Angriff auf Hund in der Uckermark

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Miscanthus
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Re: Angriff auf Hund in der Uckermark

Beitrag von Miscanthus »

Der letzte Stand in diesem Thread hier war eigentlich das Thema "dass Wildtiere sich eben auch in unmittelbarer Nähe des Menschen aufhalten".
Das Thema war eigentlich damit abgefrühstückt, ist aber dann doch in ellenlange Diskussionen abgedriftet, "wie Waschbären in Häuser gelangen" und dass "Waschbären eine Plage sind" und dass "Marder Kabel anbeissen" etc. etc. Das hat mit dem Thema nichts zu tun, man nennt solche Themaverfehlungen übrigens schön neudeutsch "Off Thread" und so mancher Mod in anderen Foren würde schon aus weit nichtigeren Gründen "dicht machen". Ach ja, Wildtiere, die sich menschlichen Behausungen nähern. Schönes aktuelles Beispiel:
http://www.merkur-online.de/aktuelles/b ... 36813.html
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SammysHP
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Re: Angriff auf Hund in der Uckermark

Beitrag von SammysHP »

Ich hatte ja gesagt, dass ich hier nicht mehr so streng moderieren werde. Wie man es auch macht, nie wird man allen gerecht.
Miscanthus
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Re: Angriff auf Hund in der Uckermark

Beitrag von Miscanthus »

Was ich mit dem Link auf den Artikel über die Wildschweine am Stadtrand von Würzburg, die einen Zecher blitzesschnelle zurück in die Kneipe flüchten ließen, eigentlich sagen wollte.....
Wo bleiben hier die empörten Aufschreie: "Mein Gott, sie verlieren jegliche Scheu vor Menschen"
Wo bleibt hier das übliche Gejammer: "Wir können unsere Kinder nicht mehr auf die Straße lassen"
Wo bleibt hier das Geschimpfe "Man kann nicht mehr im Wald spazierengehen"
Aber wehe, es zeigt sich ein Wolf am Horizont, dann rotiert die Gemeinde und "die Einschläge kommen immer näher......"
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Lone Wolf
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Re: Angriff auf Hund in der Uckermark

Beitrag von Lone Wolf »

@Miscanthus
überaus treffender Beitrag,
Bertrand A.W.Russel, einer der größten Denker des letzten Jahrhunderts meinte mal ganz lapidar: Wer Angst hat vor einem Tier, wird in seinem Verhalten immer das Bedrohliche entdecken...
Dabei geht es im konkreten Falle der Wölfe nicht nur um psychische, es geht bei den Hauptprotagonisten der Antiwolfsszene wie Jägern und Nutztierhaltern v.a. um ausgemachte finanzielle Ängste, im ersteren Falle auch um gekränkte Eitelkeiten. Bei jedem noch so kleinen Vorfall, wird der Untergang des Abendlandes prophezeit und die Propheten schlagen sich auf die Brust.
Dabei kann ich den Standpunkt der Nutztierhalter durchaus nachvollziehen. Aus anderen, gesellschaftlich bedingten Gründen, fürchten einige von ihnen ums wirtschaftliche Überleben. Und nun noch der zusätzliche Aufwand... Dafür müssen Lösungen her bzw. gibt es bereits Hilfe, keine Frage, da kann aber der Wolf nichts dafür, sich blind vor Hass auf ihn zu fokussieren beseitigt nicht die Wurzel des Übels.
Ansonsten gilt, es wird immer Gegner von "nutzlosem Raubzeug" geben. Diese werden nie verstehen, worum es der Gegenseite bei ihren Anstrengungen für eine Änderung ethisch moralischer Umgangsweisen mit Natur, Flora und Fauna geht und diese Gegenseite wiederum kann und will sich nicht mehr in der Zeit bzw. auf der Entwicklungsschiene zurückbewegen. Deswegen wird es in diesen Tagen und bei diesem Thema mit bestimmten Kreisen nie eine Annäherung geben können. Die Vertreter dieser alten Zünfte müssen auf biologische Weise verschwinden und die neuen Generationen werden mit diesen neuen Gegebenheiten aufwachsen, die auftretenden (Gefahren)Situationen kennen-und mit ihnen umgehen lernen. So wie damals, als das motorisierte Fahrzeug das Pferdefuhrwerk oder der elektrische Strom Feuer und Kerzenlicht ablöste. Immer gab es bei solchen Schritten die irrational verbohrten Warner und Belehrer vor diesem Teufelswerk.
Bis dahin fliesst sicher noch viel Wasser den Rhein hinunter, ich werde es aller Wahrscheinlichkeit auch nicht erleben, aber die Zeit wird kommen, da werden Wölfe wie selbstverständlich in unseren Wäldern heulen, Füchse einer vielleicht ganzjährigen Schonzeit unterliegen, Luchse streifen durch unsere Nationalparks, ein paar Elche schieben ihre Schaufeln durchs Gehölz und vielleicht kommen auch hin und wieder Bären über die Alpen und man hält begeistert inne um zu beobachten...
Und selbstverständlich wird man, dem Menschen gegenüber aggressiv auffallende, einzelne Tiere eliminieren müssen. Aber niemand wird mehr unrational aufschreien und die erneute Ausrottung einer ganzen, unsere, dann Kultur-Naturlandschaft genannten, Siedlungsgebiete bereichernden, Tierart fordern. Man wird vielmehr zurückschauen und über die unreife Barbarei der vergangenen Jahrhunderte verständnislos den Kopf schütteln, genau so wie heute beispielsweise LarsD und Skeptiker beim Lesen dieser paar unbedeutenden Zeilen. ;-)

