Eilmeldung Bild: Wolf in Leer soll eingefangen werden

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
jurawolf
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Re: Eilmeldung Bild: Wolf in Leer soll eingefangen werden

Beitrag von jurawolf »

Wolfsblut, von den vier genannten Gehegen kenne ich deren drei persönlich. Sie sind naturnah ausgestaltet und für menschliche (!) Verhältnisse grosszügig dimensioniert. Und wenn ich mir die Tiere dort ansehe, denke ich nicht, dass sie Qualen leiden. Sie kennen nichts anderes, und das ist ein absolut wesentlicher Aspekt. Ich bin zwar der Gehegehaltung von Wildtieren auch dann sehr kritisch eingestellt, wenn es sich um Nachzuchten handelt (wie in all diesen Gehegen!), aber diese Nachzuchten können beileibe nicht mit Wildfängen verglichen werden. Die Probleme von Wildfängenin Gehegen sind hinreichend bekannt (Verhaltensstereotypen, Stress, etc.). Höchstens sehr junge Tiere gewöhnen sich noch halbwegs an die Gefangenschaft.

Wo liegt der Mehrwert für Mensch und Tier, wenn Wölfe, die im Rahmen des Managements aus der Population entfernt werden sollen, in Gehege gesperrt werden? Wo wir doch heute schon nicht mehr wissen wohin mit all den Wolfsnachzuchten. Dies unabhängig davon, ob im aktuellen Fall eine Entnahme überhaupt notwendig ist. Ein Leben hinter Gittern ist für jedes Wildtier, welches die Freiheit kennt, wohl die ultimative Höchststrafe. Ausser ein vermutlich längeres Leben hat es nichts davon. Uns Menschen bringt es auch auch nichts.

Übrigens, du beantwortest die Frage nicht, weshalb die Tötung ein derartiges Tabu sein soll, damit es sogar lebenslänglich rechtfertigt. Das ist jetzt zwar etwas plakativ gesagt, aber was gibt es natürlicheres als den Tod?
Grauer Wolf

Re: Eilmeldung Bild: Wolf in Leer soll eingefangen werden

Beitrag von Grauer Wolf »

jurawolf hat geschrieben:Übrigens, du beantwortest die Frage nicht, weshalb die Tötung ein derartiges Tabu sein soll, damit es sogar lebenslänglich rechtfertigt. Das ist jetzt zwar etwas plakativ gesagt, aber was gibt es natürlicheres als den Tod?
HIer betrittst Du Bereiche, die die meisten Menschen fürchten...

Gruß
Wolf
jurawolf
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Re: Eilmeldung Bild: Wolf in Leer soll eingefangen werden

Beitrag von jurawolf »

Ich weiss. Der Tod wird von Menschen völlig tabuisiert und dramatisiert. Ich hab das Gefühl, dass Tiere da ein viel entspannteres Verhältnis dazu haben.
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Lone Wolf
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Re: Eilmeldung Bild: Wolf in Leer soll eingefangen werden

Beitrag von Lone Wolf »

Das mein lieber Jurawolf, nimm es mir nicht übel, ist nun doch wieder eine typische Spekulation derer, die am Ende jedweder Ketten stehen. Ich für meinen Teil bin überzeugt davon, dass zumindest höherentwickelte Säugetiere eine Heidenangst vot körperlicher Verletzung und somit auch Tot haben... Bei weitem nicht alle Verhaltensweisen kann man auf Instinkte reduzieren...Dies alles nat. unter Vorbehalt, da wir eine endgültige Gewissheit in dieser Frage nicht erlangen können. Dennoch sollen wohl derlei Aussagen eher unser Gewissen beruhigen
Ich lehne es ausserdem ab, dass der Tod dieses Tieres hier schon in vorauseilendem Gehorsam debattiert wird. Wir haben noch kein Verhalten beobachtet, welches diese Maßnahme rechtfertigen würde.
Viele Grüße
LW
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
Grauer Wolf

Re: Eilmeldung Bild: Wolf in Leer soll eingefangen werden

Beitrag von Grauer Wolf »

