Wölfe in den USA

balin
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Re: Wölfe in den USA

Beitrag von balin »

Danke für den Artikel.
Der Verfasser bringt das übersichtlich und Verständlich rüber. Thomas hat die Thematik für die Jagd auf die Füchse ja auch schon toll dargesrellt.
Hier noch eine Untersuchung, die zeigt, daß die Auswirkungen der Jagd auf die Wolfspopulationen deutlich höher ist als bisher angenommen.
http://www.montana.edu/cpa/news/nwview.php?article=8837
Untersuchungen der Universität von Montana an 21 Wolfspopulationen kamen zu diesem Ergebnis.
Bisher war man der Meinung, ein durch die menschliche Jagd umgekommener Wolf würde in etwa einem anderen Todesfall bei Wölfen entsprechen und die dann günstigere Aufteilung der Ressourcen auf die Verbleibenden würde auf den Verlust auch wieder ausgleichend wirken.
Das stimmt so nicht! Bei der relativ kleinen Rudelgröße in den nördlichen Rockies geht jeder erschossene Wolf mit einer erhöhten Sterblichkeit in der Gruppe einher, speziell, wenn es Elterntiere trifft. Durch die zufällige Auswahl der menschlichen Jagd getroffene Rudel neigen eher zum Auseinanderbrechen. Um eine nachhaltige Wolfspopulation zu erhalten, wurde auf eine Jagdquote von 22 bis 25% für typisch nordamerikanische Verhältnisse rückgeschlossen.
Darüberhinausgehende "Entnahmen" , wie sie bei den geplanten Jagden für 2010 vorgesehen waren, könnten nach den jetzigen Erkenntnissen zu einer unkontrollierbaren Abnahme der Wolfsbestände führen. Eine Halbierung hätten die Forscher in etwa bei den geplanten Abschußzahlen angenommen.
Es gilt also bei größeren jagdlichen Eingriffen auch die Folgeschäden mit einzubeziehen.

Man kann es sich ja eigentlich vorstellen. Wölfe als hochsoziale Wesen sind eben da auch sehr empfindlich. Und da ein Jäger dumpf und eher unselektiv als Fremdkörper in der Natur agiert, schädigt er nicht nur den Gesundheitsstatus der gejagten Tiere, im Fall der Wölfe schädigt er auch ihre Verhaltensstrukturen, so zb bei ihren Jagdstrategien oder bei Vermeidungsreationen im erfolgreichen Herdenschutz, wenn angelernte Rudel zerschlagen werden. Die erworbenen Traditionen werden unterbrochen und das ist nachteilig für alle Beteiligten, für die Menschen mit ihren Nutztieren, die Beutetiere der Wölfe und für die Wölfe selber.
Grauer Wolf

Re: Wölfe in den USA

Beitrag von Grauer Wolf »

