Artikel der Zeit zum Wolf

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LarsD

Artikel der Zeit zum Wolf

Beitrag von LarsD »

Ein zur Abwechslung mal gründlich recherchierter Artikel zum Wolf ist jetzt auch online verfügbar: http://www.zeit.de/2015/14/tiere-woelfe-bedrohung
Lutra
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Re: Artikel der Zeit zum Wolf

Beitrag von Lutra »

So umfangreich wurde da aber nicht recherchiert. Zu 80% hat das der gute Valerius selbst aufgeschrieben. Wurde anderswo verlinkt.
Aber es ist schon interessant, welch umfangreiche Zeitungsartikel durch den Wolf zustande kommen. Da verdient der Journalist doch mal ordentlich. Für ihn ist der Wolf schon mal gut. :pleased:
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Wolfsblut
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Re: Artikel der Zeit zum Wolf

Beitrag von Wolfsblut »

Was fürn Rotz-Artikel... Bedient nur Vorurteile und verbreitet Hetze. Gründlich recherchiert? Wenn ich so meinen Job machen würde.... Halleluja.
LarsD

Re: Artikel der Zeit zum Wolf

Beitrag von LarsD »

Möchtest Du Deine etwas vorpubertär formulierte Kritik vielleicht mit sachlichen Argumenten untersetzen? Anderenfalls gehe ich davon aus, dass Du auch hier mit dem Inhalt einfach etwas überfordert bist.
Grauer Wolf

Re: Artikel der Zeit zum Wolf

Beitrag von Grauer Wolf »

Lutra hat geschrieben:So umfangreich wurde da aber nicht recherchiert. Zu 80% hat das der gute Valerius selbst aufgeschrieben. Wurde anderswo verlinkt.
Aber es ist schon interessant, welch umfangreiche Zeitungsartikel durch den Wolf zustande kommen. Da verdient der Journalist doch mal ordentlich. Für ihn ist der Wolf schon mal gut. :pleased:
Exakt so sieht es aus. Alleine der Nicht-Vorfall rund um den Waldkindergarten nimmt fast 2 DIN A4 Seiten ein. Wenn es um Kinder auch nur im allerweitesten Sinne gehen könnte, dann ist keine Dramatik, keine Polemik zu billig:
Bianca von Döllen ist aufgeregt und versucht, ihre Gedanken zu ordnen. Ein Wolf, der Waldkindergarten, ihr Neffe.
Im Dezember hat ein Wolf drei seiner Tiere gerissen, zwei tragende Schafe und einen Zuchtbock. Es muss ein Gemetzel gewesen sein. Wilkens hat Fotos der toten Schafe machen lassen, von "Blutrausch" und "Mordlust" spricht er seither.
Der Bestatter besitzt ein feines Gespür für das dramatische Potenzial einer ausbaufähigen Geschichte, und so sagt er: "Wie sollen wir die Kinder beschützen? Durch einen Elektrozaun rund um den Kindergarten? Das hatten wir schon einmal in Deutschland, dass Menschen hinter Stromzäunen leben mussten."
Das ist der entscheidende Satz. Endlich wieder ein Thema, das sich hochziehen lässt.
Nur mal zur Erinnerung: Um 22.15 Uhr, also rund 6 Stunden, nachdem überhaupt Kinder in der Ecke waren, kommt zufällig ein junger Wolf an der Ecke im Wald vorbei, den der Waldkindergarten vereinnahmt hat. Sorry, aber was sich mittags da abspielte dürfte den Grauen überhaupt nicht interessiert haben und bei dem Gekreische und Geplärre wäre er eh laufengegangen...
Bürgermeister Meyer schreibt dem Umweltminister: "In unserer Gemeinde geht die Angst vor dem Wolf um." Im Rathaus rufen fast jeden Tag Bürger an, die einen Wolf gesehen haben wollen.
Wenn dann im Zuge dessen jeden Tag Leute beim Bürgermeister anrufen, die einen Wolf gesehen haben wollen, dann spricht das für pure Hysterie: Die Leute sehen Wölfe, wo gar keine sind.
In der Uckermark wurde im vergangenen November der Hund eines Försters von einem Wolf angefallen.
Der Fall ist ja wohl bekannt: Ein freilaufender Hund in Wolfsrevier ist ein Eindringling, der vertrieben oder auch angegriffen wird. Ein normales Verhalten. Das Grundstück war übrigens nicht gesichtert, die Hündin m.W. außerhalb des einfach Zaunes.
Im Februar dieses Jahres erschreckte ein Rudel Wölfe eine Spaziergängerin im Landkreis Lüneburg, die zwei Hunde ausführte. Die Wölfe näherten sich ihr und beobachteten sie lange. Die Frau war so geschockt, dass sie einen Notarzt rief.
Dieser Fall wurde von der Journaille gnadenlos aufgebauscht. Nach Angaben der Frau zeigten die (Jung-)Wölfe keinerlei Aggression, sondern nur Neugier, und ein Teil der Schilderung in der Presse war schlicht und ergreifend erlogen.

