Zu Tode erschreckt?

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balin
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Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von balin »

Zu dem Brandbrief und dem Artikel dazu.... jetzt weiss ich was Fremdschämen ist. Es heisst immer "tageslichttauglich". Was macht man denn mit solchen?
Wo die hin verstecken damit nicht alle es merken? Der Wolf rüttelt am Selbstverständnis der Jäger. Das ist schon klar, aber den Wölfen die Schuld für die Unbedarftheit der Tierhalter in die Schuhe schieben zu wollen zeugt dann auch noch von schlechtem Charakter. Jäger ist das eine, Tierhalter das andere. Für den Umgang mit freilaufenden Haus-und Nutztieren gibt es ein Handwerk, das Verkehr und Wildtiere mit einbeziehen muß. Entsprechend sind die Verantwortlichkeiten geregelt. Zum Wolf muß der Herdenschutz gelernt werden und die Schäfer können ein Lied davon singen, welchen zusätzlichen Aufwand das heutige hypertrophe Autowesen beim Umsetzen der Herden erfordert. Es ist den Pferdehaltern nicht verboten, sich bei den Kollegen etwas abzuschauen.
Aber als Jäger seine Suppe auf dem Unglück anderer zu kochen und dann noch die Wölfe als Sündenbock zu benutzen...ich frage mich, was die, die Jäger, und eigentlich der Wolf auch mit dem Fall überhaupt zu tun haben?
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charlie
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Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von charlie »

Was die Jäger mit dem Fall zu tun haben?
Gar nichts, sie nutzen diesen Vorfall nur, um nach Alter Väter Sitte gegen den Jagdkonkurenten WOLF medienwirksam Stimmung zu machen. :evil:
Gruß
Charlie

"Was immer den Tieren geschieht, geschieht bald auch den Menschen."
"Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihres gleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat."
Grauer Wolf

Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Grauer Wolf »

charlie hat geschrieben:Was die Jäger mit dem Fall zu tun haben?
Gar nichts, sie nutzen diesen Vorfall nur, um nach Alter Väter Sitte gegen den Jagdkonkurenten WOLF medienwirksam Stimmung zu machen. :evil:
...und blamieren sich dabei einmal mehr bis auf die Knochen, zumindest bei Menschen, die sich mit dem Wolfen einigermaßen auskennen. Ich habe mich wirklich bemüht, wie einige hier es vielleicht zu Recht anmahnten, die Jägerschaft etwas differenzierter zu sehen. Aber jedes Mal, wenn ich mich dazu durchgerungen habe, kommt die nächste "Knallschote" dieser "Grünabiturienten" und zeigt wieder einmal, worum es diesen Herrschaften geht: Um's Rehe, Hirsche und Sauen abschießen und das doch bitteschön ohne Konkurrenz. Um da Propaganda zu machen, werden eben auch Fälle herangezogen, die nur mittelbar, wenn überhaupt, mit dem Wolf zu tun haben. Noch einmal für den Pferdebesitzer, sollte er dieses lesen: Pferde sind Fluchttiere, die selbst durch ein aufspringendes Karnickel oder das Warnkläffen eines Fuchses in heillose Panik versetzt und zum Durchgehen gebracht werden können (letzteres habe ich selber erlebt). Wenn man 9 hysterische Tiere wieder einsammeln und zurückbringen will und das durch den Verkehr über eine Bundesstraße, dann nimmt man dazu 9 erfahrene Reiter, die "ihren" Gaul jederzeit 100%ig im Griff haben, also auch keine "Pferdemädchen", die allenfalls ein paarmal die Woche ein Stündchen reiten und Pferde sooo süß finden! Von mir als Hundeführer wird (zu Recht) erwartet, daß ich meine Tiere jederzeit unter Kontrolle habe, besonders im öffentlichen Bereich. Das gleiche erwarte ich auch von Pferdehaltern, deren Tiere im Verkehr die gleiche Wirkung haben wie ein 500 kg Elch auf dem Kühler: Potentiell tödliche!

Das Unwissen der Jägerschaft (bis auf ein paar wenige, privat interessierte, die meistens auch noch im ÖJV zu sein scheinen) über den Wolf ist geradezu katastrophal und beschämend für jemanden, der sich selber als kompetenten Naturschützer einstuft. Selbst das Wissen des jungen Jägers hier über den Wolf, den ich eigentlich recht schätze, weil wir auf ähnlicher Wellenlänge schwimmen und in vielen Punkten Konsens besteht, ist erschreckend dürftig bis nicht vorhanden (nicht nur zum Thema Wolf, sondern auch zum Thema Füchse! Es dürfte eigentlich nicht sein, das ich ihm was erzähle, was er noch nie gehört resp. gelesen hat (es ging um's Sozialgefüge)). Das geht nicht, wenn man die Natur als Ganzes sieht und nicht nur als Freizeitpark mit eingebauter Speisekammer.