Wolfsheuler hat geschrieben:Alles in allem lesenswert. Auch den Kommentaren beim Artikel ist zu entnehmen, dass er grösstenteils auf Zustimmung stösst. Bei wohl allen, ausser den Jägern.
Was erwartest Du von primitiven, waffenbessenen Schießern oder gar Giftmördern, denen beim Anblick eines Wolfes oder Pumas die pure Mordlust und Blutgier ins Gesicht geschrieben steht?
balin hat geschrieben:Bisher war man der Meinung, ein durch die menschliche Jagd umgekommener Wolf würde in etwa einem anderen Todesfall bei Wölfen entsprechen und die dann günstigere Aufteilung der Ressourcen auf die Verbleibenden würde auf den Verlust auch wieder ausgleichend wirken.
Das stimmt so nicht! Bei der relativ kleinen Rudelgröße in den nördlichen Rockies geht jeder erschossene Wolf mit einer erhöhten Sterblichkeit in der Gruppe einher, speziell, wenn es Elterntiere trifft. Durch die zufällige Auswahl der menschlichen Jagd getroffene Rudel neigen eher zum Auseinanderbrechen.
Ich bin immer wieder erschüttert, daß "Untersuchungen" notwendig sind, damit Wissenschaftler zu solchen Schlüssen kommen.
Dazu man braucht keinen kompletten Satz akademischer Titel und endlose Tabellen, sondern nur gesunden Menschen- resp. Wolfsverstand, ein Mitdenken im Rahmen natürlicher Abläufe, um zu diesem Ergebnis zu kommen,
Ein Wolfs"rudel" ist halt kein Rudel, sondern ein Familienverband aus den führenden Elterntieren, Heranwachsenden und den Welpen. Es ist unmöglich, da ein Familienmitglied herauszuschießen, ohne daß das massive Auswirkungen auf die ganze Familie hat, und speziell, wenn es eines der Elterntiere oder gar beide erwischt, ist die Katastrophe perfekt. Natürlich bemühen sich das verbleibende Elternteil und die älteren Geschwister, aber verlorengegangenes Wissen kann durch nichts ersetzt werden.
Ich habe selbst bei meinen Hunden miterlebt, welche Erschütterung und Trauer der Verlust unseres Leitrüden im Februar d.J. mit sich gebracht hat, bis hin zu Hormonstörungen bei seiner Gefährtin, die letztlich nach der letzten Hitze in Krankheit und kürzlich in einer notwendig gewordenen Totalresektion von Gebärmutter und Eierstöcken mündeten...

Fazit: Man sollte in der Verhaltensforschung gerade soziale Beutegreifer mal weniger als statistisches Material behandeln, sondern als das, was sie sind: Hochintelligente, emotionale Lebewesen, die leiden, wenn man einen der ihren ermordet. Statt großartige Tabellen aufzustellen, sollte beobachten und zur Abwechslung mal mitfühlen...
Aber zu letzterem sind raubtierhassende "Jäger" vermutlich nicht im Stande. Die wollen nur ihre "Konkurrenten" abschlachten... :x

Wie auch immer, es ist nicht das erste Mal, daß Verhaltensforscher (bei Caniden) zu "großartigen" Erkenntnissen kamen und meine Frau und ich uns nur anschauten: "Das wußten wir doch schon seit Jahrzehnten..."
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SammysHP
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Re: Wölfe in den USA

Beitrag von SammysHP »

Ich bin immer wieder erschüttert, daß "Untersuchungen" notwendig sind, damit Wissenschaftler zu solchen Schlüssen kommen.
Schon eine reine Beobachtung ist eine "Untersuchung". Die Wissenschaft schmückt diese nur aus und gibt sie nach einem festgelegten Schema wieder. Der Vorteil davon ist, dass die Ergebnisse überall verständlich sind und mit ihnen weitergearbeitet werden kann. Nebenbei hat sich daraus die Eigenschaft entwickelt, dass solche wissenschaftlichen Dokumente eine höhere Anerkennung haben als ein einfacher Bericht über die Beobachtung.
Grauer Wolf

Re: Wölfe in den USA

Beitrag von Grauer Wolf »

Deshalb habe ich ja die Untersuchung in Gänsefüßchen gesetzt. Mit stört gewaltig der mechanistische Ansatz, der die Verhaltensforschung immer noch weitgehend prägt.
"Untersuchen" kann ich z.B. die Reaktionen von Tris-(tri-Methyl-Zinn)-Phosphan mit Tri-Chlor-Phosphan, deren Ergebnisse objektiv in Zahlen packen und den Reaktionsmechanismus aufklären.
Das emotionale Erleben eines Wolfes aber läßt sich nicht in Zahlen packen und entzieht sich meiner Auffassung nach der kalten Wissenschaft... Das Abschießen eines Elterntieres verursacht nicht nur Defizite beim Beuteerwerb und der Aufzucht der Kleinen. Es kann ohne erkennbare medizinisch-biologische Gründe zum Tod des Lebenspartners führen: Stichwort "Broken heart syndrom", eine Erscheinung, die sich wissenschaftlich nicht sezieren und nicht in Zahlen fassen läßt und die den Wissenschaftler ratlos zurückläßt, weil er nichts versteht...
Als Dr. rer. nat. war ich auch mal in der kalten Welt der harten Fakten verhaftet und ließ nichts anderes gelten. Heute, ein viertel Jahrhundert später, haben mich meine Hunde gelehrt, daß es auch noch andere Dinge im Universum gibt, Dinge, die sich einer "Untersuchung" entziehen, Dinge, die einfach nur sind...
Ein guter Ethologe muß beides können, einerseits durchaus analysieren und interpretieren, andererseits auch mal die Fakten Fakten sein lassen, nicht krampfhaft nach Erklärungen suchen und einfach nur sehen und staunen... Lernen kann man auf vielerlei Art... ;)
balin
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Re: Wölfe in den USA

