Wölfe in der Schweiz

Lupus
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Re: Wölfe in der Schweiz

Beitrag von Lupus »

Ein Wolf hat in der Nacht auf den 1.April ein Schaf in Giswil gerissen. Die DNA-Analyse fehlt noch, es wird sich zeigen ob es der Wolf ist, der bereits seit Frühling 2009 im Gebiet unterwegs ist.
http://www.bielertagblatt.ch/News/Schweiz/204787
timber-der-wolf

Re: Wolf reisst Rentiere in MV

Beitrag von timber-der-wolf »

Ash hat geschrieben:Die Leute in MV sind irgendwie wirklich schräg drauf... http://www.mvregio.de/index.php?id=56&t ... 2893d65ed0
Selbstdiagnose, Ablehnung der Hilfe, aber den Wolf beschuldigen und Trara machen. Mannmannmann....
Nicht nur die schweizer, ösiländer und bayrischen (Alm-)Bauern spinnen, ne, nun fangen auch die in MeckPomm an, zumindest Einzelne. Was soll man dazu sagen?
Schade, dass gegen Dummheit noch kein Kraut gewachsen ist :p
Lupus
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Re: Wolf reisst Rentiere in MV

Beitrag von Lupus »

Ich möchte mich da von einer Verallgemeinerung distanzieren, es sind nicht alle Schweizer, Ösiländer und Bayer Wolfshasser, es gibt sehr grosse Bemühungen z.B. in der Schweiz um einen Konsens mit dem Wolf zu finden. Die Gegebenheiten sind wohl in den Alpenländern nicht ganz gleich wie z.B in der Lausitz. Die Weiden in den Alpen sind nicht so einfach einzuzäunen und zu bewachen wie die Heidelandschaft in der Ebene. Um das Verständnis der Bergbevölkerung und die Sorge um ihre Tiere zu begreifen muss man sich auch in ihre Situation versetzen können. Der Umgang mit dem Wolf ist ein Prozess, der einige Jahre schon andauert und noch einige Jahre sich hinziehen wird. In der Schweiz z.B. werden immer neue Gebiete durch den Wolf besiedelt (gleich wie in Deutschland) und es kommt in diesen Gebieten auch am Anfang zu grösseren Schäden, diese nehmen aber mit dem Wolfsschutz immer mehr ab. Um das Verständnis der Bevölkerung für den Wolf zu erlangen ist es vielleicht sogar nötig Tiere die grosse Schäden anrichten und nicht belehrbar sind aus der Population zu entnehmen. Ich möchte hier einmal auf die Wiederansiedlung der Luchse in der Schweiz hinweisen, die Schweiz war genau vor vierzig Jahren das erste Land in Westeuropa, dass das ausgerottete Tier wieder ansiedelte und es gibt heute nach vierzig Jahren sehr vielgutes über die Population zu berichten. Sie ist die einzige Population im ganzen Alpenraum die sich immer mehr ausbreitet. Es mussten auch hier einzelne Tiere, die grossen Schaden anrichteten entnommen werden, weitere wurden auch gewildert, aber trotz allem ist die Population am wachsen und am ausbreiten. Ich denke mir, es wird mit dem Wolf gleichermassen vorwärts gehen. Ich sage nur gebt der Ausbreitung einige Zeit und der Wiederstand wird kleiner werden und der Umgang wird irgendwann zur Selbstverständlichkeit. Es gibt auch heute noch nach zehnjähriger Wolfspräsents in der Lausitz einige Leute in der Gegend die Märchengeschichten erzählen und dem Wolf alles in die Schuhe schieben wollen, die wird es aber auch in vierzig Jahren noch geben, einige unbeleerbare :evil: !!!!
Auf eine sich ausbreitende Wolfspopulation in Westeuropa :-P :-P :-P :-P
Lupus
kangal2
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Re: Wolf reisst Rentiere in MV

Beitrag von kangal2 »

Momentan sieht's in der Schweiz allerdings eher düster aus.
HSH - Programme werden eingestellt, Züchter geben auf, weil die Unterstützung fehlt, der Wolf soll in's Jagdrecht, massive Proteste der Schafhalter, während hier eher die Jäger Gegenwind verursachen usw.

Richtig ist, daß der Herdenschutz in der Schweiz beiweiten nicht so einfach ist wie in unserer Lausitz. Der Konflikt Touristen - HSH ist allgegenwärtig und auch einen Zaun hat man auf Bergwiesen nicht so schnell gezogen, wie schon richtig angesprochen wurde.
jurawolf
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Re: Wolf reisst Rentiere in MV

Beitrag von jurawolf »

kangal2 hat geschrieben:Momentan sieht's in der Schweiz allerdings eher düster aus.
HSH - Programme werden eingestellt, Züchter geben auf, weil die Unterstützung fehlt, der Wolf soll in's Jagdrecht, massive Proteste der Schafhalter, während hier eher die Jäger Gegenwind verursachen usw.
das ist nun auch etwas schwarzgemalt. fakt ist:

- HSH-programme werden keine eingestellt. sowohl das nationale, wie auch die kantonalen laufen unvermindert weiter.