Gruß
Wolf
lausitzwolf
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Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von lausitzwolf »

Hallo,
ich lebe in der Lausitz , zwar außerhalb der Wolfsreviere, aber es gab schon Sichtungen in der Nähe. Außerdem besitze ich Pferde, die im Pensionsstall eingestellt und im Sommer Tag und Nacht auf der Weide sind. Es wäre für mich zwar tragisch, wenn diese ums Leben kämen, allerdings sehe ich ein größeres Risiko durch böswillige Menschen und streunende Hunde, als durch Wölfe. Auch ohne Wölfe brechen Weidetiere, auch Pferde, immer wieder aus Koppeln aus. In früheren Ställen waren auch meine mal mit dabei (kein Wolf als Ursache!). Der jetzige Stall hat außen um die Weide einen massiven Holzzaun, der innen durch Elektrodraht unterstützt wird, nur die innenliegenden Unterteilungen sind rein elektrisch. Durch den Massivzaun gab es noch keine Ausbrüche. Allerdings werden hier gerade Hobbypferdehalter durch das geltende Baurecht eingeschränkt, denn massive Zäune dürfen im Außenbereich im Grunde nur durch Landwirte gebaut werden. Da wäre ein Umdenken bei den Bauämtern erforderlich, evtl. auch verbindliche Vorschriften, die eine derartige "Verbauung der offenen Landschaft" auch Hobbypferdehaltern gestatten.

Sollte sich einmal ein Wolf in unsere Koppel verirren, müsste man wahrscheinlich auch eher um dessen Leben fürchten, als um das der Pferde. Denn eines der Pferde kann keine Hunde leiden und greift mit Hufen und Zähnen jeden Hund an, der ohne menschlichen Schutz in seine Nähe kommt. Ich denke, es würde einzelne Wölfe genauso behandeln. Die Rehe, die in den und um die Koppeln herum weiden, sind da garantiert eine leichtere Beute.

Zum Fall bei Meißen: Wer mit einer Herde von 11 Pferden an einer Bundesstraße wie der B6 nördlich von Meißen entlang geht und dabei nur 1 (!) Pferd führt, die anderen frei mitlaufen lässt, handelt meiner Meinung nach äußerst leichtsinnig. Die Polizei war ja offenbar beteiligt, warum sicherte sie den Straßenabschnitt nicht ab? Warum wurden nicht mehr kompetente Helfer herbeigerufen, die die übrigen Pferde führen? Das sollte im Handy-Zeitalter doch kein Problem sein. Die StVO erlaubt bis zu 4 Pferde je Führer, aber keine freilaufenden Pferde. Auch wenn ich selbst Pferde habe, ich bin gegen eine Entschädigung des Besitzers aus Steuermitteln. Pferde erschrecken vor so vielen Dingen, geraten in Panik und verursachen dabei Unfälle oder kommen selbst ums Leben. Warum sollen die Besitzer besser gestellt werden, bei denen ein Wolf dieses Verhalten auslöst? Wer zahlt bei Wildschweinen oder Rehen? Da heißt es immer, selbst schuld, eigene Tiergefahr, bessere Zäune bauen... Jeder kann seine Pferde gegen alle Risiken versichern, wenn er finanzielle Verluste fürchtet, da zahlt man dann eben regelmäßig Prämien an die Versicherung. Mit der muss man sich dann auch um den tatsächlichen Zeitwert der Pferde streiten. Die in der Presse veröffentlichten Werte erscheinen angesichts des aktuellen Pferdemarktes zumindest fraglich.
balin
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Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von balin »

Mit den Zäunen, dem Baurecht und den Bauämtern hast du recht. Das geht mir da als Vollerwerbslandwirt genauso. Die Zäune, die die Rehe durchlassen, aber für die Kälber dicht sind habe ich noch nicht erfunden. Wenn ich wolfsdichte Zäune habe, dann kommen eben viele andere Tiere auch nicht mehr durch und Menschen auch nicht. Da muß man wissen, was man will. Die Landschaft hat dann eben ein Loch, wo nicht jeder hinkann.
Beim Treiben meiner Herde bin ich aber lieber mit den Hunden alleine. Hysteriker kann ich da eigentlich nicht gebrauchen und Rinder haben ja selber auch ein Hirn. ;-)
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Ash
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Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Ash »