Beitrag von balin »

Stillstand in der Wolfspolitik bis zur Jahreswende.
Es gibt zwei sich zum Teil widersprechende Urteile zu den Wölfen und im Kongress liegen mehrere Gesetzesinitiativen im Zusammenhang mit den Wölfe vor. Das alte Repräsentantenhaus wird aber
nichts mehr beschließen und das neue tritt im Januar erstmals zusammen und muß sich erst sortieren.
USFWS, als die Behörde, die alle Fäden in der Hand hält, muß zur Zeit Informationen sammeln um
vor allem eine begründete Entscheidung zum Schutzstatus der Wölfe in Wyoming treffen zu können und wartet andererseits auf neue Leitlinien aus Washington.
Etwas beruhigend ist, das die Wölfe aktuell die Vorteile des Endangered Species Act geniessen.
In welcher Gefahr sie auf die Dauer schweben kann man an den Kojoten nachvollziehen.
In Oregon haben die Jäger 12000 Dollar an die staatliche Schädlingsbekämpfungsbehörde gespendet um ein paar Stunden mehr beim Aerial Hunting auf Kojoten herauszubekommen.
http://www.bluemountaineagle.com/sports ... 03286.html
Im Frühjahr soll zur Kalbe-, Lamm- und Wurfsaison der Wildtiere so eine höhere Reproduktion auf Kosten der Kojoten sichergestellt werden.
Angeblich können bei verschiedenen Hirscharten so die Verluste an Jungtieren drastisch reduziert werden.
Vor diesem Hintergrund muß man die Diskussion um die Wölfe sehen. Die Jäger brauchen Kanonenfutter und die großen Raubtiere sind da im Weg.(vielleicht haben sie ja aber auch Angst alleine im Wald?) ;-)
balin
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Re: Wölfe in den USA

Beitrag von balin »

Wolfskonferenz in Washington.
Am kommenden Montag findet in Washington ein Treffen zwischen dem US Innenminister und somit Dienstherrn des US Fish and Wildlife Service und den Gouverneuren von Montana, Idaho und Wyoming statt. Einziges Thema ist der Wolf. Entscheidungen werden aus der Sicht Wyomings dabei noch nicht erwartet.
http://cbs4denver.com/wireapnewswy/Gove ... 24663.html

Nach dem bisherigen Getöse kann man sich ungefähr vorstellen, was ablaufen wird. Im Zweifel ist man sich allerdings über die Absichten des Innenministers. Man wird sehen, ob von Bundesseite noch eine Vision in der Angelegenheit der Wölfe vorhanden ist. Es geht innerhalb der 60 Tagefrist auch darum, ob USFWS gegen die Entscheidung von Richter Alan Johnson Berufung einlegen wird.
Hier das Urteil im Wortlaut:
http://bloximages.chicago2.vip.townnews ... bb.pdf.pdf
nuno22
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Re: Wölfe in den USA

Beitrag von nuno22 »

https://secure.defenders.org/site/Advoc ... on&id=1965

Last uns auch was tun für die Wölfe in den USA. Langsam gruselt mich der Herr Obama und seine Regierung...
balin
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Re: Wölfe in den USA

