Wölfe in Brandenburg

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
timber-der-wolf

Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von timber-der-wolf »

Hallo Guido,
Kletschenberg hat geschrieben:@ Timber
Wenn du einen zusammenhängenden Text auseinander nimmst, ...
Ich hatte doch Deinen Ausführungen grundsätzlich zugestimmt. Ich wollte an Hand einiger Passagen Deines Textes nur meine abweichende Auffassung darstellen.
Kletschenberg hat geschrieben: "Der Begriff Hobbyhaltung ...
Hobbyhaltung (auch im Nebenerwerb) eines im Berufsleben stehenden Menschen ist zumindest für mich (und sicher für viele andere Menschen auch) nicht die Haltung von ...zig hunderten Schafen und Ziegen, das hat nichts mit Hobby / Nebenerwerb zu tun. Zudem kommt dann eines ganz gewiss zu kurz - entweder die Arbeit im Beschäftigungsverhältnis oder die artgerechte Tierhaltung im Hobby / Nebenerwerb.
Ich bin aus Erfahrung der Auffassung das alles was über max. 20 ... 25 Schafe geht, sicher nichts mehr mit Hobby und so mal nebenbei erledigen zu tun hat. Soweit vielleicht zur Auffassung, begrifflichen Definition, was ich unter "Hobby" in der Schaf-/Ziegenhaltung eines in Lohn und Brot stehenden Menschen verstehe.
Kletschenberg hat geschrieben:Für die Flächen auf welchen ich arbeite kommt ein Landwirt im Nebenerweb, reine Bezeichungs und Bezuschussungsdeklaration, nicht in frage also bin ich ein sogenannter Hobbyhalter ohne es jedoch wirklich als Hobby zu haben.
Da sind wir doch bei dem Punkt, wo ich sagte die POLITIK ist gefragt! Gesetze, Verordnungen, Richtlinien, ... sind doch nicht unveränderbare, gottgegebene Dogmen! Wenns nicht mehr passt, müssen entsprechende Reglungen geändert, aufgehoben, neu überdacht werden - unter Einbeziehung aller Betroffenen, und das möglichst schnell.
Kletschenberg hat geschrieben:Eine retorische Frage, warst du schon mal in einer Weihnachtsbaumschonung?
Ja, allerdings bei der Forst in einem entsprechenden "Weihnachtsbaumwaldstück". Und da gabs keine Schafe, nur reichlich Unterbewuchs ... ;-)
Kletschenberg hat geschrieben:Hast du schon mal Schafe getrieben und aufgestallt?
Ja, und beim Scheren geholfen ... aber das ist schon alles fast 4o Jahre her. War mehr oder weniger auch nur aus Spass, weil mich die Schäferin und ihre Schafe interessierten ... ;-) 8-)
Kletschenberg
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Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von Kletschenberg »

Hallo Timber,

so so, vor 40 Jahren der Schäferin nachgestellt. ;-)