Einen schönen Tag noch und viele Grüsse
LW
Zuletzt geändert von Lone Wolf am 11. Nov 2014, 13:32, insgesamt 2-mal geändert.
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
Grauer Wolf

Re: Angriff auf Hund in der Uckermark

Beitrag von Grauer Wolf »

harris hat geschrieben: Deine Einstellung zu Schafen kennen wir, aber dass Du jetzt das Kabel noch weiter runter ziehst hätt ich nicht gedacht... :-P
Hallo, es ging um die finanziellen Auswirkungen und deren Relation. Je nach dem, was so ein Marder erwischt, kann das richtig teuer werden.
LarsD hat geschrieben:Wer bitte bist Du, dass Du Dir aus der Ferne Deines Stadtkämmerleins solche Tiraden anmaßt? Was reitet Dich, einem der grünsten Zeitungsredakteure Brandenburgs im gleichen überheblichen Tonfall einen Online-Kommentar zu servieren, bei dessen Lektüre der garantiert mit den Ohren schlackert.
Wenn einem sonst nichts einfällt, kommt die Städterkeule... Lars, solche Methoden ziehen bei mir nicht.
Und Zeitungsredakteur grün oder nicht, wenn man als Journalist über etwas schreibt, erarbeitet man sich vorher zumindest Basiswissen und nimmt nicht Grimms Märchen als Referenz. Als Chefredakteur hätte ich dem eine Standpauke gehalten!

Gruß
Wolf
Grauer Wolf

Re: Angriff auf Hund in der Uckermark

Beitrag von Grauer Wolf »

Miscanthus hat geschrieben:Was ich mit dem Link auf den Artikel über die Wildschweine am Stadtrand von Würzburg, die einen Zecher blitzesschnelle zurück in die Kneipe flüchten ließen, eigentlich sagen wollte.....
Wo bleiben hier die empörten Aufschreie: "Mein Gott, sie verlieren jegliche Scheu vor Menschen"
Wo bleibt hier das übliche Gejammer: "Wir können unsere Kinder nicht mehr auf die Straße lassen"
Wo bleibt hier das Geschimpfe "Man kann nicht mehr im Wald spazierengehen"
Aber wehe, es zeigt sich ein Wolf am Horizont, dann rotiert die Gemeinde und "die Einschläge kommen immer näher......"
Das lag mir auch auf der Tastatur... Der aggressive Keiler (der einem so nebenher die Schlagader im Bein zerfetzen kann) ist nur einen 7-Zeiler in einer Lokal-Zeitung wert, dabei war diese Situation wirklich gefährlich.
Hätte ein Wolf einen Menschen auch nur schief angeschaut und sich dann getrollt, gäbe es jetzt bundesweit 144-Punkt Schlagzeilen in sämtlichen Blättern "Wölfe attackieren Passanten!" o.ä., garniert mit ein paar blutrünstigen Agenturbildern von Wölfen am Riß, wo gerade um die Portionen gestritten wird... Hier wird m.E. ganz gewaltig mit zweierlei Maß gemessen! :grumpy:

Gruß
Wolf
LarsD

Re: Angriff auf Hund in der Uckermark

Beitrag von LarsD »

Grauer Wolf hat geschrieben: Wenn einem sonst nichts einfällt, kommt die Städterkeule... Lars, solche Methoden ziehen bei mir nicht.
Und Zeitungsredakteur grün oder nicht, wenn man als Journalist über etwas schreibt, erarbeitet man sich vorher zumindest Basiswissen und nimmt nicht Grimms Märchen als Referenz. Als Chefredakteur hätte ich dem eine Standpauke gehalten!
Dieses Basiswissen könnte er z.B. aus der NINA-Studie ziehen. Beim Lesen würde ihm auffallen, dass die so oft zitierten 5, von gesunden Wölfen in den letzten 50 Jahren in Europa getöteten Menschen allsamt Kleinkinder waren. Wenn er sich dann anschaut, was es zu der Zeit und in der Gegend (Spanien) noch so an Übergriffen gab, standen wieder Kleinkinder im Fokus, wobei die dann "nur" verletzt wurden. Und mit diesem Basiswissen fährt der gute Mann jetzt zu dem Förster, redet mit dem und denkt sich seinen Teil. Seine persönliche Meinung schreibt er in den verlinkten Kommentar und dann kommst Du. Weitab vom Geschehen, mit einer völlig eingefahrenen Sichtweise und über jeden Zweifel erhaben. Hast Du Dich mal gefragt, was Dein selbstherrlicher Kommentar unter dem Strich bewirkt? Glaubst Du, dass Du den Wölfen und denen, die sie schützen wollen, mit Deinen Zeilen geholfen oder vielleicht doch eher geschadet hast?
Grauer Wolf

Re: Angriff auf Hund in der Uckermark

Beitrag von Grauer Wolf »

NINA 6.3 hat geschrieben:However, because of the unprecedented nature of these attack in the wolf literature, many researchers and conservationists have cast doubt on their truth.
Soviel zu den russischen Fällen. Nein, ein Nachtrag noch:
NINA 6.3 hat geschrieben:Korytin (1986) also describes an incident when 2 hunters were attacked by a wolf when they tried ro remove pubs from a den.
Hallo? Anstelle des Wolfes hätte ich noch ganz anders zugebissen. Der hat seine Jungen verteidigt! :x

In den spanischen Fällen wurde (wenn ich nichts überlesen habe) in einem Fall nachgewiesen, daß es keine Tollwut war, aber eine schwere Parasiteninfektion vorlag. Wie sich das auf's Gehirn ausgewirkt hat (manche Parasiten durchbrechen die Hirnschranke), kann heute nach 40 Jahren keiner mehr sagen. Zwei weitere Wolfangriffe beruhten auf "in die Enge treiben" und "bedrängen am Riß", was man, wie Du selber weißt, bei Beutegreifern niemals macht. Bei den anderen Fällen kann man im Grunde nur raten, was wirklich passierte, Augenzeugen im Augenblick des Angriffs finde ich nur einen. Und in keinem Fall wurde ein Mensch angefressen, was imho einen Predationsangriff als unwahrscheinlich erscheinen läßt.

Ansonsten faßt Kapitel 11.1 der NINA-Studie das ganze gut zusammen. Wolfs-Angriffe auf Menschen haben de fakto keine statistische Relevanz, so selten sind sie, insbesondere auch in Relation zu Vorfällen mit anderen Großbeutegreifern. Dieses Bild ergibt sich auch, wenn man selber die einzelnen Länder durchgeht, die nackten Zahlen betrachtet und diese in Relation zu den jeweiligen Zeitfenstern setzt. Die Chance, vom Blitz erschlagen zu werden oder 6 Richtige mit Superzahl im Lotto zu gewinnen, ist größer. Zudem betrachte ich Vorfälle, die vor 1900 geschahen, wohlwollend ausgedrückt, sehr skeptisch. Wie viele Gewaltverbrechen mögen da den Wölfen unter die Pfoten geschoben worden sein? Das waren wilde Zeiten, in denen faktisch ein Krieg den anderen ablöste, mit all seinen scheußlichen Nebenerscheinungen. Daß Wölfe an bereits da liegende Leichen gehen, ist nicht neu und so mancher angeblich vom Wolf getötete hat sein Ende vermutlich auf andere Weise gefunden. Aber es ist ja einfacher, das den Grauen unter die Pfoten zu schieben.