Über V. Geist brauche ich mich nicht groß zu äußern. Er ist in der Wolfsforschergemeinde regelrecht isoliert. Projektion der eigenen Ängste aufgrund eines Vorfalles im persönlichen Umfeld sind eine schlechte Basis für die Verhaltensforschung. Außerdem ist der Mann Spezialist für Schalenwild und hat vom Wolf wenig Ahnung, so wenig, daß sein Gutachten zum Fall Carnegie vom Gericht wegen Unqualifiziertheit (man könnte auch gleich Inkompetenz sagen) abgelehnt wurde. Aufgrund der zahlreichen, widersprüchlichen Gutachten ist nicht einmal 100% klar, ob es damals wirkich Wölfe waren oder ob diese nur die Sekundärschäden angerichtet haben (auch ein Bär war als Todesursache im Gespräche). Geists "7 Stufen der Eskalation" kann man schon fast unter esoterisch verbuchen.
(Btw., wenn die Kragenhühner verschwinden, ist das wohl kaum schuld des Wolfes. Einerseits ist es als Beute kaum interessant, andererseits unterliegen seine bestände sehr starken, zyklischen Schwankungen.)

Tatsache ist jedenfall, was auch im Zusammenhang mit dem Fall Carnegie zur Sprache kam, daß nahezu alle Vorfälle mit Wölfen auf massive Habituierung zurückzuführen waren.
Der Sonderfall Indien wurde hier schon oft diskutiert. Aufgrund der Umstände dort läßt sich das Verhalten der indischen Wölfe, die gelegentlich Kinder angreifen nicht auf andere Teile der Erde übertragen.
Auch der Fall Candice Berner wurde schon oft diskutiert. Was wirklich passiert war läßt sich schwer rekonstruieren, aber es schaut lt. Untersuchungsbericht ein Unfall, ein unbeabsichtigtes "Ineinanderrasseln" der Wölfe und C.B. gewesen zu sein, deren Aufmerksamkeit hinsichtlich ihrer Umwelt, wohlwollend ausgedrückt, äußerst eingeschränkt war. Dazu noch ein kräftiger Wind, der in hügeligem bis bergigem Gebiet Geruchssignaturen deutlich abfälscht. Die Spurenlage legt dann noch nahe, daß sie wie eine Beute reagierte und versuchte wegzulaufen, was bei Wölfen und anderen Beutegreifer grundfalsch ist. Außerdem wurde C.B. m.W. nicht angefressen und die Spurenlage legte ebenfalls nahe, das C.B. nicht verfolgt wurde. Es war schlicht und ergreifend Pech. Fakt ist, daß die Behörden nicht von einer erhöhten Gefahrenlage hinsichtlich der Wölfe ausgingen, aber betonten, daß (im übertragenen Sinne) die Natur kein Streichelzoo ist und immer eine gewisse Gefahr beinhaltet, vulgo: Allgemeines Lebensrisiko.
In New Mexico wurden an einigen Bushaltestellen zeitweise vergitterte Verschläge errichtet, die Kinder vor Wölfen schützen sollten.
Das Ergebnis reiner Hysterie. Diese Kinderkäfige wurden nie benutzt und verfallen inzwischen. Über die Superrudel in Russland, über die es keinerlei verläßliche Dokus gibt, muß ich nichts weiter sagen.

