Wölfe in den USA

balin
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Re: Wölfe in den USA

Beitrag von balin »

Damit es hier auch steht: Die Karte über die Verbreitung der Wölfe in den USA historisch gesehen
http://www.fws.gov/midwest/wolf/aboutwo ... ertime.pdf
Weil man über angestammten Lebensraum spricht!
balin
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Re: Wölfe in den USA

Beitrag von balin »

Wer erledigt jetzt das Wolfsmonitoring in Idaho?
Die Frage stellt sich, da Idaho Fish and Game vollständig aus dem Projekt ausgestiegen ist und nur noch Obstruction betreibt. Nun muß man wissen, daß IDFG diese Aufgabe ja nur drei Jahre wahrgenommen hatte und das auch nur in einem Teil Idaho's. Im Norden des Staates war vertragsgemäß wie auch schon bis 2005 der Stamm der Nez Perce für diese Aufgabe zuständig.
Überhaupt ist das Know How für das Wolfsmonitoring in Idaho bei den Nez Perce und der MSU (Montana State University) angesiedelt. Beide hatten zusammen die Methodik entwickelt und umgesetzt.
http://www.nezperce.org/programs/wolf%20project.pdf
Für den US Fish and Wildlife Service boten sich nun beide als Vertragspartner an um die Aufgabe der Wolfszählung zu übernehmen, die ja jetzt bei Schnee besonders aktuell ist.
Die Hauptlast werden wohl die Nez Perce tragen und ich vermute mal, da gäbe es zur Zeit bestimmt freie Jobs, einfach weil der Umfang der Arbeit doch einigermaßen angestiegen ist.
Die Hubschrauber gehören ja zu Privatfirmen und denen kann es ja egal sein, woher sie ihr Geld bekommen.
Wir werden also auch einen Bericht für das Jahr 2010 bekommen und hoffen, daß sich IDFG mit Anstand aus dem Projekt zurückzieht und das erarbeitete Material von diesem Jahr nutzbar weitergiebt.
Der Abschlußbericht wird dann wohl auf dieser Seite so ab März zu lesen sein:
http://www.fws.gov/mountain-prairie/spe ... index.html
Schade, wenn sich Jagdorganisationen wie IDFG so ins Abseits bewegen. Manche Ansätze waren ja gut und stehen jetzt nicht mehr so konsequent zur Verfügung wie in etwa die Befragung der Jäger zu den Wölfen. Auch fallen manche Synergieeffekte bei der Erfassung anderer Tierarten weg.
Grauer Wolf

Re: Wölfe in den USA

Beitrag von Grauer Wolf »

Da öffnet man nichtsahnend den newsletter von Defenders of Wildlife und liest folgendes:
Wolf 314F was illegally killed with Compound 1080. This deadly chemical is used by Wildlife Services to kill coyotes, but protected wildlife can also fall victim.
Sie wanderte 1000 Meilen von Montana nach Colorado, um dort auf entsetzliche Weise zu sterben. Ein gräßlicher Tod durch Compound 1080... Da kommt einem nur noch das Frühstück hoch...
Einer der Momente, in denen ich mich zutiefst schäme, zur Art Homo sapiens zu gehören... :cry:
Florw

Re: Wölfe in den USA

Beitrag von Florw »

balin hat geschrieben:Damit es hier auch steht: Die Karte über die Verbreitung der Wölfe in den USA historisch gesehen
http://www.fws.gov/midwest/wolf/aboutwo ... ertime.pdf
Weil man über angestammten Lebensraum spricht!

Eine schöne Karte, gleich mal gespeichert, ansonsten ist die Aufgabe der Politik, diese Tiere zu erhalten, auch wenn mir manchmal ganz befremdlich zumute ist, wenn ich daran denke, dass solche Menschen scheinbar kein Mitleid haben
balin
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Re: Wölfe in den USA

Beitrag von balin »

Muß ehrlicherweise zugeben, daß ich mit Mitleid rein persönlich bei Wölfen nicht zurechtkomme. Für mich sind das coole Typen, die ganz gut alleine zurechtkommen. Man muß sie nur eben lassen. Am besten macht man bei denen beim zuschauen die Augen zu, weil man sonst in Versuchung kommt jemanden anders zu bedauern. Natur funktioniert anders wie unsere Katechismusidelogie. Ich denke, da haben wir zwei Seelen in der Brust. Wie das mit Politikern und ausführenden Beamten ist, kann ich schlecht sagen. Das wird wohl etwas von der Windrichtung abhängen. ;-)
Grauer Wolf

