Naturfuehrer hat geschrieben:Auch wenn wir damit in die inhaltliche Diskussion einsteigen (und das hier O.T. ist):
Grauer Wolf hat geschrieben:[...]Was die Sache brisant und zugegebenermaßen auch mich kompromißlos werden läßt, ist, daß sich die Diskussionen darum drehen, Leben zu nehmen. Sorry, aber ein paar Schafe (= wirtschaftlicher Schaden = ein Bündel Euros) oder[...]
"Alle Tiere sind gleich... aber manche Tiere sind gleicher..." (sorry, aber es liegt einfach zu nahe).
Beute machen und aufessen ist ein hunderte von Millionen Jahre altes Prinzip der Natur und Schafe sind für uns Menschen Nahrung, sonst nichts (ja, o.k., auch noch Wolle etc.). Eine Konkurrenzsituation, wenn man so will, weil auch der Graue Schöpsen zum Fressen gern hat.
Naturfuehrer hat geschrieben:[...]ein Tier abzuschießen, daß uns emotional und soziologisch (Partnerbindung, Familienstruktur, ausgefeilte Kooperation) sehr, sehr nahe steht [...]
Hmm... an anderer Stelle schrieb ich schon einmal, wie ich das sehe: Das "Nahestehen", vor allem das emotionale, halte ich für eine höchst einseitige, noch dazu psychologisch gut erklärbare, rein menschliche Positionierung. Und wie man sieht, ist sie nicht einmal bei dieser einen der beiden Spezies sehr verbreitet...
Das ließ jetzt Raum für Mißverständnisse. Mit "nahestehen" meine ich
hier "ähnlich sein". Die emotionale und soziologische Struktur von Wolf und Mensch ist tatsächlich sehr ähnlich, während wir mit Primaten fast nichts gemein haben, trotz der nahen biologischen Verwandtschaft. Primaten sind beispielsweise unfähig zur organisierten Zusammenarbeit, extrem egoistisch (außer in direkter Mutter-Nachwuchs-Linie) und unfähig, Wissen zu tradieren. Die Weitergabe von z.B. Werkzeuggebrauch ist z.B. ein reines Nachäffen des Jungtieres. Gezielt
gelehrt wird hier nicht, im Gegensatz zu den Wölfen, die z.B. bewußt weitergeben, was Beute ist und was nicht.
Naturfuehrer hat geschrieben:und zudem zu den intelligentesten Lebewesen (vermutlich das zweitintelligenteste nach uns selbst, möglicherweise noch vor Schimpanse und Co. einzuordnen) dieses Planeten überhaupt gehört.
Das Thema "Intelligenz" ist nun wirklich ein extrem komplexes - und was das ist, das nicht einmal bei Menschen im Konsens auch nur definiert - von artübergreifenden Vergleichen mal ganz abgesehen. Stützt Du Dich denn mit dieser Aussage auf robuste, vergleichende ethologische Forschungsergebnisse?
Meine eigenen Erkenntnisse/Schlüsse aus unzähligen Seiten Literatur und eigenen Erfahrungen aus dem Zusammenleben mit Caniden über inzwischen 1/4 Jahrhundert. Klar ist die Definition von "Intelligenz" nicht einfach, zumal sie vom eigenen Standpunkt ausgeht. Wölfe treiben z.B. keine höhere Mathematik über simpelste Mengenlehre hinaus (wenn ich meiner Leithündin = Canis lupus ssp. familiaris einen großen und einen kleinen Hundekuchen anbiete, nimmt sie zielsicher den größeren

) und bauen keine Raumstationen. Aber die Tradierung von Wissen, sich seiner selbst bewußt sein, strategisches Denken, räumliches, perfektes Erinnerungsvermögen, Problemlösungen, Abstraktions- und Einfühlungsvermögen, Ansätze zu moralischem, manchmal auch unmoralischem Verhalten (Caniden können z.B. bewußt "lügen", um etwas zu erreichen

), Altruismus, Mitgefühl, Empathie, perfekte Kooperation, Familiensinn usw. usf.... Ist das alles kein Zeichen von Intelligenz, wenn auch keiner technischen wie der unseren?
Der Unterschied in der Intelligenz zwischen Mensch und Tier ist nicht grundsätzlicher, sondern nur gradueller Natur!
Naturfuehrer hat geschrieben:Aber nochmal zurück zur "Metaebene": Ich habe (immerhin) verstanden, dass für Dich eine subjektive Grenze existiert, jenseits derer eine Diskussion nicht mehr führbar ist. Vielleicht aber doch ein offener Austausch von Positionen?
Sofern es um reine Faktendiskussionen um die Ethologie oder Biologie des Wolfes handelt, sicherlich und auch gerne. Das Thema ist hochinteressant. Das Leben eines Wolfes ist für mich jedoch nicht verhandelbar (schon gar nicht aus direkten oder indirekten pekuniären Gründen), außer in einer echten Notwehrsituation bei Lebensgefahr. Wie (un-)wahrscheinlich die ist, sollte bekannt sein. Die Wahrscheinlichkeit, 6 Richtige mit Superzahl zu haben oder von einem Meteoriten getroffen zu werden, dürfte größer sein...
Gruß
Wolf