Beredt ist dagegen der Fall des 1977 von Wölfen getöteten Kindes: Es waren 2 gefangene Wölfe, von denen einer auskniff und ein Kind tödlich verletzte. Notabene: Ein ausgerissener Wolf aus zumindest sehr zweifelhafter Haltung und in keinster Weise auf wild lebende Wölfe übertragbar.
Einer der Wölfe, erzählt Geist, freundete sich damals mit Hütehunden an, die eine Schafherde bewachten. Der Wolf nutzte seine neuen Kontakte, und die Hunde sahen von nun an unbekümmert zu, wie ihr Freund Schafe riss.
Dumm gelaufen... :lol:
Valerius Geist. Er ist aus Kanada angereist. "Ihr in Deutschland werdet euch über die Wölfe noch wundern", sagt Geist, und Hocker schaut ihn besorgt an. Dann geht es los mit den Vorträgen. Fotos blutiger Eingeweide werden auf einer Leinwand gezeigt, getötete Rehe, skelettierte Hunde, es will kein Ende nehmen. Valerius Geist sitzt vorn im Saal und hört mit strenger Miene zu, Gero Hocker sitzt hinten und wundert sich. Ist er hier unter Extremisten geraten? Wäre wahr, was diese Redner behaupten, dann liefen da draußen blutrünstige Ungeheuer herum.
Ja was denn? In Wolfsland läßt man seinen Hund nicht frei rumstromern, sondern hält ihn bei sich, verbal oder per Langleine (getötete Hunde müssen sich ihre Menschen hinter die Ohren schreiben, die ihre Sorgfaltspflicht gegenüber ihrem Gefährten vernachläßigt haben. Die Hunde tun mir dabei selbstverständlich leid, mit ihren Besitzern (mehr waren die nämlich nicht) habe ich kein Mitleid). Und daß die Tischsitten bei Wolfens rustikal sind, ist ein alter Hut. Himmel noch mal, hier soll mit ganz normalem Verhalten des Wolfs plus ein paar Bildern, die nichts für Zartbesaitete sind, Stimmung gegen die Grauen gemacht werden. Die essen nun einmal nicht mit abgespreiztem, kleinen Finger geziert mit Messer und Gabel, die langen herzhaft mit den Zähnen zu. Wer den Anblick eines gefressenen Rehs nicht erträgt, sollte sich vielleicht nur mit Rehlein und Häschen befassen.
Trotzdem muss niemand Angst vor einem Wolf haben. Man kann die brutalsten Wolfsangriffe aus Sibirien zusammentragen, nach den problematischsten Problemwölfen in Deutschland fahnden, man kann die Todesfälle addieren und findet noch immer keinen Anlass zur Sorge. Außerhalb Russlands, Weißrusslands und der Ukraine kam es in Europa zu 59 Angriffen wild lebender Wölfe auf Menschen, seit 1950. Neun Menschen kamen ums Leben. Neun. Es ist viel wahrscheinlicher, in Deutschland von einem Blitz erschlagen als von einem Wolf angefallen zu werden. Es ist sogar wahrscheinlicher, von einem Wildschwein umgebracht zu werden (so endete im Jahr 2008 das Leben eines Jägers in Brandenburg).
Damit ist im Grunde alles gesagt. Der Wolf ist ein Beutegreifer, der natürlich das Potential hat, zu verletzen und zu töten. Diese Potential braucht er aber zum Überleben und nicht, um Jagd auf Zweibeiner zu machen.
Woche für Woche rief Geist einen seiner Bekannten an, um ihm unglaubliche Wolfsgeschichten zu erzählen. Jede dieser Geschichten wird allein durch den Wolf in einen Thriller verzaubert, den die Zivilisation nicht bieten kann. Valerius Geist würde es so nicht ausdrücken, aber er vermisst die Wölfe.
Jau, Geschichten erzählen kann er wohl, aber ob die auch wahr sind, das steht auf einem anderen Blatt.

Die Kommentare von mir stehen jetzt nicht unbedingt in der Reihenfolge, wie sie im Text erschienen. Ich kann nur sagen, ich habe mich durch den Artikel und seine 7 ausgedruckten DIN A4 Seiten regelrecht durchgequält. Zieht man die Selbstdarstellung von V. Geist und die aufgebauschte Nicht-Geschichte um den Waldkindergarten ab, bleibt nicht viel an reiner Information. Diesen Nichtgehalt mußten offensichtlich Dramatik und Geschwurbel ersetzen. So mag der Artikel zwar ganz nett als Beilage zu Kaffee und Frühstücksbrötchen dienen und beim Laien wohliges Grusel erzeugen, der Wahrheitsfindung dient er eher nicht und Wolfskennern dürften die Inhalte eh bekannt sein, ganz ohne Dramatik.

