Jagdverband fordert gezielte Jagd auf Wolf

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
HaBe
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Re: Jagdverband fordert gezielte Jagd auf Wolf

Beitrag von HaBe »

Ulrike hat geschrieben:Ich finde es schon erstaunlich - Hunde werden zu Bestien, wenn sie im Wolfsland leben?

Irgendwie schon erstaunlich, wie viele Vorfälle es mit wildernden Hunden - Hunden die sich gegenseitig umbringen und Hunde die so häufig Nutztiere angreifen es plötzlich in solchen Gebieten gibt.

Habe mal versucht eine Statistik zu finden, wie viele Nutztiere in wolfsfreien Gebieten gerissen wurden - finde ich nicht.

Allerdings gibt es eine Seite über wilderne Hunde, die wohl bevorzugt Rehwild reißen, die ist für die Hundehalter allerdings äußerst beschämend.

Ulrike
Hunde werden keine Bestien, das Problem sind einfach verantwortungslose Hundehalter.
Was die Schaeden durch Hunde angeht, darueber gibt es Auskunft, ganz aktuelle, auf Grund der Anzahl der Faelle und Summen aber eben nicht gross unterteilt:
http://www.gdv.de/2015/06/hunde-verursa ... n-im-jahr/

So lange kein Wolf in der Naehe war, hat es einfach niemanden interessiert, dafuer sowas kein oeffentliches Interesse besteht.
Das Hunde Nutzvieh jagen/verletzen/toeten kam schon immer vor, auch bei anderen Tieren wie Pferden, Schafen, Ziegen usw.

Besteht die Moeglichkeit, dass es ein Wolf gewesen sein koennte, interessiert es die Leute, weil man da eher Gefahr fuer Menschen sieht.
Ist oder war von vornherein auszuschliessen, dass Wolf beteiligt sein koennte, handelt es sich um nichts weiter als einen normalen Rechtsstreit.
In der Regel mit Nachteil fuer den Betroffenen, weil der Verursacher (Hund) zwar festgestellt wurde, aber nicht der Halter, der fuer den Schaden aufkommen muesste. Sofern er versichert sind.

Letztendlich ist es nichts weiter als ein versicherungstechnischer Vorgang, ueber den Medien mangels oeffentlichem Interesse einfach nicht berichten.
Lutra
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Re: Jagdverband fordert gezielte Jagd auf Wolf

Beitrag von Lutra »

Ulrike hat geschrieben: Einen wildernen Hund habe ich hier noch nicht erlebt,
Mir sind da schon einige Fälle bekannt in meiner unmittelbaren Umgebung aus der "Vorwolfszeit", wo Hunde z.B. Schafe gemeuchelt haben, was allerdings in den wenigsten Fällen den Weg in die Presse gefunden hat. Wildernde gabs und gibts ebenso, aber das wird noch weniger publik.
So oft kommt glaub ich beides nicht vor, aber heute, in der Wolfszeit, spricht es sich eben gleich mal deutschlandweit rum.
Ulrike
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Re: Jagdverband fordert gezielte Jagd auf Wolf

Beitrag von Ulrike »

HaBe,

mich hat diese Facebook-Seite mit den wildernden Hunden erschreckt, habe nicht geglaubt, das es so schlimm ist.

Wir haben 2 englische Setter, die auf unserem Grundstück frei laufen dürfen, das Grundstück ist recht groß, aber draußen sind sie an der Leine. Zur Zeit nur mit der 3m-Leine, zum Herbst hin wieder mit der 15m Leine.

Sie hören eigentlich recht gut, aber im Ernstfall eben nicht gut genug - finde ich..., und weil ich weiß, das
2 von diesen Hunden wirklich ein Revier mal eben auf links krempeln können, wenn sie einmal unterwegs sind, bin ich eher vorsichtig.

