Über die Reproduktion von Wölfen

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
Alpenwolf
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Re: und wieder kopflos....

Beitrag von Alpenwolf »

Grauer Wolf hat geschrieben:Und wer soll die dezimieren? Die paar Wölfchen hier? Sollen die armen Tiere an Verfettung sterben? So viel Reh und Hirsch können die gar nicht fressen, wie hierzulande nachwächst. Das sind Schlaraffenlandzustände wie im Lamar Valley, nur bei sehr viel milderem Klima... :pleased:
Gruß
Wolf
Im Westharz, dem größten Rotwildgebiet Deutschlands leben rund 7.000 oder vielleicht 8.000 Stück Rotwild. Nehmen wir als Beispiel 10 Rudel also 100 Wölfe, dann fressen die im Jahr 3.000 Stk. Rotwild, schöpfen also den gesamten Zuwachs ab. Schießt Mensch auch noch 1.000 oder 2.000 Stk. ab, dann können sie sich die Folgen für das Rotwild ausrechnen.

Dass auch Schalenwildbestände nicht unendlich sind wissen und akzeptieren offensichtlich nur die Jäger.
holsteiner in nrw
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Re: und wieder kopflos....

Beitrag von holsteiner in nrw »

Alpenwolf hat geschrieben: Im Westharz, dem größten Rotwildgebiet Deutschlands leben rund 7.000 oder vielleicht 8.000 Stück Rotwild. Nehmen wir als Beispiel 10 Rudel also 100 Wölfe, dann fressen die im Jahr 3.000 Stk. Rotwild, schöpfen also den gesamten Zuwachs ab. Schießt Mensch auch noch 1.000 oder 2.000 Stk. ab, dann können sie sich die Folgen für das Rotwild ausrechnen.

Dass auch Schalenwildbestände nicht unendlich sind wissen und akzeptieren offensichtlich nur die Jäger.
@ Alpenwolf: der Harz ist ein gutes Beispiel für die Rotwilddichte und den entsprechenden Konsequenzen der Jagdbehörde. Die würden sich über den Grauen Jagdgenossen sehr freuen.

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ ... 43246.html

P.S.: Ich persönlich finde diese Art der Jagd nicht waidgerecht.Aber das ist eine persönliche Meinung...
Zuletzt geändert von holsteiner in nrw am 8. Apr 2015, 17:34, insgesamt 1-mal geändert.
Lutra
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Re: und wieder kopflos....

Beitrag von Lutra »

Alpenwolf hat geschrieben:
Eben, je höher die Beutetierdichte desto kleiner die Reviere. Verlässliche Angaben über die Rudelterritorien erhält man nur über telemetrierte Wölfe und dieser Beziehung gibt es in DE keinerlei Aktivitäten (mehr), man fischt also sehr im Trüben, kann aber davon ausgehen, dass die Beutetierdichte in den aktuellen Wolfsgebieten sehr hoch ist, was sich natürlich auch wieder ändern wird, wenn Reh und Hirsch dezimiert sind.
Die Wölfe müssen nicht unbedingt telemetriert werden. Man kann auch ein offensichtlich flächendeckend besiedeltes Gebiet nehmen und die Fläche durch die Anzahl der Rudel teilen.
Ich persönlich habe auch anfangs angenommen, dass sich bei dem Beuteangebot die Territorien recht bald verkleinern würden. Das ist aber bis jetzt nicht zu erkennen. Es schiebt sich nicht mal einfach ein neues Rudel zwischen zwei bestehende Territorien. Das Kollmer Rudel, was ein recht kleines Territorium beanspruchte, ist wieder erloschen, warum auch immer.
Grauer Wolf hat schon recht. Wenn die Wölfe den Reh- und Hirschbestand spürbar dezimieren würden, könnten sie wegen Verfettung sowieso nicht mehr jagen. Die Königsbrücker Heide bei mir in der Nähe ist da ein (vielleicht extremes) Beispiel. Dort werden im Winter auf 70 km² bis zu 1000 Stück Rotwild gezählt.
Grauer Wolf

Re: und wieder kopflos....

