charlie hat geschrieben: D.h. aber nicht, dass ich grundsätzlich gegen die Jagd bin.
Das bin ich auch nicht. Das wäre auch ziemlich verlogen, weil mir beim Anblick oder Duft eines Reh-, Wildschwein- oder Hasenbratens das Wasser im Mund zusammenläuft...
Erblicke ich draußen Reh, Has' oder Wildsau, denke ich auch eher "wölfisch" in Kategorien von "lecker"...
Mich stört nur gewaltig die Art und Weise,
wie die Jagd ausgeübt wird. Es gibt genügend Jäger, die immer noch damit argumentieren, daß sie die Beutegreifer ersetzen müssen (man beachte "müssen"...

), was aber ein schlechter Witz ist, den diese fangen Beute, die zu alt, zu krank, zu schwach, zu wasauchimmer ist (hatten wir ja schon öfter). Die Beutegreifer ihrerseits werden durch die Beutetierbverstände reguliert. Das ganze ist mehr als komplex, greift mittelbar auch auf unzählige, andere Arten in Flora und Fauna zu und ist unter dem Strich keineswegs so einfach, wie manche Zeitgenossen das gerne hätten. Ich kann immer nur wieder auf das unfreiwillige Yellowstone-Experiment verweisen, das in 60 wolfslosen Jahren fast zur ökologischen Katastrophe führte.
Auf jeden Fall gehören alle Beutegreifer raus aus dem Jagdrecht. Wie Experimente in der Schweiz, in Holland und im Harz zeig(t)en, explodieren die Beutegreiferbestände keineswegs, wenn man sie nicht mehr "reguliert", sondern sie bleiben stabil. Die Bejagung dieser Tiergruppe ist ohnehin einmal mehr sinnlos, da sie über den Zusammenbruch der Sozialstrukturen oft genug zu verstärkter Reproduktion und Dispersion führt.
Will sagen, die menschliche Jagd hat sich heute darauf zu beschränken, sich am Überfluß zu bedienen, wie es auch Wolf, Fuch, Luchs oder Bär machen, zeitgemäß und auf eine wildbilogisch qualifizierte Basis gesetzt. Dazu gehört ebenfalls, die Schalenwildbestände nicht ständig künstlich zu pushen. Daß eine Winterfütterung als notwendig erachtet wird, um die Wälder vor übermäßigem Verbiß zu schonen, beweist nur, das die Wildbestände viel zu hoch sind, je nach Region um den Faktor 4 bis 10. Ich jedenfalls finde es schon bedenklich, wenn Laubwälder

am Boden aussehen wie rasiert (was bedeutet, das die Sukzession nicht mehr funktionieren kann!), während im abgezäunten Experimentalbereich die Bodenflora inkl. jeder Menge junger Laubbäumchen reichhaltig grünt und blüht wie in einem vom Menschen völlig unregulierten Gebiet. Auch hier würde der Wolf in den Wäldern nachhaltig helfen, denn er hält das Wild auch im Winter in ständiger Bewegung, verhindert, das es sich "einnistet" und selektiert durch diesen Druck gleichzeitig alles raus, was unter natürlichen Bedingungen lebensuntüchtig ist. Gleichzeitig sorgt dieser Druck bekannterweise für eine Verminderung der Reproduktionsrate von Schalenwild, will sagen: Alleine die Anwesenheit des Wolfes reicht schon, obwohl noch kein einziger Hirsch o.ä. gefressen wurde.
Zur Tränendrüsendrückerei, wenn man wieder ein halb gefressenes Stück Wild von Pilzsuchern, Wanderer o.ä. gefunden wurde, sage ich lieber nichts. Ich weiß nicht, ob ich schallend lachen oder über soviel Dummheit weinen soll, wenn daraus tatsächlich eine Pressemeldung im lokalen Käseblatt gemacht wird. Offensichtlich haben die Menschen völig vergessen, daß die Natur, auch die vom Menschen veränderte, kein Streichelzoo oder Ponyhof mit Gnadenbrot ist. Fressen und gefressen werden ist nun Mal das Prinzip da draußen, nicht erst seit gestern, sondern seit Milliarden Jahren, seit der Entstehung der ersten Mikoroben.
Wenn ich das alles zusammenfasse, dann liegt der BABU m.E. gar nicht so falsch, zumindest, solange sich nicht einiges in der Jagd drastisch ändert und an's 21. Jahrhundert oder aber an Zeiten vor vielen tausend Jahren angepaßt wird.
Was gar nicht geht, ist der Abschuß von Haustieren (was zusätzlich enormes Leid über die Menschen bringt, denen diese Haustiere assoziiiert sind), zumal z.B. streunende Katzen nur die ökologische Nische besetzen, die die dezimierten Kleinbeutegreifer unfreiwillig freimachten. Es wird hier einfach Zeit, diese archaischen "Herr über Leben und Tot"-Allüren vieler, besonders älterer Jäger, die sich benehmen wie die "Grafen von und zu hastenichjesehen", nachhaltig zu bekämpfen.
Wer ein Haustier tötet, sollte wegen des daraus resultierenden Traumas für die betreffende Familie (evtl. sogar Kinder!) regelmäßig wegen schwerer, absichtlicher Körperverletzung belangt werden. Aber das ist ein anderes Kapitel.
Gruß
Wolf