Wildschweinplage und natürliche Feinde

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
Lutra
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von Lutra »

Ausgerechnet heute, als ich von Arbeit kam, lief mir im Dunkeln ein großer Hund entgegen, ohne Scheu, beschnüffelte mich sogar. Hätte ich die BILD anrufen sollen? :shocked:
Na, vielleicht hat es jemand gemacht, und dann steht unser Dorf morgen in den Schlagzeilen. :x :x :x
Grauer Wolf

Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von Grauer Wolf »

Lutra hat geschrieben:Hätte ich die BILD anrufen sollen? :shocked:
Mindestens! Dann kommst Du auch mal in die Zeitung, wenn Du genügend dramatisch erzählst, vielleicht sogar ins Fernsehen... :p
balin
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von balin »

Kann es sein, daß ich hier sowas wie Arbeitsverweigerung bemerke?
Natürlich machen Jäger das freiwillig und bezahlen sogar dafür. Sie haben dann auch das Recht uns mit der Unbejagbarkeit des Schwarzwildes zu besulzen. Für die Wölfe propagieren sie diese Abwehrhaltung den Schwarzkitteln gegenüber also prophylaktisch auch. Als natürliche Feinde der Wildschweine scheiden sie dann aber aus und es muß nach anderen Lösungen gesucht werden.
http://www.frankenpost.de/lokal/fichtel ... 57,1639565
Auf dieser Art von Konferenzen kommt man dann immer wieder auf die Bewegungsjagd. Das hat viel mit Hunden und im übertragenen Sinn auch mächtig viel mit Wölfen zu tun. Es entspricht auch den Vorgängen, wie sie in der Natur angelegt sind.
Schlechtes Gewissen braucht man also nicht vorschieben. Bei den entsprechenden Fähigkeiten artet das auch nicht zu Tierquäerei aus. Und schließlich hat uns Menschen unsere Zeit als Jäger und Sammler zu dem gemacht, was wir sind.
Das ist im Prinzip nicht der Sofa- oder Hochsitzsitzende Waschlappen sondern ein tapferer Kerl, der es dank seiner Spannkraft
auch mit so intelligenten Wesen wie den Wildschweinen aufnehmen kann. :-D
Solche Problemlöser brauchen wir jetzt und wenn es die nicht gibt, dann müssen wir uns eben nach Profis im Tierreich umsehen.
Dasselbe gilt übrigens für den Herdenschutz. Man muß es nur wollen, dann geht es schon. Schließlich wollen wir uns ja nicht
vor unseren Vorfahren schämen müssen. Die haben sich den Arsch aufgerissen, damit es uns gibt und dann sowas!
Und die Jäger behaupten immer, sie würden in unserer Restnatur die Raubtiere ersetzen.... ;-)
LarsD

Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von LarsD »

Aber oho! Balin jagt wieder mal Wildschweine mit dem Mund bzw. der Tastatur ... :mrgreen: Es bleibt ein Erlebnis, wenn der Theoretiker der Praxis erklärt, wie die Welt zu sein hat. ;-) Jetzt zu Abwechslung mal etwas Praxis. Revier mit gut 1200 ha, davon ca. 200 ha Schilfgürtel und Bruchwälder, ca. 60 ha Wald und der Rest Grün- bzw. Ackerland. Mit Schwankungen werden zwischen 70 und 100 ha Mais angebaut, etwas Raps ist auch da und den Rest macht Getreide. In der Summe ist das hier eigentlich ein prima Sauenrevier, in dem sie mit den unzugänglichen Bruchwäldern außer bei ganz strengem Frost vor uns sicher sind. In den letzten Jahren hat sich hier keiner der beiden Landwirte wegen Wildschaden beschwert oder gar Geld haben wollen. Gleichzeitig nimmt die Sauenstrecke kontinuierlich ab. Dieses Jahr wird mit einem einzigen Schweinchen wohl mein absoluter Negativrekord. Im gesamten Revier haben wir in dem Jagdjahr bisher ganze 8 Sauen auf der Strecke und damit nicht mal 25% des Vorjahres. Mit anderen Worten: wir merken hier nichts von der angeblichen Sauenplage. Das liegt neben ein paar strengen Wintern auch daran, dass wir in den vergangenen Jahren als hochsitzsitzende bzw. pirschende "Waschlappen" zu erfolgreich waren. :mrgreen: Wir schonen inzwischen die Bachen, um in den kommenden Jahren bessere Chancen auf den einen oder anderen Wildschweinbraten zu haben. Und jetzt erkläre mir bitte nicht, dass wir hier die Nahrungsbasis für den Wolf zu sehr ausdünnen ... ;-)

