NS - Schafsrisse bei Lüneburg

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
LarsD

Re: NS - Schafsrisse bei Lüneburg

Beitrag von LarsD »

balin hat geschrieben:Bitte die Rehe nicht unterschätzen! [...] Normalerweise kommt er aber abgearbeitet spätestens nach einer Viertelstunde schnaufend zurück und hat bis jetzt noch kein Reh im Maul mit zurückgebracht.


Entweder unterschätzt Du Deinen Hund oder er ist zum Glück zu dumm zum Jagen. Rehe flüchten bis in die nächste Deckung und wenn die Strecke bis dorthin weit und anstrengend genug war, drücken sie sich dort. Bei Drückjagden kommst Du als Treiber dann an ein Stück Rehwild, das z.B. den Kopf in einen Fanbusch gesteckt hat und einfach still da liegt. Erst wenn Du unmittelbar dran bist, teilweise musst Du es erst berühren, dann geht die Flucht weiter. Unerfahrene Hunde lassen locker, wenn sie den Blickkontakt zum Reh eine Weile verloren haben und drehen ab. Die Nase hilft in dem Fall wenig, weil Rehwild derart intensive Duftspuren legt, dass in dessen Einständen für den Hund praktisch alles nach Reh stinkt. Wenn ein Hund nur der Fährte folgt, wird er deshalb in der Regel verzweifeln. Hunde mit entsprechendem Jagdtrieb und Körperbau, die mit "hoher Nase" jagen, bekommen hingegen fast jedes Reh. Sie suchen im Einstand einfach quer zum Wind, bis sie die unmittelbare Witterung vom Reh in der Nase haben. Meiner kommt zwar auch ohne Reh zurück, aber ich weiß, dass ich nach so einer Hetze mit dem Hund nach dem Reh suchen muss. Bislang noch immer erfolgreich. So viel zum Nebensächlichen in dem Thread.

Was viele der Reaktionen hier auf die von Ash verlinkten Zeitungsartikel angeht, finde ich die ärgerlich und traurig zugleich. Irgendwie das immer gleiche, stereotype Verhaltensmuster - "Die Tierhalter haben sich über den Wolf zu freuen und gefälligst ihre Tiere zu schützen.". Ohne selbst betroffen zu sein, tönt es sich leicht. Das hilft allerdings weder den Wölfen, noch den Tierhaltern und deren Tieren - ganz im Gegenteil. Viele der Äußerungen hier müssen jenen Tierhaltern arrogant vorkommen, die sich inzwischen mit dem Wolf auseinandersetzen müssen. Dieser Konflikt wird in NS und SH eine andere Quaität bekommen. Die Eskalation des bestehenden Konfliktes zwischen Wolfsschutz und Tierhaltung wird am Ende immer zu Lasten der Wölfe gehen. Und wie lange wird es dauern, bis wir auch in D solche Bilder in der Presse sehen? ( http://www.nicematin.com/vallees/un-tro ... 88261.html ) Was bringen im Kontext dazu dann die Thesen vom Wolf als ökologischer Wunderheiler in der Landschaft? Nichts!

Viele Grüße

Lars
balin
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Re: NS - Schafsrisse bei Lüneburg

Beitrag von balin »

Es ist auch immer eine Frage, wie in der Presse über solche Vorgänge berichtet wird. Wenn die Empörung über das Resultat einer Wolfsmahlzeit so geäussert wird, daß man aus den beschriebenen Umständen etwas für die Zukunft und für bessere Herdenschutzmaßnahmen lernen kann, dann wird sich auch ein positiver Aspekt für die Zukunft und für das Zusammenleben Mensch - Wolf ergeben. Das in Südfrankreich hat mit Bericht vom 23. Oktober mal ausnahmsweise eine Pferdeherde betroffen. Da war ein komplettes Rudel beteiligt und die Zäune waren dann zum Nachteil für die Pferde da. Insgesamt gilt aber auch für diese Region, daß die Nutztierverluste zurückgehen, obwohl, der Wolfsbestand zunimmt. Das muß doch wohl heissen, daß die Tierhalter an Kompetenz gegenüber dem Wolf gewonnen haben. Lutra sagt es ja immer...danach kommt der Alltag und die übergroße Aufregung fällt weg. Zumindest für die Nutztierhalter. Die Jäger haben andere Probleme und die wären sicherlich etwas geringer, wenn sie den Wolf als das nehmen würden, was er ist. Für unsere Verhältnisse zunächst mal ein Korrektiv in der Wildtierpolitik.
Er nimmt einfach wieder seinen angestammten Platz ein. Wir müssen hier einfach wieder lernen, was das letztendlich bedeutet. Der Zeitungsartikel hat uns ein paar Behauptungen dazu geliefert und wir haben das hinterfragt. Finde ich überhaupt nicht ärgerlich und auch nicht traurig sondern zielgerichtet. Wir versuchen eben, dem Wolf gedanklich etwas voraus zu sein.
Danke übrigens für den Jagdtip. Da muß ich mich mal genauer mit dem Rufus unterhalten. :-D Er läuft da ein Tal abwärts,wo auf der einen Seite vom Bach offene Weiden und Wiesen sind, auf der anderen aber Sumpf und seit fünfzig Jahren zugewachsener Auenwald. Ausserdem hat er eine Anlaufstrecke von etwa 200 m wenn er über den Hügel kommt. Er sieht die Rehe unten, die ihn aber auch. ;-)
Ich denke mal, er empfindet das mehr wie einen sportlichen Wettstreit. Die Kühe läßt er ja auch in Ruhe, wenn sie einmal durch das Tor geschmettert sind.
Es geht bei mir insofern verträglich zu, als die Rehe gerade jetzt bei den abgeernteten Feldern bei mir hinten im Garten und unten im Schilf übernachten.
Da berechnen sich eben alle Beteiligten. Die letzten Sonnentage waren da klasse und das schöne an der Jahreszeit ist, daß man es gut beobachten kann.
holsteiner in nrw
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Re: NS - Schafsrisse bei Lüneburg