Sehe grundsätzlich meinen wir das gleiche, reden vieleicht nur hier und da aneinander vorbei. Denke das pasiert wenn man seinen Gesprächspartner nicht gegenüber hat. Das mit den Pasagenlesen ist in meinen Augen immer unübersichtlich, da es andere Leser, geht mir zumindest so, reichlich verwirrt. Hat jetzt mal so mit dem Thema nix zu tun.
Der Begriff Hobbyhaltung ist wie du selbst ja richtig sagst, irreführend. Deshalb wende ich ihn grundsätzlich ungern an. Doch wenn es um irgend welche Mittel oder der gleichen geht macht es leider immer wieder einen großen Unterschied. Da es hier eine deutliche Ungleichbehandlung gibt.
Wenn ich zur Tankstelle fahre kostet der Diesel 1.45 € ob ic nun aus Spaß hinfahre oder meine Brötchen mit verdiene. Und bei den Steuern ändert sich da auch nix drann.
Den Knakpunkt sehe ich bei der Politik. Im umgang mit dem Wort geht es ja eigentlich schon los. Denn alle verlangen immer nach der Politik, schimfpen und mekern wenn, wie meist, völlig gegen ihren willen ist. Doch letztlich setzt sich keiner dafür ein was zu ändern. Denn wer macht denn letztlich die Politik? Da stellt sich die Frage, was ist Politik? Wie man es definiert weis ich selbst und was ein politiker sein soll auch. Also damit brauchen wir jetzt nicht anfangen.
Doch ist es nicht letztlich so, dass jeder für sich ne Meinung hat, die sich in Teilen mit der Meinung andere sogar deckt und man sich lediglich am Stammtisch zu äußert und mekert? Das ist in meinen Augen Stammtischpolitik die keinem hilft und rein garnichts bringt.
Der Wähler und Steuerzahler ist es welcher die Politik bestimmen muss. Durch entsprechendes Auftrehten und Handeln, um einer Sache Gehör zu verschaffen. (Bitte nur die legalen Mittel als solche sind hier gemeint.) Davon lebt letztlich eine Demokratie die wir ja eigentlich haben sollen. Solange aber jeder für sich, jedes Grüppchen für sich steht, mehr oder weniger nur über den anderen herzieht, wird das nichts werden. Lachen sich gewisse leute nur ins Fäutschen und streichen Diäten ein weil ja eh keiner wiederspricht. Die Wahrheit ist nicht immer bequem oder angenehm. Und leider ist es die neue Mode sojemanden mit allen Mittel fertig oder unmöglich zu machen.
Doch wie oft beschweren wir uns, die Politik ist da gefragt oder das muss von oben geregelt werden. Ja wer soll denn da was regeln wenn es keiner klar und deutlich verlangt?
In einem anderen Forum ist bei einem ähnlichen Thema ein deutliches Nord Süd gefälle zu bemerken. Einfach weil die einen ein "Problem" haben was bei den anderen sehr weit weg ist. Sich kaum mit der Thematik auseinander setzen wollen. Erst wenn es denn vor ihrer Haustür angekommen ist wird das Geschrei laut. Warum schauen die wenigsten mit weitsicht mal über ihren Tellerand hinaus?

VG
Guido
LarsD

Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von LarsD »

Kletschenberg hat geschrieben: Ja ich hab das Amtsblatt auch gelesen und wahr ehrlich gesagt erschüttert. Denn letztlich ist das eingetrehten was viele Schafhalter längst befürchtet haben. Ein ewig langes Prozedere und letztlich bleiben sie auf ihren Kostensitzen. Denn kann heist nicht wird, sowie 80% von was ? Und auch nur auf Material/Tier.


Dem angeblichen Ziel, die Akzeptanz des Wolfes zu steigern, kann diese Richtlinie nicht dienen. Im Klartext stellt sie eine Kürzung der Zahlungen an betroffene Viehhalter dar. Die Wolfspopulation wächst, die von ihr verursachten Schäden steigen entsprechend an - klar, dass da das Geld knapp wird. Das wäre eigentlich genau der Punkt, an dem der NABU und andere Organisationen ansetzen müssten. Statt Stimmung gegen die Jägerschaft zu machen, gehört politischer Druck her, so dass Schäden durch Wölfe auch in Zukunft ersetzt werden. Im Zweifel wäre ein Fonds für Spenden zur Abdeckung der fehlenden 20% nicht nur ein wichtiges Signal an die Viehhalter. Den wird es aber nicht geben. Denn beim Wolf läuft es bislang in genau den gleichen Gleisen, in denen es beim Kormoran von 20 Jahren begann. Erst wurden Schäden ersetzt. Dann wurde das zu teuer. Unter dem Protest der Naturschützer wurden erste Abschussgenehmigungen erteilt, ohne dass die Schäden dadurch unter Kontrolle zu bringen waren. Dann wurde der Abschuss über Kormoranverordnungen im großen Maßstab ermöglicht. Auch da gab es wildes Geschrei der Naturschützer, die Schäden blieben trotzdem existenzgefährdend. Und den Stand haben wir bis heute. Den einzigen Ausweg kannst Du Dir im nachfolgenden Link ansehen. Im Film wird jedoch nicht erwähnt, dass die Genehmigung zum Bau der "Flugabwehr" erst dann erteilt wurde, als der Teichwirt seine Teiche abgelassen und damit den Amphibien dort die Laichgewässer genommen hatte. Jetzt darf er bauen. http://www.ndr.de/flash/mediathek/media ... aturnah429 Wenn das Beispiel Schule macht, sind die Vogelschützer bald wieder auf den Barrikaden.
Analog zu dem Beispiel des Teichwirtes wird Dir zumindest vorerst nichts anderes übrig bleiben, als massive Zäune zu bauen und sie zusätzlich mit Strom zu sichern. Wo das nicht möglich ist, wird die Schafhaltung zumindest vorerst verschwinden.