Viele Grüße

Lars
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SammysHP
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von SammysHP »

Das mag bei dir so sein, damit sprichst du aber nicht für ganz Deutschland.
Grauer Wolf

Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von Grauer Wolf »

balin hat geschrieben:Und schließlich hat uns Menschen unsere Zeit als Jäger und Sammler zu dem gemacht, was wir sind.
Das ist im Prinzip nicht der Sofa- oder Hochsitzsitzende Waschlappen sondern ein tapferer Kerl, der es dank seiner Spannkraft
auch mit so intelligenten Wesen wie den Wildschweinen aufnehmen kann. :-D
Das war jetzt für mich der Schmunzler des Morgens. Das ist (mit ein paar wenigen, löblichen Ausnahmen) genau die Sorte, die hier rumläuft und die Schweinchen eimerweise mit Mais mästet, von denen es hier in der Gegend übrigens reichlich gibt...
balin hat geschrieben:Und die Jäger behaupten immer, sie würden in unserer Restnatur die Raubtiere ersetzen.... ;-)
Das ist leider nicht mal mehr zum Lachen... Wohin uns diese "Möchtegern-Raubtiere" geführt haben, konnte man über Jahrzehnte beobachten. Beutegreifer schlagen altes, krankes, schwaches, sehr junges etc. Wild. An starke Trophäen sind die nicht interessiert, sondern nur an einem vollen Magen bei wenig Energieeinsatz. Außerdem habe ich noch nicht gehört, daß Beutegreifer wie Wölfe andere, auch nicht konkurrierende, Beutegreifer an den Rand der Ausrottung bringen...
LarsD

Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von LarsD »

SammysHP hat geschrieben:Das mag bei dir so sein, damit sprichst du aber nicht für ganz Deutschland.
Das hatte ich auch nicht vor. ;-) Ich möchte nur zeigen, dass es durchaus möglich ist, das "Problem" Schwarzwild auch ganz ohne wilde Hatz und blinden Aktionismus unter Kontrolle zu bringen. Wo das trotz aktiver Jäger nicht funktioniert, wird auch der Wolf an seine Grenzen stoßen, weil Monsterschläge mit Mais den Schweinchen neben üppiger Nahrung auch den jäger-, hunde- und wolfssicheren Einstand bieten oder die Schweine sich in die Randbezirke der Städte zurück ziehen.

Viele Grüße

Lars
Wolfsheuler
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von Wolfsheuler »

Ich halte das Thema Wildschweine für grosse Polemik auf beiden Seiten. Ich weiss nicht, wann ich das letzte Mal ein Wildschwein gesehen habe. Bestimmt ein Jahr ist es her. Wo sind denn die vielen Schweine? Und wieviele Wildschweine gab es früher, bevor die Menschen vom Jäger zum sesshaften Landwirt wurden? Das wäre mal interessant zu wissen.
aka

Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von aka »