Beitrag von holsteiner in nrw »

Hallo zusammen,

ich muss Lars recht geben. Stereotype Antworten sind nicht gerade erfolgsversprechende Lösungsansätze.
Ich weiß nicht, inwiefern in Niedersachsen seitens der Politik offensiv in Bezug auf den Schutz der Nutztiere eingewirkt wird.
Scheinbar gibt es dort im Vergleich zu Sachsen noch Defizite.Insbesondere in Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit.
Nichtsdestotrotz ähneln sich immer wieder die Verhaltensmuster auch bei den Geschädigten.
Aufklärung ist das Eine, der Wille und die Bereitschaft zum Ändern des Verhaltens der Nutztierhalter das Andere.

Die Nutztierdichte in NS und SH könnten in der Tat ein nicht zu unterschätzendes Konfliktpotential darstellen. Umso wichtiger ist eine
vorurteilsfreie, sowie nach vorne gerichtete Diskussion, die alle Gruppen einschließt, die durch die Grauen in irgendeiner Form zu geänderten Verhalten gezwungen werden.
Lutra
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Re: NS - Schafsrisse bei Lüneburg

Beitrag von Lutra »

LarsD hat geschrieben:
Was viele der Reaktionen hier auf die von Ash verlinkten Zeitungsartikel angeht, finde ich die ärgerlich und traurig zugleich. Irgendwie das immer gleiche, stereotype Verhaltensmuster - "Die Tierhalter haben sich über den Wolf zu freuen und gefälligst ihre Tiere zu schützen.".
Viele Grüße

Lars
Wo bitte hast Du das hier gelesen? Warum sollte sich irgend jemand über Wölfe oder Rehe oder sonst was freuen müssen? Das ist doch jedem seine Sache, worüber er sich freut oder nicht. Aber wenn irgend was nun mal da ist, hilft es nichts, rumzuspektakeln, sondern man muß sich irgendwie auf die Situation einstellen, die Hühner vor dem Fuchs schützen, die gepflanzten Weißtannen vor den Rehen und das Schaf eben vor dem Wolf.
Grauer Wolf

Re: NS - Schafsrisse bei Lüneburg

Beitrag von Grauer Wolf »

Lutra hat geschrieben:Aber wenn irgend was nun mal da ist, hilft es nichts, rumzuspektakeln, sondern man muß sich irgendwie auf die Situation einstellen, die Hühner vor dem Fuchs schützen, die gepflanzten Weißtannen vor den Rehen und das Schaf eben vor dem Wolf.
Das stört aber die eigene Bequemlichkeit, denn sich anzupassen macht etwas Mühe! Eine schnelle Kugel ist doch ggf. einfacher, als sich Gedanken über eine ordentliche Sicherung zu machen und die Ziegen nicht einfach hinterm Haus anzuketten (hatten wir doch kürzlich mal wieder :x )! Also Fuchs (sowieso) und Wolf (sobald das legal möglich ist, wohin man ja eifrig bohrt) abknallen. Nur die Rehe haben eigene, sehr eigennützige Interessensvertreter, also gibt man sich da was mehr Mühe, um die Waldeigner nicht ganz zu vergrätzen.

Hierzulande sind so viele Leute pro Reh oder pro Schaf, da erlaube ich mir einfach mal, 100%ig pro Wolf zu sein, um die Interessensquote ein bißchen auszugleichen! :pleased: Ich jedenfalls würde mich wahnsinnig freuen, den Wolf in der Nachbarschaft zu haben, und wenn er mir z.B. bei der Hundehaltung ein paar leichte Veränderungen abnötigt, dann eben, dann passe ich mich an! Das ist ein kleiner, wenig einschränkender Preis dafür, dieses faszinierende Tier wieder in unseren Wäldern zu haben.
LarsD hat geschrieben:Die Nase hilft in dem Fall wenig, weil Rehwild derart intensive Duftspuren legt, dass in dessen Einständen für den Hund praktisch alles nach Reh stinkt. Wenn ein Hund nur der Fährte folgt, wird er deshalb in der Regel verzweifeln. Hunde mit entsprechendem Jagdtrieb und Körperbau, die mit "hoher Nase" jagen, bekommen hingegen fast jedes Reh.
Zwei meiner Hunde trainieren Mantrailing. Speziell die ältere Hündin schert sich um einen "Geruchspool" oder eine "Backtrace" überhaupt nicht! Nur unser Jungspund, der noch nicht gelernt hat, sich 100%ig zu konzentrieren, läßt sich noch verleiten, aber nicht mehr lange... ;)

Gruß
Wolf
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SammysHP
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Re: NS - Schafsrisse bei Lüneburg

Beitrag von SammysHP »

Die Artikel sind nicht mehr verfügbar, aber ich glaube, hier ging es um die drei Risse in Grünhagen bei Bienenbüttel, oder? Laut Helge John soll der Wolf aus Brandenburg und nicht aus Munster stammen, so die DNA-Untersuchung (via http://cellesche-zeitung.de/S2848349).
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Ash
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Re: NS - Schafsrisse bei Lüneburg

Beitrag von Ash »

Jupp, die Landeszeitung Lüneburg sagt dasselbe. Ist mit den Welzowern verwandt.
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