wolf »

HaBe hat geschrieben:Das fuehrte bei den Baeren zu surplus kill der Lachse, statt den Fisch zu fressen, bissen sie den Fischen das Gehirn aus dem Kopf und schmissen den Rest weg. Nur das Beste vom Fisch wurde verwertet, weil soviel davon da war. Wir haben zigtausende tote Lachse gesehen, die bis auf die Kopfoberseite unversehrt waren.
Vereinfacht:
Das, was wie scheinbare Verschwendung aussieht, hat in der Natur einen tieferen Sinn. Einerseits leben davon eine Menge Mitesser. Andererseits werden enorme Menge dieser toten Fische in die Wälder verschleppt und sorgen dort durch Zersetzung für die Stickstoffversorgung der Pflanzenwelt. Die immensen Regenfälle im Great Bear Rainforest waschen die Nährstoffe im Boden stark aus (der Boden in Regenwäldern ganz allgemein ist sehr arm) und so kann dieser Verlust teilweise kompensiert werden. Tatsache ist, daß der Lachs tatsächlich auch den Wald ernährt und die nordischen Regenwälder sonst so gar nicht existieren würden. Was Bären und Küstenwölfe liegenlassen, dient mittelbar (durch Verwesung und Kot) der Ernährung der Bäume und sonstigen Pflanzenwelt.

Gruß
Wolf
Lutra
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Re: Sachsen: Schafsrisse bei Wachau

Beitrag von Lutra »

Lämmchen hat geschrieben:Und dort springt kein Wolf drüber?
Bis jetzt nicht. Wölfe springen nicht gern, hab ich gehört. Wie gesagt, diese Zäune haben fast alle hier und es klappt (allermeistens ;) ).
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