Gruß
Wolf
balin
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Re: Artikel der Zeit zum Wolf

Beitrag von balin »

Man kann V. Geist denunzieren wie man will, aber er hat sehr anschaulich abstrahiert, wie intelligente Wesen , wie die Wölfe und zb wir, die Welt erobern.
Gilt für Kühe auch und auch für Hunde und eigentlich für jedes reflektierende Wesen. Genau, weil ich Hunde und Wölfe und Kühe und nicht zuletzt Menschen für ihre Intelligenz bewundere, kann ich dem nur zustimmen. Vancouver Island ist eine Insel mit hundert Kilometer Breite und vierhundertfünfzig Kilometer Länge, doppelt so groß wie Sachsen, aber mit ein paar bestimmenden Eigenheiten, die abwanderwilligen Jungwölfe haben ein paar sehr bestimmende Barrieren vor sich.
Was V. Geist beschreibt ist eine Sackgassen- Situation für die Wölfe und sie wurde in diesem Fall durch Abschuss aufgelöst. Die Konstellation findet sich aber auf dem Festland praktisch nicht. Da laufen die Nachkömmlinge im Zweifelsfall viele hundert Kilometer um dem ultimativen Showdown aus dem Weg zu gehen. Die Apokalypse ist Hierzulande noch weit entfernt, weil wir keine verhungernden Wölfe haben, Die Struktur der Verhaltensweisen hat V. Geist im akuten Fall aber beschrieben. Die Denkweise von Kühen auf einer abgefressenen Weide habe ich notwendigerweise nachfollziehen müssen.
Bitte, der Mann beschreibt Allgemeinplätze und er wendet das nur mal auf die Wölfe an.
Logisch, daß die Jäger auf V. Geist stehen. in der Konsequenz muß man das Selbe aber auch auf die Jäger anwenden. Das sind Individuen, die auf Beute aus sind und deswegen Hindernisse aus dem Weg räumen. Dumm nur, wenn es die besseren jäger sein sollen, nämlich die Wölfe. ;-)
HaBe
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Re: Artikel der Zeit zum Wolf

Beitrag von HaBe »

balin hat geschrieben:Man kann V. Geist denunzieren wie man will, aber er hat sehr anschaulich abstrahiert, wie intelligente Wesen , wie die Wölfe und zb wir, die Welt erobern.
balin hat geschrieben:Man kann V. Geist denunzieren wie man will, aber er hat sehr anschaulich abstrahiert, wie intelligente Wesen , wie die Wölfe und zb wir, die Welt erobern.
Wenn man seinen Thesen und Interpretationen nicht blind glaubt und ihnen widerspricht, denunziert man ihn?
Ist das Ihre fachliche Meinung oder einfach der Tatsache geschuldet, dass Sie seine Thesen ins Deutsche uebersetzt haben und somit ein (voellig nachvollziehbares) Interesse daran haben, Geist gegen sachlicher und fachlicher Kritik zu verteidigen?

Mal ganz objektiv, Geist hat bis heute nicht ein einziges Dokument zum Thema Wolf veroeffentlicht, dass wissenschaftlich begutachtet wurde oder irgendwelche fachliche Relevanz hat. Das hat ihm auch ein unabhaengiges Gericht bestaetigt. Weder in Fachzeitschriften noch sonstwie wurde seine These ueberprueft und bestaetigt. Es ist am Ende als nichts weiter als eine These, eine Idee, bis jetzt nicht belegt, aber staendig wiederholt wie die gegensaetzlichen Maerchen von NABU & Co?

Sie beziehen sich hier auf sein Vancouver Island Papier. Acht Tage Beobachtungen und eine Hand voll Erlebnisse reichen Geist zur Aussage ueber die Populationsdichte auf der Insel bzw Verhalten von Beutetieren zu erkennen und zu verstehen? Da ist die Verhaltensforschung mittlerweile doch um einiges weiter, wenn auch erst am Anfang.