Viele Grüße

Lars
Wolfsheuler
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Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von Wolfsheuler »

Frankreich oder Spanien zahlen deutlich höhere Summen jährlich an Entschädigungen. Da werden wir im reichen Deutschland doch nicht an der falschen Stelle sparen.
Dann sollten sich Nabu und Freundeskreis mal bewegen und das klären.
Lutra
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Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von Lutra »

Hallo von Kletschenberg!

Habt Ihr Schafshalter aus Brandenburg schon mal Kontakt mit den sächsischen aufgenommen, die schon einige Jahre "unter Wölfen" wirtschaften?
Unser ortsansässiger Landwirt z.B. hat 150 Heidschnucken mitten im Wolfsrevier "Königsbrücker Heide" mit Euro-Netz gekoppelt. Er ist zwar auch etwas skeptisch, ob das immer gut geht, aber deshalb noch nicht in Panik. Bei ihm ist noch nichts passiert, während rings um die Heide die Schafe von der Kette gefressen wurden. Das war ja auch etwas unverständlich, wenn schon eines im Ort gerissen wurde, ließen andere ihr Schaf dort immer noch angepflockt übernachten, bis es dann ebenfalls zum Opfer wurde. Die meisten Leute haben aber wenigstens nachts ihre Tiere reingeholt. In diesem Jahr werden wohl einige mehr hinter Euro-Netz stehen.
Aber es gibt ja noch viel mehr haupt- und nebenberufliche Schafshalter in Sachsen, die schon längere Erfahrungen mit Wölfen haben und ihre Tiere recht erfolgreich schützen, wie die Schadensstatistik zeigt.

http://www.wolfsregion-lausitz.de/schadensstatistik
LarsD

Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von LarsD »

Lutra hat geschrieben:Habt Ihr Schafshalter aus Brandenburg schon mal Kontakt mit den sächsischen aufgenommen, die schon einige Jahre "unter Wölfen" wirtschaften?
Unser ortsansässiger Landwirt z.B. hat 150 Heidschnucken mitten im Wolfsrevier "Königsbrücker Heide" mit Euro-Netz gekoppelt. [...] Aber es gibt ja noch viel mehr haupt- und nebenberufliche Schafshalter in Sachsen, die schon längere Erfahrungen mit Wölfen haben und ihre Tiere recht erfolgreich schützen, wie die Schadensstatistik zeigt.


Knackpunkt ist die unterschiedliche Förderung für präventive Maßnahmen in den beiden Bundesländern. Sachsen hilft allen Schafhaltern. Brandenburg lässt die "Hobbyschäfer" außen vor. Wenn Guido sich mit einem Kollegen in Sachsen unterhält, der Schafe ebenfalls zur Pflege von Weihnachtsbaumkulturen hält, wird das Frustlevel nur noch mehr steigen.

@ Wolfsheuler: http://www.nabu.de/modules/presseservic ... g&show=212 Die Reduzierung der Ausgleichszahlungen sind nicht erwähnt. Schwer vorstellbar, dass dem Nabu die neue Richtlinie entgangen sein soll.

Viele Grüße

Lars
Lutra
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Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von Lutra »

LarsD hat geschrieben:
Knackpunkt ist die unterschiedliche Förderung für präventive Maßnahmen in den beiden Bundesländern. Sachsen hilft allen Schafhaltern. Brandenburg lässt die "Hobbyschäfer" außen vor. Wenn Guido sich mit einem Kollegen in Sachsen unterhält, der Schafe ebenfalls zur Pflege von Weihnachtsbaumkulturen hält, wird das Frustlevel nur noch mehr steigen.

Viele Grüße

Lars
Klar sind da (jetzt noch) Unterschiede, was die Förderungen betrifft. Aber wer Schafe hält, wird doch nicht zuerst fragen, ob es vom Staate Geld gibt, ehe er versucht, seine Tiere zu schützen. Denn darum geht es ja in erster Linie: Wie kann ich Schaden durch den Wolf von meinen Tieren abwenden? Mit der unterschiedlichen und eventuell unzureichenden Förderung der Herdenschutzmaßnahmen ist wohl keiner so recht glücklich.
LarsD

Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von LarsD »