Re: Wölfe in den USA

Beitrag von Grauer Wolf »

balin hat geschrieben:Muß ehrlicherweise zugeben, daß ich mit Mitleid rein persönlich bei Wölfen nicht zurechtkomme. Für mich sind das coole Typen, die ganz gut alleine zurechtkommen. Man muß sie nur eben lassen. Am besten macht man bei denen beim zuschauen die Augen zu, weil man sonst in Versuchung kommt jemanden anders zu bedauern. Natur funktioniert anders wie unsere Katechismusidelogie.
Genau das läßt man sie ja nicht, das ist ja der Knackpunkt... Mein Mitleid gilt insbesondere Wölfen, die Opfer niederträchtiger, menschlicher Motive (Geiz, Neid, Habgier, Spaß am Morden, reines Profitdenken) wurden. Jenseits des allen Fachwissens über Wölfe fühle ich mich diesen Tieren emotional auch tief verbunden...
balin hat geschrieben:Ich denke, da haben wir zwei Seelen in der Brust. Wie das mit Politikern und ausführenden Beamten ist, kann ich schlecht sagen. Das wird wohl etwas von der Windrichtung abhängen. ;-)
Seele(n)? Ich würde eher sagen: Aktenstaub, Paragraphen und Tinte... :p
balin
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Re: Wölfe in den USA

Beitrag von balin »

Will ja den Thread nicht mißbrauchen, aber das mit dem Mitleid können wir uns nur leisten, weil wir mehr Macht haben, als uns zusteht. Für einen Wolf wäre das der Anfang vom Ende. Und unsere Doppelmoral können wir an den Tierfilmen recht gut beobachten. Da wird was über Raubtiere erzählt und dann gibt es eine Jagdszene, wo das Opfer mal so mit knapper Not entkommt. Und die nächste Einstellung zeigt dann die Jäger am halbvertilgten Opfer. Die eigentliche Jagd mit Abschluß bekommen wir nie gezeigt und das wird immer blumig umschrieben. Wir sind da tolle Verdränger. Und weil wir das sind, kommen wir auch mit Raubtieren nicht klar. Da ist ein Tabu und das bricht der Wolf. Nicht Rotkäppchen ist das Problem, sondern unsere Weigerung, der Wirklichkeit ins Gesicht zu sehen. Da haben es Kulturkreise leichter mit dem Wolf, die Tod, Kommen und Vergehen in ihr Denken mit einbeziehen. Ich gebe zu, ich kann das auch nicht, aber ich weiss wenigstens, daß ich da falsch gepolt bin.
Alexander
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Re: Wölfe in den USA

Beitrag von Alexander »

@balin: Ist das wirklich so? Ich habe genug Tierdokus gesehen in denen z.B. der Löwe/Gepard seine Beute jagd und ihm die Kehle zudrückt bis es sich nicht mehr bewegt, auch sieht man schonmal in der ein oder anderen Doku ein Wolfsrudel einen Elch zu fall bringen und kurz darauf das gemeinsame Fressen - ob man als Zuschauer da nicht trotz des Schnitts in der Lage ist den Bezug zwischen dem flüchtenden und dann 'halbvertilgten' Elch herzustellen? Das Problem ist m.E. eher die Doppelmoral wenn es darum geht, ob der Tod eines Tieres nun dem Menschen oder einem (anderen) Raubtier nützlich ist: In unserer Gesellschaft wird es fast kritiklos hingenommen, dass täglich tausende Tiere geschlachtet werden, auch wenn mehrere Tonnen Fleisch täglich auch wieder im Müll landen. Den Nutztieren wird lediglich materieller Wert zugeschrieben und oft heißt es "Sie leben ja nur weil wir sie für den Verzehr züchten". Schießt sich der Jäger dann draußen ein Wildtier weil er "besseres" (weil wildes) Fleisch will, ist das auch gesellschaftlich völlig in Ordnung. Emotionelle Bindung gehen viele bestenfalls mit dem Haustier wie Hund & Katze etc. ein, aber selbst da wird der Tod durch Überfahren eher hingenommen als die Gefahr, beim Bremsen für ein Tier einen Auffahrunfall zu provozieren. Wir töten Tiere für den Genuss und den Luxus, das geht hin bis zum Tragen von Pelzen, was angeblich wieder "im Trend" liegen soll, wie uns so mancher Modehersteller einreden will. Der unbedarfte Bürger beruhigt sein Gewissen im Notfall damit, dass die Tiere ja recht schnell und 'human' getötet werden in unseren Breitengraden.