Siehe hier
http://www.montaneelk.com/updates_elk.php#SimoneCiuti

bzw hier
http://www.montaneelk.com/downloads/Ciu ... _ABODM.pdf

Stichwort: bold/shy continuum. Was Forscher ueber mehrere Jahre mittels moderner Technik an Verhalten erst muehsam gelernt haben, konnte Valerius Geist innerhalb weniger Monate erkennen bzw besser interpretieren? Und an Hand der nicht gesichteten Tiere Aussagen ueber Populationen und Verhalten der Woelfe zu machen?

Da sind so viele Loecher in seinen Theorien, allein deswegen setzt sich schon kaum jemand damit auseinander. Zum Stimmung machen geht es aber eben.

Fuer Sie mag das ja alles einleuchtend sein und Sinn machen. Fuer mich und andere macht sowas keinen Sinn.

Zum Beispiel das hier, Zitat aus der 7-Stufen-These:
"Wenn ein Wolf vor einer unbekannten Beute steht, ist seine letzte Ergründung der Angriff [vi]"
"[vi] Persönliche Mitteilung von Dr. Paul Paquet über Untersuchungen zu Küstenwölfen in British Columbia. Hinterlassenschaften der Wölfe enthielten Pelzteile und Klauen von Schwarzbären und Grizzlybären."

Koennen Sie mir den Sinn dahinter mal erklaeren? Sie scheinen die Region ja gut zu kennen, wenn Sie Geist widerspruchslos glauben. Dann muessten Sie auch wissen, dass in BC bis heute Grizzlies und Schwarzbaeren fuer Trophaen gejagd werden. In der Regel wird der Kopf abgeschnitten und/oder das Fell abgezogen. Der Rest wird einfach dort liegen gelassen, wo das Tier geschossen wurde. Im Schnitt bedienen sich am Kadaver (ohne Insekten) ueber 30 verschiedene Tierarten, unter anderem eben auch Wolf, wenn er da ist. Da wird zwangslaeufig neben anderen Tierresten wohl auch Baer dabei sein.

Wie kommt man dann aber im Umkehrschluss dazu, zu Behaupten, Ueberreste im Kot wuerden Informationen zu Wolfsverhalten geben die ueber sein Frassverhalten hinausgehen? Kann man mittlerweile an Hand von Kotanalysen feststellen, ob die Beute getoetet wurde oder ob es sich um Leichenfrass handelt? Paquet hat nichts weiter gesagt, als dass ein Wolf einen Grizzly toeten kann und das man Ueberreste im Kot gefunden hat. Mehr nicht.

Fuer so ein wirres Zeug scheut sich Geist dann nicht Paquet zu zitieren, um den Eindruck zu erwecken, die Arbeiten von Paquet wuerde seine Thesen bestaetigen. Als Paquet wie andere Verhaltensforscher seiner These widersprechen und sie in Frage zu stellen, antwortet Geist damit, dass er ihm nicht nur den bisherigen fachlichen Respekt als Wissenschaftler abspricht, sondern auch den menschlichen. Oeffentlich. Um seine These noch mal zu dramatisieren reichte Paquet dann aber trotzdem doch wieder? Unheimlich serioes.

Das ist nichts anderes als das Bedienen eines Marktes. So wie die Wolfskuschler ihre Helden haben die mit der Wolfsromantik eine gute Mark verdienen, bedient Geist die eher weniger augeschlossenen Mitbuerger, um es mal vorsichtig auszudruecken. Erfolg hat er damit, die sieben Stufe These ist vor allem in aller Gegner Munde und an Hand von Zeitungsberichten und Wolfsbildern wird im Keller vorsichtig die Gefahrenlage analysiert, ob man noch mal eben an die Tanke Bier und Kippen holen kann, oder ob ein Uebergriff direkt bevorsteht.