Wie kann man im Übrigen Wolfsspuren eindeutig zuordnen, wenn diese (sehr wahrscheinlich auch nicht schnurgerade, sondern ebenfalls eher an- bzw, aufgeregt) an einer Pferdekoppel entlang aufgefunden werden? Das ist ja schon beachtlich, wenn alle anderen Gutachter nur über eine längere Strecke hinweg dazu in der Lage sind - oder konnte man die Fährte auch mehrere hundert Meter weit vor der Koppel schon verfolgen? Und wo genau waren die Spuren denn an der viel befahrenen Straße, als die Pferde schlußendlich durchgingen?
@Lutra: Stimme Dir absolut zu - das Gutachten möchte ich auch einmal sehen. Zumal der "Gutachter" ja wohl nicht einmal Wolfsberater /-betreuer /-beauftragter, sprich: geschult sein soll. Das hat der KJV leider auch zu erwähnen vergessen.
Lutra
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Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Lutra »

Hab gerade gesehen, der KJV Meißen hat jetzt auf seiner Seite jetzt auch das Anschreiben zum Brandbrief veröffentlicht.
http://www.naturschutz-kjv-meissen.de/92501869
Und dort steht darunter:
Das im Brandbrief erwähnte Gutachten, für das der Verfasser die alleinige Haftung trägt, kann angefordert werden über Email: presse-bionikcenter@web.de.
Lutra
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Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Lutra »

Übrigens, der Verfasser des Gutachtens ist schon mal hier im Forum aufgetaucht, als Gutachter im Prozeß gegen den Westerwald-Wolfsschützen.
viewtopic.php?f=12&t=737&hilit=verhalte ... e&start=10
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Lone Wolf
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Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Lone Wolf »

Absolut korrekt, langsam bekommt dieser ganze Fall ein Geschmäckle, welches mir partout nicht gefallen will!
Dieser Herr Verhaltensbiologe und Wissenschaftsjournalist, der hier das geheimnisumwitterte Gutachten (wundert mich jetzt nicht mehr) für unseren umtriebigen Jagdverband Meißen erstellt hat,
wurde im Fall des Todesschützen vom Westerwälder Wolf, von der Verteidigung des verurteilten Rentners bestellt. Im Verlauf des Prozesses versuchte er gegen die genetischen Analysen mehrerer Experten des Senckenberg Institutes mit Erkenntnissen aus einer Fotoschau zu argumentieren. Der Herr vom Bionikcenter war nach Aussagen von Prozessbeobachtern demnach überzeugt, dass es sich um einen Grauhund handele.

Nun, mich würden abschließend nur noch die mit Sicherheit vorhandenen Beziehungen zwischen den Beteiligten der ersten Stunde interessieren. Vor allem vom, schnell mit Presseaussagen Richtung Wolf, agierenden Kreisjägermeister und dem Herrn Gutachter, welcher ja auch Jagdhundespezialist ist...
Einen Tag nach dem Unfall wurden dem geschädigten Pferdehalter der Ausweg aus dem Dilemma auf dem Silbertablett serviert. Ich zitiere noch einmal aus der örtlichen Zeitung vom 12.12., knapp 1,5 Tage nach dem Unfall.:Der Besitzer eines anderen Gestüts äußerte gegenüber der Sächsischen Zeitung die Vermutung, Wölfe könnten die Pferde aufgescheucht haben. Der Kreisjägermeister Karsten Schlüter zieht diese Möglichkeit ebenfalls in Betracht
Alsdann ging es bis zum Brandbrief Schlag auf Schlag. Liebe Herren Kreisjäger, dass stinkt 10 Meilen gegen den Wind!

Auch hier taucht der Herr "Experte" vom Gutachten wenig positiv im allerletzten Abschnitt des Beitrages auf, allerdings in einem anderen Fall...
http://www.sz-online.de/nachrichten/mor ... 93989.html
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
Grauer Wolf

Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Grauer Wolf »

Lone Wolf hat geschrieben:Absolut korrekt, langsam bekommt dieser ganze Fall ein Geschmäckle, welches mir partout nicht gefallen will!
Der Fall hat nicht nur ein "Geschmäckle", der Fall stinkt zum Himmel!

Gruß
Wolf
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