Grauer Wolf hat geschrieben: Damit kann ich notfalls leben, solange in meiner Gegenwart kein Fuchs geschossen wird. Bei einem Reh oder Wildschwein lecke ich mir schon mal die Lippen, kein Wunder bei meinem Vornamen...

Mal sehen, ob ich meine Gedanken zu dem Satz halbwegs verständlich rüberbringen kann.
Wenn ich die Waffe in Anschlag nehme, ist mir durchaus bewusst, dass ich dabei bin, ein Lebewesen ins Jenseits zu befördern. Und spätestens wenn man dann neben seiner Beute steht, hinterfragt man das eigene Tun gedanklich. Mir ist wichtig, dass ich das Töten von Tieren für mich selbst rational begründen kann. Ich käme z.B. gar nicht auf den Gedanken, Waldschnepfen erlegen zu wollen. Ich dürfte es, ich könnte es, aber es fehlt der rationale Grund, es zu tun. Ich jage aus zwei Gründen: um Wildbret besorgen und gefährdete Arten zu stützen, indem ich jene Vorteile durch Jagddruck zumindest halbwegs kompensiere, die menschliches Tun für Arten wie Wildschwein, Fuchs, Waschbär & Co. letztlich bietet. Mal fällt dabei der unter dem Strich nicht wirklich preiswerte Bio-Wildschwein- oder Rehbraten ab, mal die Mütze aus Fuchsfell oder die Weste aus Waschbärbälgen. Bei all diesen Arten nutze ich den "natürlichen" Reproduktionsüberhang, den sie in unserer Kulturlandschaft in der Regel reichlich produzieren. Wollte ich da jetzt auf der Basis emotionaler Aspekte differenzieren, dürfte ich nach Deinen Maßstäben z.B. kein weibliches Schwarzwild mehr erlegen. Denn in Sachen Sozialstrukturen, der Intelligenz und dem "Niedlichkeitsfaktor" sind sich Fuchs und Schwarzwild halbwegs ebenbürtig.
Die Sozialstruktur der Füchse ist ziemlich kompliziert, und wenn man dann die "falschen" Tiere erwischt, nämlich die dominanten Fähen, die die subdominanten an der Reproduktion hindern, kommt es zu Instabilitäten, verschärfter Vermehrung und Migration und es "muß" noch mehr getötet werden. Das sind nun mal Fakten.
Das von Dir beschriebene Szenario setzt voraus, dass die durch Jagd verursachte Mortalität die Kompensationsfähigkeit der örtlichen Fuchspopulation nicht überfordert und das Habitat zuvor fuchsmäßig an der Kapazitätsgrenze angekommen ist. Letzteres ist durch menschliches Zutun eher die Regel und bewegt sich dann quantitativ auf einem dann unnatürlich hohen Niveau, während Ersteres eine Frage des jagdlich betriebenen Aufwands ist.
Vermindert man den Fuchsbestand stark, steigt automatisch der Bestand an Kleinnagern, i.e.S. Feldmäusen, die einen sehr großen Anteil der Nahrung ausmachen, die ihrerseits wiederum Schäden am Getreide anrichten.
Gelbe Karte, denn eine vergleichbar oberflächliche Argumentation hättest Du mir ganz sicher mit Schwung um die Ohren gehauen!