Ideologischen Zuspruch hat Geist, keine Frage. Das macht seine These aber nicht richtiger. Und Kritik, egal ob berechtig oder nicht, als blosses Denuziantentum abzutun auch nicht.
holsteiner in nrw
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Re: Artikel der Zeit zum Wolf

Beitrag von holsteiner in nrw »

@HaBe: Willkommen im Forum, guter erster Beitrag. :)
balin
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Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Artikel der Zeit zum Wolf

Beitrag von balin »

Wenn man den Wolf notwendigerweise vor allem aus der Sicht eines Herdenschützers betrachtet, dann sind die Thesen von V.G. schon hilfreich.
Das Umlernen der Wölfe auf Nutztiere als Beute muß verhindert werden und das ist in Deutschland vergleichsweise leicht, weil es viel Wild gibt.
Die Situation, die in "When dangerous" vollständig aufgelistet wird, kann es erst geben, wenn vorher schon eine Menge falsch gelaufen ist. Das schlimmste dabei ist das Anfüttern. Man muß sich nicht darüber streiten, was der Wolf frisst und warum er dazu kommt. Wichtig ist für den Tierhalter zu wissen, daß ein Wolf immer einen Vorlauf hat, bevor er auf neue Beutetiere umsteigt und das gilt es eben beim Herdenschutz auszunützen. Wenn der Übergriff auf die Herde da ist, ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Der vorbeugende Herdenschutz ist möglich und wichtig, weil man mit ihm den Wolf am Pläne schmieden hindert und ihm Erfolgserlebnisse verweigert. Die Thesen zeigen ja nur, auf welchen Ebenen man eingreifen kann.
Letztlich ist das ein Katalog, den es abzuarbeiten gilt. Für mich ist das die Essenz der oben zitierten Veröffentlichung.
Das ganze geht von der sicherlich richtigen Annahme aus, daß Wölfe von den Elterntieren ein Spektrum an Beutetieren angelernt bekommen.
Selber könnte ich es nicht überprüfen, aber es steht so in der Beschreibung des Wolfes auf der Seite des französischen Staates. Es ist also sinnvoll, sich Gedanken darüber zu machen, wie die Wölfe dann den Anpassungsprozess an ein neues Beuteschema vollziehen.
Alpenwolf
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Re: Artikel der Zeit zum Wolf

Beitrag von Alpenwolf »

HaBe hat geschrieben:
Sie beziehen sich hier auf sein Vancouver Island Papier. Acht Tage Beobachtungen und eine Hand voll Erlebnisse reichen Geist zur Aussage ueber die Populationsdichte auf der Insel bzw Verhalten von Beutetieren zu erkennen und zu verstehen? Da ist die Verhaltensforschung mittlerweile doch um einiges weiter, wenn auch erst am Anfang.

Siehe hier
http://www.montaneelk.com/updates_elk.php#SimoneCiuti

bzw hier
http://www.montaneelk.com/downloads/Ciu ... _ABODM.pdf

Stichwort: bold/shy continuum. Was Forscher ueber mehrere Jahre mittels moderner Technik an Verhalten erst muehsam gelernt haben, konnte Valerius Geist innerhalb weniger Monate erkennen bzw besser interpretieren? Und an Hand der nicht gesichteten Tiere Aussagen ueber Populationen und Verhalten der Woelfe zu machen?
Über das Verhalten unserer Cerviden und deren Verhaltensänderung durch Prädationsdruck gibt es seit Jahrhunderten vertiefte Erkenntnisse.
Herr Ciuti kann da leider nichts Neues einbringen, er hätte seine sicher lustigen Hubschrauberflüge einsparen können, indem er besser die Publikationslisten der europäischen Wildbiologie studiert hätte, aber auch jeder mittelmäßige mitteleuropäischer Jäger hätte ihn über die Frage des Jagddrucks aufklären können.

Aber darum geht es ja gar nicht. Als Außenstehender ist es interesssant zu sehen wie sich das Bild schön langsam dreht, da man tw. bereits beginnt
zum Rückzug zu blasen. Während unser Grauwolf noch eisern hinter seinem Idol steht und noch immer nicht wahrhaben will, dass Berner und Carnegie ganz unvorschriftsmäßig aufgefressen wurden, dämmert es anderen schon was ein paar tausend Wölfe unter 80 Millionen Einwohnern bedeuten und dass diese Ding auch in die Hose gehen wird.. Die Schuldzuweisungen werden offensichtlich bereits nach ihren Werthaltigkeiten analysiert und der Absprung evaluiert, da die Einschläge immer näher kommen.
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