Ulrike
HaBe
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Re: Jagdverband fordert gezielte Jagd auf Wolf

Beitrag von HaBe »

Ich bin auf dem platten Land in Niedersachsen aufgewachsen, Pferde gehoerten bei uns zur Familie, rund um uns rum waren Kuehe auf den Weiden.
Da war es fuer mich normal, dass man aus umliegenden Orten oder im eigenen Ort oder von Freunden/Bekannten gehoert hat, wie Hunde Tiere in oder durch Zaeune gejagd haben oder verletzt haben, gehoert zum Landleben.

Mein Einwand klang vielleicht auch hart. Ich verurteile die Hundehalter, die fuer solche Unfaelle verantwortlich sind. Nicht jeden pauschal.
Aber oft sind es 'Wiederholungstaeter', was fuer die Betroffenen besonders hart ist. Mangels Interesse kommt da keine Interessengruppe und keine Medien, die helfen wollen oder Lobbyarbeit machen. Da ist man dann mit dem ganzen Kram alleine.
Alpenwolf
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Re: Jagdverband fordert gezielte Jagd auf Wolf

Beitrag von Alpenwolf »

Ulrike hat geschrieben:HaBe,
mich hat diese Facebook-Seite mit den wildernden Hunden erschreckt, habe nicht geglaubt, das es so schlimm ist.
Ulrike
Wenn man hier der Meinung ist, dass wildernde Hunde keinen interessieren, so muss man dem schon widersprechen, da dies immer ein ganz heißes Thema bei Jagdrechtsreformen ist und auch ganz breit medial diskutiert wird - siehe zuletzt NRW oder BW.

Wildernde Hunde gibt es natürlich nur in ganz geringer Dichte, aber sie kommen immer wieder und ganz regelmäßig vor und wenn ein Hund einmal ans Wildern gewöhnt lässt er es auch nicht mehr.

Da das einzige finale Regulativ gegen wildernde Hunde der Jäger ist oder es wäre ( die Polizei macht das nicht, die Feuerwehr auch nicht) stellt sich die Frage wie die Öffentlichkeit das Problem wildernde Hunde sieht. Der jagdfeindliche Teil ist da eindeutig auf der Seite eines Vollschutzes für wildernde Hunde, stellt den wildernden Hund also unter Artenschutz, da es offensichtlich ökologisch wertvoll ist, wenn Wild-, Nutz- und Haustiere bei lebendigem Leib aufgefressen werden nur weil die Besitzer auf ihre Tölen nicht aufpassen können oder wollen.

Da nimmt man selbst eine potentielle Bastardisierung der Wölfe locker in Kauf nur um vermeintlich den Jägern eines auszuwischen.
balin
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Re: Jagdverband fordert gezielte Jagd auf Wolf

Beitrag von balin »

Eine Menge Vorurteile auf einmal. Ein guter Treibhund macht fast alles wie ein Wolf, ihm fehlt aber der Rest, weil er bis dahin erzogen ist und ihm das optimalerweise auch genetisch fehlt. Warum sind die Jäger bei meinem Berufsstand so unbeliebt? Weil sie unsere Arbeit behindern. Hunde sind auch in der Jagdphase lernfähig und sehr wohl in der Lage beim gewünschten Resultat abzubrechen. "Ein Hund läßt das Wildern nicht mehr und gehört deswegen eliminiert" ist ein sehr dümmliches Argument und würde mir meine Arbeit unmöglich machen. Ich habe keine Flaschen als Hütehunde und ich könnte solche auch nicht gebrauchen. Aber es nervt mich, wenn ich jedem Jägerdeppen erklären muß, daß der Hund die Tiere nicht umbringen will, sondern das Bestreben hat, sie von einem Ort an den anderen zu bringen. Die verinnerlichen das nach einiger Zeit und mir bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als die Jäger von den Flächen fern zu halten, wo sich das abspielt. Da fehlt es scheinbar am Intelligenzquotienten um die Lage zu durchschauen.
Jagdhunde auf meiner Weide sind übrigens etwas sehr unangenehmes und die werden, wenn sie da frei rumlaufen vom angestammten Personal vertrieben.
Man kann sich da vorstellen, was sich in den Köpfen abspielt.
Nicht der Wolf gefährdet die Weidehaltung sondern der Jäger! :-D
Die Patous in Frankreich haben ohne Wölfe nur überlebt, weil es eben genug andere Hunde gibt, die ihnen Lebenszweck sind.
Für Frankreich und England gibt es Untersuchungen zu Nutztierschäden durch Hunde. Wenn ich lange genug suche , finde ich die Quellen auch wieder. Sie stehen ja in einem von den beiden Foren.
Lutra
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Re: Jagdverband fordert gezielte Jagd auf Wolf

