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Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Verfasst: 18. Mai 2015, 20:28
von Lutra
LarsD hat geschrieben: Bei dem Video hier komme ich schon ins Grübeln, ob der Graue nicht doch in der Erwartung auf einen leckeren Happen auf den Zweibeiner und sein Auto zusteuert. Hier würde mich die Einschätzung der Fachleute bei Dir weit mehr interessieren, als bei dem "Trecker-Video".

https://www.youtube.com/watch?v=o85FBEGEJDM
Bis etwa min 1.45 hat er den Filmer überhaupt nicht bemerkt. Dann verhält er sich so, wie der den ich vor kurzem begegnet bin, auch, paar Hopser zur Seite, noch mal gucken, was ist das denn? und dann weg. Was ist daran ungewöhnlich oder unnormal?

Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Verfasst: 18. Mai 2015, 20:39
von Lutra
Lizzy2510 hat geschrieben:Und mich würde mal interessieren wer von euch auf dem Land lebt.....
Ich.

Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Verfasst: 18. Mai 2015, 21:40
von Grauer Wolf
SammysHP hat geschrieben:Hat schon mal irgendwer vor Wildschweinen gewarnt? Oder Hirschen? Oder Elchen? Oder Luchsen? Ja, aber das hat kaum jemand ernst genommen. Der Wolf ist halt vorbelastet, das ist alles.
Ich sag nur "Gewalttätiger Uhu"... :mrgreen:
http://www.welt.de/vermischtes/kurioses ... stadt.html

Gruß
Wolf

Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Verfasst: 19. Mai 2015, 00:23
von HaBe
Ich bin kein Experte, ich kann nur sehen, wie hier Menschen die ich auf Grund ihres Jobs fuer Experten oder Fachleute halte, reagieren.
Da werden fuer viele Menschen weitaus schwerer nachvollziehbare sowie unpopulaere Entscheidungen getroffen.
Grizzly sind in Alberta leider nicht wie viele Menschen denken in Massen vertreten und stehen hinter jedem zweiten Baum. Wer trotzdem einen grizzly schiesst, zahlt zigtausende und wandert auch mal in den Bau. Rechtlich grob also vergleichbar mit dem Wolf in Deutschland.
Ein Wildtier muss sich schon einiges leisten, um erschossen zu werden.
Hier hat letzten September eine Baerin einen Jaeger getoetet, nach langen Debatten wurde entschieden, dass man nichts macht. Defensiver Angriff aus dem Handbuch, ein Unfall wie er eben passieren kann. Das Tier wurde nicht mal umgesiedelt, was viel und oft mit Baeren gemacht wird.

http://www.calgaryherald.com/Grizzly+in ... story.html

Wie weitaus gefaehrlicher ein Baer im Vergleich zu einem Wolf fuer einen Menschen sein kann, braucht man glaube ich kaum diskutieren.
Die Zeiten, in denen man Probleme einfach durch blosses Abschiessen der Tiere 'loest', sind mittlerweile vorbei.

Ich fahr naechste Woche im Sueden von Alberta einen Farmer besuchen, dem haben Woelfe erheblichen Schaden zugefuegt. Der ist 'outfitter', veranstaltet Jagden fuer Jaeger auf bestimmte Hirsche in der Region, hat viel Geld verloren und dann viel Geld investiert, um seine Tiere vor Woelfen zu schuetzen.
Er hat sogar aktive Wolfbauten auf seiner Farm, knallt die Tiere aber nicht ab, obwohl er aussieht, als wuerde er sein Gewehr auch nutzen um ne Dose Bier aufzumachen oder das Licht auszumachen.