Beitrag von Grauer Wolf »

Alpenwolf hat geschrieben:Im Westharz, dem größten Rotwildgebiet Deutschlands leben rund 7.000 oder vielleicht 8.000 Stück Rotwild. Nehmen wir als Beispiel 10 Rudel also 100 Wölfe, dann fressen die im Jahr 3.000 Stk. Rotwild, schöpfen also den gesamten Zuwachs ab. Schießt Mensch auch noch 1.000 oder 2.000 Stk. ab, dann können sie sich die Folgen für das Rotwild ausrechnen.

Dass auch Schalenwildbestände nicht unendlich sind wissen und akzeptieren offensichtlich nur die Jäger.
Der Westharz ist über den Daumen gepeilt runde 1200 km² groß. Das bietet optimistisch angenommen Platz für etwa 4 Rudel bei einer durchschnittlichen Kopfstärke von 8 erwachsenen Essern. Wir landen also bei 32 Wölfen und nicht bei 100. Der Nahrungsbedarf pro Kopf liegt bei ungefähr 2 kg Fleisch effektiv pro Tag (wie ein großer Hund mit sehr viel Aktivität). Wölfe schlagen primär junge Tiere und sehr alte, geschwächte. Was für ein Gewicht ansetzen? 50...60 kg für Wölfe eßbarer Anteil (außer dem Pansen, der rausgerissen und weggeworfen wird, frißt der Wolf ja auch die Innereien und einen Großteil der Knochen)? Ergibt für 32 Wölfe ungefähr und grob über den Daumen gepeilt gut 23000 kg oder 430 Hirsche und nicht 3000.
Das impliziert aber, daß die Beute zu 100% aus Rotwild besteht. Tatsächlich besteht die Beute zur Hälfte aus Rehen, zu einem Viertel aus Rotwild und zu einem Sechstel aus Schwarzwild, wieder über den Daumen gepeilt.
Also 11000 kg Reh, 6500 kg Hirsch (also gut 100 und nicht 3000), 3800 kg Wildschwein.
Wie gesagt, wirklich nur ganz grob gepeilt, denn jede genauere Aussage wäre unseriös, außerdem schwankend je nach Jahreszeit und Vorhandensein von Welpen.

Man sieht also, daß die Folgen für's Rotwild bei weitem nicht so gravierend sind, wie man das gerne dramatisch hätte. Tatsächlich rottet kein Beutegreifer seine Beutetiere aus (sofern nicht der Mensch vorher Murks gemacht hat und der Predator Pit greift) und das, was die Wölfe verbrauchen wirkt sich statistisch nicht auf die Jagdstrecken aus. Der Einfluß durch das Wetter dürfte sehr z.B. viel stärker ausfallen.
http://www.wolfsregion-lausitz.de/index ... ntwicklung

War auch schon wieder nichts, selbst wenn man berücksichtigt, das meinen Zahlen ein kräftiger Fehlerbalken zugrundeliegt und nicht jedes Rudel die gleiche Jagdtradition hat.

Gruß
Wolf
Alpenwolf
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Re: und wieder kopflos....

Beitrag von Alpenwolf »

Grauer Wolf hat geschrieben: Der Einfluß durch das Wetter dürfte sehr z.B. viel stärker ausfallen.
http://www.wolfsregion-lausitz.de/index ... ntwicklung
Gruß
Wolf
Und ihnen fällt z.B. nicht auf, dass in ihrem link die letzte Streckenstatistik aus dem Jahre 2009!!! ist und man die Entwicklung 2009 - 2014 schlicht und einfach verschweigt, da sie u.a. ganz offensichtlich ihre Argumente nicht stützt.