Reguliert die Populationsdichte eines einzelnen Prädators für sich genommen die Populationsdichte einer Beutetierpopulation, auf die auch eine Vielzahl anderer Arten scharf ist? Antworte mit "Ja" und Du bekommst die rote Karte ...
Es gibt hier im Revier inzwischen sichtbar/zählbar weniger Füchse - eine Mäuseplage ist dennoch ausgeblieben. Einen gewissen Anteil daran könnten die jetzt wieder regelmäßig zu beobachtenden Mauswiesel haben. Gemeinsam mit Eulen und Greifen scheinen sie locker in der Lage zu sein, den Druck auf die Mäusepopulation ausreichend hoch zu halten.
Was speziell den Kiebitz angeht, so leidet der in erster Linie in der Tat unter den Umweltproblemen und Habitatzerstörungen. Die Wirkung von Pestiziden ist da z.B. nicht zu unterschätzen, da sie die Insektenvielfalt verringern, ebensowenig die landwirtschaftliche Nutzung. Feuchtwiesen, Heiden und Moore stehen selbst heute noch unter Druck. Man kann das drehen und wenden wie man will, irgend wann stößt man stets auf menschliche Einflüsse, die das natürliche Gleichgewicht stören oder gar zerstören...
Lies mal die von mir verlinkte Arbeit in Ruhe. Du wirst dann die Stelle nicht mehr überlesen, in der die Autoren darauf verweisen, dass die Optimierung des Lebensraums ausgereizt ist und ohne einer deutliche Reduzierung des Prädationsdrucks durch Fuchs & Co. die Aussichten für die Bodenbrüter düster bleiben.
Vollens klinke ich aus, wenn Argumente kommen wie in Eurskirchen vor kurzem: Die Fuchsjagd wäre doch waidmännische Tradition, eine Herausforderung, die man nicht einfach abschaffen könne. Hier wird nicht mal mehr vorgeschoben, irgend welche Bodenbrüter schützen zu wollen, sondern ganz klar zugegeben, daß man einfach Spaß dran hat, diese schönen Tiere zu töten. Dafür geht mein Verständnis dann wirklich gegen null. Das anderer Leute wohl auch, denn über 20.000 Unterschriften binnen weniger Tage gegen diese Tötungsorgie spricht wohl Bände.
Tradition an sich ist kein Argument - keine Frage. Der Rest ist aber Deine sehr persönliche Interpretation. Mit einer ausreichen sentimental untersetzten Petition kurzfristig 20.000 Unterstützer zu "mobilisieren", ist angesichts der aktuellen Wohlstandsdekadenz in unserer Gesellschaft und den Möglichkeiten des Internets keine wirkliche Herausforderung mehr. Den Füchsen dürfte es auf Nachfrage wohl eher egal sein, ob sie im Zuge einer revierübergreifenden Fuchsjagd oder im Zuge unkoordinierter Einzelabschüsse zur Strecke kommen. Am Ende sind sie tot ...
Auch das Bild der zwei verängstigten, verzweifelten Jungfüchschen in der Falle (ich hatte es, meine ich, verlinkt; Canidengesichter sind für mich ein offenes Buch), die dann nacheinander getötet wurden, ging mir an die Nieren. Ein Füchslein mußte also miterleben, wie sein Geschwister totgeschlagen o.ä. wurde, und wußte, daß ihm das gleiche bevorstand.
Auch hier kann ich Deine Gedankengänge durchaus nachvollziehen. Aber die relativieren sich, wenn Du mit eigenen Augen erlebt hast, wie von Räude und wahrscheinlich auch Staupe gezeichnete Füchse am hellichten Tag ihrem dann ganz sicher erlösenden Tod entgegen stolpern ...
Lars, das empfinde ich als unfaßbar grausam bis zur Barbarei. Das ist keine Jagd mehr, das ist Schlächterei...

Macht das einer in meiner Gegenwart, hat er eine Anzeige wegen Tierquälerei am Hals...
Angesichts der Folgen von Räude und Staupe sehe ich gute Chancen, ein Verbot der Fuchsbejagung unter den gegebenen Rahmenbedingungen vor Gericht als Tierquälerei defieren zu lassen.
Na ja, wenigstens in NRW hat sich jetzt a bisserl was zum besseren verbessert. Fuchsspezifisch wurde die Baujagd (leider immer noch Ausnahmen möglich) und die Ausbildung von Jagdhunden am lebenden Fuchs in Schliefanlagen verboten, eine Methode, bei der es mir eiskalt den Rücken runterläuft, so grausam ist sie...
Aus welcher Zeit stammen Deine letzten Infos zur Hundeausbildung in Schliefenanlagen? Was ich als Kind erlebt habe, dürfte sich mit dem decken, was Du scheinbar auch heute für aktuell hältst. Aber meine Kindheit ist so ca. 3 bis 4 Tage her. Wenn ich heute als Fuchs leben müsste, dann wäre der Posten in der Schliefenanlage wahrscheinlich mein Traumjob ...