- einzelne HSH-züchter drohen zwar aufzugeben, aber es fangen mehr neue an (derjenige, der letztes jahr medienwirksam mit aufgabe gedroht hat, hat übrigens trotz seiner ankündigung bis heute noch herdenschutzhunde ;-) )

- die zahl der eingesetzten HSH steigt seit jahren unvermindert an. diesen sommer werden etwa 200 im einsatz sein, vor fünf jahren waren es noch gerade 100, vor zehn jahren etwa 10 und vor fünfzehn jahren 0.

- das parlament hat im märz einen vorstoss überwiesen, dass der bund die finanzierung des herdenschutzes sicherstellen muss, auch wenn dies mehr geld kostet als heute. in zukunft dürfte also sogar mehr geld fliessen.

- der wolf soll nicht ins jagdrecht. einerseits gibt es in der schweiz den konflikt zwischen jagdrecht und naturschutzrecht ohnehin gar nicht, da schutz und nutzung der säuger einzig im jagdgesetz geregelt sind. arten, die gemäss jagdgesetz keine jagdzeit geniessen, sind nicht jagdbar und damit geschützt. dies trifft auf den wolf zu und wird auch so bleiben. denn weder hat das parlament den wolf für jagdbar erklärt, noch liegen derartige vorstösse vor. es wurde einzig beschlossen, dass in zukunft auch geschützte arten reguliert werden können, wenn sie untragbare schäden an landwirtschaftlichen gütern anrichten und/oder einbussen der jagdstrecke verursachen. eine regulation ist aber erst möglich bei gesicherten populationen. das zuständige bundesamt hat denn auch versichert, dass dies beim wolf noch längst nicht der fall ist, sondern dass es etwa 80-100 wölfe braucht, damit diese bedingung erfüllt ist. für den wolf ist diese neuerung - auch wenn sie eigentlich auf ihn abzielte - noch eine weile unerheblich. eher wird deshalb demnächst der luchs reguliert. beim wolf bleibt es auch vorläufig bei einzelabschüssen von schadenstiftenden einzeltieren.

- proteste der schafhalter gibts natürlich, aber die gibts scheins auch in deutschland (bayern...). auch die jäger machen übrigens druck, nur hört man dies öffentlich nicht so.
timber-der-wolf

Re: Wolf reisst Rentiere in MV

Beitrag von timber-der-wolf »

Hallo lupus,
Lupus hat geschrieben:Ich möchte mich da von einer Verallgemeinerung distanzieren, es sind nicht alle Schweizer, Ösiländer und Bayer Wolfshasser, ...
... wer hat denn hier verallgemeinert? Lesen und verstehen ... :D
Nicht nur die schweizer, ösiländer und bayrischen (Alm-)Bauern spinnen, ne, nun ...
Siehst Du hier etwa eine Verallgemeinerung? Ich nicht, denn was von den Almbauern kommt, spricht für sich ... ganze Bände :mrgreen: :lol: :mrgreen:
Da wird über die paar Wolfsrisse debatiert, als wenn das Abendland untergeht, aber über die von ihnen auf der Alm vergessenen, verhungerten, abgestürzten, von den eigenen (und wildernden) Hunden zu Tode gehetzten Tiere, die jährlich in die Tausende gehen, da spricht natürlich keiner von diesen Herrschaften drüber. Man hat ja schließlich einen Sündenbock - den Wolf, luchs, Bär, ... :cry: :evil: :x
kangal2
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Re: Wolf reisst Rentiere in MV

Beitrag von kangal2 »

jurawolf hat geschrieben:
kangal2 hat geschrieben:Momentan sieht's in der Schweiz allerdings eher düster aus.
HSH - Programme werden eingestellt, Züchter geben auf, weil die Unterstützung fehlt, der Wolf soll in's Jagdrecht, massive Proteste der Schafhalter, während hier eher die Jäger Gegenwind verursachen usw.
das ist nun auch etwas schwarzgemalt. fakt ist:

- HSH-programme werden keine eingestellt. sowohl das nationale, wie auch die kantonalen laufen unvermindert weiter.

- einzelne HSH-züchter drohen zwar aufzugeben, aber es fangen mehr neue an (derjenige, der letztes jahr medienwirksam mit aufgabe gedroht hat, hat übrigens trotz seiner ankündigung bis heute noch herdenschutzhunde ;-) )

- die zahl der eingesetzten HSH steigt seit jahren unvermindert an. diesen sommer werden etwa 200 im einsatz sein, vor fünf jahren waren es noch gerade 100, vor zehn jahren etwa 10 und vor fünfzehn jahren 0.

- das parlament hat im märz einen vorstoss überwiesen, dass der bund die finanzierung des herdenschutzes sicherstellen muss, auch wenn dies mehr geld kostet als heute. in zukunft dürfte also sogar mehr geld fliessen.