Lone Wolf hat geschrieben:Ich für meinen Teil bin überzeugt davon, dass zumindest höherentwickelte Säugetiere eine Heidenangst vot körperlicher Verletzung und somit auch Tot haben...
Du kennst möglicherweise die Geschichte von Lobo, erzählt von Ernest Thompson, die m.W. auf einer wahren Begebenheit beruht? Zum Schluß nahm man ihn nach einer beispiellosen Hetzjagd gefangen und sperrte ihn ein. Er erlosch, ganz einfach so, und folgte seiner Gefährtin. Kein Märchen, das wurde auch schon in moderner Zeit beobachtet und beschrieben, m.W. von Paul Paquet. Er zog den Tod der Gefangeschaft vor.
Mein Lieblingsrüde wußte seinerzeit, daß seine Zeit gekommen war und fügte sich dem mit Gleichmut und Würde. Davon können Menschen ssehr viel lernen.

Aber ich will nicht zu sehr OT werden. Diese Debatte...
Lone Wolf hat geschrieben:Ich lehne es ausserdem ab, dass der Tod dieses Tieres hier schon in vorauseilendem Gehorsam debattiert wird. Wir haben noch kein Verhalten beobachtet, welches diese Maßnahme rechtfertigen würde.
...ist nachgerade nur noch peinlich. Wenn man keine Lösung weiß oder dafür zu bequem ist, dann eben umbringen... Arrrgh!
Sie sollen das Tier einfach in Ruhe erwachsen werden und in Ruhe lassen. Ich denke, daß es sich dann einrenkt.Sollte ein Schaf trotz Schutzmaßnahmen erwischt werden, dann unbürokratisch ersetzen und gut ist. Dieses LAnd leistet sich eine Verschwendung nach der anderen, da sollen sinnvolle Ausgaben für den Artenschutz ja wohl kein thema sein.
Wie auch immer, sowohl Abschuß als auch Gefangennahme muß ultima ratio bleiben und vorpreschenden Jägern und Politikern sollte man kräftig auf die Finger schlagen.

Gruß
Wolf
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Lone Wolf
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Re: Eilmeldung Bild: Wolf in Leer soll eingefangen werden

Beitrag von Lone Wolf »

Grauer Wolf hat geschrieben:
Lone Wolf hat geschrieben:Ich für meinen Teil bin überzeugt davon, dass zumindest höherentwickelte Säugetiere eine Heidenangst vot körperlicher Verletzung und somit auch Tot haben...
Du kennst möglicherweise die Geschichte von Lobo, erzählt von Ernest Thompson, die m.W. auf einer wahren Begebenheit beruht? Zum Schluß nahm man ihn nach einer beispiellosen Hetzjagd gefangen und sperrte ihn ein. Er erlosch, ganz einfach so, und folgte seiner Gefährtin. Kein Märchen, das wurde auch schon in moderner Zeit beobachtet und beschrieben, m.W. von Paul Paquet. Er zog den Tod der Gefangeschaft vor.
Mein Lieblingsrüde wußte seinerzeit, daß seine Zeit gekommen war und fügte sich dem mit Gleichmut und Würde. Davon können Menschen sehr viel lernen.

Gruß
Wolf
Hallo Grauer,
der Tod durch gebrochenes Herz oder das gefühlte nahende Sterben akzeptieren, diese Wege zu "gehen" kennen wir auch vom Menschen. Es steht aber meiner Meinung nach nicht im Widerspruch zu meiner vorherigen Aussage.

Viele Grüße
LW
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Johann Peter Hebel
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Wolfsblut
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Re: Eilmeldung Bild: Wolf in Leer soll eingefangen werden

Beitrag von Wolfsblut »

jurawolf hat geschrieben: Übrigens, du beantwortest die Frage nicht, weshalb die Tötung ein derartiges Tabu sein soll, damit es sogar lebenslänglich rechtfertigt. Das ist jetzt zwar etwas plakativ gesagt, aber was gibt es natürlicheres als den Tod?
Lone Wolf hat es ja bereits ungefähr so rübergebracht....