Beitrag von Lutra »

Alpenwolf hat geschrieben:
Da das einzige finale Regulativ gegen wildernde Hunde der Jäger ist oder es wäre ( die Polizei macht das nicht, die Feuerwehr auch nicht) stellt sich die Frage wie die Öffentlichkeit das Problem wildernde Hunde sieht. Der jagdfeindliche Teil ist da eindeutig auf der Seite eines Vollschutzes für wildernde Hunde, stellt den wildernden Hund also unter Artenschutz, da es offensichtlich ökologisch wertvoll ist, wenn Wild-, Nutz- und Haustiere bei lebendigem Leib aufgefressen werden nur weil die Besitzer auf ihre Tölen nicht aufpassen können oder wollen.

Da nimmt man selbst eine potentielle Bastardisierung der Wölfe locker in Kauf nur um vermeintlich den Jägern eines auszuwischen.
In meiner Umgebung hier gab es auch schon wildernde und Wild hetzende Hunde. Das waren aber keine Schäferhunde oder sonstige hobbymäßig gehaltene, sondern die hatten schon das Jagen in ihrer Zweckbestimmung. 8-)
Von daher- finales Regulativ und nicht aufpassender Besitzer seiner Töle ev. die gleiche Person... ;-)
Alpenwolf
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Re: Jagdverband fordert gezielte Jagd auf Wolf

Beitrag von Alpenwolf »

balin hat geschrieben: Aber es nervt mich, wenn ich jedem Jägerdeppen erklären muß, daß der Hund die Tiere nicht umbringen will, sondern das Bestreben hat, sie von einem Ort an den anderen zu bringen. Die verinnerlichen das nach einiger Zeit und mir bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als die Jäger von den Flächen fern zu halten, wo sich das abspielt. Da fehlt es scheinbar am Intelligenzquotienten um die Lage zu durchschauen.
.
Wenn ich sie recht verstehen sind ihre "Treibhunde" nicht wildrein und hetzen das Wild von einem Ort, also ihrer Weide nach wohin? In den heimatlichen Stall? Nach Nebraska? Als Lösung bietet sich da an die Hunde eben wildrein abzuführen, eine der leichteren Übungen in der Kynologie.

Und ob ihre Hunde das getriebene Wild nicht auch gleich verspeisen wissen sie so genau?
Grauer Wolf

Re: Jagdverband fordert gezielte Jagd auf Wolf

Beitrag von Grauer Wolf »

Alpenwolf hat geschrieben:Da das einzige finale Regulativ gegen wildernde Hunde der Jäger ist oder es wäre ( die Polizei macht das nicht, die Feuerwehr auch nicht) stellt sich die Frage wie die Öffentlichkeit das Problem wildernde Hunde sieht. Der jagdfeindliche Teil ist da eindeutig auf der Seite eines Vollschutzes für wildernde Hunde, stellt den wildernden Hund also unter Artenschutz, da es offensichtlich ökologisch wertvoll ist, wenn Wild-, Nutz- und Haustiere bei lebendigem Leib aufgefressen werden nur weil die Besitzer auf ihre Tölen nicht aufpassen können oder wollen.