Wogegen ich mich einfach nachdrücklich wehre, sind diese ständigen, stereotypen Rückgriffe auf Grimms Märchen, vulgo Rotkäppchen-Syndrom genannt, die nachweislich an der Sache vorbei gehen, weil die Wahrscheinlichkeitsdichte, daß ein Kind von einem Wolf angegriffen wird, asymptotisch gegen null strebt. Sie erzeugen nur Panik bei hinsichtlich des Wolfes Uninformierten und haben mit einer echten Risikoabwägung (der Wolf ist tatsächlich kein Streicheltier und kann gefährlich werden) nichts zu tun. Das ist, böswillig betrachtet, schlichtweg Anti-Wolf-Polemik und ich frage mich da manchmal "Cui bono?"

Was die Sache mit dem Hund angeht... Lars, ich habe tatsächlich kein Verständnis dafür, seinen Hund ohne Aufsicht rauszulassen, wenn man weiß, daß Wölfe in der Nähe sind. Das würde ich nicht mal bei Wildschweinen in der Nachbarschaft machen, und wenn ich in meinem "Hauswald" weiß, daß die Schwarzkittel in der Nähe sind, dann heißt es "an die Leine" und ausweichen resp. die Schweinchen nur ja nicht bedrängen. Um wieviel mehr gilt das in Wolfsland?

Fakt ist, daß alle Wolfsexperten, deren Stellungnahmen ich bisher gelesen habe, davon ausgehen, daß vom Wolf statistisch keine Gefahr für den Menschen ausgeht und für Hunde faktisch nur, wenn sie ohne Begleitung sind (stöbernde Jagdhunde z.B.). Statistische Ausreißer verändern das Gesamtbild keineswegs. Und daran halte ich mich. Nicht mehr und nicht weniger.

Gruß
Wolf


edit: Tipfehler
LarsD

Re: Angriff auf Hund in der Uckermark

Beitrag von LarsD »

Lies einfach mal unter 5.15 ganz in Ruhe nach. Von fünf im Zuge von "pradatory attacks" angegriffenen Kindern sterben vier. Das sind, wenn ich mich nicht ganz furchtbar irre, jene 4 von insgesamt 9 Todesfällen in der Zeitspanne von 1950 bis 2000 innerhalb Europas, die auf das Konto von nicht tollwütigen und nicht in die Enge getriebenen oder provozierten Wölfen zurückgehen. Dabei sind dann die in der Studie ebenfalls aufgezählten, aber als fragwürdig deklarierten Fälle in Russland nicht mitgezählt. Mithin reicht die Lektüre dieser Studie ganz sicher, um einen Journalisten auf genau die Gedanken zu bringen, die Herr Hausding in seinem Kommentar geäußert hat.

Was macht Dich und andere Menschen so furchtbar sicher, dass ein Wolf, der am hellichten Tage mehrfach in der Nähe des Forsthauses gesehen wurde und dort letzlich den Hund gepackt hat, nie und nimmer auf ein kleines Kind losgehen würde, das an gleicher Stelle spielt? Nicht dass ich das im Moment selbst für ein akutes Problem halte. Ich möchte einfach nur verstehen, woher diese tiefe Überzeugung kommt, dass ein Wolf solche Sachen nicht tun würde! Geht das auf das gleiche Bauchgefühl zurück, wegen dem noch vor Monaten Angriffe von Wölfen auf Mutterkuhherden ausgeschlossen wurden? Ist es das gleiche Bauchgefühl, wegen dem bis letzte Woche noch ausgeschlossen wurde, dass ein Hund in der Nähe des Menschen Opfer eines Wolfsangriffs werden könnte?
LarsD

Re: Angriff auf Hund in der Uckermark

Beitrag von LarsD »

Den will ich Euch nicht vorenthalten ... :-)

Der Link funktioniert leider nur eine Woche lang: http://www.rbb-online.de/zibb/archiv/20 ... /wolf.html
Antworten