Es geht nicht darum den Tod zu tabuisieren. Für mich ist es schlichtweg zu einfach, und ich wäre an alternativen Möglichkeiten interessiert die man durchaus diskutieren könnte. Wie ich bereits gesagt habe: Ein Abschuss muss ein Ultima Ratio sein. Wenn wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden sind. Einfach zu sagen, ja dann knallen wir den ab, ist mir schlichtweg zu einfach und zu leichtfertig dahergeredet...
balin
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Re: Eilmeldung Bild: Wolf in Leer soll eingefangen werden

Beitrag von balin »

In den französichen Alpen ist eine Wölfin von einem Auto angefahren worden und man hat sie wieder gesund gepflegt Der Prefekt der Hautes Alpes verweigert nun eine erneute Auswilderung. Ferus und andere verweisen aber auf das Beispiel Italien, wo solche Wölfe wieder in die Freiheit entlassen wurden und fordert nun ebensolches für die Wolsdame ein. Sie soll wohl in einem Gehege den Rest ihres Lebens fristen.
http://www.ferus.fr/actualite/le-prefet ... ve-sauvage
Es kommt also sehr darauf an, in welchem kulturellen Umfeld die Wölfe leben. Italien bezieht sich auf die Mutter Wolf, Frankreich eher nicht und wir hier in Deutschland sind Spezialisten für hysterische Diskussionen. Wir fürchten uns lieber vor krebserregenden Stoffen in knusprigen Pommes oder eben vor dem Schatten eines Wolfes als vor den Dingen, die wirklich bedrohlich sind.
Der Mensch stirbt nicht am Tod sondern an der Todesangst, aber er tut es und alle Tiere auch, früher oder später. Und Jean Paul Sartre hat mal gesagt,
daß wir das Leben überhaupt nicht aushalten könnten, wenn wir nicht wüßten, daß es mal aufhört. Da sind wir auch nur Tiere und das wird für alle gleich sein, schon aufgrund der Entwicklungsgeschichte. Tod hat also zwei Seiten, aber immer nur individueii. Mit den Kriterien der Auslese sollte man vorsichtig sein. Den Lernprozess zu den Wölfen sollte man nicht durch vorzeitiges Abknallen verhindern. Selbstvertrauen gegenüber diesen Tieren gewinnt man nur in der erfolgreichen Auseinandersezuung mit ihnen.
Wenn ich jeden Bullen zum Metzger gegeben hätte, der einmal bedrohlich seinen Kopf geschüttelt hat, dann wäre ich im Umgang mit Rindern sicherlich immer noch die gleiche Null wie am Anfang. Angst kann man aushalten, das gilt auch für eine Gesellschaft gegenüber dem Wolf und nach einer Weile verliert man sie.
Sozusagen Eigenversuch. ;-)
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Re: Eilmeldung Bild: Wolf in Leer soll eingefangen werden

Beitrag von SammysHP »

Mal ein kleines Update zur erfolglosen Wolfsjagd in Niedersachsen. Heino Krannich war mehrere Tage unterwegs und hat versucht, den Wolf einzufangen. Wie erwartet völlig erfolglos, denn jeder hier sollte wissen, wie schwierig es ist, einen Wolf gezielt zu finden.

Kritisiert wird auch die Methode der Vergrämung mit Gummigeschossen sowie die Kommunikation mit dem Umweltministerium.

Mal wieder Chaos pur, aber lest selbst: http://www.lausitz-wolf.de/index.php?id=1357
FrauFuchs
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Re: Eilmeldung Bild: Wolf in Leer soll eingefangen werden

Beitrag von FrauFuchs »

Ist ja interessant... Da benimmt sich ein Wolf "so daneben" dass er vergrämt werden darf..... Aber der Spezialist krannich schafft es nicht den Wolf zu erwischen. Mhhhhhhhh!

Zum Thema ab ins Gehege mit dem Wolf hier mal ein Gedicht...
Es geht nicht um einen Wolf.., aber was Rilke hier in Gedichtform niederschrieb... So hab ich es schon oft empfunden.., wenn ich eingesperrte Wildtiere sah...


"Der Panther

Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.



Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris"
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