micha hat geschrieben:Es mag sein dass die meisten Zwischenfälle harmlos verlaufen, aber es trifft eben nicht auf alle zu. Siehe z.B. der folgende Fall. Ein oder mehrere gesunde Wölfe (nicht unterernährt, keine Tollwut) haben eine Frau getötet. Es war kein Hund dabei der den Angriff ausgelöst haben könnte. Ihr einziger Fehler war vermutlich, dass sie weggelaufen ist als sie die Wölfe bemerkt hat.
http://www.adfg.alaska.gov/static/home/ ... tality.pdf
Den Fall kenne ich rauf und wieder runter. Das ist ein blöder Unfall gewesen, weil imho die Frau nichtsahnend und unaufmerksam mitten in ein Wolfsrudel gerannt ist, das seinerseits wahrscheinlich ebenfalls nichts ahnte (die Spurenlage legte nahe, daß die Frau nicht verfolgt wurde). Die Spurenlage legte ebenfalls nahe, daß die Reaktion der Frau falsch war: Sie versuchte offensichtlich, wegzurennen: Das Schlimmste und Falscheste, was man bei Begegnungen mit einem Beutegreifer machen kann.
micha hat geschrieben:Würdest du es schon als menschliches Fehlverhalten bezeichnen, wenn man alleine auf einer Straße durch den Wald läuft?
In diesem Falle ein eindeutiges ja. Die Dame ist offensichtlich mit dröhnenden Kopfhörern und völlig unaufmerksam durch Alaska getapert, blind und taub für ihre Umgebung. Alaska ist außerhalb der Orte
Wildnis, auch heute noch, und diese betritt man nur mit voll aktivierten Sinnen. Das sollte auch eine Sonderschullehrerin wissen, die aus Slippery Rock (Pen) stammte und in den hohen Norden zog.
Heilgs Blechle, das war jetzt ein einziger Fall in wer weiß wie vielen Jahren in den USA... Jeder Aufenthalt in einer Stadt unter Menschen ist unendlich gefährlicher...
micha hat geschrieben:Ich laufe gerne durch den Wald und möchte das auch in Zukunft tun können !
Das tue ich auch, und zwar jeden Tag, in ein paar Wochen in Wolfserwartungsgebiet (hier gibt's nur Rehe, Wildschweine, Dachse, Füchse, Marder etc.). Glaubst Du ernsthaft, mich würden ein paar Wölfchen stören? Im Gegenteil, ich will die endlich mal vor die Linse kriegen...
![Zufrieden :pleased:](./images/smilies/wolf/wolfset-pleased.gif)
Und genauso, wie ich Füchsen schon auf wenige Meter gegenübergestanden und ~gesessen habe, so wünsche ich mir das von Wölfen. Sollte es dazu kommen, werde ich mir diesen Moment garantiert nicht mit irrationalen, diffusen Ängsten versauen, sondern ihn aus vollem Herzen genießen.
Tiere spüren Intention, insbesondere solche, die uns wesensmäßig so nahestehen, und so ist Höflichkeit und Gelassenheit das richtige Mittel für solche Kontakte und nicht Angst oder gar Panik, die
sehr schlechte Ratgeber sind.
Ich kann Dir nur einen Rat geben: Schnapp Dir einige Fachbücher zum Verhalten von Wölfen, lies die Berichte der Wolfsforscher, die oft über Jahrzehnte in der Feldforschung mit diesen Tieren zu tun haben, teilweise über Jahre in unmittelbarem Kontakt mit den Tieren (Mech, Paquet, McAllister...). Dann wird Dir vielleicht so einiges klar und Räuberpistolen von gefressenen Mädchen mit roten Mützen, Joggern und Pilzsuchern gewinnen die Bedeutung, die sie haben: Als Ammenmärchen für unbedarfte "Städter" (Mentalität, nicht Wohnort, deshalb die ""), die im Wald vor dem eigenen Schatten zu Tode erschrecken, allenfalls noch als moralisch-gesellschaftliche Lehrstücke. Mit der Realität des Wolfs haben diese (Horror-)Märchen nichts zu tun.
Der Wolf ist ein großer Beutegreifer, der rein von der körperlichen Konstitution her in der Lage ist, einen Menschen zu verletzen oder gar zu töten. Nur tut er das so selten, daß es statistisch irrelevant ist, genaugenommen asymptotisch gegen Null. So kommt denn auch der Untersuchungsbericht C.B. zu dem Schluß, daß keine Erhöhung der Gefahrenlage durch Wölfe vorliegt.
Wer sich draußen unter wilden Tieren rumtreibt, muß sich eben entsprechend verhalten, den die Natur, insbesondere in ihrer wilden Ausprägung ist kein Stadtpark oder Streichelzoo. Aber eines ist sie: Unendlich sicherer als eine nächtliche Innenstadt mit allerlei zwielichtigen Gestalten. Vor denen habe ich tatsächlich etwas Angst, aber nicht davor, nachts durch den Wald zu laufen, denn dort fühle ich mich zuhause und sicher und was die Tierwelt angeht, unter meinesgleichen. Denn das ist der Mensch letztlich, auch wenn er sich für die Krone der Schöpfung hält: Ein Tier unter Tieren, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.
Alpenwolf hat geschrieben:Da verwechseln sie den Wolf wohl mit dem Ziegenbock, dem christlichen Klassiker des Teufels in Tiergestalt.
Ich verwechsele da gar nichts... Über Jahrhunderte wurde der Wolf von den Christen (ich bin keiner) als die Personifizierung des Bösen, des Teufels betrachtet...
Alpenwolf hat geschrieben:aber dass der vorgeschriebene Herdenschutz nicht wie versprochen funktioniert scheint Faktum zu sein:
Stellt sich die Frage, ob die Schutzmaßnahmen immer 100% funktionsfähig waren. Da muß nur eine Lücke im Zaun sein (Wildschweine z.B.) und schon ist's passiert. Außerdem geht die Liste von einem Minimalschutz aus, nicht von einem nach bestem Wissen.
Das erinnert mich an diese Diskussionssendung des NDR in einem Wolfsgehege, wo die Wölfe fröhlich um die Diskutanten herumliefen und der Wolfsmaster die absolute Harmlosigkeit der Wölfe beschwor. Den Wolfszaun hatte er aber 2 m tief eingegraben, dann war er sicher über 2 m hoch und noch überhängend mit Stacheldraht bewehrt. So groß dürfte das Vertrauen zu seinen Wölfen nun doch nicht sein, womit sich auch das Vertrauen der Bevölkerung in bestimmte Aussagen relativiert.
Blödsinn. Bei der Haltung von Wölfen greifen ganz andere Sicherheits
vorschriften. Es ist ein mehr als gewaltiger Unterschied, ob Wölfe an einer Schafweide vorbeikommen, nach einer Lücke suchen und, wenn sie auf Anhieb keine finden, weiterziehen und lieber auf Rehe gehen oder ob Wölfe in einem
Gehege leben und sich über Tage oder Wochen in aller Gemütsruhe als Erdfräse betätigen können. Hier werden doch wieder einmal Äpfel mit Kokosnüssen verglichen, nicht mal mit Birnen. Das ist so was von durchsichtig!
Gruß
Wolf