Lutra hat geschrieben: Klar sind da (jetzt noch) Unterschiede, was die Förderungen betrifft. Aber wer Schafe hält, wird doch nicht zuerst fragen, ob es vom Staate Geld gibt, ehe er versucht, seine Tiere zu schützen. Denn darum geht es ja in erster Linie: Wie kann ich Schaden durch den Wolf von meinen Tieren abwenden?
Mal abgesehen von den Schafen an der "Nahrungskette" ist es bei der Haltung hinter Zäunen oft eine Frage des nötigen Geldes / Arbeitsaufwandes, welches Maß an Schutz man als Halter bieten/leisten kann. Dass weiß jeder, der es selbst macht bzw. gemacht hat. Wenn es teuer wird, sich Schafe zu halten, werden es viele Leute schlicht lassen. Das ist halt so und der breiten Masse sicher völlig egal. Die Probleme werden sich dann jedoch schneller in Richtung Weiderinder verlagern. Aus der Sicht des tatsächlichen Artenschutzes wäre es deshalb sicherlich sinnvoll, bis zum Erreichen des "günstigen Erhaltungszustandes" in der Fläche einfach die entstehenden Schäden in der Schafhaltung zu bezahlen und gar nicht so sehr auf den ultimativen Schutz zu setzen. Damit würde man den Wölfen etwas mehr Zeit geben, sich weitere geeignete Lebensräume zu erschließen, bevor die ganze Geschichte durch regulierende Eingriffe in die Population in halbwegs geregelte Bahnen gelenkt werden muss.

Viele Grüße

Lars
Lutra
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Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von Lutra »

Lars, wir reden wieder mal ein Bißchen aneinander vorbei. Z.B. dem von Kletschenberg wird es nichts nutzen, wenn er gerissene Schafe bezahlt bekommt, das Gras zwischen den Weihnachtsbäumen steht dann immer noch. Genau so wird nicht jeder sagen, pfeif drauf, ich hab den Wolf nicht gewollt, der Staat soll mir gefälligst meine gerissenen Schafe ersetzen, ich werd einen Dreck tun, um sie zu schützen. Die meisten Schafshalter sehen doch, dass sich der Wolf nicht einfach wieder wegreden läßt, informieren sich über geeignete Schutzmaßnahmen und Fördermöglichkeiten dafür und wenden sie dann auch an, sehe ich hier live vor Ort.
balin
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Re: Wölfe in Brandenburg

Beitrag von balin »

Für mich ist der Wolf ein zusätzlicher Grund, endlich die Zäune bauen zu dürfen, die erfolgversprechend sind. Bis jetzt lassen sie uns auch aufgrund des Betreibens der Jagdlobby auf den halbherzigen Drahtgerüsten sitzen. Das Argument ist, daß die Zäune für das Wild durchlässig sein müssen um die Wanderbewegungen der Tiere nicht zu behindern. Inzwischen genügt aber
in Bayern eine Anzeige bei den entsprechenden Ämtern, wenn man unter einer bestimmten Größe mit Wildzäunen einzäunt.
Hobbyhalter sind für den Zaunbau im Aussenbereich ausgeschlossen. Da entfällt die Privilegierung.
Bei mir geht es vor allem um die Absicherung der nahen Verkehrswege. Das schlimme an den Gängen zu den Behörden ist in diesem Zusammenhang, daß man es nicht mit einem Gesprächspartner zu tun hat, sondern mit vielen, die zudem verantwortungsscheu sind und die nicht bereit sind sich fallgerecht mit den Nachbarressorts auszutauschen. Da kommt man sich ein bißchen vor wie Buchbinder Wanninger oder wie Kafka im Schloß.
So wie ich das gelesen habe, hat man beim Bibermanagement in Bayern einen Beauftragten geschaffen, der Naturschutzbehörde, Wasserwirtschaftsamt, Amt für Landwirtschaft und gegebenenfalls die Strassenbauer für einen einzelnen Fall sinngemäß koordiniert.
Die problemorientierte Bearbeitung sollte auch im Wolfsmanagement um sich greifen und wäre überhaupt im Umgang der Behörden mit den Bürgern wünschenswert.
Bei den Zuschüssen muß man sich im Auge behalten, daß sie dir damit immer etwas abkaufen. Wenn man mich fragt, dann hat sich inzwischen die ganze Landwirtschaft für die empfangenen Kröten zum Affen für die Allmosen gewährende Gesellschaft gemacht.
Ich denke, man sollte sich von seinem Stolz etwas zurückbehalten und wenn das auch mit den besseren Zäunen für den Wolf anfängt.
Die Wölfe haben es übrigens einfacher. Die müssen nicht vorher um Erlaubnis fragen, sie müssen nur den unerfreulichen Erlebnissen aus dem Weg gehen. Neurotisch werden die so bestimmt nicht! :-D
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