Da nimmt man selbst eine potentielle Bastardisierung der Wölfe locker in Kauf nur um vermeintlich den Jägern eines auszuwischen.
Sehr schön. Dann hätte ich gerne gesehen, daß Jäger ihren eigenen Hund abknallen, Tiere, die auf Wild scharf gemacht wurden (lebender Fuchs, lebende Katze, lebende Ente, muß ich weiterreden?). :shocked:

Ich vergesse nie den Anblick einer Gesellschaftsjagd in der Nähe des Hundeplatzes, als die ganze Jagdhundkorona unisono hinter einem Hasen her war. Da half kein Fluchen, kein Pfeifen, die gehorchten nicht. Ein Clubmitglied kommentierte das damals sehr treffend: Wäre das einer von unseren Hunden gewesen, hätte es geknallt. Übrigens wurde auch einer Freundin von uns angedroht, den Hund zu erschießen ("...dann knalle ich den Köter ab."), wenn er nur einen Schritt richtung Waldrand macht (der Hund hatte die Angewohnheit, nach dem Ableinen erst mal herumzukariolen und Dampf abzulassen, gejagt hat der nie.) In meiner Gegenwart hätte er das besser nicht gemacht, zumindest eine Anzeige wäre ihm sicher gewesen... Solche Leute mit ihren Gutherrenallüren gehören aus dem Verkehr gezogen!

Offensichtlich wird in der Jägerschaft gerne mit zweiterlei Maß gemessen. Zum Glück hat man da jetzt in NRW weitgehend die Bremse gezogen.
Was das angebliche Hetzen von Haustieren angeht... Wenn die Pferde doch so unordentlich auf der Weide rumstehen, was macht ein guter Hüter? Er treibt sie fein säuberlich und ohne Hektik in eine Ecke, parkt sie dort und kommt mit höchst selbstzufriedener Miene zur Besitzerin zurückt. :lol: (Notabene, es keiner von meinen, die Geschichte wurde mir glaubhaft erzählt und paßt auch zum Verhalten von Hütern, weil dieses Verhölten in Arbeitslinien genetisch verankert ist).
Will sagen: Die wenigsten, angeblich wildernden Hunde, die man unbedingt abschießen muß (denkt die grüne Zunft eigentlich nur mit der Gewehrmündung???) vollziehen die vollständige Jagdsequenz bis zum Riß und noch weniger Hunde wären heutzutage dazu überhaupt in der Lage, weil kleine bis mittelgroße Hunde vorherrschen.
Im übrigen gebe ich balin recht, der gerade bei Hütern viel mehr als ich tief in der Praxis der Arbeit mit diesen Tieren steckt.

Und die angeblich so bedrohliche Bastardisierung der Wölfe wird davon nicht wahrer, daß man sie ständlig wiederholt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist äußerst gering.

Gruß
Wolf
FrauFuchs
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Re: Jagdverband fordert gezielte Jagd auf Wolf

Beitrag von FrauFuchs »

Mich erschreckt in Punkto Hund so gut wie gar nichts mehr... Nach ca 10 Jahren hundetrainer Tätigkeit mit Schwerpunkt auf "aggressive" Hunde könnte ich so einiges erzählen :-/
Das Hauptproblem sind Menschen die sich völlig unreflektiert Hunde anschaffen. Habe den Eindruck immer mehr Leute meinen sich Hunde halten zu müssen ohne Gespür für diese Tiere.
Da halten sie sich Hunde und haben Angst vorm Wolf. Für mich passt das nicht zusammen.
Und wer sich als Hundehalter schon nicht für wolfsverhalten interessiert der sollte sich doch wenigstens für hundeverhalten begeistern...
Wer das nämlich tut, den erschrecken auch Beißstatistiken nicht...
Wer da mal mit offenem Geiste herangeht.. Der fasst sich dann nur noch an die Stirn wenn Menschen Angst vor der Gefährlichkeit von Wölfen in bezug auf menschen haben...
Da hat der Wolf noch viel Luft nach oben, will er mit dem Hund gleichziehen...
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