Immer mehr Leute in der Region dort haben aber erkannt, dass gewisse Praeventionsmassenahmen rein wirtschaftlich mehr Sinn machen, als zu schiessen.
Dass es dann absolut konfliktfrei geht, ist eine Illusion, die Tiere sind ja nicht doof und lernen. Von einem anderen Farmer in der Region wurde berichtet, wie ein Puma sie wochenlang beobachtet hat. Morgens Schafe ins Paddock, Strom an, Puma guckt doof. Abends Strom aus, Schafe in den Stall und der Groschen faellt beim Puma. Der ist dann eines Nachts, als der Strom aus war, ins Paddock, hat sich dort oben in einen Baum gelegt und geschlafen. Bis dann morgens der Famer die Schafe gebracht hat und sie mit dem Puma eingeschlossen hat...

Nach Jahren des Vergiften, Fallen stellens und Schiessens merkt man aber mittlerweile, dass 'Populationsbegrenzung' bei Konflikten wenig bis kaum Verbesserung mit sich bringt. Und das Praevention zwar oft 'Hippiescheisse' ist, sich aber genau so oft auszahlt. Immer mehr Farmer sagen auch, dass sie prinzipiell mit Pumas, Baeren und Woelfen auch kein Problem haben, so lange sie die Viecher weitestgehend in Ruhe lassen.
Einige von denen haben vor 5-6 Jahren damit angefangen und sind trotzdem nicht zum Wolfs- oder Baerenkuschler geworden. Die haben vielleicht aber auch das Glueck, Fachleute mit Erfahrung um Unterstuetzung bitten zu koennen.
Aber Blei spielt immer weniger eine Rolle hier, wenn es darum geht, Beutegreifer zu 'managen'.

Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Verfasst: 22. Mai 2015, 00:22
von zaino
Hallo,
auch neu hier... und ja, warum eigentlich keinen Wolf, keine Luchse, kein Bärchen irgendwo?
Über die (eingesetzten) Biber regen sich viele auf, zugegeben, sie nagen schon verteufelt viele Bäume ab... Nun gut. Ich hab Landwirte erlebt, die selbst wg. eines Feldhasen am Forstamt anriefen und rumtobten, der frässe ihre Wiese, wann schiesst einer das Vieh ab! Damwild und Muffelwild? "Die gehören hier nicht her" hiess es und man knallte sie ab, legal oder illegal. Ok, die Mufflons gingen dann auch teils an der Moderhinke drauf. Schade. Wildschweine sind tatsächlich eine Plage, man wird ihrer nicht Herr... trotz aller Jagd, merkwürdig... ach ja, hab ich was vergessen? Richtig, Rehe und Rotwild vernichten den Wald, indem sie die Naturverjüngung abknabbern. Also muss man sie abschiessen wo es nur geht, scheint es, heisst es, es gäbe eh viel zu viel Wild. Alles klar?

Jetzt ist also der Wolf da und schon gehts wieder rund, wie nicht anders zu erwarten.
Wenn man die letzten Tage so in der Presse oder FB mitbekommen hat, gibts tatsächlich heulende, zähnefletschende Hundertschaften von Wölfen, die Großtiere auf die Autobahn jagen, nützliche und/oder essbare und/oder jagdbare Tiere töten (jetzt auf einmal sinds nicht mehr die bösen waldfressenden Rehe, sondern die bösen Wölfe, die das arme Rehlein hetzen und fressen... *michratlosamkopfkratz*)
und Spaziergänger im Wald bedrohen bzw. deren Wuffis verfrühstücken.
Ah, echt jetzt???
Und immer wieder fällt der Begriff "Angesiedelt"... ????
Staatsgeschenk von Putin oder was? Freigang im Zoo? Oder wie jetzt?

Viele toben nur noch hysterisch und finden, der Wolf gehört nicht nach D...
Viele haben entsprechend Todesangst um sich und ihre Haustiere.
Viele finden, ein E-Zaun zum Schafeschützen ist unzumutbar. Geht gar nicht (wieso eigentlich??? Selbst wenn er bezahlt würde?) - also bevor mir Schaf 2 bis 12 gerissen wird, stell ich doch erstmal den Zaun auf und seh zu, dass Isegrimm mal kräftig eins verbratzelt kriegt... wobei, Wildschweine lachen sich über E-Zäune geradezu kaputt, ebenso über Blink-Anlagen und ähnliches Geraffel, und holen sich trotzdem den Mais.
Weiss hier jemand, ob Wölfe solcherlei Aufbauten auch ignorieren? Ich weiss es nicht. Ich täts austesten... oder gibts Berichte drüber? Erfahrungen?