Aber oho! Balin jagt wieder mal Wildschweine mit dem Mund bzw. der Tastatur ...
:-D Ist immerhin besser als alte Brötchen vom Bäcker holen und Schweinchen von der Hand füttern, was mancher Zeitgenosse macht.
Gleichzeitig nimmt die Sauenstrecke kontinuierlich ab. Dieses Jahr wird mit einem einzigen Schweinchen wohl mein absoluter Negativrekord. Im gesamten Revier haben wir in dem Jagdjahr bisher ganze 8 Sauen auf der Strecke und damit nicht mal 25% des Vorjahres. Mit anderen Worten: wir merken hier nichts von der angeblichen Sauenplage.
Das mag bei dir so sein, damit sprichst du aber nicht für ganz Deutschland.
Ist fast überall so. Hab zwar keinen Grund zu klagen, aber es ist in den meisten Gegenden der Fall. Etwas "besser" sieht in reinen Waldrevieren aus,
aber auch da nicht üppig. Zum einen starke Bejagung, zum anderen.......Mastjahr.... :mrgreen: Die Sauen müssen eigentlich schon kotz...n
wenn sie die Massen an Eicheln nur sehen. Folgen - Feld ist überhaupt nicht interessant. Wenig Bewegung ......Wenig Strecke. Wenn in manchem
Revier bis 70 % der Strecke an den Kirrungen gemacht werden, dann war das..........Mal sehen wie das 2012 sein
wird. Manche sollen aber schon jetzt profilaktisch beten daß der liebe Gott bis in den April für Mistwetter sorgt. Obwohl "Abfangen" der Bestandsschwankungen
"nach oben" gegenwärtig viel schnell passiert als das früher der Fall war.

Wo das trotz aktiver Jäger nicht funktioniert, wird auch der Wolf an seine Grenzen stoßen
Der einzelne Wolf wird kaum mehr jagen als er fressen kann. Jäger schon.... :mrgreen:
Und wieviele Wildschweine gab es früher, bevor die Menschen vom Jäger zum sesshaften Landwirt wurden? Das wäre mal interessant zu wissen.
Ne große Frage - ?.
Das einzige was ich seinerzet gelesen habe war das Ergebnis einer Hofjagd des Kurfürsten Friedrich August - XVI Jh. In der Dresdner Heide und
Friedwald (b. Moritzburg) innerhalb von 2 oder 3 Tagen wurden über 1000 St. Schwarzwild erlegt. Habe spaßhalber mit durchschittlichen -
heutigen Strecken in den gleichen Gebieten verglichen..... Die Jäger des Kurfürsten waren besser .....Es muß auch etwas mehr Wildschweine
gegeben haben. Zu der Zeit gab es noch in der Dresdner Heide Braunbären und Wölfe . Gut, das war Bannforst, da sahen manche Dinge
anders aus aber auf der anderen Seite gabs damals noch kein Mais.... :mrgreen:
( aus "Jagd in Zwielicht" - herausgeben noch unter Erich)

Wie es früher aussehen konnte - ?????
balin
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von balin »

Den Ehrgeiz habe ich nicht, den Jägern die Arbeit und das Denken abzunehmen. Es ist aber bezeichnend, wenn die einzige Jagdschule in Bayern das Schwarzwildproblem so ausdrücklich benennt. Wenn sie feststellen, daß den Jägern da etwas über den Kopf wächst, dann kann ich das aus meinem täglichen Leben heraus nur bestätigen. Die Ausrede der Jäger vor Ort sind die unzugänglichen Gebiete im ehemaligen Grenzgürtel zur tschechischen Republik. Ich sehe sie da tatsächlich mit zwei vollen Eimern Wildschweine anfüttern. Bei dem Umfang werden es immer mehr statt weniger. Das sagt ihnen aber jeder, nur glauben wollen sie es nicht. Letztlich ist es egal, wie sie sich rechtfertigen und ob sie sich den Problemen stellen. Irgendwann wird der Druck zu groß werden, dann muß gehandelt werden. Auch das ist nicht meine eigene Diagnose. Da kommen einige Konflikte auf uns zu, die ausgetragen werden müssen. Ich glaube nicht, daß die Seilschaften da halten werden.
Besser wäre es einen guten Job zu machen und das auch glaubhaft rüberzubringen. Wenn das andernorts der Fall sein sollte,
dann ist das umso besser für die Region.
Hier gibt es aber der Landplagen viele. ;-)
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