Aber wehe ein Raubtier erlaubt es sich seinen Hunger gemäß seiner Natur zu stillen, dann ist der Aufschrei plötzlich groß: Dann heißt es, wie eben in den USA, die Wölfe würden sich so stark vermehren, dass sie den Jägern die ganzen Beutetiere wegfressen und Farmer in den Ruin treiben weil sie Nutztiere reißen. Seltsamerweise kommen solche Aussagen dann i.d.R. nicht von den Leuten, die nicht mit dem Tod täglich konfrontiert sind, sondern von denen, die die Brust am weitesten rausstrecken vor Stolz doch "echte Naturburschen" zu sein.
Ich denke ich würde kein Fleisch mehr essen wenn ich ein Tier selbst schlachten müsste - aber ich komme deshalb auch nicht auf die Idee es dem Wolf oder jedem anderen Raubtier vorzuwerfen, dass es sich gemäß seiner Natur verhält um zu überleben. Wenn ein Wolf ein Tier tötet komme ich damit besser zurecht als wenn ein Jäger einen Wolf tötet - ich habe Mitleid mit dem Wolf - einfach aus dem Grund, weil der Wolf gar keine andere Wahl hat als so zu leben wie er es tut, der Mensch jedoch schon. Die Zahl der Wölfe sinkt, während die Zahl der Menschen explodiert, da sehe ich es nicht ein, weshalb mich der Tod eines jungen Autofahrers, der betrunken nach der Disko seinen Wagen um einen Baum wickelt mehr berühren sollte als die gezielte Zerstörung bestehender Familienstrukturen in Rudeln durch die Jagd, nur weil ein paar Menschen der Meinung sind der Mensch müsse das einzige "Raubtier" sein, das sich in seiner Umwelt bedient.
balin
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Re: Wölfe in den USA

Beitrag von balin »

Um ein bißchen zum Thema zurückzukommen, es geht um die Situation der Hirsche auf der oberen Halbinsel in Michigan, wo
es laut DNRE (Deparment of natural Resources and Environment) ca 550 Wölfe gibt.
http://www.freep.com/article/20101125/S ... rying-wolf
Die Abschusszahlen sind im Vergleich zu 2009 um 8% gestiegen. Und das trotz der Wölfe, aber wegen des milden Winters nach zwei harten in den Vorjahren. Die Abschätzung für die Wölfe liegt gemäß DNRE bei 30 bis 35 Hirschen pro Wolf und Jahr. Das macht für für die gesamte Wolfspopulation eine Strecke von 15000 bis 20000 Hirschen, deren Gesamtbestand im angesprochenen Gebiet bei etwa 300000 Stück liegt. Eingeschlossen ist dabei Wild als Verkehrsopfer und angeschossenes, das in der Regel den Wölfen zufällt.
Der Autor des Artikels macht zu den dieses Jahr nicht so zahlreichen Klagen über die Wölfe ein paar treffende Bemerkungen.
Klagen kommen eher von auswärtigen Jägern, die mit den örtlichen Gegebenheiten nicht so vertraut sind. Auf die Frage, woher
Jäger denn wüßten, daß das Wild sich wegen der Wölfe auf die Nachtstunden in seiner Aktivität zurückziehe, bekam er als Antwort, das hätten sie bei National Geographic im Fernsehen gesehen.
Und dann merkt er noch zum selben Thema an, wenn tausende von Jägern mit ihren Hunden seit September durch die Wälder streifen, dann muß man sich nicht wundern, wenn das Wild scheu wird.
Zum inneren Schweinehund, über den wir als Menschen verfügen, wenn wir einem Raubtier begegnen hier das Originalzitat:

The wildest sounds I've heard in a lifetime of wandering fields and woodlands are the call of a loon, the howl of a wolf and a lion coughing in the darkness. Those last two are guaranteed to raise the hairs on the back of your neck, reminders of the days when people were not only predators on other animals but prey to some, as well.I suspect that atavistic reaction is one reason many hunters tend to hate wolves. Deep down we think they're not just competition for a food source: They want to make us food.