Also ich finde es schon faszinierend, dass es wieder Wölfe gibt. Kuscheltiere sinds nicht. Sind Wildschweine aber auch nicht. ;)
Und schon ein Fuchs kann problematisch sein - die letzten beiden Jahre wurden einer Nachbarsbäuerin in der Welpen-Zeit ca. 30 Legehennen abgegriffen, bis sie gelernt hatte, die Gackertiere IM Zaun zu lassen. Sie war nicht amused, und ganz ehrlich, wenn der Jäger den Fuchsens da mal die Hausordnung vorgelesen hätte, ich hätts verstanden. Trotzdem finde ich, Füchse gehören hierher. Seit das mit der Tollwut unter Kontrolle ist, hat man überhaupt erstmal angefangen, hinzusehen, was für faszinerende und attraktive Viecher Füchse eigentlich sind.
Und ja, sie traben schon mal am hellen Tag mitten in München einen S-Bahndamm lang, ohne Scheu...

Zurück zum Wolf, schön wären z. B.
- eindeutige, sichere Zahlen und harte Fakten statt Märchen und Panikmache
- eindeutige Position "von oben" und das Signal an die Tierhalter: Wir haben das im Griff, wir lassen euch nicht alleine
- Tierhalter und Landwirte, die dann auch mal mitspielen und nicht sofort bei jedem Ansatz "DAS GEHT NICHT WEIL..." zetern.

Übrigens: Behirteten Schafen passiert weniger und Fohlenstuten, ob zäher Isländer oder nicht, halt einfach öfter mal kontrollieren gehen, wenn die Zeit kommt? Es sind ja auch OHNE Wolf weit und breit schon oft genug die dümmsten Missgeschicke geschehen und das Fohlchen ging verloren, Hand aufs Herz.

Gegen wirklich selektiven Abschuss im Notfall wäre auch nicht viel zu sagen - nur, welche Jäger können und wollen "selektiv"? Ich hab da so meine Zweifel.

Und seltsam, in anderen Ländern gehts ja auch, mal mehr, mal weniger, aber mit viel viel weniger Theater... oder liege ich da falsch?
Hier ist schon allein der Umgang mit den paar Infoquellen buchstäblich zum Heulen.
Und ist man nicht fürs Plattmachen, ist man gleich ein "Wolfskuschler". Dazwischen gibts offenbar nix.

So, sorry, jetzt hab ich viel gelabert... :D

Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Verfasst: 22. Mai 2015, 04:19
von balin
In zwei Deiner Überlegungen kommst Du mit der Realität, wie man sie bis jetzt erlebt hat nicht ganz klar.
Woanders ist es auch nicht besser, das erkennt man, wenn man sich mit einem Land, egal welchem, etwas genauer beschäftigt.
Und womit hängt das zusammen?
"Von Oben" und basiert auf Sachverstand und unter dem Hauptgedanken, daß alle Natur bewahrenswert ist, gibt es bis jetzt so gut wie nicht, weil Politik eine Lobbyveranstaltung ist und unsere Politiker als
Wahlperioden-bestimmte Opportunisten nicht über einen ausreichenden Vorrat an Überzeugungen verfügen. In Deutschland haben wir mit unserem Säuselmonster das klassische Beispiel von "nichtssagender" Politik, die den Bürger für blöd hält und die Franzosen haben so ein Unglück auch und die US-Amerikaner auch. Sowas wirkt sich auch auf die Wölfe aus. Was nützen gute Strukturen im Naturmanagement und ein hoher Wissensstand über die
natürlichen Zusammenhänge, wenn all das unter den Einfluß von Interessenspolitikern gerät?
In den USA ist das Postulat "Wissenschaft vor Politik" gescheitert, in Frankreich haben wir es mit haltlosen Volksvertretern zu tun, die entsprechend dem Volkszorn und entsprechend der umgebenden Geldbeutel immer mal die Überzeugung wechseln und in Spanien und Deutschland hat man die Ausrede der regionalen Zersplitterung. Da fällt die eigene Unfähigkeit nicht so auf, weil es ja die Nachbarregion schuld ist.
Auf die Erlösung von Oben braucht man nicht zu hoffen, das muß von unten kommen. Das heisst, selber am eigenen Informationsstand arbeiten, selber kommunizieren und wenn man weiss, um was es geht auch mal mit eigenem Beispiel losgehen.
In einem hast Du zu 100 Prozent recht....den Wölfen sollte man fragend begegnen. Da gibt es eine Menge dazuzulernen.

Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Verfasst: 22. Mai 2015, 08:53
von zaino
Mag sein, dass ich da ein Wunschdenken hab, aber momentan fühlen sich z. b. die betroffenen Bauern, eh eine skeptische, widerborstige Art ;), vom Naturschutz und den Behörden einfach vera***.
Dazu kommen dann die Figuren, die hinter "Wolf-nein-Danke" und ähnlichen Seiten stehen, die jede, aber auch jede Berichterstattung ausschlachten und so zurechtbiegen, dass IHR Wunschdenken damit untermauert wird. (Fernsehklipps wg angeblich vom Wolf gefressener Kinder auf Hindi inklusive - kann hier wer Hindi? :twisted: ).
Und dann kenn ich ein paar Jäger und Pferdebesitzer die nur mantraartig wiederholen: Der Wolf gehört nicht nach D.
Äh, ja, und nun? Ich hab gestern nächtens schon all die Tierarten aufgezählt, die hier AUCH stören und von Jägern und Bauern insbesondere bis aufs Messer bekriegt werden.
Diese blinden Hass-Reaktionen kennt man auch von woanders - machen wir gleich mal weiter mit afrikanischen Flüchtlingen, Muslimen, früher "Gastarbeitern" aller Couleur und ganz ganz früher Ihr wisst schon.... gehört auch alles nicht nach D, nech? Vor so einem Agresspegel krieg ich Gänsehaut.
Ich hab da vor allem Angst vor den Menschen... ganz ehrlich.

Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Verfasst: 22. Mai 2015, 09:00
von Grauer Wolf
zaino hat geschrieben:Und dann kenn ich ein paar Jäger und Pferdebesitzer die nur mantraartig wiederholen: Der Wolf gehört nicht nach D.
Äh, ja, und nun? Ich hab gestern nächtens schon all die Tierarten aufgezählt, die hier AUCH stören und von Jägern und Bauern insbesondere bis aufs Messer bekriegt werden.
...
Ich hab da vor allem Angst vor den Menschen... ganz ehrlich.
Die haben sich 150 Jahre bequem ohne Großbeutegreifer eingerichtet und diese Bequemlichkeit ist jetzt in Gefahr.

Gruß
Wolf

Re: Gibt es hier auch Leute die dem wolf in Deustchland eher skeptisch gegenüber stehen ???

Verfasst: 22. Mai 2015, 09:17
von zaino
Richtig, Grauer Wolf. Aber s. o., so manche haben ja gegen ALLES wilde Viehzeug ihre Einwände. Wobei sie für Wildschwein-Schäden eigentlich Entschädigung kriegen. In den Staatsforsten regt man sich auch über JEDEN angenagten Baum künstlich auf. Keiner will auch nur 1 Zentimeter "Revier" hergeben, oder im Falle Wolf, seinen A*** lupfen, auf seine Haustiere etwas besser aufpassen. Also schürt man Angst und Hass.
Mittlerweile weiss doch bald wirklich keiner mehr, wie verhalten sich Wölfe wirklich, wie viele Wölfe sinds, oder ists am End gar nur EIN "Problemwolf"? Fakten, Fakten, Fakten, bitte, statt Geschrei, Hass und Wut.