Sag' ich doch. HB-Männchen. Je emotionaler und wütender der Antwort-Post, desto sicherer der vorherige Treffer ins Schwarze.
harris hat geschrieben:Tja, liebe Nina, danke für die Aufklärung, die die Jäger allesamt schon erhalten haben. [...] Auch wenn du es dir nicht vorstellen kannst, auch die Jäger haben Schulungen...
Du bist doch sonst immer gegen pauschale Aussagen über Jäger (jedenfalls, wenn sie kritisch sind), aber jetzt setzt Du wohlwollend ganz pauschal voraus, dass jeder der rund 380.000 Jäger in Deutschland die komplexen Informationen zur Afrikanischen Schweinepest erhalten, gelesen, verstanden und verinnerlicht hat und sie in der Praxis umsetzt? Das nenne ich mal eine gewagte Aussage...
Ich kenne Waldstücke, da liegen vergammelte Hochsitze einschließlich Dachpappenresten, eingewachsenen Kunststoff-Tarnnetzen und rostigen Nägeln sowie jede Menge zerrissener Absperrbänder von ehemaligen Drückjagden aus den vergangenen Jahren. Das entspricht nicht meiner Auffassung von Naturschutz und lässt mich zweifeln, ob die Gesamtheit der Waidmänner bei den Empfehlungen bezüglich der Afrikanischen Schweinepest tatsächlich gewissenhafter vorgeht. Und wie wir im weiteren Verlauf lesen werden, braucht es nicht viele Jäger und nicht viel infektiöses Material, um die Afrikanische Schweinepest einzuschleppen.
Wie wir wissen, gibt es weder verpflichtende Schulungen noch generell eine regelmäßige Überprüfung der physischen und psychischen Eignung, wenn der Jagdschein erst einmal erworben ist. Wenn ein nicht unbeachtlicher Teil der Jäger offensichtlich nicht in der Lage ist, Pferde, Kühe, Schafe und Mitmenschen von Schwarzwild zu unterscheiden, weshalb es ja regelmäßig zu bedauernswerten Zwischenfällen kommt, dann ist es schon recht tollkühn, vorauszusetzen, dass es ausgerechnet bei der Umsetzung der komplexen Empfehlungen zur Afrikanischen Schweinepest nicht zu Versäumnissen kommt.
harris hat geschrieben:Tja was kontrolliert wird und was nicht, da kannst Deine Meinung behalten, die Praxis sieht anders aus.
Ja, dann klär uns doch mal auf, wie die Jagdtouristen nach ihren Jagdreisen kontrolliert werden - nimmt die Veterinärbehörde Abstriche von den Reifen, dem Unterboden und dem Wageninneren des KFZ, von den Schuhsohlen, von den Waffen, den Messern, den Behältern, vom Jagdhund?
Sicher, harris.
Nachfolgend noch einmal ein paar Hinweise, warum gerade vom Jagdtourismus eine hohe Gefahr der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest ausgeht:
Insbesondere Jäger stellen hierbei ein hohes Risiko dar, weil sie mit dem Blut und den Häuten der Tiere in Kontakt kommen.
Daher ist es wichtig, die Hygienemaßnahmen bei der Jagd besonders zu beachten. Zu diesen Maßnahmen gehört laut FLI, "
die Vermeidung der Kontamination von Kleidung und Fahrzeugen mit Blut von Wildschweinen, das Tragen von Handschuhen beim Aufbrechen sowie die gründliche Reinigung aller Werkzeuge, des Schuhwerks und der Transportbehälter". Unbehandelte Jagdtrophäen aus den betroffenen Ländern
(derzeit Belgien, Polen, Baltikum, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Tschechien und Ukraine) würden ebenfalls ein Einschleppungsrisiko darstellen.
NDR, 14.09.2018: Afrikanische Schweinepest: Was Sie wissen müssen https://www.ndr.de/nachrichten/Afrikani ... st160.html
Bedenklich ist, dass ausgerechnet diese Länder gern von Jagdtouristen frequentiert werden:
Insbesondere die baltischen Staaten sind für Jagdtouristen attraktive Reiseländer.
Jagdtrophäen und
Schwarzwildprodukte bergen aber ein
erhebliches Risiko, die ASP weiterzuverbreiten.
Gleiches gilt für die Kleidungsstücke und Gegenstände, die bei der Jagd verwendet wurden.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Fragen und Antworten zur Afrikanischen Schweinepest
https://www.bmel.de/SharedDocs/Download ... cationFile
Das Bundeslandwirtschaftsministerium
empfiehlt, d. h. es ordnet aber nicht an:
Kontamination von Jagdausrüstung, Jagdhunden, Kleidung, Schuhwerk, Gerätschaften und Fahrzeugen mit Blut von Schweinen vermeiden.
[...]
Alle Gegenstände, die Kontakt mit Schwarzwild, Blut, Kot, Körperflüssigkeiten oder Geweberesten von Schwarzwild hatten (z. B. Bekleidung, Jagdmesser, Jagdstiefel, Fahrzeuge etc.), sollten unverzüglich noch im Gastland sorgfältig gereinigt und desinfiziert werden. [...]
Auch kleinste Spritzer von Blut, Kot und Körperflüssigkeiten sowie Gewebereste sind gründlich zu entfernen.