Das sagt er mi Augenzwinkern und da sind wir dann wieder beim vorherigen. Wir haben ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu Raubtieren und können nicht einmal immer was dafür! Was atavistisch ist habe ich auch nachschauen müssen. :-D
Grauer Wolf

Re: Wölfe in den USA

Beitrag von Grauer Wolf »

@ Alexander:
Gut gesagt!

Das Problem ist die Bigotterie unserer Gesellschaft. Ich weiß nicht, was da in manchen Köpfen vor sich geht. Wölfen vorzuwerfen, daß sie sich vom "armen, süßen Bambi" ernähren, ist nachgerade lächerlich. Sollen Beutegreifer, egal ob groß oder klein, vielleicht im Supermarkt einkaufen? Fleisch kennen die meisten doch nur noch fein verpackt aus der Kühltheke und der Bezug zum geschlachteten Tier ist völlig verlorengegangen. Werden dann Bilder von der Jagd großer Raubtiere gezeigt oder gar selbst erlebt, geht's auf die Tränendrüsen. Ich kann mich an einen kurzen Reisebericht in einem Foto-Forum über eine Foto-Safari in Afrika erinnern:
Eine Leopardin hatte ihrem Jungen eine noch lebendige, kleine Antilope mitgebracht, damit Klein-Leo an einem ungefährlichen Beuteobjekt lernen kann, wie man Beute packt und fachgerecht tötet. Prompt fielen ob des "Schauspiels" die meisten der Mitreisen, insbesondere die Frauen, halb in Ohnmacht, brachen in Tränen aus und nötigten den Fahrer, weiterzufahren, weil sie das Geschehene nicht verkrafteten.
Der Witz ist dann, daß man sich, wieder erholt, im abendlichen Hotel an Springbock-Steaks delektiert. Mir fehlen dazu dann nur noch die Worte...
Besagte Leopardin kann man dann je nach Landschaft beliebig durch Tiger, Bären, Jaguare oder eben auch Wölfe ersetzen. Nicht zuletzt wird eine solche Einstellung auch durch manche Tierfilme geschürt. Ich erinnere nur an die Tierfilme von Disney, die an Kitsch und Gefühlsduselei kaum zu überbieten waren: Die lustige Welt der Tiere, na Klasse...

Vielleicht sollte sich die Gesellschaft mal wieder dran erinnern, daß zum Steak auf dem Teller eine Kuh auf der Weide gehörte und zum Wolf folgerichtig eine komplette Jagdsequenz bis hin zum Verzehr des "süßen" Bambis. Der "Beifall", der aufkommt, wenn das Beutetier den Wölfen entkommt, hat für mich jedenfalls einen üblen Beigeschmack:
Entkommene Beute heißt nämlich nichts anderes als leere Mägen, Hunger und, wenn's öfter geschieht, vielleicht sogar der Tod der Welpen.
Wir sollten nicht vergessen, daß sich Mensch und Wolf zwar biologisch kaum ähneln (nicht mal gleiche Ordnung), ethologisch dagegen sehr. Der Wolf führt uns in vieler Hinsicht unser eigenes Verhalten resp. Fehlverhalten drastisch vor Augen und das mag manch einem nicht schmecken...
I suspect that atavistic reaction is one reason many hunters tend to hate wolves. Deep down we think they're not just competition for a food source: They want to make us food.
Wie sagt man im Norden? Dumm Tüch! Der Mensch hat ja wohl nach allem, was wir so wissen, nie auf der "Einlaufsliste" der Wölfe gestanden... Ja, der Gesang der Wölfe löst auch bei mir was aus, aber es ist keine atavistische Angst, sondern eine tiefe Sehnsucht nach draußen, nach den Wäldern und Bergen des hohen Nordens.
Der Gesang der Wölfe ist tatsächlich der Ruf der Wildnis, der uns gemahnt, daß es allmählich genug ist und daß wir uns besinnen sollten, auch der Natur im allgemeinen und den Wölfen (stellvertretend für alle Beutegreifer) im besonderen ihren Platz im Gefüge der Schöpfung nicht streitig zu machen und diesem verfluchten "Wachset und mehret euch und macht euch die Erde untertan." einen Riegel vorzuschieben!
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