- der wolf soll nicht ins jagdrecht. einerseits gibt es in der schweiz den konflikt zwischen jagdrecht und naturschutzrecht ohnehin gar nicht, da schutz und nutzung der säuger einzig im jagdgesetz geregelt sind. arten, die gemäss jagdgesetz keine jagdzeit geniessen, sind nicht jagdbar und damit geschützt. dies trifft auf den wolf zu und wird auch so bleiben. denn weder hat das parlament den wolf für jagdbar erklärt, noch liegen derartige vorstösse vor. es wurde einzig beschlossen, dass in zukunft auch geschützte arten reguliert werden können, wenn sie untragbare schäden an landwirtschaftlichen gütern anrichten und/oder einbussen der jagdstrecke verursachen. eine regulation ist aber erst möglich bei gesicherten populationen. das zuständige bundesamt hat denn auch versichert, dass dies beim wolf noch längst nicht der fall ist, sondern dass es etwa 80-100 wölfe braucht, damit diese bedingung erfüllt ist. für den wolf ist diese neuerung - auch wenn sie eigentlich auf ihn abzielte - noch eine weile unerheblich. eher wird deshalb demnächst der luchs reguliert. beim wolf bleibt es auch vorläufig bei einzelabschüssen von schadenstiftenden einzeltieren.

- proteste der schafhalter gibts natürlich, aber die gibts scheins auch in deutschland (bayern...). auch die jäger machen übrigens druck, nur hört man dies öffentlich nicht so.
Es gibt Kritik an der Effektivität der eingesetzten HSH, bei einem "Wesenstest" für die dortigen Hunde auch nicht weiter verwunderlich.
Es gibt Bestrebungen, andere Rassen einzusetzten als die momentan genommenen Pyrenäenberghunde und Maremmani, ebenfalls aus Gründen der Effektivität des Schutzes.
Hunde, die mit dem Angriff eines einzigen Wolfes überfordert sind, kannst Du in den Skat drücken.
Effektivere HSH, wie die aus dem Balkan oder Asien sind in den Schweizer Bergen undenkbar.

Und das liest sich auch anders:

http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/s ... 53592.html

ich habe auch keineswegs vom Status Quo gesprochen, sondern davon, daß dem Wolf der Wind in der Schweiz gehörig in's Gesicht bläst. Und das bei einer vergleichsweise geringen Population und überwiegenden Einzeltieren. Was erst losbrechen würde, wenn sich Rudel bilden und die Herden massiv dezimieren, will ich mir gar nicht weiter vorstellen.

Von Protesten der Schafhalter in den deutschen Wolfsgebieten, analog denen in der Schweiz, habe ich noch nichts gehört. Von Bemühungen der dortigen Jäger allerdings schon.
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Joerg
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Re: Wölfe in der Schweiz

Beitrag von Joerg »

Ein Wolf hat am letzten Donnerstagmorgen in Sörenberg LU ein vier bis fünf Monate altes Schafslamm gerissen, berichtet www.nachrichten.ch .

Der Wolf kehrte nochmal zum Riss zurück und tappte dabei in eine Fotofalle.

Link zum Artikel mit Foto: http://www.nachrichten.ch/detail/491085.htm
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Ash
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Re: Wölfe in der Schweiz

Beitrag von Ash »

Nanu? Der Bericht ist ja so - unaufgeregt? Wat is denn nu los?
Lupus
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Re: Wölfe in der Schweiz

Beitrag von Lupus »

Die meisten Medien berichten ganz neutral über solche Vorfälle, ausser natürlich die Sensationsblätter wie Blick in der Schweiz und Bild in Deutschland!!!!! In den meisten Artikeln in der Schweiz wird absolut nicht auf panikmache gemacht, es werden Fakten auf den Tisch gelegt und Problemlösungsansätze von Wildhütern und Landwirten besprochen (Herdenschutz, Empfelungen die Tiere über Nacht in den Stall zu bringen oder beschützte Nachtpferche auf zu stellen. Ich kann nicht verstehen warum immer so empört über die Schweiz berichtet wird, in Deutschland sind in vergangener Zeit genügend schlechte Beispiele, wie illegale Abschüsse, diverse Todesopfer auf den Strassen und beschuldigungen von Seiten der Landwirtschaft aufgetretten :evil: . Ich glaube bei uns in der Schweiz wird in Zukunft vermehrt der Konsens mit dem Wolf gesucht( ausser im Wallis, wobei auch da einige Ansätze da sind um verbesserungen im Umgang mit dem Wolf zu bewerkstelligen(Wolfsmonitoring, Herdenschutz)).Man kann auf der Homepage von Herdenschutz Schweiz eine Karte herunterladen, auf der alle wolfgeschützten Alpen aufgezeichnet sind. Es sind dies schon sehr viele, mit ausnahme des Oberwallis sind sämtliche Wolfsgebiete recht gut abgedeckt. Es kommt in der Schweiz auch weniger zu Wolfsrissen als noch vor zwei Jahren. Zu Wolfsabschüssen sollte es in kommender Zeit nicht mehr so schnell kommen, ausnahme war natürlich der Wolf vom Wallis weil er Rinder gerissen hatte. Mit Ausnahme vom Wallis kann man sagen, dass die Schweiz recht vorbildlich mit dem Wolf umgeht!!! Die Walliser sind halt wie die Bayern in Deutschland!!!
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