Dies gilt für Schuhe, Bekleidung, Jagdausrüstung ebenso wie z. B. für Hundedecken und Lappen, Werkzeuge und Wildwannen.
Bitte nutzen Sie geprüfte Desinfektionsmittel.
Besondere Vorsicht gilt bei Blut- und Geweberesten. Darin kann das ASP-Virus lange ansteckend bleiben; schon kleinste Tröpfchen reichen für eine Infektion. Auch die Erde, z. B. von Schwarzwildwechseln und -suhlen, kann mit infektiösem Blut oder Kot kontaminiert sein.
Durch Schwarzwildblut oder andere kontaminierte Anhaftungen verunreinigte Bekleidung sollte noch im Gastland bei mindestens 60 °C mit
Waschpulver gewaschen werden. Stark kontaminierte Gegenstände (z. B. blutdurchtränkte Lappen etc.) sollten am Jagdstützpunkt im Gastland
wildschweinsicher beseitigt werden.
Hände sollten im Bedarfsfall durch Einmalhandschuhe geschützt und nach Kontakt zu erlegtem Schwarzwild, Fallwild oder (potenziell) infektiösen Materialien vor Verlassen des Reviers gereinigt und desinfiziert werden. Potenziell kontaminierte und unzureichend gereinigte Kleidung, Jagdausrüstung und Fahrzeuge keinesfalls ins heimische Revier mitnehmen.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Afrikanische Schweinepest - Vorsicht bei Jagdreisen: Einschleppung der Tierseuche nach Deutschland vermeiden! https://www.bmel.de/SharedDocs/Download ... cationFile
Auch bezüglich des KFZ gibt es nur Empfehlungen und eine weitere Empfehlung, wenn sich der Jäger nicht an die Empfehlung halten will:
Sofern Sie mit eigenem Fahrzeug anreisen, wird dringend empfohlen, dieses im Gastland nicht für Fahrten ins Jagdrevier zu nutzen. [...] Wird das eigene Fahrzeug – entgegen dieser Empfehlung – dennoch für Fahrten im Gastrevier eingesetzt, sollte es spätestens vor Antritt der Rückreise gründlich gereinigt und mit Desinfektionsmitteln – nach Empfehlung der örtlichen Veterinärbehörden – desinfiziert werden (Unterboden, Ladeflächen und Innenraum).
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Afrikanische Schweinepest - Vorsicht bei Jagdreisen: Einschleppung der Tierseuche nach Deutschland vermeiden! https://www.bmel.de/SharedDocs/Download ... cationFile
"Wollen Sie sicher ausschließen", dass die ASP in Ihr Jagdrevier eingeschleppt wird, wird empfohlen... Eine Anordnung ist das jedenfalls nicht. Und offensichtlich werden Teile von Schwarzwild auch noch gern "z. B. für die Ausbildung von Jagdhunden" verwendet:
Das ASP-Virus ist für Hunde ungefährlich, allerdings lässt sich im jagdlichen Einsatz kaum vermeiden, dass der Jagdhund eng in Kontakt zu kontaminierten Materialien kommt.
Wollen Sie sicher ausschließen, dass der eigene Jagdhund die ASP in Ihr Jagdrevier oder in Hausschweinebestände einschleppt, lassen Sie ihn zu Hause.
[...]
Bringen Sie Jagdtrophäen von Reisen in von ASP-betroffene Regionen nur mit, wenn diese gründlich gereinigt und desinfiziert sind und dies von der zuständigen Veterinärbehörde bestätigt wurde.
Verzichten Sie auf die Einfuhr von Jagdtrophäen und Schwarzwildprodukten, wenn dies nicht gewährleistet ist.
Keinesfalls sollten Blut oder andere unbehandelte bzw. nicht-desinfizierte Teile von Schwarzwild (z. B. Schalen, Pürzel oder Teller) aus den von ASP betroffenen Regionen mitgebracht werden, z. B. für die Ausbildung von Jagdhunden!
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Afrikanische Schweinepest - Vorsicht bei Jagdreisen: Einschleppung der Tierseuche nach Deutschland vermeiden! https://www.bmel.de/SharedDocs/Download ... cationFile
Waschen allein reicht nicht - dabei sind ja selbst unsere Krankenhäuser oftmals schon mit einer effektiven Desinfektion überfordert. Am besten beschäftigt jeder Jagdrevierinhaber einen Hygienebeauftragten, oder fragt lieber vorher mal beim Tierarzt nach (bestimmt!)
Waschen mit Wasser und Seifenlauge kann zwar einen großen Teil von evtl. anhaftendem Material und damit einer Virenfracht beseitigen, hat aber bei dem ASP-Virus keine desinfizierende Wirkung. Für eine Desinfektion sind daher geprüfte Desinfektionsmittel unverzichtbar. Geeignete Desinfektionsmittel finden Sie in der DVG-Desinfektions-mittelliste (...) Bitte wenden Sie sich bei Fragen zu deren Einsatz an Ihren Tierarzt.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Afrikanische Schweinepest - Vorsicht bei Jagdreisen: Einschleppung der Tierseuche nach Deutschland vermeiden! https://www.bmel.de/SharedDocs/Download ... cationFile