Da sind wir wohl in der billigen Abteilung, Demagogik und so.
Grauer Wolf hat geschrieben: Der Nahrungsbedarf pro Kopf liegt bei ungefähr 2 kg Fleisch effektiv pro Tag (wie ein großer Hund mit sehr viel Aktivität).
Wolf
Wo haben sie das mit den 2 kg her? Da sie so gerne nach Quellen fragen, hätte ich dafür auch gerne ein.
Grauer Wolf

Re: Über die Reproduktion von Wölfen

Beitrag von Grauer Wolf »

http://www.jagderleben.de/praxis/wildku ... wolf_.html (Immerhin einer Jägerseite!)
Das heißt aber nicht, dass er diese Menge auch frisst. Jens Karlsson, Wolfsforscher in Schweden, geht davon aus, dass ein Wolf pro Tag etwa 2 Kilogramm verzehrt und mit dieser Mahlzeit alle seine Lebensäußerungen bestreiten kann: also Körpertemperatur erhalten, verdauen, weite Strecken laufen, jagen, Welpen aufziehen - alles, was zum Leben gehört und immer Brennstoff braucht, sprich: Nahrung
Es gab hier auch mal einen großen Thread zu dem Thema. Der Nahrungsbedarf des Wolfes ist im Mittel sehr viel geringer, als allgemein geglaubt wird.
In dem Beitrag werden die Horrorszenarien zum Thema Rotwild von einem Jagdkundigen zusammenfassend widerlegt.

Gruß
Wolf
Grauer Wolf

Re: und wieder kopflos....

Beitrag von Grauer Wolf »

Alpenwolf hat geschrieben:Und ihnen fällt z.B. nicht auf, dass in ihrem link die letzte Streckenstatistik aus dem Jahre 2009!!! ist und man die Entwicklung 2009 - 2014 schlicht und einfach verschweigt, da sie u.a. ganz offensichtlich ihre Argumente nicht stützt.

Da sind wir wohl in der billigen Abteilung, Demagogik und so.
Einfach alles lesen!
Ab dem Jagdjahr 2009/10 ändert sich die Darstellung der Jagdstrecken durch die 2008 durchgeführte Kreisreform, wodurch sich die Zahlen nun auf andere Flächen beziehen als in den Jagdjahren zwischen 1992/1993 – 2008/2009.
Die Werte bis 2014 sind als Tabelle erfaßt. Ein direkter Vergleich ist wegen der Kreisreform nicht möglich, ein Übertragen in die Graphik also nicht sinnvoll. Tatsache ist, daß sich der Wolfsanteil hierzulande in den Jagdstrecken nicht niederschlägt.Es besteht keine Korrelation.

Gruß
Wolf
Alpenwolf
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Re: und wieder kopflos....

Beitrag von Alpenwolf »

Grauer Wolf hat geschrieben: Die Werte bis 2014 sind als Tabelle erfaßt. Ein direkter Vergleich ist wegen der Kreisreform nicht möglich, ein Übertragen in die Graphik also nicht sinnvoll. Tatsache ist, daß sich der Wolfsanteil hierzulande in den Jagdstrecken nicht niederschlägt.Es besteht keine Korrelation.

Gruß
Wolf
Natürlich wäre ein direkter Vergleich leicht möglich. Die Frau Reinhardt müsste nur ihren Taschenrechner zücken und die einzelnen Reviere aufaddieren wahlweise nach der alten Kreisform oder nach der neuen. Dauer diese gewaltigen Arbeitsleistung geschätzte 15 Min.

Ich glaube eher, dass man nicht möchte als dass man nicht kann.
Grauer Wolf hat geschrieben: Der Nahrungsbedarf des Wolfes ist im Mittel sehr viel geringer, als allgemein geglaubt wird.
In dem Beitrag werden die Horrorszenarien zum Thema Rotwild von einem Jagdkundigen zusammenfassend widerlegt.

