TheOnikra hat geschrieben: ↑23. Jun 2017, 18:22
Gab es da jetzt Erfahrungen mit sterilisierten Streunern, die wieder freigelassen wurden, oder eine andere Situation. Was ist denn da genau geschehen.
Also ich habe das zwar schon mal angerissen aber: Sterilisation unterdrückt nicht den Fortpflanzungstrieb!
Bedeutet: Eine Hündin/Fähe wird trotzdem zweimal im Jahr läufig inklusive aller Sequenzen(Blutung, Aufnahmewilligkeit) nur tragend, wird sie nicht.
Im schlimmsten Fall jedoch scheinträchtig durch den vollzogenen Begattungsakt. Nicht behandelt führt eine Scheinträchtigkeit meistens zum Tod.
Ein sterilisierter Rüde springt auf den Geruch einer läufigen Hündin haargenauso an wie ein "normaler" Rüde. Inklusive aller Hormone die z.B. Konkurrenzkämpfen führen. Nur kann er keine Welpen zeugen.
Deswegen bringt eine Sterilisation medizinisch gesehen dem Tier nichts, außer u.U. ernsthafte Probleme.
Zu den Erfahrungen bei Hunden: Grundsätzlich werden alle Hunde in deutschen Tierheimen oder der Tierhilfe kastriert um der unkontollierten Vermehrung Herr zu werden. Das wird teilweise auch in anderen europäischen Ländern gemacht. Jedenfalls bei Heimen die deutsche Partnerschaften haben. In vielen Ländern gibt es allerding noch dieses widerliche Ultimatum. Das heißt das Hunde die nicht innerhalb von zwei bis vier Wochen vermittelt werden, getötet werden. Da das hier übliche "Einschläfern" als zu teuer angesehen wird, gibt es dort leider völlig andere Verfahren. Massenhaftes Vergasen ist da noch die "menschlichste" Version.
Problem 1: Also wird ein Hund kastriert, muss das sehr früh passieren, sonst weiß er trotzdem was der Geruch einer Läufigkeit bedeutet. Also tritt er auch in Konkurrenz mit anderen Hunden. In diesem Fall kompensiert er aber oft sein Handicap mit einem höheren Aggressionspotenzial und einem regelrechten Eigentumsanspruch auf die Hündin. Sofern er mit ihr in einer rudelartigen gemeinschaft lebt.
Problem 2: Je früher eine Kastration passiert umso größer ist das gesundheitliche Risiko. Da die Geschlechtsorgane natürlich noch im Wachstum sind. Deswegen kastrieren deutsche Tierärzte in der Regel frühsten mit sechs Monaten, meist jedoch erst nach neun - zwölf Monaten.
Problem 3: Eine läufige Hündin bringt selbst einem kastrierten Rüden bei, was sie von ihm will. Löst also irgendwann das erste Problem aus.
Problem 4: Um eine unkontrollierte Fortpflanzung zu verhindern, ist es grundsätzlich sinnvoller die Hündin zu kastrieren. Sie wird dann nicht mehr läufig und folglich auch nicht mehr aufnahmefähig bzw. willig. Da sind wir aber auch schon bei
Problem 5: Wärend Rüden eine Kastration eigentlich immer sehr gut wegstecken, was die Nachsorge betrifft, da es ja quasi "bloß" eine äußerliche Amputation ist, leiden Hündinen oft sehr unter diesem doch recht massiven Eingriff. Auch kommt es dann und wann zu einer nächträglichen Gebärmuttervereiterung, was unbehandelt zum Tod führt.
Die chemische Variante, wurde ja schon von Sammy geschrieben, ist a) zu kostspielig, b) nur von begrenzter Wirkung und C) wie Grauer Wolf schrieb
Gibt Chaos im Hormonsystem und m.W. ist eine Gebärmutterentzündung dann fast vorprogrammiert...
Gut meiner Erfahrung nach kommen Gebärmutterentzündungen recht selten vor, aber der Chemie-Cocktail bringt den natürlichen Zyklus der Hündin völlig durcheinander. Letztendlich soll er das ja, aber es ist halt kein Pappenstiel und sollte m.M. nach nur im äußersten Notfall angewandt werden.
Ich verstehe die Einwände gegen eine Gehegehaltung von Wildtieren. Ich sehe sie auch lieber in Wald, Steppe etc.
Im Zweifel ist mir aber ein im Gehege
lebendes Tier lieber als ein totes.
Und die hier auch schon benannten Zwinger/Gehege-Verhaltensstörungen liegen nicht an einer generellen Geheghaltung, sonder an einer fehlerhaften.
Im Fall der Wolfs-Hybriden sehe ich die Geschichte mit dem unbeugsamen Freiheitsdrang als ein wenig zu hoch gehängt.
Man kann bei z.B. Huskys oder Malamutes den Freiheitsdrang und auch die Eigenwilligkeit sehr gut kompensieren und das auch ohne gleich Musher zu werden. Das ist zwar ein wenig anspruchsvoll, zahlt sich aber für Tier und Halter immer aus.
Ich denke das es zumindest einen Versuch wert wäre, die Hybriden in verantwortungsvolle Hände zu geben.
Besser jedenfalls als sie zu töten.
Aber wie gesagt, ich sehe in Deutschland das Hybriden-Problem als schwindend gering.
Da Hunde bei uns ja relativ schnell im Tierheim landen, wenn mal wieder Ferien sind und das Weihnachtsgeschenk stört.
Richtige Rotten von verwilderten Haushunden gibt es bei uns ja glücklicherweise nicht.
Und zumindesten bei uns in der Gegend gibt es genügend "ehrenhafte" Waidmänner, die immer eine Patrone über haben, sollten sie auch nur ahnen das ein Hund herrenlos in der Gegend herumstreift. Das sind nämlich alles reißende Bestien, wenn die mal alleine durch die Walachei tappern.
Denoch sollte man evtl. schon eine Lösung oder besser einen Lösungsansatz in der Schublade haben, bevor das Problem wirklich eins ist.
Für einen Verbleib der Hybriden in der freien Wildbahn bin ich allerdings nicht.
Dafür halte ich die Wolf-Population für zu klein. Und eine genetische "Verwässerung" für zu wahrscheinlich.
Ob man das überhaupt verhindern kann, wird sich auch noch zeigen müssen.
Ich bin aber kein Genetiker und will das auch nicht sein.
Ich bin halt nur gegen das im Zweifelsfall unnötige Töten von Tieren.