Beitrag von balin »

Gestzentwurf gegen Wölfe im Repräsentantenhaus.
Acht Abgeordnete, vor allem aus den nördlichen Rockies, haben den Entwurf zum "State Sovereignty Wildlife Management Act" eingebracht. Er richtet sich direkt gegen die Wölfe und
den "Endarered Species Act" indem er nämlich die Wölfe davon ausnimmt und sie der Oberhoheit
der Einzelstaaten unterstellt. In diesem Fall wird nicht nach Parteizugehörigkeit abgestimmt. Es geht
auch um die Abgrenzung der Einzelstaaten gegen den Bund und der Wolf ist nur Symbol dafür. Es mag für den Entwurf gelingen auch andere Abgeordnete zu gewinnen, die zwar keine Wölfe haben, aber dem Bund gerne eins auswischen wollen.
http://helenair.com/news/article_ce55b7 ... 002e0.html
Wegen der Menge der noch anstehenden Gesetzesvorhaben bis zum Jahresende kann das Projekt auch schon rein zeitlich scheitern. Das müßte ja dann auch noch vom Senat gegengezeichnet werden und da ist ein etwas anderer Entwurf im Umlauf.
Die Initiatoren planen aber, das Vorhaben im neuen Repräsentantenhaus erneut anzugehen.
Bis spätestens in 18 Monaten hoffen sie eine Lösung zu haben.
Sie argumentieren, sie wollen ihr "Wildlife" vor den Wölfen und den Greenies aus den Städten im Westen und im Osten schützen. Die Rancher und Jäger betrachten die Handlungsgewalt in solchen Sachen als ihr natürliches Vorrecht.
Sie vergessen aber, daß die Vereinigten Staaten als Ganzes Eigentümer der Public Lands sind und von daher gerade in den Wolfsgebieten ein übergewichtiges Wort mitzureden haben.
Die Jäger sind im National Forest und in den Wilderness Regionen nur Gäste und die Rancher
bekommen ihre Allotments, sprich Weiderechte, für wenig Geld und verhalten sich wahrhaftig nicht immer Wild- und Umweltgerecht.
Die Gegenseite hat also recht, wenn sie vorbringt, das Naturerbe der USA gegen die Waffenlobby
zu verteidigen. Der Endangered Species Act ist Zeichen dieses Bemühens.
Wir können hoffen, daß sich diese Sicht der Dinge durchsetzt.
Wolfsheuler
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Re: Wölfe in den USA

Beitrag von Wolfsheuler »

Prinzipiell kann Obama jedes Gesetz im Alleingang blockieren. Wenn er denn den Mum dazu hat.
balin
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Re: Wölfe in den USA

Beitrag von balin »

Er hat sich nicht an die Waffengesetze rangetraut, im Gegenteil, wegen einem Gerichtsurteil, das das Recht der Amerikaner zum Waffenbesitz bestärkt ist eine gegenlaüfige Bewegung im Gange. Themen, die emotional so aufgeladen sind wie das und der Wolf sind nicht seine Sache. Und dann wissen wir ja nicht, von wem er seine Spenden bekommen hat. Er kann sich ja immer darauf hinausreden, daß er President aller Amerikaner ist.
Nochmal zu den Public Lands. Das Argument zählt und man fragt sich wieso gerade in Idaho, dem Land mit dem höchsten Anteil an Bundeslandsbesitz sich die Kommunalpolitiker so aus dem Fenster lehnen.
Hier mal zum Nachschlagen:
http://www.nationalatlas.gov/printable/ ... .html#list
oder für Idaho:
http://www.nationalatlas.gov/printable/ ... 8&imgH=450
Die grünen Flöchen befinden sich im Eigentum des Bundes. Und das ist das Wolfsgebiet!
Herr Otter darf im Süden des Landes den großen Herrn spielen, die öffentlichen Flächen werden aber im Sinne von National Forest und nach dem Wilderness Act verwaltet. Das ist eindeutig Bundesangelegenheit.
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