Gruß
Wolf
Wenn ihnen die diätetische Versorgung der Wölfe mit sehr kalorienarmen Wildfleisch so ein Anliegen ist, dann sei ihnen das unbenommen. Ich glaub da nicht so ganz an die Zurückhaltung der Wölfe.
Grauer Wolf hat geschrieben:
War auch schon wieder nichts, selbst wenn man berücksichtigt, das meinen Zahlen ein kräftiger Fehlerbalken zugrundeliegt und nicht jedes Rudel die gleiche Jagdtradition hat.

Gruß
Wolf
Das haben sie jetzt recht eindrucksvoll schöngerechnet: Kompliment!
Grauer Wolf

Re: Über die Reproduktion von Wölfen

Beitrag von Grauer Wolf »

Alpenwolf hat geschrieben:Das haben sie jetzt recht eindrucksvoll schöngerechnet: Kompliment!
Sich die Welt schönrechnen wie es beliebt ist ja wohl eher Sache der Jägerschaft. Ich erinnere nur an diesen unsäglichen Beitrag:
Kreisjägermeister Knoop stellte in Bergen folgende Rechnung auf: Jeder Wolf benötigt täglich 5,4 Kilogramm Nahrung. Bei 40 Wölfen im Kreisgebiet ergebe sich ein jährlicher Bedarf von 157.680 Kilogramm. Diese Zahl sei extrem hoch, weil die Wölfe ihre Beutetiere nicht komplett auffräßen, sondern auch andere Arten wie Kolkraben und Füchse von den Wolfsrissen profitierten. Knoop beziffert das Durchschnittsgewicht eines Beutetieres auf 30 Kilogramm und kommt so zu der Einschätzung, dass den Wölfen in der Südheide jährlich 5256 Tiere zum Opfer fallen.
http://www.cellesche-zeitung.de/website ... ry/3831601
Hier wird mit Pseudogenauigkeit argumentiert, wo es allenfalls grobe Abschätzungen geben kann. Mit solchen Zahlen macht man sich nur lächerlich. Ich denke mal, daß meine Zahl gar nicht mal so weit von der Wahrheit weg ist (wie gesagt, naturgemäß mit einem ordentlichen Fehlerbalken) und vor allem halbwegs plausibel.
Alpenwolf hat geschrieben:Wenn ihnen die diätetische Versorgung der Wölfe mit sehr kalorienarmen Wildfleisch so ein Anliegen ist, dann sei ihnen das unbenommen. Ich glaub da nicht so ganz an die Zurückhaltung der Wölfe.
Ehrlich gesagt, was Sie glauben, wird die Wölfe nicht interessieren. Schalenwild ist nun mal die natürliche Beute von Wölfen, vorwiegend Reh und Rothirsch hierzulande, Elch in Skandinavien und Wapitis, Bisons und Moschusochsen auf dem amerikanischen Kontinent. Wildtierfleisch hat nun mal keinen großen Fettgehalt, das sind keine Masttiere, und der Metabolismus der Wölfe ist darauf eingestellt.

Was Sie wollen, ist, den Untergang des Rotwildes beschwören. Durchsichtig. Und auch das wird die Wölfe nicht interessieren.

Gruß
Wolf
Alpenwolf
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Re: Über die Reproduktion von Wölfen

Beitrag von Alpenwolf »

Grauer Wolf hat geschrieben:
Was Sie wollen, ist, den Untergang des Rotwildes beschwören. Durchsichtig. Und auch das wird die Wölfe nicht interessieren.
Gruß
Wolf
Ich beschwöre da gar nichts und finde an der aktuellen Situation nichts Dramatisches, da es ja noch relativ wenige Wölfe gibt. Es geht ja um die Zukunft: Wie wirken sich 100 oder 200 Rudel aus. Was ist beim Zielbestand von 400 Rudeln?

Die Sache mit dem Wolf beginnt ja erst, da jetzt die Populationsdynamik so richtig merkbar zu greifen beginnt.
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